Bibliographic Metadata
- TitleEduard Zeller an Vaihinger, Berlin, 17.9.1881, 4 S., hs., Bruch der Faltung des Briefbogens auf S. 2 u. 4 mit Papierstreifen überklebt, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 10 c, Nr. 2
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 10 c, Nr. 2
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Eduard Zeller an Vaihinger, Berlin, 17.9.1881, 4 S., hs., Bruch der Faltung des Briefbogens auf S. 2 u. 4 mit Papierstreifen überklebt, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 10 c, Nr. 2
Berlin W Magdeburgerstr. 4
17. September[a] 1881.
Geehrter Herr Doctor!
Erst jetzt, nach der Zurückkunft von meiner Ferienreise, ist es mir möglich, Ihnen meinen verspäteten Dank für das gütige Geschenk[1] ihres Commentars zur Kritik d[er] r[einen] V[ernunft] auszusprechen, der unmittelbar nach meiner Abreise hier eintraf, aber während meiner Abwesenheit liegen geblieben war. Das genauere Studium desselben muß ich mir | zwar bis zum Abschluß der Arbeit an meinem letzten Band[2] der „Philosophie d[er] Gr[iechen]“ 3. Aufl[age] aufsparen, dessen Druck zwar demnächst vollendet sein wird, dem aber noch ausführliche Register folgen sollen. Aber schon eine vorläufige Durchsicht hat mir gezeigt, mit welcher Sorgfalt, Umsicht u. Genauigkeit Sie Ihre Aufgabe behandeln; u. ich bin nicht allein mit den Grundsätzen, die Sie in Ihrer Vorrede aussprechen, ganz einverstanden, sondern ich bezweifle auch nicht, daß es Ihnen gelingen wird, in diesem | so viele Arbeit erfordernden Werke der Wissenschaft ein werthvolles Hülfsmittel zum Verständniß des großen Denkers, ein Werk von dauernder Bedeutung zu liefern, von dem ich überzeugt bin, daß es die verdiente Anerkennung finden und wesentlich dazu beitragen wird, Ihnen Ihre weiteren Wege zu bahnen.
Indem ich mir erlaube, Ihnen beiliegend ein Kantianum[3] zu schicken, daß Ihnen vielleicht noch unbekannt ist, u. sich allerdings zunächst nicht auf die Kr[itik] d[er] reinen Vern[unft] bezieht, möchte ich Sie zugleich um eine Gefälligkeit | ersuchen, mit der es aber nicht die geringste Eile hat, indem ich Sie bitte, Herrn Professor Studemund, welcher mir B[enno] Kohn’s Dissertation über das Causalprincip[4] geschickt hat, gelegentlich mit meiner Empfehlung auch meinen Dank für diese Aufmerksamkeit auszusprechen.
Mit aufrichtiger Hochachtung Ihr ergebenster
Zeller.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑letzten Band ] vgl. Zeller: Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung. 3. Aufl. 1869–1882, mit Registerband 1882 abgeschlossen.4↑Kohn’s Dissertation über das Causalprincip ] die Rede ist von Benno Bertram Kohn, nachmals Benno Kerry, zu dem seines frühen Todes wegen wenig bekannt ist: geb. 11.12.1858 in Wien, Namensänderung 1883, vgl. ADBR Strasbourg, 62 AL 3, Nr. 164: Kerry an Georg Gerland, Wien I, Walfischgasse 12, 8.2.1883: Da es vorkommen könnte, daß eine Anfrage nach dem Unterzeichneten an die verehrliche philosoph. Facultät der Universität Strassburg gelange, so theile ich hiermit mit, daß ich, der ich mit Diplom dieser Universität vom 1. August 1889 zum Dr. phil. promovirt wurde (Dissertation: Untersuchungen über das Causalproblem …) meinen damaligen Namen: Benno Kohn gemäß dem Erlasse der k. k. niederösterr. Statthalterei vom 31. Mai 1882 Z. 24260 in den Namen: Benno Kerry umgeändert habe – und zwar nach dem 1881 unternommenen Austritt aus dem Judentum, vgl. Anna L. Staudacher: „… meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“. 18 000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868–1914: Namen – Quellen – Daten. Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009, S. 314 u. 323). Vom 16.10.1875–20.3.1876 hatte Benno Kerry in Berlin studiert, vom 3.5.1876–19.8.1876 in Leipzig, im WS 1876/1877 in Wien. Vom 23.4.1877–27.10.1877 studierte er an der Universität Straßburg Physiologie und Philosophie, u. a. bei Otto Liebmann und Ernst Laas (von Kerry auch eine Edition von Schriften aus Laas’ Nachlass, Wien 1887). Im Winter 1877/78 wechselte Kerry nach Wien zu Franz Brentano und blieb dort bis Winter 1878/1879. Anschließend war er vom 1.12.1879–8.7.1880 erneut Student in Straßburg, Promotion am 21.12.1881 in Straßburg mit der Schrift Untersuchungen über das Causalproblem auf dem Boden einer Kritik der einschlägigen Lehren J. St. Mills. Vorbereitung der Habilitation in Wien, im November 1884 Rückkehr nach Straßburg, um dort das Habilitationsverfahren einleiten zu lassen. Habilitation am 20.1.1885 mit der ungedruckt gebliebenen Schrift: Grundzüge einer Theorie der mathematischen und nicht-mathematischen Grenzbegriffe. Ein Beitrag zur Erkenntnistheorie. PD in Straßburg, nach dem Tode von Ernst Laas (25.7.1885) Assistent bei Windelband. Kerry verstarb am 20.5.1889 in Wien nach kurzer Krankheit (vgl. die einzige biographische Arbeit: Volker Peckhaus: Benno Kerry. Bausteine zu seiner Biographie. In: History and Philosophy of Logic 15 (1994), S. 1–8 sowie das Zeugnis über die Studienzeiten, ausgestellt von der Universität Straßburg vom 8.7.1880: Archives départementales du Bas-Rhin Strasbourg, 62 AL 1, Akten der philophischen Fakultät, Nr. 103: Promotion Kerry; mit Gutachten von Ernst Laas und Otto Liebmann). Kerry schrieb: Ueber Anschauung und ihre psychische Verarbeitung. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie 9 (1885), S. 433–493; 10 (1886), S. 419–467; 11 (1887), S. 53–116 u. S. 249–307; 13 (1889), S. 71–204 u. S. 392–419; 14 (1890), S. 317–153 sowie 15 (1891), S. 127–167.▲