0 Einleitung
1 Das Spiel des Kindes
Das Spiel in der Gleichaltrigengruppe trägt zur Bildung der eigenen Identität bei. Untersuchungen über die Kommunikation zwischen Spielpartnern unter 7 Jahren, werden in Kapitel 1.2.2 genauer ausgeführt.
Wie Berg (Berg 1999) ausführt, stellt Spielen eine notwendige Bedingung zur Entwicklung einer eigenen Identität dar.
Ohne die Sozialisation durch Symbol- und Regelspiel (vgl. Kap. 1.2.1) könne keine Individualisierung stattfinden. Um Dinge wie: Schwäche, Verbotenes tun, Vergebung, Güte, Böses, Schönes richtig kennen lernen zu können, müßten diese im Rollenspiel (in der präoperationalen Phase, in Anlehnung an PIAGET [vgl. Kap. 1.2.1]) geübt worden sein.
In der darauffolgenden Phase des Regelspiels mit anderen, in der der Einzelne eine Rolle spielt, entwickelte sich erst die individuelle Persönlichkeit durch die Aktivität und nicht umgekehrt.
BERG betont ausdrücklich, daß die einzelnen Entwicklungsphasen nicht enden, wenn ein Kind reif für die nächste ist, sondern, daß die in den Phasen gesammelten Erfahrungen integriert und im späteren Leben fortgesetzt und ergänzt werden.
Besonders zu erwähnen ist auch das menschliche Verstehen von Artgenossen als intentionale Akteure. Kinder, die verstehen, daß andere Personen intentionale Beziehungen zur Welt unterhalten, die ihren eigenen intentionalen Beziehungen ähnlich sind, können die Möglichkeiten nutzen, die andere Individuen sich ausgedacht haben, um ihre Ziele zu erreichen. Kinder sind an diesem Punkt auch in der Lage, sich auf intentionale Dimensionen von Artefakten einzustellen, die von Menschen geschaffen wurden, um ihre Strat
Wenn Kleinkinder einmal mit dem kulturellen Lernen am Beispiel anderer begonnen haben, hat dieser Vorgang überraschende Folgen dafür, wie sie lernen, mit Gegenständen und Artefakten (die häufig durch Spielzeug repräsentiert werden) umzugehen, wie sie lernen, mit anderen Personen durch Gesten zu kommunizieren, und wie sie lernen, über sich selbst zu denken. Im Spiel findet ein Bildungsprozeß statt.
HÜTHER betont diesbezüglich (s. auch Kap. 1.1), daß psychosoziale Kompetenz, also die Fähigkeit, gemeinsam mit anderen Menschen nach tragfähigen Lösungen für die Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen zu suchen, in der heutigen Zeit immer wichtiger geworden ist.
Seiner Auffassung nach handele es sich bei dieser Fähigkeit um eine Form von Wissen, die auf dieser Erfahrung beruhe. Um sie zu erwerben, brauchten junge Menschen Vorbilder, also Menschen, die diese Fähigkeit besitzen und sie Kindern und Jugendlichen vorleben. Und sie brauchten eigene Erfahrungen, die ihnen zeigten, daß schwierige Lösungen nur gemeinsam mit anderen gefunden und umgesetzt werden könnten.
HÜTHER stützt sich auf Erkenntnisse der Hirnforschung, nach denen sich wichtige Funktionen des menschlichen Gehirns, erst nach der Geburt, durch eigene Erfahrungen erst endgültig herausformen: „Die wichtigsten Erfahrungen, die einen heranwachsenden Menschen prägen, und die in Form komplexer neuronaler Verknüpfungen und synaptischer Verschaltungen in seinem Gehirn verankert werden, sind Erfahrungen, die in lebendigen Beziehungen mit anderen Menschen gemacht werden.
In all jenen Bereichen, wo es sich von tierischen Gehirnen unterscheidet, wird das menschliche Gehirn durch Beziehungen und Beziehungserfahrungen mit andern Menschen geformt und strukturiert. Unser Gehirn ist also ein soziales Produkt und als solches für die Gestaltung von sozialen Beziehungen optimiert. Es ist ein Sozialorgan.“19)
Der Spracherwerb, der in den folgenden Kapiteln noch näher behandelt wird, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle beim kulturellen Lernen.
Menschen drücken in längerer Rede verschiedenes Wissen und Perspektiven explizit aus, wenn sie über ein bestimmtes Thema sprechen. Dabei gibt es sowohl Meinungsverschiedenheiten als auch Mißverständnisse. Das Kind könnte z. B. die Ansicht äußern, daß ein Geschwister das Spielzeug mit ihm teilen soll, während das Geschwister die entgegengesetzte Ansicht äußern könnte.
TOMASELLO20) betont in diesem Zusammenhang, daß manche Theoretiker, wie Piaget, Damon, Dunn, konfligierende Ansichten dieser Art für besonders wichtig erachten. Wenn Gleichaltrige oder Geschwister miteinander sprächen, sei das Kind in diesen Fällen nicht geneigt, einfach der Autorität des anderen nachzugeben (was gegenüber Erwachsenen oft geschehe), sondern suche vielmehr eine vernünftige Möglichkeit, um mit der Diskrepanz umzugehen.
2 Kindheit, Spiel und Spielzeug
3 Moderne Spielzeuge
4 Spielzeug, Kindheitsforschung und moderne Gesellschaft