Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Zarncke, Straßburg, 17.4.1883, 12 S., hs., Universitätsbibliothek Leipzig, Nachlass Zarncke, NL 249/1/V/33
- Creator
- Recipient
- ParticipantsAdolf Bolliger ; Ferdinand Avenarius ; Benno Erdmann ; Carl Grapengießer ; Ernst Bratuscheck ; Ernst Laas ; Kuno Fischer ; Friedrich Zarncke ; Georg Curtius ; Gustav Glogau ; Max Heinze ; Hermann Siebeck ; Hermann Ulrici ; Hubert Janitschek ; Johannes Volkelt ; Julius Walter ; Immanuel Kant ; Johann Heinrich Lambert ; Max Roediger ; Paul Natorp ; Otto Caspari ; Karl Prantl ; Christoph Sigwart ; Gustav Thiele ; Théodule Ribot ; Wilhelm Wundt
- Place and Date of Creation
- Series
- Physical LocationUniversitätsbibliothek Leipzig, Nachlass Zarncke, NL 249/1/V/33
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Vaihinger an Friedrich Zarncke, Straßburg, 17.4.1883, 12 S., hs., Universitätsbibliothek Leipzig, Nachlass Zarncke, NL 249/1/V/33
Straßburg 17.IV.83
Hochzuverehrender Herr Professor!
Anbei beehre ich mich Ihnen meine Erwiderung[1] zu übersenden. Ich hoffe und wünsche, daß dieselbe Ihren Beifall finde. Sollten Sie Änderungen für nothwendig finden, so bitte ich um gütige Mittheilung Ihrer Meinung und um Ihren Rath.
Den Vorwurf, daß ich mich bei Recensionen unterzeichnet habe, welche mich empfehlen sollten, bin ich mir im Innersten bewußt nicht verdient zu haben. Derselbe kann sich nur auf die Recension von Walter in No 45[2] des vorigen Jahrganges beziehen, da diese allein mit V….r bezeichnet ist. Aber gerade dieser Fall ist eine glänzende Rechtfertigung meiner Integrität: Laut des Begleitbriefes habe ich die Walter’sche Schrift am 15. Oct[ober] 1881 zur Anzeige zugesandt erhalten. Ich habe laut meinem Briefcatalog die Recension fast genau ein Jahr später abgesandt, nämlich am 10/X 1882. | Ich ließ die Schrift den ganzen Sommer 1882 über unbesprochen, während der Zeit, in welcher ich in Königsberg durch Walter in Vorschlag zu kommen wünschte. Dieser Vorschlag, bei dem ich tertio loco genannt war, erfolgte Ende des Sommersemesters 1882. Ich ließ[a] jene Schrift Walters nicht blos aus Zufall unbesprochen, sondern mit Absicht. Ich habe mit Prof. Laas mehrfach damals darüber geredet, daß ich eine Schrift Walters zu besprechen habe, ich wolle es aber nicht thun, ehe die Königsberger Angelegenheit erledigt sei, um nicht den Schein der Captivirung auf mich zu laden. Ich schrieb die Recension aber auch dann nicht, als der Vorschlag erfolgt war, sondern erst als die Nachricht der Ernennung Thiele’s hier eintraf. Dann erst besprach ich Walter’s Schrift. – Und nun der Grund, warum ich doch meinen Namen darunter setzte, was ja doch nachträglich nicht den[b] Zweck haben konnte, „um mich zu empfehlen“. Es erschien zur kritischen Zeit der Vorschläge ein Artikel von Volkelt in Jena[3], in welchem dieselbe Schrift Walters in überschwänglichen Ausdrücken gelobt | war. Dieses Verhalten Volkelts, der übrigens nicht in Vorschlag kam, obgleich er sich sehr darum bemühte, empörte mich so, daß ich meinerseits das entgegensetzte Verhalten einschlagen wollte: ich wollte meine Meinung über die Schrift sagen, als die Sache vollständig erledigt war; und um dies recht bekannt zu machen im Gegensatz zu dem ersteren Verhalten, zeichnete ich ausnahmsweise so, daß ich kenntlich war. Meine am 10. October 1882 abgesandte Recension konnte also in keiner Weise dazu beitragen sollen, „mich zu empfehlen“.
Da Sie jedoch, verehrtester Herr Professor, im Plural von „Kritiken“ sprechen, bei welchem das der Fall gewesen sein soll, so habe ich sämtliche Recensionen durchgegangen[c] und nur noch Eine gefunden, auf welche sich Ihr Tadel bezogen haben könnte: die Recension Benno Erdmanns[d] im Jahrg[ang] 1882 No 27[4], welche mit V. unterzeichnet ist. Daß auch diese nicht jenem verwerflichen Zwecke erfolgen[e] konnte, kann ich leicht nachweisen. Erdmann hatte mich zunächst | durch Avenarius, dann direct gebeten, seine „Nachträge“ in der Zeitschrift von Avenarius d. h. in der Vierteljahresschrift anzuzeigen[5]. Ich schrieb ihm, sowie Avenarius darauf, daß ich schon das Referat für das L[iterarische] C[entralblatt] habe und eine doppelte Anzeige nicht gerne machen wolle, da dies meistens scheel angesehen wird. Av[enarius] redete mir jedoch das Bedenken aus und so übernahm ich auch die Anzeige für seine Zeitschrift, die dann auch nach langem Liegen in der nächsten Nummer erscheint[f]. – Somit wußte Benno Erdmann[g] schon vorher, daß die betreffende Anzeige von mir sein werde (denn sie war damals noch nicht geschrieben, wie ich durch die Vergleichung der Briefe erweisen kann: Avenarius’ Brief ist vom 5.[h] April[6], Erdmanns Brief vom 18. April 1882[7] – meine Recension erschien aber erst am 1 Juli 1882.) Meine Chiffre .V. Konnte somit auch in diesem Falle chronologisch[i] nicht die Absicht der „Empfehlung“ haben, in diesem Fall, weil der Recensirte den Namen auch so schon kannte. Ich setzte aber doch meine kenntliche Chiffre darunter, weil ich in jener Recension gegen Fischer auftrat[8] und weil meine Zurückweisung Fischer’s von einem Anonymus in diesem Falle | keinen[j] Eindruck gemacht hätte: so bürgte mein Name dafür, daß die Zurückweisung Fischer’s und das Eintreten für Benno Erdmann[k] von Jemand herrührt, der das Recht sich erworben hat, in Kantsachen ein Wort mitzusprechen.
Diese Thatsachen genügen, um mich von dem Verdacht zu reinigen, ich hätte mich gelegentlich durch Recensionen „empfehlen“ wollen. Daß das nicht meine Absicht ist, kann ich auch als Beweis anführen, daß ich solche Gelegenheiten nicht benutzt habe: z. B. in No 45 (1882) habe ich Prantl gelegentlich gelobt[9] (in der Rec[ension] von Lambert)[l] (an dessen[m] guter Meinung mir sehr viel gelegen ist) – ohne Unterzeichnung. In No 1 (1883)[10] habe ich Ulrici gelobt (Rec[ension] von Grapengießer) – ohne Namensnennung – und doch ist U[lrici] durch seine Zeitschrift[11] einflußreich. Es widerstrebt mir, in dieser Weise noch weiter auf Details einzugehen – aber es muß mir sehr viel daran liegen, meine moralische Integrität zu wahren und mich von jedem Vorwurfe persönlicher Parteilichkeit zu reinigen. Ich verzichte auch auf weitere Details, weil das Bisherige dazu vollauf genügt. |
Ich habe von der Recensionsthätigkeit eine hochmoralische Auffassung und betrachte bes[onders] die Thätigkeit am L[iterarischen] C[entralblatt] als ein Vertrauensamt im eminenten Sinne. Wohl wissend, wieviel von Recensionen abhängt, und gerade von solchen im L[iterarischen] C[entralblatt] – habe ich meine bisherigen Recensionen alle sehr ernsthaft genommen. Man sieht, daß dieselben auf eingehendem, liebevollen Studium der Werke beruhen; sie machen mir sehr viele Mühe, da jeder Ausdruck abgewogen sein will: diese kurzen Anzeigen erfordern ja unverhältnißmäßig vielen Aufwand an Zeit und Feilung. Aber ich theile die Auffassung meines Freundes Janitschek, mit dem ich mich oft darüber unterhalte, daß im Interesse der Wissenschaft und der strengen Methode in derselben diese Zeit und Mühe aufgewendet werden muß. Für die Natorp’sche Rezension[12] habe ich 3 Tage gebraucht. Die Schärfe und Heftigkeit derselben hat ihren guten Grund. Ich spreche im Wesentlichen in Übereinstimmung mit der Richtung, welche durch Wundt, Heinze, Avenarius[13], Laas vertreten ist: ich glaube, daß alle meine Recensionen im Sinne dieser Richtung gehalten sind, deren Principien ich theile. Wir halten die wissen|schaftliche Philosophie außerordentlich gefährdet durch die orthodoxen Kantianer. Ein wahres enfant terrible dieser Orthodoxen ist Natorp: meine heftige Zurückweisung dieser wissenschaftlichen Methode hatte den Zweck, den Verfasser selbst über seinen falschen Weg stutzig zu machen, ihn auf den richtigen zu leiten, und zu zeigen, wohin der seinige[n] Weg führt. Die scharfe Recension sollte die Fachgenossen[o] auf den Irrweg aufmerksam machen: die Recension hat denn auch in diesem Sinne genützt und nur Gutes gewirkt. Die Schärfe derselben war gerechtfertigt und geboten durch den hochfahrenden Ton der Schrift: wie sich überhaupt die orthodoxen Kantianer durch diesen Ton der Infallibilität und Verachtung der exacten, philologisch-historischen Methode auszeichnen.
Ich ließ diese Recension anonym, weil ich überhaupt mich entschlossen hatte, von jetzt an alle Recensionen ohne Ausnahme anonym zu halten, wie ich dies denn auch bei den letzten 8, welche erschienen sind, so gehalten habe: auch die noch nicht abgedruckten sind, so viel ich mich erinnere, aus diesem Grunde ohne kenntliche Chiffre. |
Es ist seit dem Bestehen der kritischen Blätter viel, unendlich viel für und besonders[p] gegen die Anonymität geschrieben worden: ich habe Vieles darüber gelesen in allen möglichen Zeitschriften[q] und Tonarten. Ich halte die anonyme Recension für erlaubt und unter Umständen geboten. Sie ist ein Schutz der Wahrheit. Diese Meinung theilen Sie[14] verehrtester Herr Professor ja selbst. Besonders ein Mann in meiner Lage ist nicht im Stande, offen die Wahrheit zu sagen, ohne sich Verfolgungen und Revindicationen auszusetzen: ich habe mir[r] zum Beispiel durch eine[s] namentliche Recension bei Roediger[15][t], welche durchaus der Wahrheit entsprechend war, so viel Unannehmlichkeiten zugezogen, daß ich nunmehr weiß, was es heißt, die Wahrheit zu sagen und sich der Verfolgung einer Coterie auszusetzen. Lobt man oder tadelt man – man stößt in jedem Falle an. Also Anonymität ist ein sehr wirksamer Schutz für Wahrheit. Sie hat den Werth ferner, die Rec[ension] wirksamer zu machen: die unterzeichnete Recension macht meistens wenigen Eindruck. |
Ich[u] wäre nicht im Stande, meine Meinung – welche übrigens keine Privatmeinung ist, sondern Principien der oben genannten Richtung conform ist – ungeschminkt zu sagen. Ich hätte z. B. Ribot (No 1, 1883[16]) nicht so scharf recensiren können, denn er ist Herausgeber einer einflußreichen Zeitschrift[17]; ich hätte über[v] Caspari (No 45 in 1882[18]) nicht die Wahrheit sagen können, denn ich kenne ihn zufällig persönlich aus früherer Zeit, obwohl ich nicht mit ihm in Verbindung stehe[19] u. s. w.
Ich gestehe, daß ich bei der vorliegenden Erwiderung eine Namensnennung nicht für nothwendig halte. Es sind mir mehrere Präcedenzfälle bekannt, wo bei solchen Erwiderungen die Anonymität gewahrt blieb: z. B. hat ein Recensent in der „deutschen Literaturzeitung“ 1882 No 24[20] bei der Entgegnung auf eine Erwiderung seinen Namen nicht genannt. Im Lit[erarischen] Centr[al] Bl[att] 1883 No 12, Sp. 430 ist auf eine Revindication hin der Name des Recensenten doch nicht mitgetheilt worden. Ich finde das ganz gerechtfertigt. In meinem Falle | würde die Folge sein, daß ich nicht mehr mit derselben Objectivität von bisher Lob und Tadel aussprechen kann. Es wird jetzt Jeder bei jeder nicht unterzeichneten Recension auf mich als Verfasser[w] raten; ich würde mich also immer nennen müssen; oder ich müsste eventuell eine Erklärung erlassen[21], daß diese oder jene Recensionen nicht von mir herrühre. Ein Beispiel der daraus entstehenden Widerwärtigkeiten: Ich sandte Ihnen am 7. Januar 1883 eine Recension über Bolliger, Antikant[22]. Mitte Januar starb Bratuscheck in Gießen, sein Nachfolger ist – Siebeck[23] in Basel. In Basel denkt man neben Glogau besonders an mich, auf eine (von mir gar nicht provocirte) Empfehlung Sigwarts hin und in Erinnerung an mein Buch über Lange[24], das den liberalen Theologen gefallen hat. Aber in Basel ist auch – Bolliger. Er ist | Concurrent für die Stelle und wird auf die Liste kommen. Werde ich nun sein College, welcher Empfang, wenn er mir sagt: Sie sind der Recensent! Ja, ich gerate sogar in den Verdacht, durch das unlautere Mittel einer Recension ihm geschadet haben zu wollen: und doch ist meine Recension am 7. Januar abgesandt, als sogar Bratuscheck noch lebte. Ich muß also – schon aus dem Grunde, weil mir gerade der Verdacht jener Unlauterkeit in Basel schaden könnte – meine Recension umarbeiten, ich muß – die Wahrheit abstumpfen, ich muß geradezu die Unwahrheit sagen: alles als Folge meiner jetzigen Namensnennung. Und viele[x] solche Widerwärtigkeiten und Zweideutigkeiten währen die Folgen.
Wenn Sie die Unterzeichnung absolut für geboten halten, so bitte ich Sie, den Namen hinzuzufügen. Für jeden Fall muß ich aber dann um die Güte bitten, mir | die auch bei Ihnen liegende Bolliger’sche Recension zur Umarbeitung zuzusenden aus den genannten Gründen. Bei der Schroffheit der Gegensätze der beiden oben genannten Richtungen ist es dann auch nicht mehr möglich, für die wissenschaftliche Richtung mit Nachdruck einzutreten. Die Kantianer thun ja ohnedieß alles, um mich zu unterdrücken, weil ich zum erstenmal sie am Lebensnerv selbst angegriffen habe – an der Interpretation Kants, welche man ihnen bisher arglos anvertraut hatte – und ich habe gezeigt, welchen Mißbrauch sie dabei begangen haben!
Ich weiß die ehrenvolle Vertrauensstellung als Recensent im L[iterarischen] C[entralblatt] sehr hoch zu schätzen. Ich mußte so ausführlich sein, um zu zeigen, daß ich die mir anvertraute Aufgabe sehr ernsthaft und durchaus sachlich aufgefaßt und ausgeübt habe.
Mit dem Ausdruck aufrichtiger Ergebung Ihr herzlich ergebenster
H. Vaihinger.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑meine Erwiderung ] vgl. Vaihinger an Zarncke vom 1.6.1883. Zum generellen Umgang der Redaktion der Zeitschrift Literarisches Centralblatt mit Entgegnungen auf Rezensionen vgl. Thomas Lick: Friedrich Zarncke und das „Literarische Centralblatt für Deutschland“. Eine buchgeschichtliche Untersuchung. Wiesbaden: Harrassowitz 1993, S. 220–236.2↑Recension von Walter in No 45 ] vgl. Vaihinger, gezeichnet V..r.: Walter, Dr. Jul., Prof., Zum Gedächtniss [!] Kant’s. Festrede, gehalten zur Einweihung der neuerrichteten Grabstätte des Philosophen in Königsberg etc. Leipzig, 1881. Breitkopf & Härtel. (31 S. Gr. 8) M 0,90. In: Literarisches Centralblatt, Nr. 45 vom 4.11.1882, Sp. 1509.3↑Artikel von Volkelt in Jena ] Erscheinungsort nicht ermittelt. Nicht nachgewiesen in den einschlägigen Zeitschriften der Jahrgänge 1881–1883, nicht nachgewiesen in: Hans Volkelt: Bibliographie Johannes Volkelt. In: Festschrift Johannes Volkelt zum 70. Geburtstag dargebracht. München: C. H. Beck 1918, S. 417–428. – Johannes Volkelt war 1879–1883 ao. Prof. in Jena (BEdPh).4↑1882 No 27 ] vgl. Vaihinger, gezeichnet V.: Kant’s Kritik der reinen Vernunft. Nachträge. Aus Kant’s Nachlass herausg. von Benno Erdmann. Kiel, 1881. Lipsius & Fischer. (59 S. Lex.-8.) M 2. In: Literarisches Centralblatt, Nr. 27 vom 1.7.1882, Sp. 893.5↑in der Vierteljahresschrift anzuzeigen ] vgl. Vaihinger: Erdmann, Benno, Nachträge aus Kants Kritik der reinen Vernunft. Aus Kants Nachlass herausgegeben. Kiel, Lipsius und Tischer. 1881. (59 S.). – – Reflexionen Kants zur kritischen Philosophie. Aus Kants handschriftlichen Aufzeichnungen herausgegeben. I. Band, 1. Heft: Reflexionen zur Anthropologie. Fues’s Verlag (R. Reisland), 1882 (222 S.). In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 7 (1883), S. 208–213.6↑Avenarius’ Brief ist vom 5. April ] nicht ermittelt; überliefert ist in derselben Angelegenheit eine Postkarte von Richard Avenarius an Vaihinger vom 20.11.1882.8↑gegen Fischer auftrat ] es heißt dort: Ref. hat die Begründung seines Urtheils hier über das gewöhnliche Maß ausgedehnt, weil von anscheinend berufener Seite eine gegentheilige Schätzung abgegeben worden ist. Die abschätzige Beurtheilung dieser Publication durch K. Fischer und sein ganzer maßloser Angriff gegen die sogen. „Kantphilologie“ überhaupt beruht auf einem bedauerlichen Mangel an Sinn für historisch-philologische Exactheit und auf der natürlichen Antipathie gegen eine diametral entgegengesetzte Methode, welche trotz einiger Fehlgriffe der seinigen überlegen ist. Das Donnern hilft hier nun gar nichts, sondern ist nur ein Zeichen, daß Jupiter Unrecht hat. Wenn man in einem so zerbrechlichen Glashaus sitzt, wäre Vorsicht und Zurückhaltung am Platze gewesen.9↑gelegentlich gelobt ] vgl. Vaihinger, gezeichnet α.: Lepsius, Johs., Johann Heinrich Lambert. Eine Darstellung seiner kosmologischen u. philosophischen Leistungen. München, 1881. Ad. Ackermann. (VII, 117 S. Gr. Lex. 8.) M 4. In: Literarisches Centralblatt, Nr. 45 vom 4.11.1882, Sp. 1508–1509. Der erste Satz der Besprechung lautet: Eine fleißige und belehrsame Schrift, welche den ihr zuerkannten Preis vollständig verdient hat und die gründliche Schule Prantl’s verräth, dem sie gewidmet ist.10↑No 1 (1883) ] vgl. Vaihinger (ungezeichnet): Grapengiesser, Prof. Dr., I. Kant’s Kritik der Vernunft, u. deren Fortbildung durch J. F. Fries. Mit besond. Beziehung zu den abweichenden Ansichten des Prof. Dr. H. Ulrici. Jena, 1882. Pohle. (IX, 135 S. Gr. 8.). In: Literarisches Centralblatt, Nr. 1 vom 1.1.1883, Sp. 9.11↑seine Zeitschrift ] Hermann Ulrici war Mitherausgeber der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik.12↑Natorp’sche Rezension ] vgl. Vaihinger (ungezeichnet): Natorp, Dr. Paul, Privatdoc., Descartes’ Erkenntnisstheorie. Eine Studie zur Vorgeschichte des Kriticismus. Marburg, 1882. Elwert. (VIII, 190 S. Lex.-8.) M 4. In: Literarisches Centralblatt, Nr. 10 vom 3.3.1883, Sp. 317–319.13↑Wundt, Heinze, Avenarius ] Herausgeber der Zeitschrift Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie.14↑Diese Meinung theilen Sie ] nach einer ersten Brechung des Prinzips der Anonymität in Literarisches Centralblatt, Nr. 19 vom 8.5.1852 mit Nennung der bisherigen Mitarbeiter, erschienen noch in Nr. 52 vom 26.12.1874 sowie in Nr. 1 vom 6.1.1900 Mitarbeiterlisten (vgl. Thomas Lick: Friedrich Zarncke und das „Literarische Centralblatt für Deutschland“. Eine buchgeschichtliche Untersuchung. Wiesbaden: Harrassowitz 1993, S. 191–195 sowie Anhang, S. 349–371). 1874 äußerte sich Zarncke zu den Grundsätzen in ganz ähnlichen Argumenten wie denjenigen, die Vaihinger im vorliegenden Schreiben vortrug: Gewiß hätte es dem Blatte sein Auftreten erleichtert, wenn die einzelnen Anzeigen von jenen Genannten und von Namen ähnlichen Klanges gezeichnet gewesen wären. Aber, wie man mit spröder Scheu Alles ängstlich vermied, was irgendeinen Beigeschmack von Reclame zu haben schien, so beugte man sich auch hier vor eine Forderung, die man für den Charakter des Blattes als nothwendig erachtete. […] Wie man die Kritik nur in solidester, rein sachlicher Weise gehandhabt sehen wollte, so sollte sie auch nur in solcher Weise vom Publikum aufgenommen werden; dem bequemen Hinhorchen auf Namen, auf sog. Autoritäten sollte kein Vorschub geleistet werden, dem Leser sollte zugemuthet werden, auch einem kritischen Blatte gegenüber selbst Kritik zu üben. Andere Erwägungen traten hinzu. Man glaubte befürchten zu müssen, daß die Namensunterzeichnung leicht dahin führen werde, den kurzen, orientierenden Charakter der Anzeigen zu schädigen, sie zu wissenschaftlichen Excursen anschwellen zu lassen und damit dem Blatte die Erfüllung seines Zweckes unmöglich zu machen. Auch wollte man den jugendlichen Heißspornen der Kritik keine Lust erwecken, sich in dem Blatte auf die Bühne zu drängen, das ja nun persönlicher Eitelkeit keine Befriedigung versprach. Und die Mitarbeiter sollten stets daran erinnert bleiben, daß sie nicht von ihrem individuellen Standpunkt aus die Kritik übten, daß sie sich vielmehr als Vertrauensorgane eines einheitlich gestalteten, von einem bestimmten Zweck getragenen Unternehmens betrachten möchten, in dessen Dienste sie das Wort führten; nicht eine Sammlung von Recensionen sollte das Blatt sein, jede einzelne trotzig vertreten von ihrem Verfasser, jede unabhängig von der andern: als Ganzes sollte und wollte es wirken, und das sollte auch äußerlich hervortreten. […] Die Nichtunterzeichnung der Mitarbeiter hat sich nicht ganz durchführen lassen. Je mehr man sich gewöhnte und zu gewöhnen ein Recht hatte, die Referenten nur in einem kleinen Kreise der besten Männer ihres Faches zu suchen, um so leichter war man geneigt, über die Verfasser der Anzeigen Vermuthungen aufzustellen. So traten Irrungen und Mißverständnisse ein. Schließlich gab ich dringenden Wünschen in so weit nach, daß ich die Annahme einer Chiffre Jedem, der dazu Gründe zu haben glaubte, zugab. – Zu den Usancen von ca. 1850 bis 1927 erteilt ferner Auskunft: Fritz Eckardt: Das Besprechungswesen. Eine Einführung in die Praxis. Leipzig: Börsenverein der Deutschen Buchhändler 1927, S. 118–120, ebenfalls mit den Konkurrenzunternehmen Literarisches Centralblatt (weitgehend anonymisiert) und Deutsche Litteraturzeitung (obligatorische Namensnennung) als Beispielen.15↑Recension bei Roediger ] welche der Rezensionen, die Vaihinger seit 1880 in der von Max Roediger hg. Zeitschrift Deutsche Literaturzeitung veröffentlicht hatte, zu einem Streit führte, ist nicht ermittelt, vgl. die annotierte Bibiographie Hans Vaihinger.16↑No 1, 1883 ] vgl. Vaihinger (ungezeichnet): Ribot, Th., Doct. ès lettres, die experimentelle Psychologie der Gegenwart in Deutschland. Autoris. deutsche Ausgabe. Braunschweig, 1881. Vieweg & Sohn. (324 S. Gr. 8.) M 6. In: Literarisches Centralblatt, Nr. 1 vom 1.1.1883, Sp. 6–8.17↑einflußreichen Zeitschrift ] Théodule Ribot (1839–1916) war seit 1876 Hg. der Zeitschrift Revue philosophique (Jean-Louis Vieillard-Baron: Ribot, Théodule. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. 8. Herzberg: Bautz 1994, Sp. 177–178).18↑No 45 in 1882 ] vgl. Vaihinger, gezeichnet α.: Caspari, Dr. Otto, Prof., der Zusammenhang der Dinge. Gesammelte philosophische Aufsätze. Breslau, 1881. Trewendt. (VI, 488 S. Gr. 8) M 8. In: Literarisches Centralblatt, Nr. 45 vom 4.11.1882, Sp. 1507–1508.19↑nicht mit ihm in Verbindung stehe ] jedenfalls bis 1890 nicht, vgl. Otto Caspari an Vaihinger vom 1.1.1890.21↑eine Erklärung erlassen ] etwa in der Art derjenigen von Georg Curtius, vgl. Literarisches Centralblatt, Nr. 51 vom 10.12.1870, Sp. 1376: Herr Professor Georg Curtius ersucht uns, mehrfach vorgekommener Mißverständnisse wegen, zu erklären, daß die mit C. unterzeichneten Beurtheilungen philologischer und sprachwissenschaftlicher Schriften […] nicht von ihm herrühren. D. Red. (zitiert nach: Thomas Lick: Friedrich Zarncke und das „Literarische Centralblatt für Deutschland“. Eine buchgeschichtliche Untersuchung. Wiesbaden: Harrassowitz 1993 (Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München. Hg. v. L. Delp u. U. Neumann Bd. 43), S. 190).22↑Recension über Bolliger, Antikant ] nicht in der Zeitschrift Literarisches Centralblatt erschienen24↑Buch über Lange ] vgl. Vaihinger: Hartmann, Dühring und Lange. Zur Geschichte der deutschen Philosophie im XIX. Jahrhundert. Ein kritischer Essay. Iserlohn: J. Baedeker 1876.▲