Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 7.1.1888, 3 S., hs., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
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- Place and Date of Creation
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- Physical LocationGeheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
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Vaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 7.1.1888, 3 S., hs., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
Hochzuverehrender[a] Herr Geheimer Regierungsrath![b]
Meine innige Dankbarkeit für Ihre große Güte, durch welche ich vor bald vier Jahren hieher nach Halle berufen worden bin, glaubte ich bisher Ihnen nicht besser[c] beweisen zu können, als indem ich Sie, dessen Zeit und Kraft so ungemein in Anspruch genommen werden, mündlich und schriftlich möglichst wenig belästige.
Wenn ich nun doch, nach vier Jahren, es wage, mich Ew. Hochwohlgeboren mit einer Bitte ergebenst zu nahen, so glaube ich dies genügend motiviren zu können.
Als Ew. Hochwohlgeboren mich hieher zu berufen die Gewogenheit hatten, bewilligten Sie mir einen Gehalt von 2500 Mark. Dazu treten nun (außer dem üblichen Wohnungszuschuß) in den ersten drei Jahren meines hiesigen Aufenthaltes noch die Einnahmen, welche ich als Mitglied | der Prüfungscommission bezog, und welche, Alles in Allem genommen, nahezu 500 Mark betrugen.
Seitdem nun aber statt meiner Herr Professor Stumpf in die Prüfungscommission aufgenommen worden ist, ist diese, für meine Verhältnisse nicht unbeträchtliche, Einnahme, auf welche ich von Anfang verwiesen worden war und gerechnet hatte, weggefallen.[d]
Ich würde es nun, trotzdem ich keine anderen Einnahmequellen habe, nicht wagen, Sie mit einer Bitte um Aufbesserung meines Gehaltes vielleicht auf dreitausend Mark[e] zu belästigen, wenn ich nicht durch den erwähnten Ausfall meiner Einnahmen daran gehindert würde, meine Gesundheit so zu pflegen, wie es meine durch die hiesige Luft etwas angegriffene Constitution erfordert. So ist z. B. ein mehrwöchiger Aufenthalt an der See[f], der mir dringend jährlich[g] angeraten ist, mit meinen jetzigen Einnahmeverhältnissen fast nicht zu vereinigen. Und doch liegt es gewiß im Interesse der Sache, daß ich in den Stand gesetzt werde, das große, seit Jahren aufgehäufte | Material für die Fortsetzung meines Kantwerkes zu verarbeiten.[h]
An das Beste aber, an die Gründung einer Familie, kann ich bei meinen jetzigen Einnahmen schon gar nicht denken. Die Collegiengelder sind hier, wo so viele arme Studirende sind, so niedrig und es wird so viel gestundet, daß ich daraus auch nur einige hundert Mark beziehe. Wie die Verhältnisse in dieser Beziehung hier liegen, ist ja Ew. Hochwohlgeboren ganz bekannt und es spielt dieser Umstand ja bei Berufungen hieher, wie z. B. bei der Berufung des Herrn Professor Wagner aus Göttingen[1], eine bedeutende Rolle in der Bemessung des Gehaltes.[i]
Indem ich nun Ew. Hochwohlgeboren meine Bitte zu gütiger Erwägung und Berücksichtigung vertrauensvoll anheimstelle, ergreife ich die Gelegenheit, den Gefühlen der Dankbarkeit und Verehrung Ausdruck zu geben, die ich Ihnen gegenüber stets hegen werde.
Ew. Hochwohlgeboren verehrungsvoll ergebenster
H. Vaihinger.[j]
Halle a/S. den 7. Januar 1888.
Kommentar zum Textbefund
a↑Hochzuverehrender ] darüber mit Bleistift Zeichen ∅ und Notiz von Althoffs Hd.: Gehaltserhöhung gewünscht. | Abwinken. Unter Anrede: Literar. Arbeiten seit 4 Jahren?Kommentar der Herausgeber
1↑Professor Wagner aus Göttingen ] Albrecht Wagner (1850–1909), Anglist, 1885 ao. Prof. in Göttingen, 1887 Lehrstuhlvertretung in Halle, 1889 dort o. Prof. (https://www.catalogus-professorum-halensis.de/wagneralbrecht.html (19.8.2024)).▲