TY - THES AB - Die Dissertation untersucht die Relevanz nichtfinanzieller Informationen in der Unternehmensberichterstattung und legt den Fokus dabei auf das Konzept des Integrated Reporting (IR). Im Zentrum der Arbeit stehen zwei zentrale Fragestellungen: Zum einen wird analysiert, ob Informationen über nichtfinanzielle Leistungsaspekte für Anleger tatsächlich relevant sind. Zum anderen wird untersucht, welche dieser Faktoren von Anlegern als besonders bedeutsam eingeschätzt werden – insbesondere im Hinblick auf langfristige Investitionsentscheidungen.Vor dem Hintergrund wachsender regulatorischer Anforderungen – etwa durch die EU-Taxonomie, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und weitere politische Initiativen – wird deutlich, dass Unternehmen zunehmend gezwungen sind, über rein finanzielle Kennzahlen hinaus zu berichten. Der theoretische Rahmen der Arbeit basiert auf wirtschaftswissenschaftlichen Ansätzen zur Informationsasymmetrie, insbesondere der Prinzipal-Agent-Theorie, sowie auf Stakeholder- und Shareholder-Konzepten. Unternehmensberichterstattung wird hier als zentrales Instrument verstanden, um asymmetrisch verteilte Informationen zwischen Unternehmen und externen Anspruchsgruppen auszugleichen. In diesem Zusammenhang kommt nichtfinanziellen Informationen eine wichtige Rolle bei der Vertrauensbildung und der langfristigen Investorenbindung zu.Im Fokus der Analyse steht das vom International Integrated Reporting Council (IIRC) entwickelte Konzept des Integrated Reporting. Dieses erweitert traditionelle Berichtsansätze durch eine systematische Erfassung der unternehmerischen Wertschöpfung anhand von sechs Kapitalarten: finanzielles, produziertes, intellektuelles, humanes, soziales und natürliches Kapital. Ziel ist es, durch eine vernetzte Darstellung dieser Kapitalarten („connectivity of information“) ein umfassenderes und zukunftsorientiertes Bild der Unternehmensleistung zu vermitteln. Zugleich wird auf die Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung des IR-Konzepts eingegangen, etwa auf fehlende Standardisierungsansätze, die Komplexität der Inhalte und die Gefahr eines übermäßigen Informationsangebots.Ein zentraler Bestandteil der Untersuchung ist die Auseinandersetzung mit dem Begriff „Performance“ sowie der Messung finanzieller und nichtfinanzieller Leistungen. Während traditionelle Finanzkennzahlen für kurzfristige Analysen weiterhin von Bedeutung sind, wird argumentiert, dass eine nachhaltige Unternehmensbewertung auch weiche Faktoren wie Innovationskraft, Mitarbeiterbindung oder ökologische Verantwortung berücksichtigen muss. Auf Basis von als vorbildlich eingestuften Integrated Reports werden Key Performance Indicators (KPIs) zu allen sechs Kapitalarten identifiziert und kategorisiert. Diese Kennzahlen dienen als empirische Grundlage für die weitere Untersuchung. Zur empirischen Überprüfung der theoretischen Annahmen kommt ein experimentelles Forschungsdesign zum Einsatz. Dabei wird die sogenannte Information Display Matrix (IDM) verwendet, um das Informationswahlverhalten von Testpersonen zu analysieren. Die Stichprobe umfasst 145 wirtschaftswissenschaftliche Studierende, die in einem Experiment verschiedene Unternehmensinformationen aufrufen und bewerten konnten. Untersucht wurden unter anderem die Zugriffshäufigkeit auf Informationen sowie Zeitpunkt des erstmaligen Zugriffs und subjektive Relevanzeinschätzungen. Die Auswertung erfolgte mithilfe statistischer Verfahren (Chi²-Test, Kruskal-Wallis-Test, Fisher-Test).Die Ergebnisse zeigen, dass finanzielle Informationen nach wie vor eine dominierende Rolle im Informationsverhalten der Probanden spielen. Dennoch erhalten auch bestimmte nichtfinanzielle Aspekte – insbesondere das humankapitalbezogene, intellektuelle und produzierte Kapital – hohe Aufmerksamkeit. Diese nichtfinanziellen Informationen scheinen für sowohl kurzfristig- als auch langfristig orientierte Anleger von Relevanz zu sein, wobei eine Tendenz zu erkennen ist, dass langfristig orientierte Anleger den nichtfinanziellen Informationen noch mehr Wichtigkeit zusprechen.Neben der Darstellung und Diskussion der Ergebnisse werden auch methodische und konzeptionelle Limitationen der Untersuchung reflektiert. Dazu zählen insbesondere die begrenzte Übertragbarkeit der Ergebnisse auf reale Investorenpopulationen, da die Stichprobe ausschließlich aus Studierenden bestand, sowie die potenzielle Verzerrung durch das experimentelle Setting.Abschließend lässt sich festhalten, dass die Ergebnisse der Studie die wachsende Bedeutung nichtfinanzieller Leistungskennzahlen in der Unternehmensbewertung empirisch untermauern. Der Einsatz des Integrated Reporting bietet das Potenzial, eine differenziertere und zukunftsorientierte Darstellung unternehmerischer Leistung zu ermöglichen – vorausgesetzt, die Berichtsformate werden zielgruppenspezifisch weiterentwickelt und die Darstellung relevanter nichtfinanzieller Aspekte systematisch verbessert. Die Arbeit zeigt, dass nichtfinanzielle Informationen keineswegs nur regulatorisch motiviertes „Beiwerk“ sind, sondern eine eigenständige Informationsqualität besitzen, die von Anlegern – abhängig von deren Zeithorizont und Interessen – aktiv genutzt wird. Daraus ergeben sich weitreichende Implikationen für die zukünftige Gestaltung der Unternehmensberichterstattung sowie für weitere Forschung zur Wirkung und Nutzung integrierter Informationssysteme im Kapitalmarkt. AU - Leven-Aldejohann, Philippa CY - Wuppertal DO - 10.25926/BUW/0-888 DP - Bergische Universität Wuppertal KW - Integrated Reporting KW - Nichtfinanzielle Performancemaße KW - Abschlussbericht KW - Anlegerpräferenzen KW - nonfinancial performance indicators KW - financial reporting KW - shareholder preferences LA - ger N1 - Bergische Universität Wuppertal, Dissertation, 2025 PB - Veröffentlichungen der Universität PY - 2025 SP - 1 Online-Ressource (XI, 272 Seiten) T2 - Fakultät für Wirtschaftswissenschaft/Schumpeter School of Business and Economics TI - Präferenzen (privater) Anleger bei der Darstellung von Performance im Integrated Reporting: eine theoretische und experimentelle Analyse UR - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:468-2-6095 Y2 - 2025-11-10T08:29:50 ER -