Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Straßburg, 22.3.1884 (1), 4 S., hs., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
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- Physical LocationGeheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
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Vaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Straßburg, 22.3.1884 (1), 4 S., hs., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
Straßburg i/E
den 22. März 1884.
Hochzuverehrender Herr Geheimer Rath!
Gestatten Sie mir, hochzuverehrender Herr Geheimer Rath, dem beifolgenden officiellen Annahmeschreiben[1] noch einige persönliche Worte des lebhaftesten Dankes für Ihre große Güte ganz ergebenst hinzuzufügen. Die mir heute Morgen durch Herrn Curator Ledderhose eröffnete Berufung hat mich mit größter Freude erfüllt, und ich darf es als ein gutes Omen betrachten, daß mir diese Berufung in den Preußischen Dienst gerade an dem Tage zugekommen ist, an welchem das Geburtsfest Sr Majestät des Kaisers und Königs[2] überall freudig gefeiert wird. |
Als eine besondere Güte würde ich es betrachten, wenn meine Bitte um Reiseentschädigung Berücksichtigung finden könnte.
Was die Einrichtung eines Philosoph[ischen] Seminars betrifft, so ist der Gedanke auch nur als ein bescheidener Wunsch ausgesprochen. Auch kann ja daran nicht meinerseits gedacht werden, ehe die Herren ordentlichen Professoren Erdmann und Haym den Gedanken zu dem ihrigen machen; ich denke mit denselben persönlich nach meiner Ankunft in Halle darüber zu sprechen. Es bestehen solche Seminarien bis jetzt in Straßburg und Freiburg; das Letztere ist dem Ersteren nachgeahmt. Auch in Leipzig ist etwas Ähnliches. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um Anschaffung einer Handbibliothek für die Studirenden zur Ermöglichung ergiebiger praktischer Übungen in der Lectüre der vorzüglichsten philosoph[ischen] Schriftsteller. Man kann mit verhältniß|mäßig kleinen Summen schon Ordentliches leisten. Es besteht ja jetzt überall das Bestreben, durch praktische Übungen die Studirenden unmittelbar in wissenschaftliche Thätigkeit einzuführen; und solche praktische Übungen[a] sind natürlich mit mehr Nutzen und Erfolg verbunden, wo man die nötigen Hilfsmittel zur Hand hat. Hier in Straßburg hat man ja in dieser Hinsicht gerade diese Seite der academischen Tätigkeit besonders begünstigt. Ich wiederhole, daß ich nur einen Wunsch ausspreche, der sich mir aufdrängt, dessen[b] Erfüllung ich sachlich für zweckmäßig und dankenswerth halte, dessen weitere Verfolgung ich aber ganz von der Einstimmung der Herren Professoren Erdmann und Haym und von[c] der hochgeneigten Billigung der Hohen Regierung abhängig mache.
Daß mir Herr Geh. Rath Professor Dr Erdmann die spätere Besorgung seines „Grundrisses“[3] anvertrauen will, | ist eine Ehre, deren Tragweite ich wohl zu schätzen weiß. Ich werde daher diese Aufgabe auch mit Vergnügen übernehmen.
Genehmigen Sie, hochzuverehrender Herr Geheimer Rath, nochmals den lebhaften Ausdruck des gehorsamsten Dankes für das gütige Vertrauen und das hochgeneigte Wohlwollen, daß Sie mir beweisen und gestatten Sie die aufrichtige Versicherung der dankbarsten Verehrung, mit der ich zeichne Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster
Professor Dr Vaihinger.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
3↑seines „Grundrisses“ ] die Rede ist von Johann Eduard Erdmanns zweibändigem: Grundriss der Geschichte der Philosophie (zuerst 1866); die 4. Aufl. 1896 wurde von Benno Erdmann bearbeitet. Eine Beteiligung Vaihingers ist nicht nachgewiesen.▲