Bibliographic Metadata
- TitleWilhelm Windelband an Vaihinger, Straßburg, 4.11.1895, 3 S., hs. (dt. Schrift), Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 9 l, Nr. 3
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 9 l, Nr. 3
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Wilhelm Windelband an Vaihinger, Straßburg, 4.11.1895[1], 3 S., hs. (dt. Schrift), Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 9 l, Nr. 3
Strassburg i. E. 4.11.95
Sehr geehrter Herr Kollege
Verzeihen Sie gütigst, daß meine Antwort auf Ihre gef[ällige] Anfrage durch einen Ausflug nach Baden-Baden, wo ich zum Semesterbeginn auf etwas Aufmunterung meiner im Sommer durch einen Unfall[2] heimgesuchten Gehverhältnisse suchte, unliebsam verzögert worden ist. Ihr Unternehmen[3] hat mich im ersten Moment etwas erstaunt, da ich meinerseits wegen der schon allzu reichlichen Anzahl unsrer philos[ophischen] Zeitschriften, die alle kaum an Manuskript-Ueberfluß leiden[a] und jüngst auch noch durch das offenbar totgeborene Kind von Schuppe und Schubert-Soldern[4] vermehrt wurden, der Meinung sein würde, daß in diesem embarras de richesse[5] noch die | Arbeiten über Kant ihren Raum finden würden. Andererseits gebe ich Ihnen zu daß, wenn irgend ein besonderer Gegenstand wert und fähig ist, ein solches Organ zu tragen, dies bei Kant der Fall ist, und wenn Sie so freundlich sind meiner Mitwirkung den Sinn beizulegen[6], in welchem Sie schreiben, so bin ich gern bereit, Ihrem Wunsche gemäß in das Redaktions-Komite einzutreten. Was ich in diesem zu leisten habe, will ich gern erfüllen, auch hoffe ich gelegentlich mich sachlich zu beteiligen[7], wenn[b] ich auch für die nächste Zeit in dieser Hinsicht keine bindenden Zusicherungen machen | kann.
Mit dem Wunsche eines glücklichsten Gedeihens für das Unternehmen bin ich mit ergebenstem Gruße Ihr
Windelband
Kommentar zum Textbefund
a↑die alle kaum an Manuskript-Ueberfluß leiden ] mit Bleistift unterstrichen (der Brief ist in schwarzer Tinte geschrieben)Kommentar der Herausgeber
1↑Wilhelm Windelband an Vaihinger, Straßburg, 4.11.1895 ] Erstabdruck in Klaus Christian Köhnke: Sinn für Institutionen. Mitteilungen aus Wilhelm Windelbands Heidelberger Zeit (1902–1915). In: Hubert Treiber, Karol Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen 1995, S. 53.2↑Unfall ] vgl. Windelband an Georg Jellinek vom 8.12.1895 (Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/32): Mich hat einiges Pech verfolgt. Aus der Kniegelenkschädigung, die ich mir in den Vogesen geholt hatte […], entwickelte sich eine Venen-Entzündung, die wochenlang im Bett abgewartet werden mußte. Erst im Schwarzwald (Freudenstadt und Wolfach) lernte ich ordentlich wieder gehen, und muß nun froh sein, daß ich von der thörichten Geschichte mit einem blauen Auge und einigen rheumatischen Resten davongekommen bin.3↑Ihr Unternehmen ] vgl. die Meldung der Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) WS 1895/1896, Nr. 66 von März 1896, S. 56 über die Gründung der Kant-Studien durch Vaihinger, mit Windelband im wissenschaftlichen Beirat.4↑totgeborene Kind von Schuppe und Schubert-Soldern ] gemeint ist die 1895 von Wilhelm Schuppe und Richard von Schubert-Soldern gegründete Zeitschrift für immanente Philosophie, die mit Bd. 4 (1898) ihr Erscheinen einstellte.6↑meiner Mitwirkung den Sinn beizulegen ] die auf dem Titelblatt der Kant-Studien aufgeführten Personen hatten keine engere Verpflichtung Redaktionsgeschäfte zu erfüllen. Ihre Nennung diente als Qualitätsnachweis nach Art eines wissenschaftlichen Beirats.7↑beteiligen ] Windelband veröffentlichte in den Kant-Studien: Rezension über Eckoff, William: Kant’s Inaugural-Dissertation of 1770 transl. into English with an Introduction and Discussion. New York 1895. In: Kant-Studien 1 (1897), S. 264–268; Kuno Fischer und sein Kant. In: Kant-Studien 2 (1898), S. 1–10; Nach hundert Jahren. In: Kant-Studien 9 (1904), S. 5–20; Schillers transscendentaler Idealismus. In: Kant-Studien 10 (1905), S. 398–411; Otto Liebmanns Philosophie. In: Kant-Studien 15 (1910), S. III–X.▲