Bibliographic Metadata
- TitleCarl du Prel an Vaihinger, Mittenwald, 19.9.1875, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 p, Nr. 1
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 p, Nr. 1
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Carl du Prel an Vaihinger, Mittenwald, 19.9.1875, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 p, Nr. 1
Mittenwald, Oberbaiern.
19.IX.75.
Hochgeehrter Herr![a]
Daß Sie meinem Ansuchen[1] in so ausführlicher und sicherlich zeitraubender Weise zu entsprechen die Güte hatten, hat mir das Unbescheidene dieses Ansuchens, das vielleicht nur durch die besonderen Umstände zu entschuldigen ist, recht fühlbar gemacht und ich bitte Sie daher um so mehr, an die Aufrichtigkeit meines verbindlichsten Dankes zu glauben. Mit Hülfe Ihrer Notizen kann ich mich nun über den Stand des kosmologischen Problems[2] näher orientiren und meiner zweiten Auflage[3] einen mehr wissenschaftlichen Charakter geben[b], als ihn die erste hat, | bei der die ursprüngliche Feuilletonform noch durchscheint. Vielleicht gelingt es mir dann, auch die Herren Astronomen zu veranlassen, Stellung zu nehmen, die bisher noch nicht reagiert haben, während mir doch an ihrem Urtheile nächst dem der Philosophen am meisten liegen muß. Ich habe seinerzeit die Schrift nur an den einen Astronomen, Professor Zöllner[4], geschickt, weil ich an seinen Büchern die philosophische Seite eben so hoch schätze, wie die naturwissenschaftliche und von ihm noch am ehesten voraussetzen zu dürfen glaubte, daß er den Mangel einer exakten Methode noch nicht als Mangelhaftigkeit der Schrift ansehen werde. Ich bin aber sicher, daß dieses von Seiten anderer Astronomen geschehen sein wird, falls überhaupt welche sich die Schrift angesehen haben sollten.
Sehr bedauere ich es, daß die „Philo|sophischen Monatshefte“ Ihren Aufsatz gekürzt haben und würde mich freuen, wenn ich einmal im bibliographischen Anzeiger[5] der Ankündigung Ihrer Schrift[6] begegne. Vorderhand gibt mir auch noch Ihre Nachricht, daß Sie in Ihren Vorträgen meiner ebenfalls erwähnt haben, Anlaß zu besonderem Danke.
Vielleicht haben Sie Gelegenheit, an Professor Credner[7] und Gattin und an Dr. Windelband[c] Empfehlungen und Grüße zu bestellen. Wir fanden uns einmal in Olevano[8] zusammen. Damals versprach ich, bald nach Leipzig[9] zu kommen. Die Absicht, es zu thun, besteht noch und läßt sich vielleicht im kommenden Frühjahre ausführen. Ich würde mich dann sehr freuen, Ihnen mündlich meinen besten Dank wiederholen zu können, mit dem ich unter Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung verbleibe Ihr ganz ergebenster
du Prel
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Stand des kosmologischen Problems ] vgl. Vaihinger: Der gegenwärtige Stand des kosmologischen Problems. Auszug aus einem Vortrag im „Philosophischen Verein“ zu Leipzig. In: Philosophische Monatshefte 11 (1875), S. 193–219.3↑meiner zweiten Auflage ] vgl. du Prel: Der Kampf ums Dasein am Himmel. Versuch einer Philosophie der Astronomie. 2., umgestaltete u. vermehrte Aufl. Berlin: Denicke 1876 (zuerst 1874).4↑Professor Zöllner ] Karl Friedrich Zöllner (1834–1882), seit 1872 o. Prof. für Astrophysik an der Universität Leipzig (https://research.uni-leipzig.de/catalogus-professorum-lipsiensium/leipzig/Zoellner_1301/ (1.8.2024)). Zur Beziehung zu Carl du Prel vgl. Tomas Kaiser: Zwischen Philosophie und Spiritismus: (Bildwissenschaftliche) Quellen zum Leben und Werk des Carl du Prel, 2006 (https://doi.org/10.48548/pubdata-309) (1.8.2024)).6↑Ihrer Schrift ] „Beiträge zur Lehre vom Bewusstsein“, nicht erschienen, vgl. Bratuscheck an Vaihinger von Mai/Juni 1875.7↑Professor Credner ] d. i. Carl Hermann Georg Credner (1841–1913), seit 1872 verheiratet mit Marie Riebeck (1854–1931). Credner war seit 1870 ao. Prof., ab 1895 o. Prof. der Geologie und Paläontologie an der Universität Leipzig. Seit 1872 Direktor der Königlich Sächsischen Geologischen Landesanstalt (NDB).8↑in Olevano ] Näheres über ein Treffen von Carl du Prel, Carl Hermann Georg Credner und Wilhelm Windelband ist nicht ermittelt.9↑nach Leipzig ] wo Windelband 1873–1876 als Privatdozent lehrte, vgl. Bohr/Hartung: Forschungsgrundlagen Wilhelm Windelband. Hamburg: Meiner 2020, S. 19–20.▲