Bibliographic Metadata
- TitleMarcus Jacob Monrad an Vaihinger, Christiania (seit 1924 Oslo), 30.10.1896, 3 S., hs., Wasserzeichen ovaler Gürtel mit Schnalle, umschließt französische Lilie, mit umlaufender Inschrift CORRESPONDENCE PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 9 h, Nr. 3
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 9 h, Nr. 3
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Marcus Jacob Monrad an Vaihinger, Christiania (seit 1924 Oslo), 30.10.1896, 3 S., hs., Wasserzeichen ovaler Gürtel mit Schnalle, umschließt französische Lilie, mit umlaufender Inschrift CORRESPONDENCE PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 9 h, Nr. 3
Christiania d. 30 Oct[ober] 1896.
Hochgeehrter Herr College!
Selbstverständlich ist Nichts unbestreitbarer als Ihr Recht, als Redacteur einer Zeitschrift unter eingegangenen oder angebotenen Beiträgen zu wählen und abzulehnen, wie es Ihnen gefällt; und Sie hätten darum nicht nöthig gehabt – was ich jedoch als eine Höflichkeit dankbar anerkenne – die erstaunliche Ueberfülle von Aufsätzen, die vor dem meinigen das Vorrecht haben sollen, zu documentiren. Und es war auch meinerseits zum Ueberfluß, daß ich im Voraus jenes Recht anerkannte.
Indeß läugne ich nicht, daß es mir – nach Ihrem so ungemein entgegenkommenden ersten Schreiben (worin auch keine Sylbe von jener Ueberfülle vorkam, ebensowenig wie in der kurzen Mittheilung nach dem Empfang meines Manuscriptes) – eine unangenehme Ueberraschung war, meinen Aufsatz[1] zurückgeschickt zu erhalten, und ich konnte mich kaum des Eindrucks erwehren, daß derselbe Ihnen aus irgend einem Grunde – etwa[a] als | zu unbedeutend oder sonst unglücklich – mißfallen habe. Nun, dabei ist Nichts zu thun, und Sie sind mir darüber keine Rechenschaft schuldig.
Allein nachdem Sie mir einmal freundlich begegnet sind, darf ich vielleicht hoffen, daß Sie einem alten Collegen einen nicht unerheblichen wissenschaftlichen Dienst erweisen wollen. Es ist mir nämlich eingefallen – weil ich, wie ich bekannt habe, in der neueren Kantliteratur wenig zuhause bin – daß der Hauptgedanke meines Aufsatzes: durch genauere Analyse vom Begriffe Noumenon „aus einer leeren Stelle des Kantischen Systems einen Begriff zu machen,“ möglicher Weise schon früher von einem Anderen und zwar besser und erschöpfender entwickelt worden sei. Ich möchte also Sie als vorzüglichen Kenner jener Literatur ersuchen, mich davon kurz[b] zu unterrichten, ob und dann wo und von wem das geschehen ist. Denn wenn das der Fall sein sollte, so will ich ganz von jedem Versuche | absehen, die Publication meines Aufsatzes[2] irgendwie zu erzielen. Im entgegengesetzten Falle will es mir doch scheinen, jener Gedanke könne von einigem Interesse sein und jedenfalls verdienen der öffentlichen Prüfung vorgelegt zu werden.
Mit ungeschmälerter Hochachtung ergebenst
M. J. Monrad
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
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