Bibliographic Metadata
- TitleMarcus Jacob Monrad an Vaihinger, Christiania (seit 1924 Oslo), 16.9.1896, 3 S., hs., Wasserzeichen ovaler Gürtel mit Schnalle, umschließt französische Lilie, mit umlaufender Inschrift CORRESPONDENCE PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 9 h, Nr. 2
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 9 h, Nr. 2
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Marcus Jacob Monrad an Vaihinger, Christiania (seit 1924 Oslo), 16.9.1896, 3 S., hs., Wasserzeichen ovaler Gürtel mit Schnalle, umschließt französische Lilie, mit umlaufender Inschrift CORRESPONDENCE PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 9 h, Nr. 2
Christiania d. 16 Sept[ember] 1896.
Hochgeehrter Herr College!
Für Ihren freundlichen und mir in so mancher Rücksicht erfreulichen Brief[1] meinen besten Dank!
Da Sie jetzt wohl in Halle zurück sein werden, schicke ich Ihnen hierbei den versprochenen philosophischen Aufsatz[2]. Wie ich schon gestanden habe, bin ich gar nicht in der neueren Kantliteratur zuhause, und habe um so weniger darauf irgend welche Rücksicht machen können, als mein Aufsatz während eines Ferienaufenthalts auf dem Lande, fern von allen literären Hülfsmitteln (selbst Kants Schriften hatte ich nicht bei mir) geschrieben wurde, und als ich nach meiner Zurückkunft das Geschriebene durchsehen und hier und da einen Ausdruck sichten konnte, war es zu spät, die Literatur zu Rathe zu ziehen. Es wird aber vielleicht von einigem Interesse sein zu sehen, wie von einem solchen fernen und unbefangenen – | ich möchte sagen: jungfräulichen Zuschauer die Sache betrachtet werde. Ich konnte mich indeß nicht dem Gefühl erwehren, daß ich mit meiner Dialektik und Hervorhebung – „Verabsolutierung“ wird vielleicht das Stichwort sein – des reinen Gedankens in einer Zeit, wo man gewöhnlich in empirisch-gediegenen Vorstellungen zu denken scheint, als ein Nachzügler werde betrachtet werden; ich habe diesem Gefühl auf der letzten Seite einen leisen Ausdruck gegeben und mir sogar erlaubt, nach altem Brauch mit einem Horazischen Spruche zu schließen[3]. Falls Sie aber besonders das Letztere gar zu „altfränkisch“ und nicht zum ganzen Ton der Abhandlung passend finden sollten, so habe ich Nichts dagegen, daß Sie es ganz einfach weglassen.
Ich habe zur Bequemlichkeit des Lesers kleinere Abschnitte mit römischen Ziffern bezeichnet; auch diese können, wenn es Ihnen besser gefällt, ausgelassen werden. |
Vor Allem habe ich gewagt vorauszusetzen, daß Sie die Güte haben wollen, etwaige Sprachschnitzer und die schreiendsten Undeutschheiten in der Correctur zu verbessern. Die leichteren wird man hoffentlich dem Ausländer zu Gute halten.
Vielleicht ist es zweckmässig, daß ich eine Revision sehe.
Mit ausgezeichneter[a] Hochachtung ergebenst
M. J. Monrad
P. S. Sie haben vielleicht die Güte mich durch eine Briefkarte[4] von der richtigen Ankunft des Manuskriptes zu benachrichtigen, samt[b] zu welcher Zeit der Druck mutmaßlich erwartet werden kann.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
3↑mit einem Horazischen Spruche zu schließen ] der Aufsatz Monrads schließt mit Worten nach Horaz: Und er möchte dem geneigten Leser mit dem alten Dichter zurufen: Si quid novisti rectius istis, Candidus imperti! si non, his utere mecum! –▲