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- TitleNr. 19, Notizbuch mit Fadenheftung und schwarzem Leineneinband, mit eigenhändigem Titel: Geschichte | des | Deutschen Geisteslebens | von Leibniz u. Klopstock | bis Hegel und Goethe | Prof. Windelband | Winter 1899/1900, Umfang: 146 S., davon beschrieben: 115, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift, für Orts-, Landes- und Personennamen sowie Titel zitierter Literatur in der Regel lat. Schrift, diese Schriftwechsel sind im Folgenden nicht eigens ausgewiesen), schwarze Tinte, Maße: 16,8 x 10,8 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 19
- ParticipantsAbraham Gotthelf Kästner ; Abraham a Sancta Clara ; Adam Friedrich Oeser ; Adam Müller ; Albert Wagner ; Alexander Baumgarten ; Alexander Gerard ; Alexander Pope ; Andreas Cramer ; Angelus Silesius ; Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel ; Anthony Ashley Cooper, 3. Earl of Shaftesbury ; Aristophanes ; Aristoteles ; August Hermann Francke ; August Ludwig von Schlözer ; Bacchidion ; Baltasar Gracián ; Baruch de Spinoza ; Benjamin Neukirch ; Burkhard Mencke ; Caroline Jagemann ; Carsten Voswinkel ; Caspar Ritter ; Charles Batteux ; Charles Bonnet ; Christian Felix Weisse ; Christian Fürchtegott Gellert ; Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau ; Christian Thomasius ; Christian Wernike ; Christian Wolff ; Christoph Martin Wieland ; Cicero ; Daniel Casper von Lohenstein ; Dante Alighieri ; David Hume ; Denis Diderot ; Edward Young ; Elias Schlegel ; Euripides ; Eva König ; Ewald von Kleist ; Francis Bacon ; Friederich Nicolai ; Friederike Caroline Neuber ; Friedrich Albert Lange ; Friedrich Alfred Schmid bzw. Konrad Arnold Schmid ; Friedrich Bogislav von Tauentzien ; Friedrich Gottlieb Klopstock ; Friedrich Heinrich Jacobi ; Friedrich Ludwig Schröder ; Friedrich Maximilian von Klinger ; Friedrich Müller ; Friedrich Nietzsche ; Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz ; Friedrich Schiller ; Friedrich Schlegel ; Friedrich Spee ; Friedrich Stolberg ; Friedrich Wilhelm Gotter ; Friedrich der Große ; Friedrich von Hagedorn ; Friedrich von Haller ; Galileo Galilei ; Georg Friedrich Hamann ; Georg Friedrich Meier ; Georg Wilhelm Friedrich Hegel ; George Lillo ; Giambattista Vico ; Giovanni Boccaccio ; Goetz ; Gottfried Arnold ; Gottfried August ; Gottfried Wilhelm Leibniz ; Gottfried von Berlichingen ; Gotthold Ephraim Lessing ; Gottlieb Wilhelm Rabener ; Günther Thiele ; Heinrich Brockes ; Heinrich Christian Boie ; Heinrich Jordan ; Heinrich Wilhelm von Gerstenberg ; Heinrich von Kleist ; Hermann Samuel Reimarus ; Hermann der Cherusker ; Heyne ; Homer ; Horaz ; Immanuel Kant ; Jacob Friedrich Weiss ; Jakob Böhme ; Jakob Michael Reinhold Lenz ; James Thomson ; Jean de La Fontain ; Jean-Jacques Rousseau ; Joachim Neander ; Joachim von Floris ; Johann Anton Leisewitz ; Johann Arnold Ebert ; Johann Bernhard Basedow ; Johann Caspar Lavater ; Johann Christoph Gottsched ; Johann Georg Hamann ; Johann Georg Sulzer ; Johann Gottfried Herder ; Johann Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling ; Johann Heinrich Merck ; Johann Heinrich Voß ; Johann Jakob Bodmer ; Johann Jakob Breitinger ; Johann Jakob Kanter ; Johann Joachim Christoph Bode ; Johann Joachim Schwabe ; Johann Joachim Spalding ; Johann Joachim Winckelmann ; Johann Martin Miller ; Johann Peter Zu ; Johann Rudolf Iselin ; Johann Scheffler ; Johann Wilhelm Ludwig Gleim ; Johann Wolfgang von Goethe ; Johann von Besser ; Johannes Nikolaus Tetens ; John Locke ; John Milton ; Jonathan Swift ; Julie Bondeli ; Justus Friedrich Wilhelm Zachariae ; Justus Georg Schottelius ; Justus Möser ; Karl Abraham Freiherr von Zedlitz ; Karl Christian Gärtner ; Karl Wilhelm Ramler ; Lucian ; Ludimar Hermann ; Ludwig Heinrich Christian Hölty ; Magnus Gottfried Lichtwer ; Marino ; Martin Luther ; Matthias Claudius ; Max Stirner ; Max Wolf ; Maximiliane Brentano ; Midon ; Moses Mendelssohn ; Neidhart, ma. Dichter ; Nicolas Boileau ; Nikolaus Dietrich Gisecke ; Origenes ; Paul Gerhardt ; Philipp Jacob Spener ; Pierre Bayle ; Platon ; Plautus ; Pyra ; René Descartes ; Salomon Gessner ; Salzmann, Aktuar ; Sebastian Franck ; Sophie Guttermann ; Sophokles ; Thomas Hobbes ; Valentin Weigel ; Vergil ; Voltaire ; Wilhelm Heinse ; Wilhelm von Humboldt ; William Shakespeare ; Xenophon ; Étienne Bonnot de Condillac
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan)
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Nr. 19[1], Notizbuch mit Fadenheftung und schwarzem Leineneinband, mit eigenhändigem Titel: Geschichte | des | Deutschen Geisteslebens | von Leibniz u. Klopstock | bis Hegel und Goethe | Prof. Windelband | Winter 1899/1900, Umfang: 146 S., davon beschrieben: 115, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift, für Orts-, Landes- und Personennamen sowie Titel zitierter Literatur in der Regel lat. Schrift, diese Schriftwechsel sind im Folgenden nicht eigens ausgewiesen), schwarze Tinte, Maße: 16,8 x 10,8 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 19
Geschichte
des
Deutschen Geisteslebens
von Leibniz u[nd] Klopstock
bis Hegel und Goethe[a]
Prof. Windelband[b]
Abseits von den üblichen Geleisen.[e]
Was zu erwarten?[f]
Eigenart des Gegenstandes, der mich seit langem beschäftigt: ein nationaler Gegenstand.
Die vergleichslose Entwicklung des geistigen Lebens in unserm Volke.
Alle geschichtsphilos[ophischen] Theorien von allgemeinen Gesetzen über den Haufen geworfen.
Ein Volk, das von der Geschichte zerrissen und zertreten wird, und das sich selbst in einer geistigen Einheit wiederfindet.
Sonst überall die Blüthe der geistigen Kultur reifend am Baum der Macht.
Athen, Rom, Paris, London – Aeltere deutsche Dichtung.[g]
Bei uns die Paradoxie,[h] daß wir geistig am größten waren, als wir politisch am tiefsten standen.
Daß bei uns die geistige Einheit der politischen vorherging als die schaffende Kraft und daß umgekehrt der Gewinn der[i] politischen Einheit und Macht uns noch keinen Schritt im geistigen Leben gefördert hat.
Gerade deshalb ist es die Aufgabe, das Bewußtsein dieser geistigen Substanz unsrer Nationalität aufrecht zu erhalten.
Die Verunglimpfung[j] und Herabsetzung, welche diese Gebilde durch subversive Tendenzen der Feinde unsrer Nationalität erfahren, ist der beste Beweis dafür, was wir daran in Wahr[k]|[l]
So bildet[m] die Phantasie das Zwischenglied.
Eine Bildungswelt der Phantasie.
Gegenseitige Einwirkung; im schädlichen, aber noch viel mehr im förderlichen Sinn.
Diese Eigenart der Entwicklung kommt nun natürlich in der Geschichte der Litteratur und in der der Philosophie nur secundär zur Geltung.
Zwar wird wohl zugestanden, daß beide auf dieser Strecke nicht ohne einander möglich sind.
Aber dieser Zusammenhang kann in beiden nicht als die Hauptsache behandelt werden.
Das ist er aber im allgemeinsten kulturgeschichtlichen Sinne: und das ist der Sinn dieser Vorlesung.
Sie berührt sich daher mit beiden, setzt beide voraus, aber will die eine so wenig ersetzen wie die andere.
Nur eine zusammenfassende Ergänzung für beide.
Wir überlassen beiden die bibliographische und z[um] Th[eil] auch die biographische Detailforschung.
Wir suchen nur den Ertrag, den dieser ganze Zusammenhang der einzelnen Thatsachen für die Bildung unsrer geistigen Volkssubstanz abgeworfen hat.
Den Ideen und Gestaltenertrag, in dem sie sich verbunden und gegenseitig verstanden haben.
Darauf allein kommt es hier an: im Bewußt|[n]sein zu erhalten, zu befestigen, was das für uns bedeutet.
Daß es kein todtes Wissen bleibe, sondern zu unserem lebendigen Bewußtsein werde. Das aber wird es durch die Berührung mit den großen Individualitäten, welche die Träger dieser Entwicklung sind.
Wir haben den Vortheil, sie vor Allem herausheben zu dürfen.[o] Wie sie sich selbst aus den historischen Bedingungen herausgehoben und zu bleibenden Wirklichkeiten gemacht haben.
Die historischen Personen zeitloses Dasein.
Typische Wirklichkeiten und dauernde Bestandttheile des geistigen Lebens: der Welt- und Lebensanschauung für jeden Einzelnen.
Der Rahmen des tiefsten Verständnisses.[p]
1687[q] zeigt Thomasius die deutsche Vorlesung über Gratian’s[2] „Grundlagen vernünftig und artig zu leben“ an.
Ein Signalschuß.
Die Wissenschaft sucht Fühlung mit dem deutschen Leben, nun so auch mit der Litteratur.
Die zünftige hatte es nicht getan und verstand sich nur schwer dazu. Anfänge dazu vor dem Kriege[3] in der Mystik, die |[r] sich[s] der gelehrten Verderbniß der Reformation gegenüber an das Volk wandte. Sebastian Franck, Valentin Weigel, Jac[ob] Boehme, dessen Aurora im Beginn des Krieges. Damit alles verschüttet.
Was jetzt dazu führt, ist ein anderes Interesse. Aufklärung. Abwendung von der theologischen Speculation. Bedürfniß nach Weltweisheit.
Umschau im Wirklichen, und Wirkung darauf.
Der gesunde Menschenverstand. Wie Locke – wie Bayle.
Die rationale Weltbetrachtung: praktischer Rationalismus.
Nüchterne Klarheit; begrenzte Durchsichtigkeit. Gegen die Absperrung der Wissenschaft: Wendung an das bürgerliche Leben. Gründung der Zeitschriften. Acta eruditorum 82. cf. Bayle, cf.[t][u] […]. Teutsche Monate. Geschichte der Weisheit und Thorheit. Gründung der Gesellschaften und Bünde. Die Deutsche Gesellschaft in Leipzig, von Burkhard Mencke gegründet, dem Sohn des Stifters der Acta erud[itorum].[v][w]
Kampf gegen die Vorurteile: Tortur und Hexenprocesse. Agitation.
Mangel an Tiefe,[x] aber Breite der Wirkung. Tendenz, aus einfacher Verstandeseinsicht das Leben einzurichten.
Verwandte Strömungen in der Litteratur wenden sich gegen den Schwulst und die Unnatur. ebenso wie gegen den wüsten, zügellosen Naturalismus, der als Gegensatz gegen die erstern eingerissen war. Hoffmannswaldau und Lohenstein – Anlehnung an den französischen Klassicismus[y] (Boileau – Hor[az]: ars poetica) in dem Epigrammatisten Christian Wernike (Warneck). „Ueberschriften“: 1697: gegen die „Zuckerbäckerei“.
Konventionelle Hofdichtung bei den Berlinern, Canitz, |[z] Besser, Neukirch.
Das Regelrechte in Inhalt und Form: eine einheitliche Dichtung des Verstandes.[aa]
Thomasius von Leipzig nach Halle. 1794. Führende Univers[ität] Brandenburg-Preußen. Friedrich I.[ab] Grundlage hat der Gr[oße] Kurf[ürst] geschaffen. Entwicklung nicht ohne einen Stich ins Prunkhafte.[ac] Neue lebenskräftige Richtungen: Pietismus. Francke. Didaktisch-praktische Gestaltung.
Ausgang von Spener, dem Elsässer, der in Frankfurt 1675 seine Pia Desideria herausgab, dann in Dresden und Berlin wirkte.
Die Vollendung der Reformation: Der Streit gegen die Streitigkeiten.
Anknüpfung an die Mystik und die friedfertigen Stimmungen nach dem Kriege – und schon in ihm.
Friedrich Spee, rheinländischer Jesuit. 1635 zu Trier gest[orben]. „Güldnes Tugendbuch“ und „Trutznachtigall“.
Johann Scheffler, Angelus Silesius, Convertit, Arzt und Mönch, später wie Convertiten streitlustig.
Cherubinischer Wandersmann 1657.
Heilige Seelenlust, eod[em][ad].
Psyche in Jesum verliebt.
Eigenartige lyrische Verquickung: Aehnliche Weltmischung bei Abraham a Sta Clara. Der Telos[ae] des Katholizismus. † 1709 in Wien.
– Paul Gerhardt aus Gräfenhainichen bei Bitterfeld: Berlin und Lübben. Friedfertiger Lutheraner. 1667 Gesammtausgabe von 120 Liedern. |[af]
Lyrik des individuellen Gefühls.
Joachim Neander aus Bremen. 1697 geistliche Lieder. Seelenzustände des Frommen. Sectirerische Anlage.
Gottfried Arnold aus Annaberg, Sachsen, unparteiische Kirchen- und Ketzergeschichte 1685. Auch er schreibt geistliche Liebeslieder.[ag]
Betonung des persönlichen Gefühls in seiner Ursprünglichkeit. Mystische Nachklänge.
Die geistliche Dichtung des Gefühls.[ah]
Regel und Individualität! Verstand und Gefühl, Ordnung und Ursprünglichkeit.
Diese Gegensätze haben ihre erste große Ausgleichung in Gottfried Wilhelm Leibniz[ai] gefunden. 1646–1716. Die erste große Erscheinung,[aj] 60 Jahre vor Klopstock. Langsame, verzettelte Wirkung. Form und Erscheinen seiner Schriften: Keine directe Beziehung zur allgemeinen Litteratur, denn[ak] der Vater der deutschen Philos[ophie], der franz[ösisch] schreibt.
Friedrich der Große
L[eibniz’] Verständniß für deutsche Sprache: Interesse für das Lexicon des Schottelius[4]. Feines eignes Deutsch. Aber kleine Probleme.
Der internationale Gelehrte.
Bruch mit Leipzig, Mainz, Paris, London, Wolfenbüttel, Hannover, Berlin, Wien.[al]
Diese Universalität ist typisch und prophetisch, Bildung der Eigenart durch Aneignung des |[am] Fremden.
Natürlicher Weg für das wegen des Kriegs zurückgebliebene, in seiner geistigen Substanz zerrüttete Volk!
Herausarbeiten aus der ganzen Breite der Anregungen.
Offne, versöhnliche, nachgiebige Natur.
Civilisatorisches Bestreben. Religion und Philosophie: Union[an].
An ihm lag der Mißerfolg nicht.
Seine Polyhistoria[ao].
Was bei den Romantikern und Hegel methodisches Princip geworden, bei ihm wie bei Goethe unmittelbarer Ausfluß des Wesens.
Auch er[ap] ist eine ganze Weltlitteratur für sich. Naturwissenschaft und Geschichte.
Praktische Disciplinen: Seidenbau und Münzwesen. Die gelehrte Breite seiner Philos[ophie].
Altertum und Scholastik; Descartes und Bacon, Galilei und Hobbes.
Der Blick auf das Ganze, das Streben zur Totalität.
Die Einheit des Mannigfaltigen als Erklärungsprincip.
Universalismus und Individualismus: rechte Abwägung. Seine Lehre ist das Thema der folgenden Entwicklung, die große, nach allen Richtungen zu lösende Aufgabe.
Politisch, litterarisch, philosophisch. |[aq]
Philosophisch formulirt in den Gedanken der Welteinheit der Monade.
Alle gleich und doch alle verschieden.
Jede in jeder vertreten: repräsentation[ar].[as]
Das ist nur möglich, wenn derselbe Inhalt in zahllosen Entwicklungsstufen vorliegt. Die Welt als Entwicklung, als Leben. Und diese Entwicklung besteht somit in der Aneignung des Inhalts durch die Monade selbst. (Potentia und actus[at])
Die Apperception.
Ein allbeherrschender Grundgedanke.
Der Fortschritt von unbewußt Gegebenem zum klar und deutlich Erkannten.[au]
Der dunkle Lebensgrund des Individuums, in ihren[av] feinen Zusammenhängen mit dem Uebrigen. Die Aneignung: das Selbstverstehen als Weltverstehen.
Die Ordnung und Deutlichkeit als Ziel.
Die Aufklärung als Lebensinhalt, theoretisch und praktisch.
So gründet sich die Aufklärungstendenz auf einen großen, weltumspannenden Gedanken. Verliert das kleinbürgerliche, Actuelle.
Das restlose Verstehen als letztes Ziel.
Aber daneben auch die andere Richtung: die Berechtigung jenes dunklen Gefühls, des Individuums, das erst es selbst werden will und |[aw] dafür sein Recht verlangt.
Und nicht zuletzt[ax] in diesem Gefühl liegt der Zusammenhang mit dem Ganzen, mit Gott. Eigne Stellung der Schönheit.
Die sinnliche und die verstandesmäßige Erkenntniß.
Vollkommenheit der sinnlichen Schönheit. Schönheit als niedere Form der Wahrheit. Sinnliche Nachbildung des Wahren. Kunst als Nachahmung seit Platon.
Hier kommt noch eines hinzu. Der Optimismus: die bestmögliche Welt. Also alles Heterokosmische abgewiesen. Die Zweckmäßigkeit der Welt: der physikotheol[ogische] Beweis. Ihre Nachbildung als Aufklärung und als Tugendbildung.[ay][az]
Hiervon abhängig die Kunsttheorien, welche die Vermittlung mit den Richtungen der Litteratur übernahmen.
Philosophisch Wolff’sche Philosophie. Litterarisch die einzelnen Kreise und Bünde.[ba]
1) Die specifisch aufklärerische Kritik in Joh[ann] Christ[oph] Gottsched, 1700–66. „Kritische Dichtkunst“ 1730. Seine Metaphysik.[bb] Der Leipziger Thron[bc] (geborner Ostpreuße).
Moralische Wochenschrift „Die vernünftigen Tadlerinnen“ und „der Biedermann“: 1727. [bd]|[be]
Redekunst und deutsche Sprachkunst. Wie Wolff. Deutsche Prosa.
Correktheit. Einfachheit. Klarheit. – Wasserklarheit. Bekenntniß zu Boileau.
Sein Kato[bf]. Das französische Theater.[bg]
Anerkennung der conventionellen Hofdichtung eines Canitz und Neidhart.
Als Haupterscheinung ist hier K[arl] W[ilhelm] Ramler zu nennen 1725–98.
Metrik.[bh] Reinheit und Correktheit.
Die Horazische Ode.
Das Vaterländische: Friedrich der Große.
Allegorie und Mythologie.
Uebersetzung des Batteux.
Neben ihm die preußische Dichtung[bi].
Derselbe Grundzug klarer Verständigkeit, die sich mit dem vaterländischen Inhalte zu füllen sucht. Friedrich.
Ihr Mittelpunkt Joh[ann] Wilh[elm][bj] Gleim 1719–1803.
Unausgesprochene Zwischenstellung.
Matte, vielseitige Dichterei, die das Conventionelle etwas mit Lichterchen besetzt.
Lieder für das Volk 1772.
Selbst der specifisch[bk] preußische friderizianische Patriotismus hat nichts Urwüchsiges, freilich auch nichts Gemachtes.
Er ist ehrliche Reimerei; aber was fehlt ist Phantasie und Poesie. |[bl]
2)[bm] Gegensatz die „Schweizer“.
Breitingers „Kritik der poetischen Kraft“ 1740 eröffnet den Kampf[bn] (1701–76).
Bodmer 1698–1783. „Abhandlung vom Wunderbaren“ 1740.
Mittelhochdeutsche Dichtungen.
Shakespeare und Milton. Verlornes Paradies, von Bodmer übersetzt.
Die Frömmigkeit und die Natürlichkeit.
Aber impotent. Nur kritisch wirksam. Kampf gegen den Reim.
Litterarisch das verbummelte Genie Joh[ann] Christian Günther[bo] (1695–1723), früh zu Grunde gegangen. Gefühl und Phantasie sind wahr und frisch, heftige Gegensätze, unabgeklärte Leidenschaft[bp].
Oden, Studentenlieder – sittlich[bq] wüst – frische Liebeslieder[br], geistliche Dichtungen.
Religiöse Didaktik und Malereien[bs] preist Bartholom.[bt] Heinr[ich] Brockes[bu], einen Hamburger. 1680–1747. Nicht ohne Rest des Schwulstes: Anlehnung an Marino und Thomson.
Physikotheologie: „Irdisches Vergnügen in Gott“.
Haupterscheinung Fr.[bv] v[on] Haller[bw] 1708–77 aus Bern. „Die Alpen“ 1729. „Ueber den Ursprung des Uebels“. cf. Leibniz. Rein didaktische Wendung. Das Ursprüngliche nur im Einzelnen: phantasievolle, getragene Darstellung. Würde und Kraft – oft etwas hohl, auf Stelzen. Aber stets Bestreben nach reinerer geschmackvoller Darstellung.
(Durch Gelehrsamkeit überwuchert theilweise.[bx]) |[by]
Die[bz] Vermittlung zwischen beiden Richtungen liegt theoretisch bei Al[exander] Baumgarten, Aesthetica 1750–58 und seinem Schüler G[eorg] Fr[iedrich] Meier, „Anfangsgründe der schönen Wissenschaften“ 1748.
Schönheit als Vollkommenheit der sinnlichen Vorstellung, Aesthetik die „nachgeborne Schwester der Logik“. Bei Baumgarten mit Unterschätzung des Gegenstandes.
Nicht so bei Meier, der den Schweizern im Gegensatz zu Gottsched beistimmte, aber zu tieferer Auffassung gelangte.
Philos[ophische] Betonung des „Gefühls“: Shaftesbury.
Jac[ob] Fr[iedrich] Weiss, De natura animi et potissimum cordis humani: 1761.
Sulzer, 1751 in den Berliner Vorträgen (gedr[uckt] 1773).[ca]
Mendelssohn. Briefe über die Empfindungen 1755. Billigungsvermögen.
Tetens, Versuche [über die menschliche Natur und ihre Entwicklung] (1776/7) X, 625 ff. Fühlungen, Gefühle. Die Zwischenstellung des Gefühls.
Entwicklungsmäßig für das aesthetische.
Schon vor Leibniz Essais (1705) von Mendelssohn gesehen, ebenso von Sulzer in seiner „Allgemeinen Theorie der schönen Künste“ 1759: Das characteristische Lexicon: erst 1771 erschienen, als es längst veraltet war.
Die Veredlung der Sinnlichkeit, – das Schöne als Vorstufe zur Vernunft, zum |[cb] Wahren und Guten[cc].
Intellectualistische und moralistische Degradation. In letzterer Hinsicht am schlimmsten. Die moralische Tendenz.[cd]
Der Philisterstandpunct. Lehrsam und erbaulich. Aber andrerseits die Betonung des Geschmacks. Das Feine, Geschmackvolle, Anmuthige, Grazie. Alles Rohe ebenso ausgeschieden wie andrerseits alles Große und Hohe.
In der Litteratur[ce] Richtungen mittlerer Stellung, die theils mit den Schweizern, theils mit Gottsched, – und theils mit den Engländern, theils mit den Franzosen Fühlung hatten.
Hauptrichtung der anakreontischen[cf] Poesie.
Die Hallenser Schulen.
Zuerst eine pietistische, die den Schweizern ganz nahe stand; Lange (der Sohn von Wolffs Gegner) und Pyra, – biblischer Inhalt und reimlos klassische Form.[cg]
Die zweite[ch] spätere der Anakreontiker: Zu dieser gehörte damals Gleim,[ci] Versuch in scherzhaften Liedern 1744.
Neben ihm Uz und Goetz, die 1746 den Anakreon übersetzten und sich in ähnlicher Richtung niedlich, aber unbedeutend[cj] bethätigten.
Die bedeutendste Erscheinung ist Fr[iedrich] v[on] Hagedorn[ck], Hamburg, 1708–1754.
Saubere Grazie ist das Merkmal seiner Dichtung.[cl] |[cm]
Gesellige Atmosphäre. England und Frankreich. Liebe und Wein. Französische Vorbilder. Eleganz von Sprache und Form. Fabel und poetische Erzählung. Lebenstypen.
Johann der muntre Seifensieder.[5]
Satirische Elemente[cn], aber nicht Schärfe sondern mehr neckisch-scherzhafte Liebenswürdigkeit.
Ihm folgt die große Leipziger Gruppe der sog. Bremer Beiträger.
Wie er aus Canitz’scher Art, so befreiten sie sich von Gottsched.
Den von Schwabe, dessen Schüler, herausgegeben „Belustigungen des Witzes und Verstandes“ setzten sie 1744 die „Neuen Beiträge zum Vergnügen des Witzes und Verstandes“ (Leipzig u[nd] Bremen[co]) entgegen.[cp]
Diese Gruppe, im „Wingolf“ von Klopstock besungen, hatte zu Mitgliedern den Herausgeber Gärtner[cq], aus Freiberg in Sachsen. 1712–91. Dann die drei Brüder Schlegel[cr], unter denen Elias Schl[egel] als Dramatiker hervorstach. Verständniß für die Griechen und die Engländer, Tragödien und Komödien, Neigung zur nordischen und deutschen Geschichte, schon 1749 †. Doch bleibt er bei der franz[ösischen] Technik. Trag[ödie] „Hermann“. Frostig und schaal in derselben Richtung fuhr später der sehr productive Christian Felix Weisse[cs] (1726–1804) fort, der seit 59 die „Bibliothek der schönen Wissenschaften und freien Künste“ redi|[ct]girte und dann die Neue Bibliothek.
Operetten auf den Hagedorn’schen Grundton.
Ebert[cu], der Uebersetzer von Young’s Nachtgedanken (complaint). Konr[ad] Arn[old] Schmid[cv], Andr[eas] Cramer[cw], Gisecke[cx].
Zachariae[cy], Vertreter des travestirenden Epos und der komischen Epopöe. „Der Rennomist“. Der Jenenser Stud[iosus] Raufbold.
Rabener[cz], der Satiriker; zahme Wohlanständigkeit des Bürgerthums gegen „Französische“ Unsittlichkeit – in Prosa![da]
Ein harmloser Humor. So auch bei Lichtwer[db]. Kleinbürgerliche Zustände: „Der kleine Töffel“. „Thier und Menschen schliefen feste.“[dc]
Abhängig alle von Christian Fürchtegott[dd] Gellert[de]. 1715–1769.
Der Gegenpol zu Gottsched; Extraordie[df], der lyrische Ausdruck des popularphilosophischen[dg] Aufklärens; so namentlich auch in seinen geistlichen Liedern (1757). Tugend und Unsterblichkeitshoffen, Zweckmäßigkeit der Welt.
„Lehroden und Oden für das Herz.“
Auch[dh] die ersten rührselig.
Hauptleistung die moralische Erzählung.
„Fabeln und Erzählungen“ 1746/48.
Dem der nicht viel Verstand besitzt soll die Wahrheit durch ein Bild gesagt werden.[di]
Doch kein Original gegen Lafontaine.
Leichter Versbau; harmlos, heiter, frisch im |[dj] Vortrag des immer lehrsamen Inhalts.
Das „gute, empfindsame Herz“.
Keine schwere Pathosrüstung, nur[dk] graziöse Tändelei?[dl]
Alle Züge der populären Aufklärungsphilosophen, ihre ehrliche, beschränkte Wahrheitsliebe, ihre glatte Eleganz, ihr Kampf gegen Heuchelei und Fanatismus wiederholen sich hier. Aber es ist keine echte Kraftsubstanz darin.
Die bringt erst Klopstock[dm], Friedr[ich] Gottlieb, 1724–1803.
Quedlinburg, Schulpforta, Jena, Leipzig; 1746/48 Messias. Langensalza. Fanny – Zürich, Bodmer, Graf Bernstorff, Friedr[ich] 5 von Dänemark, auf dem Wege nach Kopenhagen in Hamburg: Meta, Cidli; abwechselnd in Quedlinburg, Halberstadt, Braunschweig, Kopenhagen; 1770 Hamburg, dann 70/71 in Karlsruhe, Markgraf Friedrich v[on] Baden, dann wieder Hamburg.
Erste[dn] große nationale Dichtung. Der gewaltige Inhalt: die Momente der nationalen Substanz.
Zunächst das Christentum. Der Messias. Weltdichtung im höchsten Stil. Der ungeheure Wurf: daher der Eindruck.[do]
Freilich – das Unmögliche gewollt.
Das Erscheinen[dp]: erst nach 25 Jahren beendet. |[dq]
Worauf beruht das? Dante, Milton. Der Mangel weltlicher Realität. Vorzüge und Schwächen gemeinsamer Grund, das germanische Christentum, der Protestantismus in seiner mystisch-pietistischen Richtung.[dr]
Sogar bis in’s dogmatisch Besondre: der Opfertod, die Versöhnung Gottes durch den Gottmenschen.
Grundzug der Verinnerlichung[ds]. Das religiöse Erlebniß als Gefühl. Ein Epos von Gefühlen.
Und alle diese Gefühle streben in’s Unendliche, in’s Unfaßbare, Unaussagbare.
Kl[opstock] findet Urtöne, gewaltigen Ausbruch – aber schließlich bleibt es ein Stammeln, ein Lallen.
Das unendliche Weltall, die Sonnenräume, die Erde darin, – so winzig, und doch das Centrum.
Himmel und Hölle.[dt] Cherubim und Seraphim, Satan und seine Götter.
Aber alle diese Gestalten sprengen jeden Rahmen, gehen in’s Unbestimmte und werden sich deshalb alle gleich.
Schwächliche[du] Charakteristik mit allgemeinen Merkmalen, besser[dv] noch in der Hölle als im Himmel. |[dw]
Adramelech und Abbadonna, der boshafte und der sanftmüthige Teufel.
Ebenso blaß die Charakteristik der Jünger trotz einzelner feiner Züge.
Schematische Darstellung der Personen; nur Portia gewinnt mehr Leben (7. Gesang).
Die Gleichheit der religiösen Gefühle.
Groß ist Kl[opstock] überall im Messias, wo er lyrisch ist; aber nicht als Epiker. Wie knapp die Handlung, so breit die Reden, die alle Gefühlsergüsse sind. Die Ueberschwänglichkeit wird nie eigentlich schwülstig, sie hat eine natürliche Urkraft der inneren Erhebung zum Hintergrunde.
Das söhnt mit dem Nebligen, Uferlosen aus.
Das verfehlteste Epos mit dem ergreifendsten Inhalt.
Im einzelnen urwüchsiger Gefühlsausdruck, weit über alles Conventionelle hinaus – Haller liegt weit zurück – etwas Eichenknorriges[dx].
Kühne Bilder – die die Phantasie erregen, aber nicht befriedigen, eben weil es zu keiner festen Gestaltung kommt.
Das Innerliche formt sich nicht: es donnert und leuchtet, aber keine Figur. |[dy]
Eine mächtige Probe auf die Urkraft unsrer Sprache.
Nach Luther[dz] die erste Eigenart.
Noch nicht künstlich gefaßt[ea], rauscht sie aus ihren Tiefen dahin.
Gewaltsame Wendungen des grammatischen Ausdrucks[eb], kühne Wortbildungen: eine souveräne Freiheit.
Dasselbe in den Oden. Ihre Verwandtschaft[ec] mit dem Messias besteht in dem religiösen Grundgefühl.
Auf diesen Grundton auch die weltlichen Gefühle gestimmt.
Liebe und Freundschaft, Natur und Lebensfreude, Freiheit und Vaterland.[ed]
Das Anakreontische auf ideale Höhe gehoben, mit tiefer Bedeutung erfüllt. Wie der Messias nichts von Geschichte, sondern von der Natur handelt, das religiöse Gefühl in die Naturanschauung einschreibt, so in den Oden umgekehrt Menschenleben mit all seinem Inhalt auf Gott bezogen.
„Schön ist Mutter Natur“[ee][6]
Dies religiöse Grundleben ist die elementare Gewalt, mit der Kl[opstock] die Volksseele zum Ausspruch bringt.
Daher die Wirkung[ef] über die Confession hinaus: 18 Jahre.[eg] |[eh]
2) Gebändigt[ei] wird dies in’s Unendliche strebende Gefühl durch die antike Form. Doppeldeutige Bedeutung:
Sie gewährt dem Reim gegenüber größere Freiheit (Reim nur spät und selten bei Klopstock) und andrerseits doch hier der Beginn des Stils, der festen Form.
Kl[opstock] lehrt die deutsche Sprache in Hexametern reden; ebenso in den horazischen Maßen[ej]. Seine metrische Bedeutung.
Mit großem Inhalt und starker Sprache wird die vorher spielend nachahmend angewandte Form zu eigen gemacht.
Der prosodische Wert[ek] der Stimme und Formen.
Oft noch holprig[el], aber im Ganzen wird uns hier dies Gewand natürlich.
Aber[em] das ist erst der Anfang der Erziehung zum Stil.
Ein inneres Verhältniß zur Antike fehlt noch[en] – wie bei den Anakreontikern und dem franz[ösischen] Klassicismus.
Der Sinn[eo] der Antike, ihr Stilprincip ist noch nicht entdeckt, nur ihre äußere Form.
Es fehlt der Sinn für die Geschichte, die geschichtliche Wirklichkeit.
Dies auch 3) im Verhältniß zum Deutschthum. |[ep]
Auch hier ein sehr lebhaftes Gefühl, aber ohne Realität.
Das liegt nun freilich in der Thatsache selbst. Die Gegenwart bietet keine natürliche Wirklichkeit, das Gefühl muß sich auf Zukunft oder Vergangenheit richten.
Der Patriotismus ist ein Postulat. Ode „Weissagung“[eq] an die Grafen Stolberg. II. 8.[er]
Und ebenso das Freiheitsbedürfniß. Begrüßung der französischen Revolution, und die Enttäuschung des Alters.
Das deutsche Geistesreich im Dämmerschein.
Lebhaftes Gefühl der Enttäuschung an Fr[iedrich] d[en] Gr[oßen] bei ihm sehr deutlich.
Daher Rückgriff in die Vergangenheit. Der erste dieser Versuche, zu idealisiren. Das Bardentum und die nordische Mythologie.
Abgesehen von der historischen Täuschung in ersterer Hinsicht, der Fehlgedanke, es lasse sich eine nationale Wirklichkeit erzwingen. Der Gesang kann nur Träger sein, bewahren, wenn ein Gehalt da ist.
Wo? Hermann der Cherusker, der durch Klopstock[es] eine Art von Nationalheld geworden ist.
Der Sänger als rückwärtsschauender Prophet. Gegensatz gegen Römer und Gallien.
Aber das Gemachte an der Aufnahme |[et] von allerlei runenhaften Fremdwörtern ersichtlich: Telyn[eu] für Harfe etc.[ev]
Nicht anders mit der nordischen Mythologie. Man kann es beklagen, aber es ist eine nun einmal unabänderliche Thatsache, daß wir ihr fremd geworden sind.
Das gehört zu unserer Geschichte. Wir haben den Eintritt in die Cultur durch den Verlust unsrer Götterwelt erkämpft.
Das Christentum hat sie wirklich besiegt, und sie ist nicht mehr zu galvanisiren[ew].
Wir erleben das an Jordan’s Nibelungen und an Wagner’s Opern.
Wir können für diese Nebelgestalten nicht wieder warm werden[ex], in ihnen uns selbst nicht wiederfinden.
So auch bei Klopstock: trotz alles Bardengeheuls war es doch etwas Künstliches, Inadaequates, das schnell verflogen ist. Ein postulirtes Germanentum, das historisch in der Luft schwebte.
Scharfer Gegensatz gegen das Romanische, römisch und welsch.
Dagegen alles Germanische[ey] – Milton, Ossian, das englische Theater und daneben die Griechen.
Dies das eigne Original. Gegen die Nachahmung des Französischen: I 181[7] |[ez]
Hermann – Luther – Leibniz!!
Ein Gruß von Gipfel zu Gipfel: 1764.
Neben ihm wie der Rigi neben dem Pilatus[8] und wie Sancho Pansa neben Don Quichote Christoph[fa] Martin Wieland[fb].
1733 in der Nähe des schwäbischen Städtchens Biberach geb[oren], erzogen in dem pietistischen Institut Klosterbergen bei Magdeburg, bei einem Verwandten in Erfurt, dann nach Biberach zurück – Sophie Guttermann, später de La Roche[fc] – „Die Natur der Dinge oder die vollkommenste Welt“: Optimismus und Pietismus, Leibniz und Klopstock – Tübingen Jura[fd] – „Hermann“ – Fragment – Bodmer, Zürich – die seraphische Zeit! Enttäuschung. Klopstock’s Hagedorn’sche Ader springt bei ihm stärker heraus. Shaftesbury – Platon, Xenophon; ein sokratischer Dialog, Araspes und Panthea (Kyropädie), Epos Cyrus (der persische Friedrich).[fe]
Bern, Julie Bondeli, die Freundin Rousseaus, das Weib, das ihn umwandelte, bzw. herausbrachte – Stadtschreiber in Biberach – Graf Stadion in Warthausen, Voltairische Atmosphäre – Heirat mit der Augsburger Kaufmannstochter [ff]– vom Mainzer Kurfürsten als Prof[essor] und Philos[oph] nach Erfurt berufen – 1772 von Anna Amalia nach Weimar als Erzieher Karl Aug[usts] berufen. Hier blieb er litterarisch, später gelehrt thätig. 1813 †
1764 Don Silvio von Rosalva oder der Sieg der Natur über die Schwärmerei – eine Geschichte worin alles Wunderbare „natürlich zugeht“.
Cervantes. Die Feen.
1766[fg] Komische Epopöen, „Idris“ 1768[fh], 1771[fi] „Der neue Amadis“ |[fj]
Die „Geschichte des Agathon“[fk] (Hippias, (Danae) Dionysius, Archytas) 1766 f.
„Musarion oder die Philosophie der Grazien“ (Stoa und Epikureer) 1768. „Die Grazien“ 1769.
Oper Alceste. (Goethe: Götter, Helden und Wieland.)[fl]
„Der goldene Spiegel“ oder „die Könige von Scheschian“. Joseph II.
Der teutsche Merkur.
Die Abderiten (gräcisiertes Lalenbuch[9]) 1774/7.
Demokrit, Der Proceß über des Esels Schatten.
Rittergeschichten, Artusromane. „Gandalin“ oder Liebe um Liebe 1776. „Geron der Adliche“. „Wintermärchen“.[fm] „Oberon“ 1780.
Altfr[anzösisches] Ritterbuch: Huon de Bordeaux; Sommernachtstraum, Chaucer Ottaverime. Regia und Titania. Schwach und breit Clelia und Sinibald.[fn]
„Aristipp und seine Zeitgenossen“. Briefform[fo], dazu Uebersetzung von Horaz (1782 u[nd] 86), Lucian (1788 f.), Cicero, Xenophon, Aristophanes, Euripides.[fp]
Bei W[ieland] ist mehr die Wirkung als die Absicht national, mehr der Erfolg als die Gesinnung.
Der Mangel des Idealismus: der kosmopolitische Aufklärer.
Christenthum und Griechenthum. Das erste fällt bald völlig dahin. Das zweite wird Heimat. Shaftesbury.
Bestimmt das Colorit.
Aber auch dies Griechenthum ist phantasirt. |[fq]
Das Land der heitren Lebensfreude. Das Hinweglächeln der Probleme. Die Wirklichkeit des Optimismus. Uns erscheint das heute[fr] breit und flach. Damals erschien es als feine, liebenswürdige Weltphilosophie, in der anziehendsten Form.
Das Bedürfniß nach Unterhaltung. Es wird endlich deutsch befriedigt. Das war noch keine Congenialität zum Griechenthum.
Nur äußerliche, aber sehr geschmackvoll drapirte Hülle.
Daneben die Neigung zum Romantischen. Franz[ösische], spanische, italienische Stoffe. Hinausheben[fs] über die beschränkte Wirklichkeit.
Eine harmlose Phantasiewelt. Noch nicht inhaltlich erfüllt: aber eine wertvolle Selbststeigerung des Philistertums. Die Absichtslosigkeit im Oberon erreicht. Die Abstreifung der didactischen Eierschalen unsrer Dichtung.[ft][fu]
Beide Pfeiler[fv] als Ausläufer der beiden Grundprincipien[fw].
Der Leibniz’sche Idealismus bei Klopstock. |[fx]
Seine Form die religiöse, der Entwicklung unsres Volks gemäß. Und darin wieder protestantisch: und darin pietistisch. Das Durchdringen des Weltlichen durch das Religiöse[fy].
Auf der anderen Seite die weltlich-praktische Lebensanschauung in Wieland. Ihre Irreligiosität.
Das Griechenthum, ein weittragender historischer Irrthum.
Der Kosmopolitismus der Stoffe und der Gesinnung[fz]; das absichtslose Spiel der Phantasie[ga].
Auf beiden Wegen eine breite Schicht deutschen Bürgerthums in schöngeistiges Interesse versetzt.
Aber es fehlt noch eine Concentration dieses Interesses. Die neue Bewegung hat noch keine Gewalt über das Theater.
Klopstock und Wielands Unfähigkeit. Beiden fehlt es an Charakteren. Der eine Gefühle – lyrisch. Der andere Situationen und Begebenheiten – episch. Erst die Schöpfung eines nationalen Dramas hat das geistige Gesamtleben der Nation erneuert. |[gb]
Das bürgerliche, das nationale, das historische Drama.
Die englischen Comödianten. Faust und Shakespeare.
Das Verständniß Klopstock’s und namentlich[gc] Wielands bei seiner Impotenz. Die Neuschöpfung des Dramas setzte dies Verständniß der Individualitäten voraus. Diese Richtung von Leibniz ist in Lessing verkörpert.
Aber sie wächst nicht aus metaphysischer[gd], sondern aus[ge] historischer Einsicht. Dies das Entscheidende: Das Drängen hinter die Masken.
Die innerliche Auffassung des Historischen[gf]. Der geschulte Verstand. Das Verstandesmäßige bei Lessing. Sein tiefes eignes Gefühlsleben und das seiner Personen.
Aber in seiner Darstellung überwiegt die klare, scharfe, sondernde Gestaltung. Es fehlt der Duft, das Heitere[gg] der Poesie. Es liegt über allem eine gewisse Kühle. Die Kühle der Wissenschaft[gh].
Alle seine Gestalten bewegen sich wie im electrischen Licht – es fehlt alle Dimmung[gi], weder die lyrische, noch die episch-romantische[gj].
Alles muß klar sein. |[gk]
Alles begreiflich.[gl] Ernst- und Deutlichkeit. Und eben deshalb alles Individuum. Der sondernde Geist der Kritik: die reinlichen Grenzscheiden.
Die wissenschaftliche Ehrlichkeit: gegen alle Maskerade.
Ist das aufklärerisch, so ist es zugleich die Ueberwindung der Aufklärung.
Das historische Verständniß und das Recht des Individuellen. Ihr relatives Recht.
Diese historische Gerechtigkeit ist die Ausführung von Leibnizens Begriff der geistigen Entwicklung[gm], die Nouveaux Essais.
Dies das große Princip, das Lessing proklamirt hat, darin Herder sein Schüler.
Die Ausführung im Drama: Die Handlung aus den Charakteren; Shakespeare.
Der germanische Idealismus, der die äußere Bewegung zur Erscheinung der Innerlichkeit macht.
Aber keine Entwicklung ohne Ziele, – ohne Glauben – ohne starke Ueberzeugungen[gn]. Seine innere Festigkeit, seine[go] Härte.
Dieser ist ein Mensch gewesen
Und das heißt ein Kämpfer sein.[10][gp] |[gq]
1729[gr] in Kamenz geb., 1741 St. Afra in Meißen. Haller’sches Lehrgedicht über die Vielheit der Welten 174[6]. Leipzig, Theologe. Kästner. Die Neuberin. Christian Weisse. 1747 „Der junge Gelehrte“. Eingeheimst in’s Pfarrhaus.[gs]
Als Mediciner und Philologe zurück: dann Wittenberg, Berlin 1749. Vossische Zeitung. Voltaire. „Das Neuste aus dem Reiche des Witzes“. Magister in Wittenberg, wieder Berlin[gt]; 1753 Potsdam Miss Sara Sampson.
1755 zum Theater in Leipzig. Die Reise: Amsterdam. Kleist[11].
1758[gu] nach Berlin zurück. Gleim’s Grenadierlieder. Nicolai. Mendelssohn. Litteraturbriefe. Philotas. Faust.
Tauentzien: Breslau 1760–64.
Minna und Laokoon.
1767 nach Hamburg. Nationaltheater bis 68 Dramaturgie.
Briefe antiquarischen Inhalts[gv]: wie die Alten den Tod gebildet.
Eva König[12].
Wolfenbüttel 1769.
1772 Emilia Galotti.
Italien mit dem Prinzen. Heirat 1777. Kurzes Glück.
Fragmente![gw] 1778
Anti Goetze. Erziehung des Menschengeschlechts. 1780 Nathan. |[gx]
Der junge Gelehrte. Der Freigeist. Die Juden. Der Schatz (Plautus). Französische Mache. Miss[gy] Sara Sampson: Lillo’s Merchant of London. Theatralische Bibliothek. Diderot: die comédie larmoyante[gz].
Die gesammelten Schriften 1765 – Pope: gegen die sterile Didaktik.
Kritik und Dichtung neben einander.
Fabel. Epigramme.
Die Litteraturbriefe. Ehrlichkeit: Wieland durchschaut. Das[ha] […] an Klopstock desgleichen. Das Geistlose an Gottsched. Der tönernde Koloß.
Die Wahrheit des Gefühls. Die bürgerliche Einfachheit.
Miss Sara: große Wirkung von der er sich selbst sogleich zurückzieht.
Das Höchste, Entscheidende im Laokoon.
Johann Joachim Winckelmann[hb] 1717 in Stendal geboren 1768 in Triest ermordet. 1754 Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst. Geschichte der Kunst des Alterthums. Die Schönheit um ihrer selbst willen. Die Contur. Die Form. (Der achromatische, göttliche Irrthum[13]!) Die Neuschöpfung des ästhetischen Gegenstandes. |[hc]
Nicht mehr Nachahmung.
Dies führt Lessing aus, um die Grenzen der Künste festzustellen.
Keine stumme Poesie und redende Malerei. Dichtung Succession, bildende Kunst Coexistenz. Das plastisch-malerische Ideal der reinen Körperform: das entscheidende Moment. Dichtung das Geschehen, die Bewegung. Seine eigne Natur.
Aufhebung des Naturmalen und Stimmungsmalen: Kunst keine Nachahmung. Erzeugung des aesthetischen Gegenstandes.
In jeder Kunst nach ihren Mitteln: Der Mensch immer Object.
Die Grundgedanken der deutschen Aesthetik. Ihr Hellenismus. Der Neuhumanismus. Winckelmann, Lessing, Wolf, Zedlitz. Hierin das[hd] wahre Prinzip des Stils: Von hier aus die Beurteilung der Franzosen in der Dramaturgie.
Das deren wesentliche That. Sie hat nationalen Pulsschlag.
Wir werden heute dem Verdammungsurteile nicht mehr ganz zuzustimmen brauchen. Lessing will[he] Emanzipation, deutsche Selbständigkeit: und Durchbrechen des Regelwerks.
Immerhin hat dies seinen Wert.
Das Gehaltene, Geschlossene der franz[ösischen] Dramen. Wie stilisirte Blumen. |[hf]
Ein erstarrtes Leben: Die rhetorisirte Leidenschaft. Diese Bändigung bleibt eine Kunstleistung: aber Lessing verlangte mehr.
Wirkliches Leben. Er fand es in Shakespeare und Sophokles. Die aus den Charakteren stammende Handlung. Sie der Schwerpunkt.
Daher die Lehre von der Einheit der Handlung, im Gegensatze zu der von Ort und Zeit.
Der wahre gegen den traditionellen, insbes[ondere] Voltaire. Der innere gegen den äußerlichen Aristoteles.
Die innere Wahrheit gegen die Wahrscheinlichkeit οὐκ ἂν γένοιτο[14].
Das Mitgefühl gegen die Bewunderung.
Die Probe auf diese Theorie sein eignes Theater: die Jugendstücke.
Miss Sara. Die comédie larmoyante[hg]. Das bürgerliche Schauspiel.
Die zahlreichen Nachahmer. Die Gefahr. Noch rhetorische Sprache[hh] – lange Gefühlsergüsse als Motivirungen.
Auf der Höhe in Minna.
Der aktuelle, nationale Stoff. Nicht Lustspiel, Comédie.
Friedrich. Lessing in Berlin und Breslau. Gleims Grenadierlieder[hi]. Die Enttäuschung: Friedrichs unüberwindliche Abneigung. Die Bibliothekarstelle. Der siebenjährige Krieg. |[hj]
Preußisches – Sächsisches – deutsches Wesen.[hk] Friedrich als der gerechte Herrscher. Auf diesem Hintergrunde, das in[hl] […] ironisch beleuchtet wird, eine bürgerliche Comödie.
Das Schachspiel zwischen Ehre, Liebe, Treue und Großmuth. Die Großmüthigen. Les amants généreux.
Das Ueberbieten; die Liebenden. Werner der Diener, – der Wirth als Folie.
Die freie Natürlichkeit der Sprache. Der beginnende Lakonismus. Das Rhetorische in den Wiederholungen.
Die bis zur Spitzfindigkeit gesteigerte Dialektik.
Mit Ausnahme der etwas geschraubten Großmuth klare, deutliche Charaktere aus dem Bürgerleben.
Die dramatische Kraft gesteigert in der Emilia Galotti.
Beide Werke muß man wie Shakespear[hm] sehen. Hier ist Alles Charakter und Handlung.
Die scharfe, packende, knappe Sprache. Auch kein Wort überflüssig. An dramatischer Oekonomie von unvergleichlicher Vollkommenheit.
Die Handlung aus den Menschen deducirt – ohne jeden äußeren Apparat, ohne Situation, Zufall und Schicksal. |[hn]
Die rein psychologische Tragödie. Lauter Temperamentsmenschen. Prinz, Vater Odoardo, Mutter Claudia, Orsina, Emilia selbst.
Nur Marinelli als der intrigirende Verstand, der Hofschurke.
Eigenartiges Milieu.
Nur italienische Namen, gar kein ital[ienisches] Colorit.
Ursprünglich historisch-politischer Stoff, Virginia[15]. Dieses ganz abgestreift.
Der Hof von Guastalle könnte Cassel[ho] sein. Die deutschen Kleinfürstenhöfe des 18. Jahrh[underts]. Braunschweig[hp].
Und insofern auch wieder aktuelles Bürgerleben und doch in freier aesthetischer Höhe. Ohne jede Tendenz wie etwa[hq] Kabale und Liebe.
Ganz anders[hr] steht es mit Nathan. Dessen Ursprung.
Die gelehrten Studien. Berengar.
Die Wolffenbüttler Fragmente.
Reimarus.
Die Streitschriften: Anti-Goetze.
1778 zum Schweigen verdammt.
Er spricht durch den Nathan.
Nicht ohne Tendenz, wenn auch höchster Art. |[hs]
Dies schon in der Composition. Nicht eine Handlung, sondern eine Idee im Mittelpuncte.
Die Novelle Boccaccio’s[16]: keine hemmende Handlung.
Die Richtung durch ein geschicktes Wort. Darum eine nicht sehr bewegte Handlung construirt.
Der historische Hintergrund. Kreuzzüge. Eine blasse Romantik.
Die paar Palmen, der Sultanshof, der Schatzmeister in Nöthen, der Derwisch, der an den Indus entweicht, der Patriarch, der zu der deutschen Geliebten entweiche. Assad, – das ist doch weder orientalisches noch historisches Colorit.
Auch hier Zurücktreten des Historischen[ht], Politischen.
Eine Familiengeschichte; das Motiv der Liebe der Geschwister.
Dadurch, daß sie am Sultan spielt[hu], ist sie nicht um ein Haar politischer. Es fehlt an der Leidenschaft, an der Spannung.
Tempelherr und Patriarch verschwinden gegen die Stimmung[hv] des Ganzen. |[hw]
Und so haben die Charaktere alle etwas aus der Idee construirtes.
Der Emilia gegenüber sind sie abstracter. Dennoch ist die dramatische Kunst des Dichters dieser einmal gegebenen Anlage gegenüber bewunderungswürdig. Die feinen individuellen Züge: bei Nathan, Daja, Recha.
Derselbe Charakter des Werks in der Form.
Der Blankvers. Die gehobene Sprache. Die Dialektik tritt zurück[hx].
Es bleibt eine glücklich charakterisirende Natürlichkeit.
Einfachheit: tiefe Uberzeugung. Der Uebergang zum Lesedrama: Das Gedankendrama.
Die Idee der Toleranz.
Die Gleichgiltigkeit des Dogmatischen, ihr historischer Ursprung.
Gegen die Unduldsamkeit des Buchstabenglaubens in allen Formen. Daja, Tempelherr, Patriarch.
Saladin, Sittah[hy], Recha, Klosterbruder.
In dem Tendenziösen liegt nun die ungünstige Behandlung des Christentums! |[hz]
Vergebens sie zu leugnen.[ia]
Nicht daran Anstoß, daß Nathan der Träger der Idee ist: die Mutterreligion, die Vorlage von Boccacio.
Die Kreuzzüge als Folgen religiöser Leidenschaft[ib].
Deshalb alle Fanatiker die Christen. Aber das[ic] ist nicht Lessing’s letztes Wort.
Die Fragmente.
Die Erziehung des Menschengeschlechts.
Die Befreiung vom Buchstabe.
Das Christentum und die Bibel.
Die Religion Christi und die Christenlehre.
Die religiöse Entwicklung.
Das geistige Evangelium. Origenes.
Joachim von Floris.
Die Entwicklung als Erziehung.
Der Gottesbegriff zwischen Leibniz und Spinoza schwankend. Damit auch Spinoza eingeführt. Der Streit um Lessing’s Spinozismus zwischen Jacobi und Mendelssohn[id].
Die große Gedankenwelt.
Die neue Welle, die in die bewegten Gemüther einströmt. |[ie]
Spinoza, Shakespeare und Ossian, die Alten. Klopstock[if] (Winckelmann) und Rousseau.
Dazu die Regungen des Nationalgefühls. Friedrich der Große.
Justus Möser, patriotische Phantasien 1777[ig]. Große Bedeutung dieser Volksblätter. Allgemeine Bewegung.
Umgestaltung der Erziehung. Basedow. Natur! Aber diese „Natur“ ist nun in ihrer ersten Regung die individuelle Kraftnatur.
Die Periode der Genialität.
Shaftesbury’sche Lebensauffassung.
Young „Ueber Originalwerke“. Gérard, On Genius.
Die genialen Kreise in Deutschland. Göttingen, Straßburg, Frankfurt, Stuttgart, Braunschweig, Weimar.
Das Wesentliche ist Bruch mit Aufklärung und Orthodoxie.
Beide beengen[ih] das Individuum gleichmäßig. Von hier aus die Wirkung Hamann’s[ii] verständlich (1730–88).
Urwüchsige Sinnlichkeit, zerrissen Bildung und Verhältnisse.
Unergründliche Individualität Wesen aller Dinge.
Das Gefühl. Leibniz. Glauben.
Sprache als Geheimniß aller Dinge. |[17]
Für uns kaum mehr verständliche Wirkung dieses Magus im Norden[18]. Resonanz in seiner Zeit. Der Taumel und Rausch der Individualität.
Die Stürmer und Dränger.
Lavater und seine Physiognomik. Die „erregte Trotznatur“. Sehr jung und z[um] Th[eil] grün[ij].
Auseinandergehen in Sentimentalität und Sturm und Drang.
Das in sich verscheuchte und das heraustobende Individuum.
Im Keime gegenüber im Göttinger[ik] Bund. „Hainbund“[il] 1772.
Studentengesellschaft die nachher schnell verflog und sich nicht, wie die Bremer Beiträger in Braunschweig, wiederfand, sondern weit auch litterarisch auseinander kam: Voss und Fr[iedrich] Stolberg.[im] Die Georgia Augusta[19].
Haller, Heyne und die Aesthetisirung der Philosophie: Voss und Fr[iedrich] A[ugust] Wolf seine Schüler, so sehr sie ihn im Einzelnen corrigiren. Dazu Kästner, s[iehe] oben.
1770–75 G[öttinger] Musenalmanach von dem Schleswiger Boie[in] und Gotter[io], dem Gothaer herausg[egeben] (Goethe als Mitarbeiter).
Weiter Gerstenberg[ip], der zuerst Gleimist, dann[iq] Barde gewesen war und später im Drama Ugolino 1768 den kraftgenialischen Ton anschlug.
Dann die beiden Grafen[ir] Stolberg[is] aus Holstein, Christian (1748–1831) und Fried[rich] Leop[old] (1750–1819) |[it] der jüngere der bedeutendere. Geschraubte Lyrik. Tyrannenbluthäufer[iu]: Frau Aja.
Naturalismus: etwas aristocratischer Uebermut, der ihnen am Schweizer See schlecht bekam.
Im Roman „Die Insel“ 1768 bahnt sich die romantische Umkehr[iv] an, die zum Uebertritt zum Katholicismus 1800 führte.
„Reise durch Deutschland, die Schweiz und Italien[iw]“ 94.
„Geschichte der Religion Christi“ 1807.
Die mildere Art vertreten in dem Hannoveraner Hölty[ix]. 1748–76, jung erkrankt und †. Aufnahme des anakreontischen Elements. Sanfte Stimmungen, idyllische Lyrik. Salomon Gessners Idyllen 1756. Die Schäferpoesie. Rosseau’scher Grundton.[iy] „Der Gesang schmachtete Zärtlichkeit“[20].
Gegensatz gegen die Cultur.
Schillers Definition der Idylle.
Neben ihm der Ulmer Joh[ann] Martin Miller.
„Siegwart, eine Klostergeschichte“ 1776, die thränenreiche.
„Beiträge zur Geschichte der Zärtlichen“.
„Briefwechsel zweier akademischer Freunde“. Die Selbstbespiegelung[iz]: Freundschaft als Folie. Die Eitelkeit der endlosen Selbstbeschäftigung.
Der pathologische Idealismus.
Andere Richtung. Joh[ann] Heinr[ich] Voss[ja]. 1751–1826 Meklenburger.
Die Poesie der kleinen Verhältnisse. Der Gelehrte darunter, dem ein großer Wurf gelungen ist, der Homer (s[iehe] S[eite][jb]) . Freilich große Täuschung, wenn er sich daneben stellte.[jc] |[jd]
Der Bauer und der Landpastor. Der auftrotzende[je] Kleinbürger; der sich zum Freiheitstrotze künstlich steigert und selbstübersteigert, idyllische Häuslichkeit sauber malt, dabei mit trocknem Verstande disponirt und das für Poesie erachtet.
Der Pfarrer von Grünau in der „Luise“. Das Alltägliche bleibt alltäglich. Deutsches Leben im Genrebilde. Der 70.t Geburtstag.
Die Schäfertändelei abgestreift; echte, einfache Gefühle; aber keine Erhebung in eine höhere Welt.
Ihm ähnlich in dieser Hinsicht Matthias Claudius[jf] (1740–1815), der Wandsbecker Bote. Asmus. Noch heut in gewissen Kreisen[jg], etwa den Gellert’schen ähnlich, gern gelesen.
Zum Theil nur schlichte, hausbackene Reimerei, zum Theil glücklichere, volksthümlichere Töne.
Bei Voss[jh] aber noch mehr. Ihm gelingt, was viele, Stolberg, Bürger etc.[ji] versuchen, die Homer-Uebersetzung. 1781. Die Odyssee. Sprache und Metrik.
Zeitmessung der deutschen Sprache! Er schafft aus Klopstock unsern Hexameter.[jj] |[jk]
Was von Voss, gilt in höheren Dimensionen von Gottfr[ied] Aug[ust] Bürger[jl] 1748–94. Landsmann Klopstock’s, aus dem Halberstädtischen.
An Individualität allen überlegen, aber nicht rein herausgearbeitet. Ungebändigte Sinnlichkeit[jm]; wüstes Leben als Student in Halle[jn] und Göttingen.
Nachher Sorgen und Kämpfe mit der Leidenschaft und der Not des Lebens.
Justizamtmann. Heirat. Molly. Endlich Elise, die Schwäbin. Scheidung. Schulden.
Lyrik geht vom Anakreontischen, Tändeloden[jo] und der Ländlichen Idylle[jp], nicht ohne Lüsternheit[jq], bis zur derben Freiheitstendenz.
Die Liebeslieder an Molly zu lang: der Kampf von Pflicht und Leidenschaft kann nicht zu Ende kommen.
Dazwischen treffliche, ursprüngliche Töne. Seine Bedeutung liegt in den Romanzen und Balladen.
Perry’s englische Balladensammlung. Der Volkston, Kraft der Darstellung. Weiber von Weinsberg.[jr] Die packende Sprache. Das Onomatopoietische. Malerische Wendungen[js].
Die Pfarrerstochter von Taubenheim. Die Leonore.
Die Sinnlichkeit und ihre derbe Bezeichnung: Der wilde Jäger u[nd] das Lied vom braven Mann. Der Kaiser und der Abt. |[jt]
Allen etwas Standeshaß und Philistergrimm beigemischt – ein Stück Tendenz. Und darum gelingt auch hier trotz aller Ursprünglichkeit der Anschauung und Kraft der Sprache die Verklärung der Wirklichkeit nie ganz.
Das bezeichnete Schiller sehr richtig. Sinnlichkeit und Sorgen hängen als Bleigewicht an dem Manne.
Irgendwie fallen wir stets aus der Illusion. Das Gemeine liegt nie hinter uns.[ju]
Die lyrisch-epische Richtung – dagegen die dramatische[jv]: der wahre Drang[jw].
Lessing’s Stil: Einwirkung noch positiv gering, wie etwa bei Leisewitz[jx], dem Hannoveraner (1752–1806), der dem Hainbund nicht fern stand, in seinem Julius von Tarent 1776 zu erkennen.[jy] Das Thema der feindlichen Brüder. Der Mord des Sohnes aus Gerechtigkeit. Julia und Emilia. Schröder’sches Preisthema.[21] Braut v[on] Messina[jz] – wesentlich negativ in der Entfesselung des Natürlichen, Abwertung aller Regeln, Lenzen’s „Anmerkungen über das Theater“ charakteristisch für das Verlangen eines wüsten Durcheinander (Götz)[ka] – im krassen Naturalismus bis zu rohester Stillosigkeit.
Das Faustproblem[kb]. Urwüchsiges Titanentum. Wieviel Fäuste! Auch Lessing’s problematisches Fragment, Klinger etc.[kc], Maler Müller[22].
Die Straßburger[kd] „Gesellschaft für Ausbildung der deutschen Sprache“. Actuarius Salzmann.
Leop[old] Wagner[ke] (1747–79). Die Kindsmörderin. Der Lievländer[kf] Reinh[old] Lenz[kg] (von Herder als Hofmeister nach Str[aßburg] vorgeschlagen, 1750–99. Das echte Genieleben. Die selbstzersetzende Sentimenta|[kh]lität.
„Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung“. Zerstörung und Verzerrung aller Lebensformen. Weimar. Elsaß. Irrsinn. In Rußland †.
Friedr[ich] Maxim[ilian] (v[on]) Klinger, Frankfurter, 1752–1831. Der Selfmademann.
Tugendhafte Ungeheuer und edle Kanaillen. Die „falschen Spieler“ (Motiv der „Räuber“). „Sturm und Drang“. Schottische fürstliche Familiengeschichte in Amerika: gutes Ende.
„Die Zwillinge[ki]“[kj] 1775.[kk] Medea in Korinth. „Geschichte eines Deutschen aus der neusten Zeit“. Rousseau. Stoa. Gut oder Böse. Aut aut[kl][23]. Später verbittert, vergrämt in Rußland, wo es ihm sonst als Generalmajor gut geht.
„Fausts Leben Thaten und Höllenfahrt“: Roman. Neben dem abendländischen der „Morgenländische Faust“ und Ritterroman pessimistischer Stimmung.
Ähnlich[km] der Maler Müller[kn], Pfälzer, Friedr[ich] Müller (1749–1825), biblische, griechische und deutsche besonders Bacchidion und Midon. Pfälzer „Das Nußkernen“ und „Die Pfalzgräfin Genovefa“; dann[ko] Idyllen nach Geßner und Voß, Volkslieder – echte Farben aus der Pfalz. Dramen „Golo und Genovefa“, „Niobe“, stilvoller[kp] und „Faust’s Leben dramatisirt[kq]“ 78. Faust als reiner schrankenloser „Einziger“ und „Uebermensch“[24] – welche Nachlese ist unser Jahrhundert! Die „Sinnlichkeit“ im engsten Sinne.
Diese Sorte der Genialität wuchs auch aus der Wieland’schen Richtung heraus; eine andre Art |[kr] von Congenialität mit der Renaissance.
Dies vertritt Wilhelm Heinse[ks] (1749, ein Thüringer, in Erfurt mit Wieland bekannt, Bibliothekar der Kurfürsten von Mainz, Aschaffenburg 1803 †). Der Künstlerroman „Ardinghello und die glückseligen Inseln“ 1787[kt] – eine Utopie der schrankenlosen Sinnlichkeit in aesthetischer Verklärung. Theoretische Längen neben farbenprächtigen Schilderungen. Der ins Lüsterne gezogene Winckelmann, der doch seinen Reiz behält. Bacchantischer Sinnentaumel. Schönheit des Weibes und der Kunst.
Endlich gedieh auch in dem Goethekreise neben dem Leidenschaftlichen das Sentimentale der schönen Seele in „religiöser Sentimentalität“.
Jung-Stilling[ku]; Joh[ann] Heinr[ich] 1740, Nassauer „Jugend, Jünglingsjahre und Wanderschaft“. 1777. „Verklärung Lavater’s“ 1801, in Karlsruhe 1817 †. Idyllische Religiosität – Mystik. Boehme. „Siegesgeschichte der christlichen Religion“. Eschatologische Phantasien[kv] seines Alters.
„Glauben an Gott und Treue zu den Menschen“ bezeichnet Goethe[25] als sein Wesen.[kw]
Pietistische Romane: „Geschichte des Herrn von Morgenthau“. „Theodore von Linden“. „Theobald oder die Schwärmer“.
Später Romantiker „Heimweh“ 1794. „Scenen aus dem Geisterreiche“ 1803. „Theorie der Geisterkunde“ 1808. |[kx]
All diesen Drang[ky] historisch in sich selber verständigt und geläutert zu haben, ist das Verdienst von Joh[ann] Gottfr[ied] Herder[kz].
1744[la] im ostpreußischen Mohrungen geboren; als Theologe in Königsberg. Kant und Hamann. Enthusiasmus und Kritik.
Sieg des kritischen Moments bahnt sich an. Riga. Lehramt. Lessing.
1767: Fragmente zur deutschen Litteratur – („Beilagen“ zu den Litteraturbriefen).
1769. Kritische Wälder.
Thatendrang. Reise. Paris.
Prinz von Holstein – Eutin.
Hamburg[lb], Eutin, Frankfurt, Darmstadt, Karlsruhe. Strassburg.
1771–76 Bückeburg.
73: Blätter für deutsche Art und Kunst mit Goethe und J[ustus] Möser.
Ursprung der Sprache: 72.
Auch eine Philosophie der Geschichte der Menschheit 74.
Aelteste Urkunde des Menschengeschlechts 74.
Vom Erkennen und Empfinden des Menschen 76.
Volkslieder 78 f. (Stimme der Völker)
1776 Generalsuperintendent in Weimar bis 1803.
Geist der hebräischen Poesie 1782. |[lc]
Ideen zu einer Philos[ophie] der Gesch[ichte] d[er] Menschh[eit] 1784.
Briefe zur Beförderung der Humanität 1793.[ld]
Uebliche Zusammenstellung von Lessing und Herder. Er soll alle Bestrebungen L[essing]’s fortgeführt haben. Das ist nur halb richtig.
Wahr, daß er von ihm die entscheidende Anregung erhält und ihm nachwollte. Aber der Gesammteindruck ist ganz anders. Der weibliche Geist neben dem männlichen. Die Genialität des Mitempfindens und die Virtuosität des Anregens. Der große Anreger.
In der Poesie tiefes Verstehen und geringes Können. Er ist sozusagen nur Virtuos und nicht Komponist. Kein großes Werk unsrer Litteratur trägt seinen Namen und doch wäre sie nicht ohne ihn[le].
Am meisten zu vergleichen mit Leibniz, dem er in jedem Betracht am nächsten steht.
Das Fragmentarische seiner Arbeit. Das niemals Fertige.
Und auch das innerliche niemals fertige. Der Mangel an Entschlossenheit. Ein kolossaler Reichthum ohne Centrum. Das sich nie Genugthun.
Die Unzufriedenheit. Das Mäkelnde an ihm.[lf] |[lg]
Seine Größe ist die wissenschaftliche Anregung. Auch da haben andre ausgeführt.
Und er immer unfertig. Litteraturgeschichte und Geschichte.[lh] Das Princip der Entwicklung.[li]
Die Fragmente[lj] nehmen trotz allem Lessing aus oder[lk] Hamann und Klopstock gegen den scharfen Verstand in Schutz.
Das Ideal der Kritik ist noch Nacherleben. Aber höhere Gesichtspunkte: Die Sprache als Grundlage aller Litteratur. Genius der Sprache ist der Genius der Litteratur eines Volks.
Poesie als Muttersprache des Menschengeschlechts. Alles Reden Singen.[ll] Prosa und Kunstdichtung als Entwicklungszweige. Wissenschaft und Dichtung![lm] Rückkehr der Poesie zum Ursprünglichen. Die Idiotismen.
In der Abhandlung über Inversionen: Die Sprache ist für den Sinnenmenschen und dessen natürliche Aufmerksamkeit und Apperception da. Was er empfiehlt, sind Volkslieder und vollgültige Uebersetzungen.
Die historische Selbstverständigung[ln].
Die poetische[lo] Ursprünglichkeit der Griechen. Homer gegen Vergil.
Die Poesie der Römer. Die Verderbniß der Litteratur durch das Lateinische. |[lp]
Die kritischen Wälder.
Winckelmann: Scheidung von Geschichte und aesthetischen Lehrgebäuden. Ueber Laokoon. Schönheit.
Die Künste: Gehör, Gesicht, Getast.
Das Wesen der Poesie als Kraft, als Energie. Das Lyrische und das Musikalische. Die Poesie als Kunst der Phantasie, alles verbindend.
Reise. Strassburg.
Ueber den Ursprung der Sprache.
Die Theorien. Süssmilch, die Encyclopädisten, Condillac.
Der Mensch als „besonnenes Wesen“. Die griechische φρόνησις[26]. Das geistig-natürliche Wesen.
Das Gehör als der mittlere Sinn zwischen Gesicht und Getast.
Die tönende Welt als lebend. W[ilhelm] v[on] Humboldt. Die Entwicklung der Sprache.
1) Kraft der φρόνησις beständiges Fortschreiten.
2) Der Mensch als sociales Wesen, Familiendenkart und Familiensprache, Volk etc.[lq]
3) Natürliche Scheidung des Geschlechts in Rassen, „Proteus“ auf der runden Oberfläche der Erde!
4) Zusammenschluß der getrennten Differenzierungen zur geschichtlichen Gesamtentwicklung. Philos[ophie] der Geschichte im Vorblick.
Sprache die Schatzkammer der menschlichen Gedanken. „Die Summe der Wirksamkeit aller menschlichen Seelen!“ |[lr]
Ossian[ls], Swift, Oliver Goldsmith, Shakespear[lt]. „Von deutscher Art und Kunst“ erst in Bückeburg über Ossian und Shakespeare niedergeschrieben. (Ursprünglich beabsichtigt für Bode’s Schleswiger „Brief über Merkwürdigkeiten der Litteratur“.) Unterschied zwischen Sophokles und Shakespeare entwicklungspsychologisch begründet.
Die griechische aus Cult und Chorgesang. Daraus wird in geistloser Nachahmung die Puppe[lu] des Französischen.
Shakespear aus Fastnachts- und Marionettenspiel, aus den Sitten und dem Leben seiner Zeit heraus.
Der nordische Mensch.
Ossian; er glaubt an die Echtheit.
„Auch eine Philosophie“[lv] – Bruch mit der Aufklärung – die „kalte philosophische Welt.“
Der deutsche Rousseau: Historie und Natur. Frommer Offenbarungsglaube. Gegen den Iselin’schen[lw] Optimismus der Aufklärung – Glückseligkeitsvervollkommnung.
Voltaire’s skeptische Geschichtsauffassung. Fortschritt nicht für das Individuum: dies Mittel für den Zweck des göttlichen Plans.
Ein ganz andres Werk geplant als später. „Erläuterungen zum neuen[lx] Testament“[ly]. N[ota] B[ene]! aus dem Zend-Avesta[lz]. Betonung des Mittelalters.
Die Bibel herausgehoben, aus ihr soll neuer Lebensgeist für das aufgeklärte Jahrh[undert] kommen. Die Aelteste Urkunde.[ma] Offenbarungseifer und wissenschaftlicher Stolz (wenig begründet). Eine geniale „Fehlgeburt“ (Merck)[27].
Die Schöpfungsgeschichte[mb] als „Hierogylphe“, als „Morgenröthe“. |[mc]
Eine Offenbarungsphilos[ophie][md], die zugleich Geschichtsphilos[ophie] sein will. Moderne Gnosis: Böhme. Erneuerung der Religion als Tendenz. Gegen Voltaire und Hume.
Die „Provinzialblätter an Prediger“[me] – gegen Spalding als Rationalistenhaupt gerichtet.
Lavater’scher Enthusiasmus jetzt erst erwacht. Gegen die fridericianische Toleranz – das bloß moralisirende Aufklärerchristentum. Aber alles historisch an der Entwicklung des Predigtamts dargestellt (Spaldings Schrift über die Nutzbarkeit des Predigtamts).
Patriarchen (die reine, kindliche Menschheit!). Priester und Propheten.
Die Religion: Thatsache und Geschichte (Lessing). Die Seichtigkeit der „Prediger-Philosophen“. Richtiges Gefühl – in’s Extrem gependelt[mf]. Die religiöse Verständnißlosigkeit des Rationalismus tief ergriffen.
Ein religiös-eifernder Sturm und Drang gefährlichster Energie.
Charakteristisch in den anonym in Kanter’s Königsberg’scher Zeitung gedruckten „Gefundene Blätter[mg] aus den neusten deutschen Litteratur-Annalen 1773“.
Anspielungsreiche Hamann-Copie – – sehr traurig! Die Controverse mit dem Göttinger Historiker Schlözer[mh], der Herder in den Frankfurter Gelehrten Anzeigen rezensirt hatte. Schlözer’s zweiter Theil der „Vorstellung einer Universalhistorie“. |[mi]
Herders Commentar zur Apokalypse.
1774 Preisschrift über Quelles sont les causes de la décadence du goût chez les differents peuples[mj]?
Der Hymnus auf die Genialität. Die Ursachen des Verfalls aus dem Wesen der Genieperiode selbst entwicklungsgeschichtlich zu erkennen: die Griechen, die Römer, die Mediceer, die Zeit Ludwig XIV.
Ueber Empfinden und Erkennen der menschlichen Seele 76 (74). Durchweg Leibniz: sie sind nicht verschiedene Kräfte, sondern verschiedene Stufen.
Alle physische Realität als Erscheinung. Umgearbeitet 78. Die Sprache jetzt als Naturproduct – Ursprung der Vernunft. Leibniz und Condillac! Doch auch hier Selbsthätigkeit als Voraussetzung: Spinoza erfaßt.
Ein idealisirter Naturalismus: die Welt aus der Analogie des Subjects zu verstehen. Eine vorahnende Polemik Leibniz’s[mk] gegen Kant.
Zweiter Band der „Aeltesten Urkunde“ 1776. Die Urgeschichte der Menschheit. Der Sündenfall als Hauptpunkt.
Poetische und religiöse Vertiefung in die „Genesis[ml]“. Der Mythos vom Sündenfall als religiöse[mm] Dichtung. Morgenländische Fabel – aber es soll doch That und Geschichte, nicht bloß Fabel und Allegorie sein. Alle Zweifel und Deutungen in Strenggläubigkeit aufgelöst. Inspirationstheorie als Hintergrund.
Die Gefahr seiner geistigen Lage.
Die Erlösung durch Goethe. Berufung nach Weimar. Die reinere Atmosphäre.
Reichste Rückgewähr.[mn] |[mo]
Seine Selbstherrlichkeit[mp] – der Neid!! Hypochonder. Aber theoretisch geklärt.
Herausgabe der Volkslieder. Damit innerlich verwandt der „Geist der hebr[äischen] Poesie“ 1782. Die Bibel[mq] als Ergebniß der dichterischen Phantasie. Die Poesie als Gesichtspunkt für die Auffassung der religiösen Urkunden. Als Erzeugniß des Volksgeistes. Sieg des entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunktes.
Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. 1784 ff.
Nicht bloß Ideen, sondern ein System der Universalgeschichte und damit der Geschichtsphilosophie.
Bis dahin nur äußere Zwecksetzungen: entweder der göttliche Heilsplan (Bonnet, Herder selbst) oder das Wohlbefinden des Individuums (Rousseau, Iselin), selbst der Masse: Hume.[mr]
Oder[ms] die vergleichende Geschichtsbetrachtung der Entwicklung von Vico: keine Gesammtgeschichte, magre Gesetze von Aufblühen und Alterswelken der Völker.
Herder als der erste Vertreter einer immanenten Teleologie des Gesammtgeschehens. |[mt]
Aus den allerweitesten Gesichtspunkten. Analyse der natürlichen Bedingungen des geschichtlichen Lebens.
Natürlich nach dem Maße der Kenntniß seiner Zeit.
Astronomischer Anfang. Stellung der Erde. Ihre allgemeinen physikalischen Verhältnisse als Voraussetzung des Lebens.
Die aufsteigende Reihe der Organismen. Thiere, Pflanzen. Teleologische Verhältnisse. Der Mensch.
Die Teleologie nicht als ursächliche Erklärung durch Absichten. Einfacher Aufweis der Constellationen, aus denen die Geschichte hervorging.
Und nicht vergessen die Eigenart des Einzelnen, die nicht[mu] als Product des Stoffs aufgefaßt, im Sinn der aristotelischen Form gestaltet und benutzt.
Der Bau des Menschen; das Aufrechtgehn und die Hand als Werkzeuge der Vernunft.
Die Rasseneinteilung nachformen[mv].
Analyse der geographischen Bedingungen der Geschichte.
Wechselwirkung zwischen Volkscharakter und Gegend.
Die spätere Ritter’sche Geographie im großen Stil vorbereitet. |[mw]
Insonderheit die Sprache.
Ihre rassenphysiologische Verwandschaft und ihre historische Bedeutung. Tiefe Blicke im Einzeln. Als Erklärungsgegenstand und als historische Quellen der Localton der Litteratur. (Stimmen der Völker – der Cid.)
So individualisirt, fügt sich doch das Ganze zu einer gewaltigen Einheit zusammen.
Von den chinesischen und mongolischen Völkern nach Indien und Iran, zu den Semiten und Aegyptern[mx], den Griechen und Roemern, den Germanen.
Sehr interessant, daß den Hebräern ihre Sonderstellung nur im beschränkten Maße zugestanden wird, sie dem allgemeinen Semitentum eingestellt werden.
Charakteristisch dagegen die liebevolle Ausmalung des Griechenthums – besonders helle und freundliche Farben glücklich gemischt.
Dagegen tritt ebenso die Vorliebe für das Mittelalter zurück.
Behandlung des Papstthums: das Aufringen[my] der Germanen.
Tantae molis erat Germanes condere gentem.[mz][28]
Damit abgeschlossen; nur ein kurzer Plan der Fortsetzung, das Schlußwort vervollständigt[na] den Eindruck des Ganzen.
Die Grundrichtung auf die einheitliche Gesammt|[nb]leistung der Geschichte zeigt sich schon in der Behandlung jedes Theils.
Der Zusammenhang der einzelnen Functionen des Volks: Politik, Litteratur, Religion. Ihre Einheit im Wesen des Volks und seiner Geschichte.
Die Bedeutung der Tradition für das Vorstellen und Wollen stark hervorgehoben. Andeutungen einer Socialpsychologie.
Diese selbe Tradition macht nun auch den Charakter der Universalgeschichte aus. Und zwar so, daß sie immer bedeutsamer und fester, enger wird.
Darstellung der Mittelmeerkultur und ihrer weltgeschichtlichen Bedeutung.
Bewußte Zusammenfassung der früheren Entwicklungen.
Die modernen Völker, welche zugl[eich][nc] mit dem Opfer ihrer ältesten Geschichte und ihrer autochthonen Religion zu Trägern der Tradition geworden sind.
Die Geschichte wird immer gemeinsamer[nd]: das 19. Jahrh[undert].
Dies bezeichnet Herder als die Humanität als Thema der Geschichte.
Die ursprüngliche Vernunftanlage in der unermeßlichen Reihenfolge der Völkererscheinungen |[ne] immer vollständiger herausgebildet. Die Cultur.
Der Ertrag der Geschichte ist der geistige Inhalt der Humanität.
Die geschichtsphilos[ophische] Bedeutung der „Weltlitteratur“. Kunst und Wissenschaft und die aus ihr sich ergebenden Lebensformen der Gesellschaft bilden den wahren Fortschritt. „Briefe zur Beförderung der Humanität“ 93.[nf]
Diese immanente Teleologie der Geschichte baut sich als die höhere Schicht über der Natur auf. Es sind die Kräfte der Vernunft, welche sich an ihren natürlichen Lebensbedingungen entwickeln. Einfügung in die allgemeine, halb leibniz’sche, halb spinozistische – Lessing’sche Weltanschauung. „Gott“.
Der poetisch-vitalistische Spinozismus. Der Sinn der Welt ist das Leben, und die Krone des Lebens der Mensch, – aber nicht der Rousseau’sche Naturmensch, sondern der aus der ganzen Vernunftarbeit der Geschichte in endlosem Fortschritt sich herausarbeitende Mensch.
Dieser Spinozismus war der Lebensathem Goethe’s.[ng]
Aus[nh] St[urm] und Dr[ang] haben sich unsere beiden größten Dichter herausgearbeitet.
Jeder in seiner Weise: bis ihre inneren und äußeren Lebensläufe convergiren. |[ni]
St[urm] und Dr[ang] für sie nur Vorbereitung. Die wahre Genialität, die das Genietoben abstreift.
Bei G[oethe], dem älteren, reichen die Eierschalen[nj] noch weiter zurück.
In die Anachreontik, das Getändel der Leipziger Neuen Lieder.
In die französirende Comédie, die „Launen der Verliebten“ (Schäferspiel)[nk] und die „Mitschuldigen“. Conventioneller Inhalt in früh vollkommnen, glücklich fließenden, wie von selbst sich entfaltender Form.
Als Bildungselement ragt Winckelmann durch Oeser herein.[nl]
Volle Entfaltung in Strassburg – Herder. Berührung mit Homer, Shakespeare, Ossian, der englische Lebensroman Oliver Goldsmith, das Volkslied, die deutsche (?)[nm] Kunst. Einer der schönen Irrtümer.[nn]
Bruch mit der französischen[no] Aufklärung. Nationales Element. Daher zwar Verwandtschaft mit Rousseau, aber doch ebensowenig directe Abhängigkeit wie bei Herder.
Das Système de la nature: „so grau, so kalt, so cimmerisch“[29].
Gegen den abstracten, theoretischen Verstandesnaturalismus den concreten, lebendigen Gefühlsnaturalismus[np].
Dieser wird in Spinoza hineingefühlt. Das Recht alles[nq] Wirklichen in seiner Natur|[nr]nothwendigkeit begründet.
Keine abstracte Regeln der Beurteilung. Die geniale Urwüchsigkeit.
So wird der individualitätsloseste aller Philosophen zum Führer der großen Individualitäten, der abstract-formalistische zum Helden der konkreten Lebendigkeit, der große Intellect zum Hüter des großen Gefühls.
Hieraus in der Anknüpfung an das Volkstümliche erwächst die unvergleichliche Lyrik, die Frideriken- und später die Lili-Lieder.
Das Wegdichten der Leidenschaft. Die Gelegenheitsdichtung.
Die Ueberwindung in der Gestaltung, wie bei den Philosophen in der Erkenntniß.
Die Selbstbekenntnisse.
Die kindliche Einfachheit in ihrer Gewalt. Leidenschaft und Handlung.
Ohne alles Mythologische – das wahrhaft Unhistorische – ein zeitlos Gültiges.
Die Belebung der Natur in großem Zuge. Hieraus die beiden großen Werke, die sich auf die beiden Richtungen in St[urm] und Dr[ang] tonangebend vertheilen: Götz und Werther.
Frankfurt. Advokat. Wetzlar. Wieder Frankfurt.[ns] Schriftsteller. Die „gelehrten Anzeigen“. Götz[nt] gleich nach Str[assburg] entworfen, 1773 umgearbeitete Geschichte Gottfriedens von Berlichingen. |[nu]
Auch in der Umarbeitung übertreibende Shakespeare-Regellosigkeit.
Keine Einheit der Handlung. Ein Hin und Her. Fäden eingesponnen. Der Bauernkrieg.
Götz und Weislinger als zwei Mittelpunkte, contrastirend und nur verflochten. Aber welches Leben!
Fürsten, Bischöfe, des Kaisers Ritter, Lanzknechte[nv], die Nürnberger, Bauern, Zigeuner!
Und der ganze Apparat von Mord und Todtschlag, Kampf und Intrigue, Mord und Brand, Gefängniß und Erlösung.
Alle Töne der Zeit – es fehlt nur der Orgelklang der Reformation. Denn das Glöckchen des Eremiten, Bruder Martin, klingt doch nur schwach.
Aber welche Menschen. Reckenhaftigkeit und Treue, Tücke und Schwachheit.
Der ehrliche Draufgänger Götz, der schwach-weichliche Weislinger, der besonnene tüchtige Sickingen. Elisabeth, das Muster der deutschen Ehefrau, Maria die still liebendleidende Braut, Adelheid das Rasseweib. Franz und Lerse.
Eine Kraft der Charakteristik. Die revolutionäre Sprache: alles Glatte abgestreift, alle Convention[nw] der Renaissancedichtung[nx][30] in Frage gestellt.
Daneben die Leiden des jungen Werthers[ny].
Eine freie, zwanglose Sprache der Leiden|[nz]schaft, wie sie im Deutschen nie gehört war. Die Briefform. Die Entfaltung des Individuums in Briefen. (Unsre Zeit.)
Rousseau’s Heloise.
Concentration in Werther’s Briefen.
Concentration der Handlung.
Gewaltige Geschichte der Leidenschaft, wunderbar aus den Charakteren und der Situation aufgebaut. Ihre idyllischen, sanften, Rousseau’schen Anfänge – ihre tragische Zuspitzung.
Der erste und der zweite Theil.
Mag auch zu der Lotte des letzteren Maximiliane Brentano, zu dem Albert deren Mann gesessen[31] haben – die allmähliche Wandlung bleibt dieselbe, und derselbe bleibt Werther selbst, in dem G[oethe] die eignen Leidenschaften und Empfindsamkeit überwindet. Indem er sie in der zündensten Form darstellt. Die idyllische und die tragische Sentimentalität. Rousseau bis Ossian.
Das gegen die Welt ringende Individuum.
Der Versuch der Beamtenthätigkeit.
Wie schließlich alles in Natur und Menschenwelt zum Stachel der Selbstverneinung wird.
Das dritte ist bei Goethe der eigentliche Titanismus[oa].
Er stellt sich als Selbstüberwindung in der Gestalt der pindarischen Oden[ob] dar.
Der regelfreie Rhythmus aus tiefer Sprachvollendung der Volksseele.
Die arhythmische Prosa der gleichzeitig entworfenen Werke. |[oc]
Die[od] kühnen Wortbildungen: die mächtigen Gleichnisse, die originellen Weltblicke[oe]. Dazu eine von gesteigerter[of] Phantasie geleitete Aneinanderreihung der Glieder.
Nicht mehr volksthümlich, höchste Form der Kunstpoesie.
Dieser gesteigerten Form entspricht der gewaltige Inhalt.
Es ist so zu sagen metaphysische Dichtung[og].
Sie zieht sich in die Weimarische Zeit herein. Zunächst die großen Gegenstände. Prometheus und Mahomet. Geschichtsphilos[ophie]. Das Individuum in seiner Bedeutung im Kampf um die Kultur.
Das Auftrotzen im Bewußtsein höheren Ziels. Gegen die Naturnothwendigkeit, die in den Göttern repäsentirt.
Das Kulturziel. Später Pandora als Lösung.
Mahomet: Die reinere Religion. Die Reste in den betreffenden Oden. Aus den Monologen und Dialogen in Pr[osa] zusammengezogen. Das Herausarbeiten aus dem Erotischen.
Schiefheit der modernen Entscheidung, welche Goethe aus seinen Liebschaften begreift und gliedert. Wohl spielt die Liebe eine große Rolle. Aber sie hat ihn nie ganz gepackt. Er war ihr über.
Und er lebt im Höheren. |[oh]
Welche Gefahr für ihn, sieht man aus der Gretchentragödie: im Faust[oi].
Der himmelstürmende Grundgedanke verläuft sich in die Liebesgeschichte.
Die Verdeutschung des Renaissance-Individuums[oj]: das Individuum, das alles sein und alles genießen will.[ok]
Kommentar zum Textbefund
c↑1899/1900 ] gegenüber auf der Umschlaginnenseite Inventarstempel sowie Bleistifteinträge von anderer Hd.: H 5016 9; um 180° gedreht: eib/iub; Bl. 1r am linken Rand aufgeklebtes Signaturetikett, Bl. 1v Besitzstempel der Tohoku, Bl. 2r oben links ein weiterer Stempel über 4 Zeilen des Textese↑Abseits von den üblichen Geleisen. ] gegenüber auf Bl. 1v Datierung mit rotem Farbstift: 31/10 99; mit blauem Farbstift: 29/10 01f↑Was zu erwarten? ] gegenüber auf Bl. 1v geschrieben: Kein praktisches, sondern freies geistiges Interesse.h↑Ein … Paradoxie, ] gegenüber auf Bl. 1v geschrieben: Der Proceß des Aufbaus einer Volksseele in historisch hellem Lichte betrachtbar. – Dessen Material Tradition in eigenartiger Verarbeitung durch führende Individuen.j↑Die Verunglimpfung ] gegenüber auf Bl. 1v mit Bleistift geschrieben: Nur die schaffende Kraft sei auch die erhaltende. Darüber zwei weitere Bleistiftnotizen, durch flüchtige Schreibweise und den Stempelaufdruck unleserlichk↑Wahr ] bricht ab; zu ergänzen etwa: in Wahrheit haben. Für das Fehlen eines Bl. bzw. Bogens des Notizbuches gibt es keine Hinweise.o↑herausheben zu dürfen. ] gegenüber auf Bl. 3v geschrieben: Damit die Grenzsteine schon bezeichnet. Von Gipfel zu Gipfel.x↑Mangel an Tiefe, ] gegenüber auf Bl. 4v geschrieben: Erst mit Hilfe des Auslands später gehaltvoll.y↑Anlehnung an den französischen Klassicismus ] gegenüber auf Bl. 4v geschrieben, mit Strich mit zu wiederholender Zeile verbunden: Christian Weise aus Zittau, in Leipzig seit 1670 dichtend; seit 1678 Rector in Zittau. Wäßrig: auch hier gehaltvoll erst durch [Anlehnung an den französischen Klassicismus]. Hausbackene Dürftigkeit an Inhalt.ag↑Auch er schreibt geistliche Liebeslieder. ] gegenüber auf Bl. 6v geschrieben: Geschmacklose Ausklänge bei Zinzendorf.aj↑Die erste große Erscheinung, ] gegenüber auf Bl. 6v Datierung mit rotem Farbstift: 3/11 99; mit blauem Farbstift: 5/11 01al↑Bruch … Wien. ] gegenüber auf Bl. 6v geschrieben: Ihn zum deutschen Patrioten zu machen, ist gut gemeint, aber irrig.as↑repräsentation. ] danach Einfügungszeichen, gegenüber auf Bl. 8v ohne Einfügungszeichen geschrieben: Eine Geisterwelt, für die Raum und Körper nur ein Phänomen. Idealismus. Der geistige Weltsinn. Aller Inhalt des Lebens in geistigen Processen.au↑Der … Erkannten. ] gegenüber auf Bl. 8v geschrieben: vom Unbestimmten zum geistig festgestalteten. [!]ax↑Und nicht zuletzt ] gegenüber auf Bl. 9v Datierung mit rotem Farbstift: 7/11 99; mit blauem Farbstift: 8/11 01az↑Ihr … Tugendbildung. ] gegenüber auf Bl. 9v geschrieben: Vereinsamtes Gelehrtenleben: und doch die lebendigen Gedanken der Zeit.ba↑Hiervon … Bünde. ] gegenüber auf Bl. 9v geschrieben: Deutsche neben lateinischen Werken. Deutsche wissenschaftliche Sprache. Deutlichkeit und Brauchbarkeit als Ideale. Die „vernünftigen Gedanken“.bf↑Kato ] mit Bleistift unterstrichen, links daneben auf Bl. 10v mit Bleistift unleserliche Anmerkungbg↑Wie … Theater. ] gegenüber auf Bl. 10v geschrieben: „Beiträge zur kritischen Historie der deutschen Sprache“. Nötiger Vorrath zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst.bi↑preußische Dichtung ] gegenüber auf Bl. 10v geschrieben: Anna Louise Karschin (1722–1791), geb[orene] Dürbach: patriotische Oden.bm↑2) ] gegenüber auf Bl. 11v Datierung mit blauem Farbstift: 11/11 01; darunter: Liscow!; um 90° gedreht am Seitenrand: Im Norden verwandt: Ew[ald] v[on] Kleist (1715–59). „Frühling“. Elegische Naturstimmungsdichtung.bn↑Kampf ] gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Zürich | „Discurse der Maler“ seit 1721. | Das Malerische gegen die Regelmäßigkeit.bp↑Leidenschaft ] gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Freiheitsdrang – Launenhaftigkeit. Aber schließlich nichts dahinter.bu↑Brockes ] unterstrichen; gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Zeitschrift der „Patriot“ in Hamburg. Darunter Trennstrich sowie Notiz: Drollinger: K[arl] Fr[iedrich] Durlacher, Basel † 1742. Freier und natürlicher im Gefühlston.bw↑Haller ] unterstrichen; gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Aus dem Schwulst heraus „Der Morgen“. Die Ode an Doris à la Günther. + Rousseau’sche Töne. Fragmente des Gedichts an die Ewigkeit. Darunter mit rotem Farbstift: (Die Halle’sche Schule)bx↑Durch Gelehrsamkeit überwuchert theilweise. ] gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Politisch-lehrsame Romane „Usong“, „Alfred“, „Fabius und Cato“.ca↑Jac. … 1773). ] gegenüber auf Bl. 12v geschrieben: Uebergang der Wolff’schen Schule, 2 Generationen in Populärphilosophie mit ihrer wohlmeinenden Seichtigkeit.cg↑Zuerst … Form. ] mit rotem Farbstift eingeklammert; gegenüber auf Bl. 13v: Doch schon mit der spielerischen Neigung gepaart: „Freundschaftliche Lieder des Thyrsis und Damon“.cj↑niedlich, aber unbedeutend ] gegenüber auf Bl. 13v: Dichtung für Weiber. „Wein- und Kußdichtung.“cl↑Dichtung. ] gegenüber auf Bl. 13v: Erste Sammlung 1729 | Fabeln und Erzählungen 1738 und 1753 | Oden, Lieder, Epigramme | der „Patriot“.cp↑Ihm … entgegen. ] gegenüber auf Bl. 14v: Als einsamer Typus der spätern Anakreontik sei der Bruder Fr[iedrich] H[einrich] Jacobi’s genannt, Joh[ann] Georg Jacobi (1740–1804), der Damendichter. Zeitschrift „Iris“. „Der sittlichen und aesthetischen Ausbildung des schönen Geschlechts gewidmet.“ In Halle studiert, zeitweilig in Halberstadt mit Gleim, dann in Düsseldorf, schließlich Prof[essor] in Freiburg i/Br.da↑– in Prosa! ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 15v geschrieben; darüber: NB! Viel schärfer und auch in der poetischen Sprache geschliffner ist der Leipziger, später Göttinger Satiriker Abr[aham] Gotthelf Kästner. 1719–1800. Mathematiker in der Univers[ität]. Bissig, aber geistreich.di↑Dem … werden. ] mit blauem Farbstift in eckige Klammern gesetzt, gegenüber auf Bl. 15v: Dies ist der Tag den Gott gemacht, | Jesus lebt, mit ihm auch ich, | Wenn ich o Schöpfer deine Macht, bricht abdo↑Eindruck. ] gegenüber auf Bl. 16v geschrieben: Das, obwohl er uns schon fast historisch geworden ist. Wenige haben ihn gelesen – wer ganz? | Die Bibelfestigkeit jener Zeit.dr↑mystisch-pietistischen Richtung. ] gegenüber auf Bl. 17v geschrieben: Das Sündengefühl und Erlösungsbedürfniß. Das blutige [!] Versöhnungsgefühl. Pietistisches Grundfühlen; aber ohne den erotischen Beigeschmack.dz↑Luther ] gegenüber auf Bl. 19v geschrieben: Dem er an genialer Urkraft verwandt, in dem Beherrschen des Wirklichen weit nachsteht.ea↑künstlich gefaßt ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: ausgefeilt; gegenüber auf Bl. 19v geschrieben: stilvoll eingedämmtec↑Ihre Verwandtschaft ] gegenüber auf Bl. 19v geschrieben: Nicht nur die späteren, schwerfälligen geistlichen Lieder.ee↑„Schön ist Mutter Natur“ ] gegenüber auf Bl. 19v fortgesetzt: Deiner Erfindung Pracht | Auf die Fluren verstreut; schöner ein froh Gesicht, das den großen Gedanken | Deiner Schöpfung noch einmal denkt.ef↑Wirkung ] gegenüber auf Bl. 19v: Nicht nur Kretschmann aus Zittau 1738–1809 „Gesang Ringulphs des Barden als Varus geschlagen war“ 69, sondern auch Michael Denis, Wiener Jesuit 1729–800. „Ossians und Sined’s Lieder“ 1784.el↑holprig ] gegenüber auf Bl. 20v Zitatkollage nach Klopstock: Meist stammelt noch der Seraph, oder stürzt er sich doch „in den Ozean der Welten alle!“en↑fehlt noch ] gegenüber auf Bl. 20v geschrieben: Der Inhalt noch zu sehr in’s Unendliche. Selten gelingt eine einfachere Gestalt. So in den Cidli-Liedern. „Das Rosenband“ 105. Natürlich, einfache Innigkeit. Oder Die frühen Gräber. 191es↑durch Klopstock ] gegenüber auf Bl. 20v geschrieben: Seine Bardiete „Hermannsschlacht“, „Hermann und die Fürsten“, „Hermanns Tod“. Dramatische Unfähigkeit; ebenso wie epische. Die religiösen Dramen Adam’s Tod, David, Salomo.ex↑nicht wieder warm werden ] gegenüber auf Bl. 21v mit Bleistift geschrieben: Zeus und Apollo sind uns Etwas, aber Wotan und Baldur nichts. Weibesschönheit nicht Freya, sondern Aphrodite und Venus. Brunhild und Kriemhild verstehen wir als die streitenden Königinnen, – Göttinnen sind sie uns nicht trotz Jordan und Wagner.fb↑Wieland ] unterstrichen; gegenüber auf Bl. 22v Datierung mit rotem Farbstift: 16/11 99; mit blauem Farbstift: 18/11 01fc↑Roche ] danach Einfügungszeichen, gegenüber auf Bl. 22v ohne Bezeichnung geschrieben: und in Ehrenbreitenstein, wo ihr Mann Maximilian Ghrt [Geheimrat] des Kurfürsten von Trier war –fe↑Shaftesbury … Friedrich). ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 22v geschrieben, darüber: Johanna Gray 1760. Briefe von verstorbnen an hinterlassne Freunde. Hymnen auf Gott. Epos Der geprüfte Abraham. Psalmen oder „Empfindungen eines Christen“. Hohles Pathos; angelernt.fi↑1771 ] Einfügung unter der Zeile, links daneben: Ariost.; gegenüber: 1762/66 Uebersetzung Shakespearsfk↑„Geschichte des Agathon“ ] gegenüber auf Bl. 23v: Perikles, Delphi; Athen, Smyrna, Syrakus, Tarent.fl↑Wieland.) ] darüber Einfügungszeichen, gegenüber auf Bl. 23v: Die „Wahl des Herkules“. Psyche. Combabus. Diogenes 70.fn↑Schwach … Sinibald. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 23v geschrieben; darüber: Göttergespräche 1789. Peregrinus Proteus 1789–91 (Lavater). Agathodaemon 1796 im Attischen Museum.fr↑Uns erscheint das heute ] gegenüber auf Bl. 24v Datierung mit blauem Farbstift: 22/11 01; links daneben: Neigung zur Travestie, wie sie später Blumauer (Wiener Jesuit, 1755–98) Abenteuer des frommen Helden Aeneas 1784.fs↑Hinausheben ] gegenüber auf Bl. 24v geschrieben (Lesung unsicher): Hauptwirkung des Assimilatorischen Elements.fu↑Die Absichtslosigkeit im Oberon erreicht. Die Abstreifung der didactischen Eierschalen unsrer Dichtung. ] darunter Trennstrichfy↑Religiöse ] gegenüber auf Bl. 25v mit Bleistift geschrieben: Auch das Deutschthum als leidenschaftliches Postulat und ebenso die liberale Tendenz.fz↑Gesinnung ] gegenüber auf Bl. 25v: Der politische Liberalismus. Darunter mit Bleistift: und doch Indifferentismus. Liebliche Blüthe ohne Frucht.gf↑Die innerliche Auffassung des Historischen ] gegenüber auf Bl. 26v Datierung mit blauem Farbstift: 25/11 01; rechts daneben mit Bleistift: Insbesondere des Altertums. Die Größe (Kl[opstock]) und die Einfachheit (W[ieland]).gh↑Wissenschaft ] gegenüber auf Bl. 26v geschrieben: Das Wissenschaftliche bei Klopstock und Wieland dilettantisch, bei Lessing nicht. [mit Bleistift, Lesung unsicher:] Philologie und Sprachen. Archäologie und Litteratur. Das Philisterthum. [wieder mit Tinte:] Die typische Verbindung, aber nicht ohne einen gewissen Schaden für die Poesie.gi↑Dimmung ] Lesung unsicher (Dämmung?), im Sinne von Abschattung, Verdunkelung (Grimmsches Wörterbuch).gl↑Alles begreiflich. ] gegenüber auf Bl. 27v geschrieben: Die Probleme weder in Nebel gehüllt wie bei Kl[opstock] noch fortgelächelt wie bei W[ieland].gp↑Dieser … sein. ] Verse nach rechts eingerückt; gegenüber auf Bl. 27v mit Bleistift: das rastlose Strebenhh↑rhetorische Sprache ] gegenüber auf Bl. 31v geschrieben: Der bürgerliche Grundzug bleibt, auch dem nationalen und dem historischen gegenüber.hk↑Preußisches … Wesen. ] links daneben auf Bl. 32v Datierung mit blauem Farbstift: 29/11 01; links daneben: Auch die Misere der Zustände. Gegensatz zwischen Gesinnung und Lage.ht↑Zurücktreten des Historischen ] gegenüber auf Bl. 34v: Lessing noch nicht zum historischen Drama, das war Goethes Götz und Schiller vorbehalten.ia↑Vergebens sie zu leugnen. ] gegenüber auf Bl. 36v: Freilich nicht gegen die andern direct zurückgesetzt.ib↑religiöser Leidenschaft ] gegenüber auf Bl. 36v: und unter den Christen keiner auf der Höhe von Nathan oder Saladin. Die ehrliche Einfalt des Klosterbruders doch nur eine schwache Vorstufe. Sogar der ganz vage behandelte Mohammedanismus kommt besser fort. Aber Lessing redet eben gegen christliche Unduldsamkeit.if↑Klopstock ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 37v geschrieben; davor gestrichen: Die Aesthetisirung der Philos[ophie].ii↑Wirkung Hamann’s ] gegenüber auf Bl. 37v geschrieben: Sokratische Denkwürdigkeiten. Seine kleinen Flugschriften seit 1759 sibyllinische Blätter.ij↑grün ] so wörtlich; gegenüber auf Bl. 38v geschrieben: Riesiges Eygensinnsbedürfniß [!] gerade im Gegensatz gegen die engen Zustände. Intuitive Unmittelbarkeit in Auffassung und Darstellung als Ideal.il↑„Hainbund“ ] gegenüber auf Bl. 38v geschrieben: Religion, Vaterland, Freundschaft. Klopstock gegen Wieland.jg↑in gewissen Kreisen ] gegenüber auf Bl. 40v mit Bleistift geschrieben: Eine gewisse bürgerliche Gefühlsseligkeit. Gerührte Natur- und Lebensbetrachtung.jj↑Bei … Hexameter. ] Absatz links mit blauem Farbstift angestrichen, links daneben auf Bl. 40v: z[ur] v[orderen] S[eite]jq↑Lüsternheit ] danach Einfügungszeichen; gegenüber auf Bl. 41v: Wieland [recte: Gottfried August Bürger] artige Königin v[on] Golkonde. Travestien! Der Raub der Europa. (Blumauer) Größere Travestie in ähnlichem Geiste. Karl Arnold Kortum Leben, Meinung und Thaten von Hieronymus Jobs, dem Kandidaten; 1784, zur dreitheiligen, langweiligen Jobsiade erweitert 1799.jw↑Drang ] gegenüber auf Bl. 42v geschrieben: Burlesk und Erhaben, Ideal und abscheulichste Realität (Gemeinheit), Sentimentalität und Frivolität dicht bei einander.kk↑1775. ] danach Einfügungszeichen; gegenüber auf Bl. 43v: Der toll gewordne Shakespeare. Darunter: Der Brudermord im Hause der Mediceer. Die kolossale Uebermenschenkraft des Verbrechens. Das Renaissance-Individuum.ks↑Heinse ] unterstrichen; gegenüber auf Bl. 44v: Bearbeitung des Petron 1773. Laidion 1774. Erzählungen für junge Damen 75. „Hildegard von Hohenthal“ (Musik) 1795. „Fiormona“ nicht von ihm, sondern von Caroline’s [Caroline Jagemann?] Freunde Meyer. Darunter mit Bleistift: Schubert (Lesung unsicher), mit blauem Farbstift: bei Schiller (Lesung unsicher)kv↑Eschatologische Phantasien ] gegenüber auf Bl. 44v: Alles in’s Innere geworfen und auf Gott bezogen.kw↑bezeichnet Goethe als sein Wesen. ] (Goethe); Ergänzungen mit Bleistift über und unter der Zeile, Anführungszeichen mit Bleistift gestrichenlb↑Hamburg ] danach Einfügungszeichen mit Bleistift; gegenüber auf Bl. 45v mit Bleistift: Lessing, Claudiuslv↑„Auch eine Philosophie“ ] mit blauem Farbstift unterstrichen; gegenüber auf Bl. 49v Datierung mit rotem Farbstift: 7/12 99; rechts daneben: Die Gährung unreif als fertig. Das Oscilliren auf die fromme Seite. Selbst Haym charakterisirt diese Entgleisung nicht deutlich genug als solche: Der Hinweis auf die religiöse Ohnmacht der Aufklärung [mit blauem Farbstift, statt gestrichen: Romantik] ist sehr gut, – der Orthodoxismus und Offenbarungsglaube dagegen – unnötig. Dafür sorgte später Schleiermacher.md↑Eine Offenbarungsphilosophie ] gegenüber auf Bl. 50v: Polemik gegen alle rationalistische Erklärung. Ethischer Mysticismus.me↑Die „Provinzialblätter an Prediger“ ] mit blauem Farbstift unterstrichen; gegenüber auf Bl. 50v Datierung mit blauem Farbstift: 13/12 01mf↑in’s Extrem gependelt ] gegenüber auf Bl. 50v: Dithyrambischer, abgebrochner Stil. Er verfällt dem Sturm und Drang, von dem er Goethe geheilt.mj↑Quelles … peuples ] gegenüber auf Bl. 51v: Ursachen des gesunknen Geschmacks bei den verschiednen Völkern, da er geblühet.mp↑Seine Selbstherrlichkeit ] gegenüber auf Bl. 52v: Goethe und Schiller. Kant. Die Notwendigkeit dieser Gefühle: die Rache der Impotenz des vollen Verstehens.mr↑Bis … Hume. ] gegenüber auf Bl. 52v: Die Gnosis und Patristik als Schöpfer der Geschichtsphilos[ophie], (die das Griechenthum nicht kannte). Augustin, Thomas.nj↑Eierschalen ] gegenüber auf Bl. 57v: Ueberwiegen Wieland’s über Klopstock. Schönheit als sanfte Dämmerung. Unschuld u[nd] unschuldiges Getändel.np↑Gefühlsnaturalismus ] gegenüber auf Bl. 57v: Goethe’s Religiosität; darunter: Frl. v. Klettenberg nach Leipzig, vor Straßburgog↑metaphysische Dichtung ] gegenüber auf Bl. 61v: Physiologie und Pathologie der genialen Individualität als Grundthatsache. Der Mensch und die historische Enge: Götz. Der Mensch und das […, ein Wort unleserlich] Leben: Werther. Der Mensch und die großen Mächte von Natur und Geschichte: Prometheus, Mahomet, Faust.oj↑Verdeutschung des Renaissance-Individuums ] gegenüber auf Bl. 62v geschrieben: Der Urfaust. Straßburgisch-Frankfurter Entwurf. Resumé der jugendgeschichtlichen Lokale [im Ms.: Jugendgeschichtlichen lokal] Frankfurt, Leipzig, Strassburg.Kommentar der Herausgeber
9↑Lalenbuch ] nach dem ursprünglichen Titel der Sammlung von sog. Schildbürgerstreichen: Wunderseltzame Geschichten und Thaten der Lalen von Laleburg, gedruckt zu Laleburg, zusammengetragen durch M. Aleph Beth Gimel, 1597.10↑Dieser … sein. ] bei Goethe (West-östlicher Divan - Kapitel 14) heißt es: Denn ich bin ein Mensch gewesen | Und das heißt ein Kämpfer sein.13↑achromatische, göttliche Irrthum ] nämlich, daß die klassischen griechischen Statuen nicht bemalt gewesen seien: stilbildend für den Klassizismus.14↑οὐκ ἂν γένοιτο ] vgl. Aristoteles, Poetik, 1450a: der Dichter stelle dar, wie etwas geschehen könnte.15↑Virginia ] Lessing bezieht sich in Emilia Galotti (1772) auf die Verginia-Legende nach Livius: Römische Geschichte.16↑Novelle Boccaccio’s ] vgl. Giovanni Boccaccio: Decamerone, (1349–1351), 3. Erzählung des ersten Tages als Vorbild für Lessings Ringparabel in dessen Nathan der Weise (1799).20↑„Der Gesang schmachtete Zärtlichkeit“ ] vgl. das Gedicht von Johann Heinrich Voß: Der Deutsche Gesang. An Miller und Hölty, 1773.21↑Schröder’sches Preisthema. ] Topos der älteren Literaturgeschichten: 1775 habe angeblich der Hamburger Theaterdirektor Friedrich Ludwig Schröder einen Preis für die beste Tragödie, die einen Brudermord behandele, ausgesetzt.24↑„Einziger“ und „Uebermensch“ ] auch als Anspielung auf Max Stirner (Der Einzige und sein Eigentum) und Friedrich Nietzsche27↑geniale „Fehlgeburt“ (Merck) ] die Äußerung Johann Heinrich Mercks fällt in einer ungedruckt gebliebenen Rezension, vgl. Rudolf Haym: Herder nach seinem Leben und seinen Werken Bd. 1. Berlin: Rudolf Gaertner 1877, S. 555.28↑Tantae molis erat Germanes condere gentem. ] lat. So viel Mühe, das germanische Volk zu gründen; bei Vergil, Aeneis I, 34 heißt es: Tantae molis erat Romanam condere gentem.29↑Système de la nature: „so grau, so kalt, so cimmerisch“ ] bei Goethe (Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. 3. Teil, 11. Buch) heißt es über Paul Henri Thiry d’Holbach, Système de la Nature: so grau, so cimmerisch, so todtenhaft.30↑Renaissancedichtung ] meint vermutlich Goethes Vorlage, die Lebensbeschreibung des Ritters Gottfried von Berlichingen (1480–1562).▲