Bibliographic Metadata
- TitleBenno Erdmann an Vaihinger, Kiel, 21.4.1883, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 m, Nr. 8
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 m, Nr. 8
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Benno Erdmann an Vaihinger, Kiel, 21.4.1883, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 m, Nr. 8
Kiel d. 21/4 83.
Sehr geehrter Herr Dr.,
Ich habe bis heut mit der Beantwortung Ihres freundlichen Schreibens[1] gezögert, weil ich erst schreiben wollte, wenn ich Bestimmteres wüsste. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, dass ich falls ich noch hier fortkommen sollte an Sie als einen der ersten denken werde, den ich als Nachfolger empfehlen könnte. Anders lag die Sache von vornherein bei der jetzigen Vacanz. Unser erster Gesichtspunkt musste sein, an solche Philosophen zu denken, die durch ihr[a] Studiengebiet und ihre Lehrtätigkeit ein Compliment zu mir bildeten, so dass eine möglichst vollständige Vertretung des | Gesammtgebietes erreicht würde, während andernfalls bei der Kleinheit der Universität trotz des regen philosophischen Interesse, das jetzt unter unseren Studierenden herrscht, doch nur eine unliebsame Häufung des Gleichartigen zu erwarten gewesen wäre. Diese Ansicht ist in der Facultät denn auch einstimmig zum Ausdruck gelangt. So werden wir vor allem an solche Vertreter denken, deren hauptsächliches Studiengebiet durch die griechische Philosophie gegeben ist. Ich habe in meinen Vorlesungen und Übungen mich stets bemüht, zur Geltung zu bringen, was mir durch die naturwissenschaftlichen Methoden und Ergebnisse an Material zugeführt und an Problemen gestellt ist, und muss mich auch im Interesse meiner Studien freuen, dass es mir möglich werden wird, mehr als bisher mich in meinen ursprünglichen Studien|kreisen heimisch zu machen. Wen wir vorschlagen werden, steht noch dahin. Dass Freudenthal[2], den ich persönlich sehr hoch schätze, als einer der ersten in Betracht kommen wird, davon bin ich überzeugt.
Von Breslau weiß ich noch nichts Definitives. Die nächsten Monate müssen ein solches ja bringen. Ich bitte Sie deshalb freundlichst nach wie vor, die Sache möglichst mit Schweigen zu bedecken. Denn ich darf überzeugt sein, dass Fischer die Hoffnung meine Berufung zu hintertreiben erst aufgeben wird[b], wenn er vor der vollendeten Tatsache steht. Und ich habe nicht den Wunsch, meine Person durch Angriffe, für die ich nur Schweigen habe, von[c] Unkundigen verunglimpft[d] zu hören.
Wittes Artikel[3] kenne ich nicht. Er[e] hat mir nichts gesendet. Lesen werde ich sie erst, wenn ich Anlass habe auf die Sache einzugehen. Was Sie über Zeller und Diels gehört haben | beruht, ich glaube zweifellos, auf Irrtum, sowol was Zellers Absicht als Diels’ Aussicht betrifft, das letztere einfach deshalb nicht[f], weil Diels nicht die Absicht hat überhaupt einen philosophischen Lehrstuhl aufzunehmen.
Witte ist übrigens auch für Sie doch kein ernster Gegner. Er hat sich durch alles was er geschrieben hat für jeden Sachverständigen genügend charakterisiert.
Haben Sie in Basel keine Aussicht? In der Hoffnung, dass Ihr Geschick sich recht bald wie Sie wünschen wende bleibe ich Ihr ganz ergebener
B Erdmann
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
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