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- TitleRudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 29.1.1897, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 6
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 6
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Rudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 29.1.1897, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 6
Jena 29/1[a] 97
Hochgeehrter Herr College!
Mit Vergnügen bin ich bereit die gewünschte Auskunft[1] zu ertheilen. Hinsichtlich der Pädagogik hat sich hier ein fester modus vivendi herausgebildet, mit dem wir ganz zufrieden sind. Vor allem behandeln wir die Pädagogik nur als ein Stück der Philosophie, so daß mir Philosophie und Pädagogik als verschiedene Fächer nebeneinander gelten. Wer eine vorwiegend pädagogische Arbeit einreicht, muß sich unter der Formel melden „Philosophie in der Richtung auf Pädagogik“. Alsdann wird die | Abhandlung einem der Philosophen vom Dekan zugesandt, der Philosoph aber überzeugt sich nur, daß die Arbeit in Wahrheit pädagogischer Art ist, überweist sie aber dann dem Vertreter der Pädagogik, der das eigentliche Referat erstattet. Bei der mündlichen Prüfung wirkt[b] jener Philosoph mit dem Pädagogen zusammen, dem Pädagogen wird nicht nur die Pädagogik, sondern auch die Ethik und die (pädagogische) Psychologie überlassen, der Philosoph dagegen prüft in der theoret[ischen] Philosophie und in der Geschichte der Philosophie. Jeder bekommt gleich viel Zeit. Wird „Philosophie in der Richtung auf Pädagogik“ als Ne|benfach gewählt, so prüft der Pädagog allein, doch ist das bei uns nur selten vorgekommen.
Was die Zeit der Doctorprüfungen anbelangt, so gilt bei uns als normaler Termin der Sonnabend Nachmittag, da dann weder Vorlesungen noch Seminare stattzufinden pflegen. Doch werden davon nicht selten Ausnahmen gemacht, sei es auf Wunsch einzelner Collegen, sei es gegen Schluß des Semesters, wenn sich die Prüfungen häufen.
Darf ich, verehrter Herr College, die Gelegenheit benutzen, Ihnen für die so sehr liebenswürdige Besprechung meiner „Lebensanschauungen“[2] | in den „Kantstudien“ meinen herzlichen Dank zu sagen? Die Besprechung war wertvoll für das Buch und hat mich lebhaft erfreut.
Mit besten Grüßen Ihr sehr ergebener
R. Eucken.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Besprechung meiner „Lebensanschauungen“ ] innerhalb von Vaihinger: Litteraturbericht. In: Kant-Studien 1 ([1896]/1897), S. 443–464, hier S. 443–444.▲