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- TitleNr. 16, Heft mit Fadenheftung und Umschlag aus blauem Papier, ohne Titel, Fortsetzung von Heft 12, 1. Zeile beginnt: Auf dem andern Puncte steht bekanntlich Hume …, auf dem Umschlag vermutlich eigenhändige Nummerierung III, darunter Bleistiftnotiz von anderer Hd. Fock 6, Abfassungszeitraum ca. 1876–1878/79, Umfang: 44 S., davon beschrieben: 33, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift), schwarze Tinte, Maße: 20,5 x 16,5 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 16
- ParticipantsChristian Wolff ; Christoph Kolumbus ; David Hume ; Ehrenfried Walther von Tschirnhaus ; Friedrich Heinrich Jacobi ; Gottfried Wilhelm Leibniz ; Herbert Spencer ; Immanuel Kant ; Jakob Friedrich Fries ; Johann Friedrich Herbart ; Johann Gottlieb Fichte ; Johannes Müller ; Johannes Nikolaus Tetens ; John Locke ; Karl Fortlage ; René Descartes ; Rudolf Hermann Lotze
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan)
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Nr. 16, Heft mit Fadenheftung und Umschlag aus blauem Papier, ohne Titel, Fortsetzung von Heft 12, 1. Zeile beginnt: Auf dem andern Puncte steht bekanntlich Hume …, auf dem Umschlag vermutlich eigenhändige Nummerierung III, darunter Bleistiftnotiz von anderer Hd. Fock 6, Abfassungszeitraum ca. 1876–1878/79, Umfang: 44 S., davon beschrieben: 33, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift), schwarze Tinte, Maße: 20,5 x 16,5 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 16
Auf[a] dem andern Puncte setzte bekanntlich Hume[b] seine Umbildung der logischen Lehre ein. Indem er den Gegensatz des ursprünglichen und des abgeleiteten, des Originals und der Kopie mit aller Entschiedenheit durchführte, verwandelte sich ihm die Unterscheidung des äußeren und des inneren Sinnes in denjenigen der Impressionen und der Ideen, wobei man unter „Impressionen“ nicht etwa nach wörtlicher Uebersetzung nur die Sinneseindrücke, sondern vielmehr alle ursprünglichen[c] psychischen Acte, besonders auch Gefühle und Triebe, unter Ideen aber die reproducirten Vorstellungen dieser Impressionen verstehen soll. Damit war natürlich die erkenntnistheoretische Duplicität von äußerem und innerem Sinne aufgehoben.
Da jedoch Hume[d] seine neue Unterscheidung auf die Thatsache stützte, daß das, was er Impressionen nannte, einen stärkeren und frischeren Eindruck enthält, als die entsprechenden Ideen, die erinnerten Vorstellungen, welche sich aber durch ihre vergleichsweise geringere Lebhaftigkeit als Kopie darstellen sollen, so hat in neuerer Zeit Herbert Spencer[e] den Versuch gemacht, das Hume’sche[f] Princip rückwärts mit dem Locke’schen[g] zu verschmelzen und den Unterschied der starken und der schwachen Kundgebungen mit demjenigen des Realen und des Idealen, des Nicht-Ich und des Ich, d. h. also des Physischen und des Psychischen gleich zu setzen. Ohne jedoch der späteren Untersuchung über das sehr verwickelte Problem der verschiedenen Vorstellungsstärke vorzugreifen, kann dagegen schon hier geltend gemacht werden, daß dieser Gedanke nur in dem einzigen Falle furchtbar werden könnte, wenn sich ein absoluter Stärkegrad der Vorstellung bestimmen ließe, von welchem an man aufwärts das Physische als starke Kundgebung, abwärts das Psychische als schwache Kundgebung rechnen müßte. Man sieht sogleich, daß dies eine völlige Absurdität involvirt, denn sofern es überhaupt verschiedene Bewußtseinsstärke geben sollte, so besteht sie darin, daß derselbe Inhalt mit verschiedener Intensität vorgestellt werden kann. Wollte man nun einen solchen absoluten Intensitätsgrad der Vorstellungsstärke als Grenzpunct des physischen und des psychischen Gebiets bestimmen, so könnte es leicht dahin kommen, daß derselbe Inhalt heute zum physischen, morgen zum psychischen Dasein gezählt werden müßte, oder man könnte in die komische Lage kommen, eine heftige Leidenschaft für eine physische, einen schwachen Lichteindruck aber für eine psychische Erscheinung halten zu müssen. Einen vernünftigen Sinn kann jene Unterscheidung also nur dann haben, wenn gemeint sein soll, derselbe Inhalt präsentire sich, wenn er ursprünglicher sinnlicher Eindruck ist, frischer und kräftiger, als in der späteren Erinnerung. Auch dies wird sich bei genauerer Betrachtung als unhaltbar erweisen; aber selbst, wenn es richtig wäre, so hilfe[h] es eben in der hier betrachteten Hinsicht gar nichts: denn ist die Geltung dieser Unterscheidung immer nur relativ, so kann diese an jedem beliebigen Vorstellungsinhalte mögliche Verschiedenheit der Vorstellungsstärke keine Unterscheidung des Inhalts selbst, geschweige denn die wichtigste von allen, diejenige in die Gebiete des Realen und des Idealen begründen. |[i]
In Deutschland bürgerte sich die Locke’sche[j] Unterscheidung im Laufe des 18. Jahrhunderts allmählig[k] ein. Zwar für das ursprüngliche System der Leibniz’schen[l] Monadologie fiel sie von selbst fort, da die Fensterlosigkeit der Monaden die äußere Erfahrung im Sinne der gewöhnlichen Auffassung ausschloß und eigentlich nur die innere zuließ: aber sobald Wolff[m] den influxus physicus[n] wieder einführte, nahm er auch die Lehre von der äußeren und der inneren Erfahrung folgerichtig mit auf, ohne derselben jedoch große Bedeutung beizulegen oder eine Umbildung zu geben. Ebenso stützte Tschirnhausen[o] in seiner sorgfältigen Methodologie die gesamte Philosophie ausdrücklich auf eine Thatsache der inneren Erfahrung. Besonders aber bemächtigten sich die empirischen Psychologen dieser Theorie. Unter den zahlreichen Verwendungen derselben ragt als bedeutendere Leistung selbständiger Forschung das Werk von Tetens[p] „Versuch über die menschliche Natur und ihre Entwickelung (1776 u[nd] 77)[q] hervor, in welchem mit einer planmäßigen Bearbeitung der Thatsachen des inneren Sinnes Ernst gemacht, aber freilich der Locke’sche Standpunkt im Wesentlichen nicht überschritten wurde.
Unter ein völlig neues Licht trat diese Lehre durch ihre Aufnahme in das psychologische Schema der Kritik der reinen Vernunft. Während Kant’s Inaugural-Dissertation De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis[r][s] jene Unterscheidung nur noch nebenbei erwähnt hatte, wurden in der transcendentalen Ästhetik die beiden reinen Form der Sinnlichkeit, Raum und Zeit, ganz systematisch so verteilt, daß der Raum als die apriorische Anschauung des äußeren, die Zeit als diejenige des inneren Sinnes dargetan wurde. Allein gerade dabei zeigte es sich auf das Klarste, wie unmöglich es ist, die Erfahrung des äußeren und diejenige des inneren Sinnes als zwei durchaus getrennte und toto coelo[1][t] verschiedene Erkenntnißweisen auseinanderzuhalten. Denn nachdem Kant den Raum als die Bedingung a priori[u] für alle äußeren Erscheinungen festgestellt hatte, sah er ein[v], daß, „weil alle Vorstellungen, sie mögen nun äußere Dinge zum Gegenstande haben oder nicht, doch an sich selbst als Bestimmungen des Gemüths zum inneren Zustande gehören, dieser innerer Zustand also unter der formalen Bedingung der inneren Anschauung, mithin der Zeit, gehört, die Zeit eine Bedingung a priori[w] von aller Erscheinung überhaupt und zwar die unmittelbare Bedingung der inneren (unserer Seelen), und eben dadurch mittelbar auch der äußeren Erscheinungen ist.“ Das heißt doch, der kantischen Terminologie entkleidet, nichts anderes, als: äußerer und innerer Sinn sind nicht coordinirt, sondern der äußere ist nur eine Art des inneren, und zwar diejenige, in welcher zu dem allgemeinen Characteristikum aller d. h. der inneren Erfahrungsthätigkeit, der apriorischen Zeitanschauung, noch ein typisches Merkmal, nämlich dasjenige der apriorischen Raumanschauung hinzukommt. Es ist sehr merkwürdig und hier zunächst nicht weiter zu untersuchen, daß Kant diese fundamentale Einsicht, welche wiederum den äußeren Sinn in den inneren auflöste, nirgends weiter verfolgte, daß er viel|[x]mehr beide Sinne als coordinirt behandelte, ja sogar später (aus Gründen, die anderswo[2] ihre Erledigung finden müssen) überall den inneren Sinn gegen den äußeren zurücksetzte, ohne zu bedenken, daß, wenn der letztere nur eine Art des ersteren ist, diese Art allen Vorwürfen ausgesetzt ist, welche man der Gattung macht.
Während Kant also später den von ihm selbst anfangs als so umfassend betrachteten inneren Sinn in Mißkredit brachte und dadurch der Abwendung von der Erfahrung überhaupt, welcher die nachfolgende Metaphysik zuneigte, bedeutenden Vorschub leistete, gab es doch andre Kreise des Denkens, in welchen die Unterscheidung der transcendentalen Aesthetik Fuß gefaßt hatte und weiterentwickelt wurde. Jacobi[y] zunächst trat mit seiner dualistischen Erkenntnißtheorie hervor, welche für die beiden Welten des Sinnlichen und des Un- oder wie er es lieber nannte des Uebersinnlichen zwei besondere Erfahrungsorgane des Menschen, die Sinnlichkeit und die Vernunft, statuirte, letztere jedoch mehr als ein mystisches Ahnungsvermögen der höchsten sittlichen und religiösen Ideen, denn als eine stetig wirkende Erfahrung des psychischen Lebens aufgefaßt wissen wollte.[z]
Wissenschaftlich ging Fries[aa] vor, welcher, um die kantische Vernunftkritik bewußt und systematisch durch die Anthropologie zu unterbauen, dem Wissen des Menschen von seinen eigenen Thätigkeiten, also dem inneren Sinne, eine besondere Wichtigkeit beilegen mußte. Doch lief seine Lehre schließlich darauf hinaus, daß man unter innerem Sinne die Fähigkeit des Subjekts zu verstehen habe, sich seiner eigenen Zustände bewußt zu werden, und für ihn fällt deshalb der innere Sinn wesentlich mit Bewußtsein überhaupt zusammen. Es wird nöthig werden, diese Lehre an anderer Stelle sorgfältig in Erwägung zu ziehen: aber dem Zwecke, den wir hier verfolgen, einen positiven Begriff des Psychischen aufzustellen, würde es nichts nützen. Denn da nach dieser Lehre (ganz in der Consequenz der transcendentalen Aesthetik) auch alle bewußten Sinneseindrücke zum inneren Sinne gehören, so tritt erst in dem Inhalt der bewußt gewordenen Thätigkeiten wieder die Differenz des Äußeren und des Inneren, des Physischen und des Psychischen hervor, und die Auffindung des hier gesuchten Kriteriums für diese Differenz ist somit hinter die Lehre vom inneren Sinn zurückgeschoben.
Nicht besser ergeht es uns, wenn wir uns bei Herbart[ab] nach der Begriffsbestimmung des inneren Sinnes umsehen. Für ihn und seine Schule fällt der Begriff desselben völlig mit dem aus der Leibniz’schen[ac] Psychologie entwickelten Begriffe der Apperception zusammen, und sie verstehen darunter nur die Thatsache, daß die in das Bewußtsein neu eintretenden Vorstellungen von den schon darin befindlichen nach Form und Inhalt in bestimmter Weise assimilirt werden. So wichtig jedoch diese Apperceptionstheorie für die gesammte Psychologie ist, so wenig Hilfe bietet sie hier: denn da für diesen Proceß der Inhalt sowohl der appercipierenden als auch der appercipierten Vorstellungen an sich gleichgiltig ist, so kann durch die |[ad] Erkenntniß dieses Vorganges auch keine Erkenntniß des Inhalts der Vorstellungen und der sich innerhalb derselben vollziehenden ursprünglichen Unterscheidung des Physischen und Psychischen gewonnen werden.
Auch die Bemühungen Fortlage’s[ae], „das Beobachtungsfeld des inneren Sinnes abzustecken“, führen nicht zu einem positiven Resultate. Nachdem er anfangs die Entgegenstellung des inneren und des äußeren Sinnes einfach aus dem gewöhnlichen Bewußtsein ohne wissenschaftliches Kriterium aufgenommen hat, findet er nach einem vergeblichen Versuche, dieselbe aus dem Unterschiede des Primären und des Sekundären im Vorstellungsinhalte abzuleiten (d. h. also aus der Locke’schen[af] in die Hume’sche[ag] Theorie überzugehen), schließlich das gesuchte Verhältniß in der Weise, daß der sog. äußere Sinn mit allen seinen Thätigkeiten eigentlich in den inneren fällt und in demselben nur die besondere Abtheilung derjenigen Wahrnehmungen bildet, „welche in ihrer ursprünglichen Form als primäre Vorstellungen nicht nur in einem einzigen, sondern in einem jeden beliebigen Bewußtsein nach Gesetzen und Umständen vorhanden sind oder sein können[ah].“ Dagegen umfasste dann der innere Sinn in der engeren (für die psychologische Methode entscheidenden) Bedeutung diejenigen unter den primären Vorstellungen, welche nur in einem einzigen Bewußtsein vorhanden sind oder sein können. Das heißt also: meine Wahrnehmungen[ai] des äußeren Sinnes theile ich oder kann ich wenigstens theilen mit anderen Subjecten, meine Wahrnehmungen des inneren Sinnes können als solche niemals in einem anderen Subjecte als in mir selbst stattfinden. So einleuchtend und feinsinnig dies Resultat ist, so wenig führt es zu dem hier gesuchten Ziele. Zuerst wäre es immer eine mißliche Lage, wenn wir beim Eingang in die Psychologie schon den Begriff des psychischen Subjectes d. h. mit anderen Worten wenigstens schon eine Art von Seelenbegriff und die Vorstellung von der Mehrheit[aj] dieser Subjecte durchaus nöthig hätten. Dann aber deckt sich die Fortlage’sche[ak] Unterscheidung von äußerem und innerem Sinn nicht mehr völlig mit derjenigen von physischem und psychischem Vorstellungsinhalte: abgesehen von dem in beiden Richtungen streitigen Gebiete der sinnlichen Gefühle, müssen nach diesem Princip eine ganze Menge von Empfindungen von zweifellos physischem Inhalt zum inneren Sinn gerechnet werden, da sie ihrem Wesen nach stets nur einem Subjecte zugänglich sind, alle Empfindungen nämlich, deren Ursprung im Innern des organischen Körpers liegt, die Druckempfindungen der inneren Teile und besonders alle diejenigen Empfindungen, welche man in neuerer Zeit entweder als solche des[al] Muskelsinnes oder als Innervationsempfindungen zu bezeichnen pflegt. Endlich, selbst wenn die beiden Unterscheidungen sich deckten, so würde doch die Fortlage’sche[am] Definition unserm Zwecke nicht entsprechen. Denn es kann natürlich nicht in jedem einzelnen Falle empirisch festgestellt werden, ob eine einzelne[an] Wahrnehmung nur einem oder mehreren Subjecten zugänglich ist, und wenn dieselbe dem Gebiete des Psychischen nach jenem Princip zugeschrieben werden sollte, sobald man wüßte, daß sie in mehreren Subjecten auftreten könne[ao], so müßte man immer wieder fragen, woher man denn die Ueberzeugung von dieser Fähigkeit für den Fall, daß sie empirisch nicht zu[ap] constatiren ist, schöpfen solle, d. h. man müßte wieder nach einem noch |[aq] tiefer liegenden Kriterium suchen, nach welchem man erst zu entscheiden hätte, ob man es einer Wahrnehmung zutrauen darf, Mehreren zugänglich zu sein oder nicht. Selbst wenn daher diese Ausdehnung der Zugänglichkeit einer Wahrnehmung auf ein oder mehrere Subjecte für den psychischen oder physischen Character ihres Inhalts entschiede, so wäre dies doch nur ein abgeleitetes Unterscheidungsmerkmal, und das ursprüngliche bleibt somit noch immer zu suchen.
3.[ar]
Das Auffälligste in dieser kurzen Uebersicht über die historische Entwickelung der Lehre vom inneren Sinn ist die stetig wiederkehrende Tendenz, seine Abgrenzung gegen den äußeren Sinn dadurch illusorisch werden zulassen, daß in dem letzteren eine Provinz des ersteren nachzuweisen versucht wird: und trat jene Unterscheidung anfänglich mit dem erkenntnißtheoretischen Anspruch auf, das im äußeren Sinn andre, physische Dinge, im Inneren dagegen wir selbst in unserer psychischen Function von uns wahrgenommen werden, so mußte diese Tendenz zuletzt immer auf den Gedanken führen, daß es auch im äußeren Sinne eigentlich immer nur wir selbst sind, was wir erfahren, – ein Gedanke freilich, welcher der gewöhnlichen Welt an sich durchaus fremd und paradox ist und bleiben wird. Denn zu deren ersten und ihr selbstverständlichsten Dogmen gehört gerade die Ansicht, daß, was uns durch unsere Sinne zum Bewußtsein kommt, Dinge oder deren Eigenschaften, Zustände und Thätigkeiten sind.
Aber an diesem Scheine sollte man doch stutzig werden, wenn man bemerkt, daß in dieser Hinsicht die verschiedenen Sinne sich durchaus nicht gleichmäßig verhalten.[as] Das Auge freilich und die tastende Hand suchen uns zu überreden, daß sie unmittelbar sinnliche Dinge sehen und fühlen: das Ohr dagegen dringt uns seine Empfindungen durchaus nicht als die Eigenschaften anderer Dinge auf, sondern läßt nur die Beziehung eines Empfindungszustandes, in den wir versetzt worden sind, auf einen tönenden Gegenstand durch einen dem Bewußtsein wohl bemerkbaren Schluß hervortreten. Der Geruchs- und der Geschmackssinn halten sich in ziemlich unentschiedener Mitte, treten jedoch bei genauerer Besinnung gleicht auf die Seite des Gehörsinns.
Es ist nicht zufällig, daß diese Verschiedenheit in der[at] Beziehung der sinnlichen Qualitäten auf die physische Wirklichkeit sich mit dem verschiedenen Verhältniß der einzelnen Sinne zur Raumvorstellung auf das Engste verknüpft zeigte. Töne, Gerüche, Geschmäcker sagen uns über die räumlichen und physischen Verhältnisse der Dinge, von denen sie herrühren, so gut wie Nichts aus: Tast- und Gesichtssinn dagegen bringen unmittelbar mit sich die Vorstellungen von einer Anzahl räumlicher und physikalischer Eigenschaften des wahrgenommenen Dinges. Wie diese verschiedene Intensität der Verknüpfung von Sinnesqualität und Raumvorstellung zu Stande kommt, ist an anderer Stelle zu untersuchen: nur auf die Consequenz muß hier aufmerksam gemacht werden, daß wir, |[au] von der Räumlichkeit der objektiven Welt einmal zum Voraus überzeugt, die mit derselben eng verschmolzenen[av][aw] Qualitäten des Gesichts und des Getastes viel schwerer von dem wahren Wesen der Dinge auszuschließen vermögen, als diejenigen der anderen Sinne. Daß die Welt an sich tonlos und geruchlos sei, geht dem gewöhnlichen Denken verhältnißmäßig viel leichter ein, als daß sie auch farblos sei.
An den Tönen hat deshalb die Wissenschaft zunächst die Entdeckung von der Subjectivität der Sinnesempfindungen gemacht und erst allmählig hat sich diese Ansicht zu der allgemeineren Ansicht erweitert, daß die Qualitäten aller Sinne, somit auch Farbe, Wärme und Härtegrad, nicht als Eigenschaften der Dinge, sondern als Empfindungszustände, in welche wir erst durch die Dinge versetzt werden, anzusehen sind. Dieser Standpunct ist in der Philosophie durch die Namen von Descartes[ax] und Locke[ay] (obwohl dieselben keineswegs ohne Vorgänger darin sind) bezeichnet; er ist zugleich derjenige der heutigen Naturwissenschaft, bei deren Vertretern es nur Unkenntniß sein kann, wenn sie ihr Beharren auf denselben mit dem großen Namen Kant’s zu decken sich gewöhnt haben. Denn darin gerade besteht der große Fortschritt, welchen die kantische Lehre gemacht hat, daß sie die ausschließliche Subjectivität der Sinnesqualitäten als anerkannt und selbstverständlich voraussetzt, und jenseits derselben erst den Beweis antritt, daß auch die räumlichen und zeitlichen Bestimmungen unseres Vorstellungsinhaltes unsre eignen und originalen Vorstellungszustände sind, sodaß in unserer gesammten Erfahrung des sog. äußeren Sinnes Nichts übrig bleibt, was unmittelbar als Eigenschaft, Zustand der Thätigkeit eines anderen Dinges angesehen werden dürfte.[az]
Zum Glück geht es nun bei dieser Einsicht in die absolute Subjectivität der gesammten äußeren Sinnesthätigkeit sowie bei allen großen und wichtigen Entdeckungen nach dem bekannten Princip des Columbus-Eies, daß nämlich, wenn sie einmal sei es durch einen glücklichen Blick, sei es auf schwierigen und umständlichen Wegen des Nachdenkens gefunden worden sind, ihr Resultat sich auf einfache Weise völlig einleuchtend machen lässt: und so kann man denn auch den zwingenden Nachweis führen, daß selbst auf dem Standpuncte der gewöhnlichen Weltansicht die Locke-Kant’sche[ba] Theorie der Empfindung und der Wahrnehmung sich als nothwendig anzunehmen erweist.
Nehmen wir nämlich auch an, daß die Dinge außer uns alle jene Eigenschaften besitzen, welche ihnen die gewöhnliche Meinung aufgrund der Sinnesthätigkeit zuzuschreiben geneigt ist, so lehrt uns die neuere Naturwissenschaft, daß es eines recht verwickelten Vorganges bedarf, ehe dieselben uns zur Wahrnehmung gelangen. Auf dem Gebiete des Gesichtssinnes z. B. muß die Farbe des Dinges sich, wenn wir sie erfahren sollen, in einen vermutlich chemisch-electrischen Nervenprocess umsetzen, die Gestalt in eine cirkumscripte Erregung gewisser Fasern des Sehnerven, die Lage, Entfernung und Größe in gewisse Innervationsintensität der die Augenbewegung regulirenden Muskeln: und ehe sie dazu kommen, müssen wir[bb] alle diese „Eigenschaften des Dinges“ sich in gewisse Bewegungszustände |[bc] des uns und die Dinge umgebenden Aethers verwandelt haben. Weder nun von diesen Aetherbewegungen noch von jenen verschiedenen Formen der Nervenerregung wird Jemand behaupten wollen, daß sie selbst grün oder dreieckig seien oder die[bd] Lage, Größe und Entfernung des Dinges als Eigenschaften besäßen. Es ist unnöthig, den analogen Vorgang in den übrigen Sinnen des Genaueren zu zergliedern; es ist auch nicht Sache dieser Betrachtung, daraus erkenntnißtheoretische Folgerungen zu ziehen und an die Beantwortung der Frage zu gehen, ob wir danach berechtigt sind, unsre sinnlichen Wahrnehmungen für Abbilder der Dinge zu halten. Hier kommt es nur darauf an festzustellen, daß, selbst für den Fall, daß die landläufige Vorstellung Recht hat, dies zu thun, immer doch diese vermeintlichen Qualitäten der Dinge auch nach der gewöhnlichen Denkweise auf dem Wege von den Dingen zu uns verloren gegangen sind[be] und deshalb in uns neu entstanden sein müssen. Die Außendinge mögen sein, was sie wollen: ihre Eigenschaften verschwinden auf dem Wege zu uns, und wir produciren die Vorstellungen davon in uns völlig neu.[bf] Jedenfalls sind also alle unsre sinnlichen Wahrnehmungen, sollten sie auch durch den glücklichen Zufall einer Art stabilisirter Harmonie die Außenwelt richtig abbilden, zunächst in uns Originale, sie sind völlig ursprüngliche Empfindungszustände, deren directe Veranlassungen von ihnen selbst durchaus verschieden sind. Nähmen wir wirklich die umgebende Außenwelt, wie man sie sich in der heutigen Naturwissenschaft vorstellt, unmittelbar wahr, so dürften wir sehen keine Farbe, sondern eine Aetherbewegung von gewisser Form und Schnelligkeit, hören kein Ton, sondern eine bestimmte Art abwechselnder Verdichtung und Verdünnung der Luft, fühlen keine Wärme und Kälte, sondern den molekularen Bewegungszustand gewisser ponderabler Theilchen, riechen und schmecken nicht süß, sauer, bitter, sondern gewisse chemische Veränderungen in den Schleimhäuten unseres eigenen Körpers, – so dürfen wir endlich niemals Lage, Entfernung und Größe von Dingen, sondern nur verschiedene Intensitäten unserer Muskelinnervation wahrnehmen.
Wenn diese Betrachtung schon auf dem Standpuncte der gewöhnlichen, sinnlich räumlichen Weltauffassung richtig ist; wenn schon diese zugestehen muß, daß, was uns zu der Entwickelung der sogenannten äußeren Wahrnehmung veranlaßt, von dem Inhalte derselben im einzelnen Falle durchaus verschieden ist, wenn eine Reihe einfacher Beobachtungen und Versuche, vor allem jede electrische Reizung, den Beweis liefern, daß, sobald nur sei es wie immer die Nervenerregung hervorgerufen worden ist, jedes Mal auch bei völligem Mangel eines wirklichen äußeren Gegenstandes doch die sinnlich qualitative und räumlich bestimmte Wahrnehmung eintritt; wenn daraus hervorgeht, daß für die Funktion und den Inhalt des sog. äußeren Sinnes die Erregungszustände unserer Nerven von Bedeutung sind, dagegen die Art, wie diese veranlaßt wurden, völlig gleichgültig ist; und wenn endlich kein Zweifel darüber obwalten kann, daß auch diese Nervenzustände ganz und gar keine Ähnlichkeit mit den entsprechenden Empfindungen haben: So muß auch jedes Vorurteil aufgegeben werden, vermöge dessen wir anzunehmen geneigt |[bg] sind, es seien Zustände und Eigenschaften andrer Dinge, welche wir durch die Sinne unmittelbar wahrnehmen. Es geht vielmehr schon aus dieser oberflächlichen Betrachtung mit völliger Evidenz hervor, daß wir Eigenschaften und Zustände anderer Dinge nur dadurch ins Bewußtsein bekommen können, daß sie sich vorher auf irgendeine Weise (durch die Zustände unseres Nervensystems hindurch) in unsre eignen Zustände verwandelt haben, und daß somit das unmittelbare Object der Thätigkeit des sog. äußeren Sinnes einzig und allein unsre eignen Zustände sind. Wir nehmen niemals etwas anderes war, als unsre Zustände.
Man liebt es, sich den Consequenzen dieser unwiderleglichen Einsicht dadurch zu entziehen, daß man versucht, sie lächerlich zu machen. Also wir selbst, antwortet man, sollen grün und dreieckig, sollen das eingestrichene c, sollen hart und weich,[bh] sollen heiß und frostig, sollen süß und sauer sein, während wir doch allen diesen Inhalt als fremden empfinden! Auf den vermeintlichen Witz solchen Einwurfs ist wenig zu geben. Daß eine Erkenntniß der Wissenschaft für das gemeine Bewußtsein paradox erscheint, kann ihr nie zur Unehre gereichen: aber in diesem Falle geht sogar die ganze Verwunderlichkeit sofort zugrunde, sobald man nur ordentlich bedenkt, daß alle diese Inhaltsbestimmungen der sinnlichen Wahrnehmung eben Vorstellungszustände sind, in welche wir uns ohne unser bewußtes Zutun versetzt finden; und insofern als das Vorstellen eine Form unseres Seins ist, dürfen wir durchaus nichts Seltsames mehr darin finden, wenn wir dahinter kommen, daß die Arten und Form unseres Vorstellens sich als ebenso viele Arten und Formen unseres Seins erweisen. In diesem Sinne ist es eine sehr ernste und gar nicht zu bewitzelnde Wahrheit, daß, indem wir grün vorstellen, wir grün sind.
Was uns somit im äußeren Sinnne direct zum Bewußtsein kommt, sind nur unsre eignen Empfindungszustände, und was man äußere Dinge oder Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung nennt, sind zunächst[bi] nur complexe Empfindungszustände, in denen zwischen verschiedenen primitiven Empfindungen auf eine Weise, welche einen Hauptgegenstand der psychologischen Untersuchung zu bilden hat, eine innere Einheitlichkeit entstanden ist. Damit aber ist die Unhaltbarkeit jener plausiblen[bj] Unterscheidung, als ob äußerer Sinn Wahrnehmung anderer Dinge, innerer Sinn Wahrnehmung unserer selbst sein sollte, zur Genüge dargetan. Es zeigt sich, daß jene mehrfach wiederkehrende Tendenz des geschichtlichen Processes, den äußeren Sinn in den inneren aufzulösen, im Wesen der Sache begründet ist; es bestätigt sich, daß der äußere Sinn nur eine Provinz des inneren ist und daß die Art der Wahrnehmung in beiden völlig die gleiche ist: die Bewußtwerdung unsrer eignen Zustände.
An diesem Ergebniß der funktionellen Gleichartigkeit des äußeren und des inneren Sinnes[bk] scheitert nun aber auch die Hoffnung, das Unterscheidungsmerkmal des Physischen und des Physischen, welches aus dem bloßen Inhalt der Vorstellungen nicht entwickelt werden konnte, aus der Form derselben, aus der Art der Wahrnehmung abzuleiten. Gleichwohl hätte sich diese ausführliche Widerlegung der gewöhnlichen Ansicht von der Duplicität des Äußeren und des inneren Sinnes nach dem Nachweise ihrer |[bl] historischen Zersetzung kaum noch verlohnt, wenn nicht dabei eine Reihe von Verhältnissen zur Sprache gekommen wären, aufgrund deren schließlich doch die Auffindung eines positiven Ausgangspunctes für die Methodologie der psychologischen Forschung möglich erscheint.
4.[bm]
Wenn noch irgend eine Hoffnung sein soll, das gesuchte Unterscheidungsmerkmal des Physischen und des Psychischen von dem Gegensatze des äußeren und des inneren Sinnes aus zu finden, so bleibt, nachdem der erste als eine Art des letzteren erkannt worden ist, nur noch ein Weg übrig, derjenige der Reflexion auf das abbildende Merkmal der äußeren Wahrnehmung und auf die Veranlassung, vermöge deren wir in derselben die Empfindungen, welche in Wahrheit unsre eignen Zustände sind, für diejenigen anderer Dinge halten.
Zweifellos hat die Kritik der reinen Vernunft den Kern der Sache aufgedeckt, wenn sie als diese specifische Differenz die Räumlichkeit[bn] bezeichnet. Der äußere Sinn umfaßt alle diejenigen Wahrnehmungen, deren Inhalt eine räumliche Bestimmtheit zeigt; und wenn man den inneren Sinn in der engeren Bedeutung des Worts ihm entgegenstellen will, so ist die Unräumlichkeit das negative Erkennungszeichen des Psychischen.
Allein es gilt dies offenbar nur mit gewisser Restriction und mit bestimmter Beziehung. Trotz aller Einsicht nämlich, daß die sinnlichen Qualitäten zunächst auch nur unsre Empfindungszustände sind, werden wir doch von der ursprünglichen Ueberzeugung nicht abgehen können, wonach gerade ihr Inhalt zuallererst der physischen Welt zugerechnet werden soll. Diese sinnlichen Qualitäten sind aber nicht mit gleicher Nothwendigkeit an räumliche Merkmale gebunden, und es zeigt sich darin eine Verschiedenheit der einzelnen Sinne, welche, wie schon oben angedeutet, dem verschiedenen Verhältniß derselben zur Vorstellung von der Außenwelt überhaupt in bemerkenswerter Weise parallel läuft. Farben und Tastempfindungen werden nicht gut ohne räumliche Beziehungen oder ohne die engste Verknüpfung mit räumlich bestimmtem Vorstellungsinhalt anzutreffen sein, Geschmäcke, Gerüche, Innervationsempfindungen und besonders Töne dagegen zeigen ihren Inhalt nicht nur in viel loser, sondern auch in ganz andersartiger Verknüpfung mit dem räumlichen Vorstellungsinhalt. Die Farbe und das Harte oder Weiche gilt uns selbst als ein räumlich Gestaltetes; beim Tone ist das keineswegs der Fall; es wird nicht der Ton selber, sondern höchstens der Ursprung der Schallbewegung localisirt, und auch dies verschwindet z. B. beim andächtigen Anhören eines Musikstückes völlig aus dem Bewußtsein. In diesem Falle also haben wir durchaus physischen Vorstellungsinhalt ohne jede räumliche Bestimmtheit, und es ergibt sich daraus, daß die bloß sinnliche Empfindung als solche jedenfalls nicht durchgängig oder ausnahmslos mit räumlichen Characteristiken versehen ist. Es gibt sinnlichen Empfindungsinhalt[bo] ohne räumliche Bestimmtheit.
Wenn wir denn noch daran festhalten, Räumlichkeit für das allgemeine Merkmal alles |[bp] Physischen zu erklären, so entspringt dies aus einer höchst wichtigen Beziehung. Sobald wir nämlich auch bei Tönen und Gerüchen an die Wirklichkeit[bq] denken, welche sich uns durch die betreffenden Empfindungen bemerklich macht, so zeigen auch diese an sich raumlosen Empfindungsinhalte sich sogleich localisirt, d. h. in räumlichen Complikationen. Alle sinnlichen Qualitäten haben für uns nur insoweit eine positive Beziehung auf die Wirklichkeit, als sie sich uns in räumlicher Bestimmtheit darstellen. Vom Standpunkt des sinnlichen Bewußtseins ist Realität nur in der Beziehung auf die Räumlichkeit denkbar. Was sinnlich als wirklich gelten soll, muß irgendwo im Raume sein. Daher lehrte Kant auch nicht, daß der Raum die Form der sinnlichen Empfindung, sondern daß sie diejenige der sinnlichen Anschauung sei. Denn, wenn Empfindung nur eben eine Art ist, wie uns zumuthe ist, so verstehen wir unter Anschauung[br] allemal die Auffassung eines Objects, eines von uns für wirklich gehaltenen Dings.
Nur in dieser Beziehung kann daher die Bestimmung gelten, welche sich oben von dem allgemeinen Wesen des Physischen aufstellen ließ: als physisch muß aller derjenige Vorstellungsinhalt bezeichnet werden, welcher nicht ohne räumliche Bestimmtheit als wirklich angesehen (nach kantischem Sprachgebrauch „angeschaut“) werden kann.
Je weniger dies, umso mehr wird vielleicht das Umgekehrte bestritten, daß nämlich die psychische Wirklichkeit unabhängig vom räumlichen Bestimmungen gedacht werden könne oder gar müßte. Man muß vielmehr auf den Einwurf gefaßt sein, daß sich auch der sog. psychische Inhalt unserer Vorstellungen nur in räumlicher Localisation als wirklich denken lasse. Was wir von Gedanken, Urtheilen, Gefühlen, Wünschen, Leidenschaften u. s. w. wissen, zeigt diese Thätigkeiten immer als solche animalischer Wesen, und auch die psychische Thätigkeit scheint somit nur dann als wirklich angesehen werden zu dürfen, wenn sie, wo nicht in einer einzelnen[bs] Nervenfunction, so doch im Allgemeinen in räumlich bestimmten[bt] Wesen localisirt gedacht werden kann. So gut wie die Qualität Grün scheint auch diejenige der Unlust nur dann als wirklich zu gelten zu können, wenn sie irgendwo im Raume stattfindet. Möglich, daß das auf dem Standpuncte unserer Erfahrung richtig ist; es würde das sogar ein neuer und sehr wichtiger Beweis für die Untrennbarkeit der Erfahrung des äußern und des inneren Sinnes sein. Allein daß die Vorstellung von der psychischen Wirklichkeit wenigstens abtrennbar ist von räumlichen Complikationen, lehren uns zahlreiche Anschauungen religiösen und metaphysischer Richtung, in denen wenigstens eben der Versuch gemacht wird, die psychische Welt als durchaus unräumlich zu denken. Während es Niemandem einfallen kann[bu], ein Grünes, Warmes, Tönendes, Duftendes u. s. f. für unräumlich zu halten, begegnen uns die Vorstellungen von Geistern, welche in raumloser Erhabenheit der physischen Welt entrückt seien, in der Mythologie aller Völker und aller Zeiten, und die unräumliche Seele ist bekanntlich seit Platon ein nie wieder verschwundenes Dogma der Metaphysik gewesen.
Selbst wer diese Ansichten verwirft, kann ihre Wirklichkeit und Möglichkeit nicht be|[bv]streiten; er kann sich auch der Einsicht in den Grund eben nicht entziehen. Denn selbst, wo uns die räumliche Beziehung psychischer Functionen völlig bekannt ist, da ist sie doch stets eine ganz andre, als etwa bei der Localisation der Gehörempfindungen. Freilich erscheint auch der Ton nicht selbst als ein räumliches Gebilde, aber die wirkliche Thätigkeit, welche sich uns durch denselben zu empfinden gibt, gilt uns doch immerhin als eine räumliche Bewegung räumlich bestimmter Lufttheilchen. Die wirkliche Thätigkeit dagegen, welche wir im physischen[bw] Inhalt vorstellen, ist uns eben als solche keine eigentlich räumliche Bewegung; sie mag an eine solche gebunden, von einer solchen abhängig sein, aber sie gilt uns doch in alle Wege als etwas davon Verschiedenes, vielleicht daran Haftendes, jedenfalls aber damit nicht unmittelbar Zusammenfallendes. Auch ist die stetige Verknüpfung psychischer Funktionen mit räumlicher Wirklichkeit erst eine Einsicht der wissenschaftlichen Bestimmung, während sie dem unbefangenen Bewußtsein durchaus unbekannt ist.[bx] Alles sinnlich Wahrnehmbare erscheint uns theils als selbst räumlich, theils auf räumliche Zustände hindeutend; die psychische Wirklichkeit betrachten wir zwar als verknüpft mit der physischen, aber nicht so, daß sie mit der räumlichen Wirklichkeit nun auch ihrerseits erschöpft wäre: sie gilt uns vielmehr immer als etwas zu den räumlichen Beziehungen Hinzukommendes und bei allem Zusammenhange als etwas davon Verschiedenes. So mag es denn richtig sein, daß unsere Erfahrung uns keine psychische Wirklichkeit zu erkennen gibt, die nicht irgendwie mit einer physischen, das heißt räumlichen Wirklichkeit verknüpft wäre: aber die psychische Wirklichkeit gilt uns darum nicht selber, wie die physische, für räumlich bestimmt; sie bleibt vielmehr trotz dieser Beziehung selbst immer durchaus raumlos. Möglich, daß die Unlust ebenso wie das Grüne und das eingestrichene c[by] nur an bestimmten Raumorten wirklich sein kann: aber die der Farbe und dem Ton entsprechenden[bz] Aether- und Luftbewegungen sind räumliche Wirklichkeit, der psychische Zustand, der als Unlust gefühlt wird, ist es nicht.
Ist danach Räumlichkeit oder Unräumlichkeit das unterscheidende Merkmal zwischen dem Physischen und dem Psychischen, so ist das Wichtigste dabei, daß dasselbe weder dem bloßen Inhalt der Vorstellungen noch der Art, wie wir dieselben erhalten haben, innewohnt, sondern vielmehr lediglich darauf beruht, daß unser Bewußtsein seinen Vorstellungsinhalt in verschiedener Weise auf das Seiende bezieht. Der räumliche und der unräumliche Vorstellungsinhalt kommen in gleicher Weise als Erfahrung unserer eignen Zustände in unser Bewußtsein; der räumliche Character wohnt weder allem physischen Vorstellungsinhalt bei, noch ist der als dessen Allgemeinbegriff irgendwie aufzuweisen: er erscheint als der Allgemeinbegriff des Physischen nicht durch Abstraction aus den einzelnen Inhaltsbestimmungen, sondern nur durch Reflexion auf diese Thatsache, daß alles, was als physisch angesehen werden soll, sich als irgendwie in der räumlichen Wirklichkeit bestimmt oder bestimmbar muß ausweisen lassen.
Hier nun rücken wir der tiefsten und sichersten Begriffsbestimmung des Psychischen näher. Der Versuch, aus dem bloßen Inhalt der Vorstellungen einen Allgemeinbegriff des Psychischen im Gegensatz zum Physischen herauszulesen, scheiterte; nicht minder der andere Versuch, den Act der Erfahrung als das Moment zu begreifen, aus |[ca] welchem sich die Verschiedenheit jener beiden Sphären des Vorstellungsinhalts ableite: jetzt drängt sich der dritte Versuch auf, den wahren Differenzpunct des Physischen und Psychischen nur in der verschiedenen Beziehung zu suchen, welche das Denken zwischen seinem Inhalt und der darin gedachten Wirklichkeit anzunehmen sich genötigt sieht.
Daß dieser Weg allein übrig, zugleich aber verheißungsvoll ist, ergibt sich aus den Untersuchungen über den wahren Gegenstand der sog. äußeren Wahrnehmung. Das dabei gefundene Resultat läßt sich nämlich erkenntnißtheoretisch noch etwas anders formulieren. Daß alle Inhaltsbestimmungen unserer Wahrnehmung als solche zunächst nichts weiter[cb] als unsre Vorstellungszustände sind und daß somit alle Wahrnehmung im Grunde genommen nur das Bewußtsein unsrer eignen Zustände bildet, ist zuletzt eigentlich ein tautologischer Satz. Daß es aber andrerseits wünschenswerth und nothwendig erscheinen mußte, diese Binsenwahrheit besonders zu begründen und ausführlich zum Bewußtsein zu bringen, beruht auf einer ganz anderen Thatsache. Aller Wahrnehmungsinhalt nämlich gilt uns durchaus nicht nur als Vorstellungszustand, sondern vielmehr zugleich als ein unabhängig von der Vorstellung Bestehendes, Wirkliches, Seiendes; und diese letztere Beziehung ist uns das bei Weitem Wichtigere gegenüber jener selbstverständlichen Besinnung darauf, daß Vorstellungszustände eben Vorstellungszustände sind. Und erst durch die verschiedene Beziehung des Vorstellungsinhalts auf die Wirklichkeit entsteht die Theilung desselben in die physische und die psychische Welt.
Denn ausnahmslos ist jeder Vorstellungsinhalt als solcher natürlich ein psychischer Zustand. Erst bei der Realität, welche wir von diesem Vorstellungsinhalt zugleich unterscheiden und doch in demselben vorgestellt zu haben überzeugt sind, kann die Frage eintreten, ob dies Seiende psychischer oder physischer Natur sei. Und nur weil wir von vornherein gewohnt sind, jeden Vorstellungsinhalt eo ipso[cc] sogleich als etwas Wirkliches anzusehen, konnte der Schein entstehen, als ob dieser Vorstellungsinhalt schon als solcher, sei es seinem Inhalt sei es der Form seiner Entstehung nach, sich in die beiden Sphären des Physischen und des Psychischen theilte. Er thut es in Wahrheit nicht von selbst, sondern nur insofern, als wir ihn in verschiedener Weise auf die Realität beziehen. Als physisch gilt aller Erfahrungsinhalt, der sich nur in räumlicher Gestaltung als seiend betrachten lässt, als psychisch aller derjenige, bei welchem diese Bedingung fortfällt.
Die Begriffsbestimmung, welche wir so gefunden haben, kann zwar noch nicht die letzte sein, da auch sie im Grunde genommen negativer Natur ist: allein sie enthält dadurch einen großen Fortschritt, daß das Merkmal der Räumlichkeit auf einen Punkt aufmerksam machte, welcher von der äußersten Wichtigkeit ist, – auf diese Beziehung nämlich, welche das Bewußtsein zwischen seinem Inhalt und |[cd] der Realität voraussetzt. Gelänge es, die bisher gewonnene Erkenntniß, wonach diese Beziehung bei dem Physischen die räumliche ist, bei dem Psychischen dagegen nicht, – gelänge es, diese Erkenntniß so umzuformen, daß daraus eine positive Bestimmung des Psychischen hervorginge, so wäre es geglückt, jene allgemeinste Disjunction unseres Vorstellungsinhaltes des Psychischen an den letzten und höchsten Punct alles Denkens anzuknüpfen. Denn die Beziehung des Bewußtseins auf das Seiende ist geradezu und schlechthin der äußerste Punct, bis zu welchem die Analyse der menschlichen Erkenntnißthätigkeit aufsteigen kann. Sie bildet selbst ein Problem, das an seiner Stelle der psychologischen Untersuchung unterworfen werden muß, und erweist sich dabei als eine Urthatsache, über welche keine Spekulation und keine erklärende Betrachtung hinausgehen kann, weil sie eben selbst den letzten Erklärungsgrund alles theoretischen Lebens[ce] bildet.
Es ist nicht schwer, die noch erforderliche Umformung vorzunehmen, sobald man eben die Ergebnisse der Untersuchung über das Wesen der äußeren Erfahrung genau ins Auge faßt, welche hier eine entscheidende Bedeutung erlangen. So zweifellos nämlich daraus hervorging, daß unsre Wahrnehmungsthätigkeit in allen Wegen nichts Anderes sein kann, als das Wissen von unsern eignen Zuständen, so gewiß enthielt jene Betrachtung auch die andere Einsicht, daß wir Alles, was wir durch Wahrnehmung von der äußeren Welt zu wissen meinen, lediglich der durch diese sog. Außenwelt hervorgerufenen Veränderung unserer eignen Zustände verdanken. Wenn deshalb zwischen äußerer und innerer Wahrnehmung ein Unterschied besteht, so ist der Grund desselben nur in der Verschiedenheit der Nebengedanken zu suchen, mit denen wir die Beziehung des Wahrnehmungsinhalts auf das Seiende deuten. Dasjenige Seiende nämlich, welches wir als physisch qualificiren, kann unserm Bewußtsein nur dadurch bekannt werden, daß es gewisse psychische Zustände hervorgerufen hat, welche dann vom Bewußtsein auf das zugrundeliegende physische Sein gedeutet werden.
Der große Naturforscher[3], dem wir den tiefsten Einblick in die Genesis unserer Gesichtsvorstellungen verdanken, hat diese Consequenz seiner empirischen, auf dem gewöhnlichen Standpuncte der naiven Weltauffassung angestellten Untersuchungen dahin ausgesprochen, daß die Inhaltsbestimmungen der sog. äußeren Wahrnehmung für unsere Erkenntniß nur „Zeichen“ sind, nach denen wir in gesetzmäßigen Verhältnissen das Sein der physischen Wirklichkeit „erschließen“. So sehr man darüber streiten mag, in welcher Tragweite dieser Deutungsprocess als ein „Schluß“ bezeichnet werden darf, so wenig kann irgend eine wissenschaftliche Theorie der Sinneswahrnehmung sich mehr der Folgerung verschließen, daß die Thatsachen der physischen Wirklichkeit niemals direct noch unmittelbar als solche in das Bewußtsein treten, sondern in demselben nur durch psychische Thatsachen sich geltend machen können, welche dann von der Erkenntnißthätigkeit in einer durch die psychologische Untersuchung zu begreifenden Weise auf die physische Wirklichkeit bezogen werden: und das gerade ist der wichtige Punct, um welchen es sich hier handelt. |[cf]
Sucht man nämlich das allgemeine Wesen derjenigen Vorgänge auf, welche von der Physiologie der Sinnesorgane als die „objectiven Veranlassungen“ der Empfindungen und der Wahrnehmungen betrachtet werden, so stößt man auf den Begriff der räumlichen Bewegung. Was sich in unserer sinnlichen Empfindung als eine unendliche Fülle einfacher und voneinander unterscheidbarer Qualitäten darstellt, ist nach der Lehre der Naturwissenschaft in der Welt der körperlichen Wirklichkeit nur durch Form, Stärke und Geschwindigkeit der Bewegung unterschieden, und die Eigentümlichkeit der leiblichen Organe, vermöge deren jedes derselben nur bestimmte Arten von Wirklichkeitsempfindung dem Bewußtsein zu vermitteln fähig ist, beruht zuletzt nur in der verschiedenen Ausgestaltung der peripheren Endigungen, welche den einzelnen Organen[cg] nur bestimmte Arten von Bewegung fortzupflanzen ermöglicht. Die physische Wirklichkeit, welche wir wahrnehmen, besteht allemal in räumlichen Bewegungszuständen.
Danach ist also „räumliche Bewegung“ derjenige Begriff, welchem demjenigen der psychischen Function als die correlative Allgemeinvorstellung gegenübersteht, und beide stehen als Artbegriffe[ch] unter dem allgemeinsten aller[ci] Begriffe, demjenigen der Thatsache, des wirklichen Geschehens. Alles Sein, welches wir erfahren können, ist entweder räumliche Bewegung oder psychische Function. Danach läßt die viel besprochene Disjunction der physischen und der psychischen Welt, sich exakt dahin formulieren, daß räumliche Bewegung und psychischer Act als die beiden obersten Formen sich gegenüberstehen, unter welche alle Inhaltsbestimmungen unseres Erfahrungswissens von der Wirklichkeit subsumirt werden können. Und dabei zeigt nun die Art und Weise, in der wir uns beider bewußt werden, eine durchgreifende und entscheidende Verschiedenheit.
Der psychischen Thatsachen nämlich meinen wir uns unmittelbar bewußt zu sein, und es ist uns keine Vermittlung ausdenkbar, durch welche das erfahrende Bewußtsein sich derselben erst auf einem Umwege sollte bemächtigt haben können. Denn da der Inhalt des Bewußtseins eben als solcher eo ipso[cj] und in allen Fällen eine psychische Thatsache ist, so werden eben diese Thatsachen direct und unmittelbar vom Bewußtsein erfahren. Jeder Act des Bewußtseins ist selbst die Erfahrung einer psychischen Thatsache, und diese erfahrene Thatsache ist nichts als eben der Inhalt dieses Actes. So treten also sämmtliche psychische Thatsachen, welche überhaupt vom Bewußtsein erfahren werden, direct als solche und mit ihrem unveränderten Inhalt in demselben auf. Die psychische Thatsache characterisirt sich in der Wahrnehmung als dasjenige, was unmittelbar ins Bewußtsein tritt. Die Beziehung des erfahrenden Bewußtseins auf die psychische Wirklichkeit ist direct.[ck]
Anders dagegen steht es mit der Aufnahme der räumlichen Bewegungen in das erfahrende Bewußtsein. Von ihnen können wir niemals auf andere Weise etwas erfahren, als durch Vermittlung von Empfindungen, d. h. von psychischen Thatsachen. Eine Bewegung, welche aus irgendwelchen Gründen sich nicht in Empfindung umzusetzen vermag, existiert für das wahrnehmende Bewußtsein nicht und kann nur im denkenden Bewußtsein nach Analogie der wahrgenommenen Bewegungen erschlossen oder angenommen werden; und sollte es in der wirklichen Welt Bewegungen geben, welche |[cl] vermöge ihrer eigenthümlichen Form, Stärke oder Geschwindigkeit sich keinem der Endorgane unseres Nervensystems mitzutheilen[cm] und deshalb in keine Art von Empfindung zu verwandeln vermöchten, so bliebe dies ganze Gebiet des Seienden jedenfalls unserer Wahrnehmung, vielleicht auch unserem erklärenden Denken in alle Ewigkeit verschlossen, – ein hypothetischer Gedanke, der bei dem gegenwärtigen Stande unserer Erfahrungen zwar höchst unwahrscheinlich, aber doch nicht absolut ausgeschlossen ist. Das aber ist über allen Zweifel erhaben, daß unsere Wahrnehmung von den Bewegungen der physischen Welt lediglich durch die Veränderung der psychischen Zustände unterrichtet werden kann, welche die Folge davon und das Zeichen dafür sind. Die Beziehung des erfahrenden Bewußtseins auf die physische Wirklichkeit ist indirect und durch psychische Zustände vermittelt.[cn]
Mit der Einsicht in diese Verschiedenheit läßt sich nun eine neue Definition des Psychischen gewinnen, welche theils die früher betrachteten als Momente in sich enthält theils aber an jenes höchste aller Prinzipien, die Beziehung der Wahrnehmungsinhalts auf das Seiende, sich anknüpft.
Aller Inhalt des erfahrenden Bewußtseins gilt demselben als seiend: aber die darin vorgestellte Wirklichkeit betrachten wir entweder als unmittelbar identisch mit dem Inhalt der Erfahrung, oder erst als ein vermöge dieser Erfahrung Gedachtes und von derselben ursprünglich Verschiedenes; wir glauben von dieser Wirklichkeit entweder eine directe oder eine vermittelte Erfahrung zu haben. Die Gegenstände der directen Erfahrung heißen psychische Functionen, die in der indirekten Erfahrung physische Zustände. Es ist das Princip directer oder indirecter Bewußtwerdung, welches die psychische und die physische Welt voneinander trennt, und das Physische ist der Inhalt der directen Erfahrung oder der unvermittelten Bewußtwerdung[co].
Wenn diese Definition auf der einen Seite den fundamentalen Unterschied des physischen und des psychischen Erfahrungsinhalts aufrecht erhält, so lehnt sie sich auf der anderen Seite an denjenigen Versuch an, welcher für jene beiden Gruppen auch gesonderte Erkenntnißweisen voraussetzt: nicht so zwar, daß sie den Gedanken einer Verschiedenheit des Wahrnehmungsactes[cp] im äußeren und im inneren Sinne festhielte, sondern so, daß sie auf den Unterschied der Deutung des Wahrnehmungsinhalts in Bezug auf die Wirklichkeit reflectirt. Der psychische Inhalt ist derjenige, welcher als der directe, der physische derjenige, welcher als der indirecte Gegenstand der Erfahrung gedeutet wird.
Eine andere Frage ist die, ob diese Definition nun auch, wie gewünscht wurde, einen fruchtbaren Ausgangspunct für die Entwickelung der psychologischen Methode darbietet. Sie wird erst aufgrund der gesammten nachfolgenden Darstellung zu beantworten sein: so viel aber läßt sich schon hier voraussehen, daß, wer sich über das Wesen des erfahrenden Bewußtseins überhaupt klar geworden ist, damit auch den fundamentalen Gesichtspunkt für die psychologische Erkenntniß gewonnen haben muß, und daß, wenn es irgendwo einen Eingangspunct in die Methode der Psychologie gibt, er an dieser Stelle liegt, wo in der Combination der Wahrnehmungsthätigkeit und der ursprünglichen Differenz der Deutung derselben der Begriff des Psychischen entspringt. |[cq]
5.[cr]
Vor der Lösung dieser Aufgabe wird es sich empfehlen, die gewonnene Definition von verschiedenen Seiten her noch genauer zu beleuchten, einerseits um einige nicht uninteressante Beziehungen derselben zu anderen Begriffsbestimmungen und zu bekannten Thatsachen ans Licht zu ziehen, andrerseits um einem oder dem anderen Mißverständniß derselben vorzubeugen und die Grenzen ihres Werthes zweifellos zu bestimmen.
Zunächst dürfte es vielleicht[cs] der geläufigen Vorstellungsweise einleuchtender sein, wenn der obigen Darstellung des tiefsten Differenzpunctes zwischen dem Physischen und dem Psychischen noch eine etwas veränderte Fassung gegeben wird. Es läßt sich nämlich die Sache auch so formulieren: alles, was das Bewußtsein wahrnimmt, betrachtet es als die Vorstellung einer Thatsache, eines wirklichen Geschehens: bei einem Theile nun dieses Erfahrungsinhalts wird der letztere selbst direct und unmittelbar für das real Geschehende resp. Geschehene angesehen; bei einem anderen Theile dagegen wird zu diesem Inhalte noch ein Anderes, von ihm Unterscheidbares hinzugedacht, welches die eigentliche Wirklichkeit aus mache. Jener Theil ist der psychische, dieser der physische Inhalt unseres erfahrenden Bewußtseins. Bin ich mir eines Gefühls bewußt, so ist die psychische Wirklichkeit, welche ich in dieser inneren Wahrnehmung erfahre, von dem Inhalt meines Bewußtseins in keiner Weise zu unterscheiden: bin ich mir einer räumlichen Bewegung bewußt, so unterscheide ich genau zwischen dieser und den Empfindungen, durch welche ich sie erfahren habe.
Dieses, daß bei der sog. äußeren Wahrnehmung zu dem psychischen Zustande, welchen wir dabei erfahren, noch ein anderes, nämlich eine physische Wirklichkeit hinzugedacht wird, drückt sich nun in der laxen Sprache der gewöhnlichen Meinung mit dem altbekannten Satze aus: bei der äußeren Wahrnehmung erführen wir die Zustände anderer Dinge, welche anderen Dinge eben in Wahrheit nicht empfunden und wahrgenommen, sondern vielmehr zu dem reinen Thatbestande der Erfahrung hinzugedeutet werden, und zwar hinzugedeutet werden nicht willkürlich und absichtlich, sondern nach festen Gesetzen und mit unbewußter Nöthigung. Eben deshalb erscheint dann dieser Empfindungsinhalt, den wir als wirklich nicht anders denken können als indem wir zu ihm eine von ihm selbst noch verschiedene, räumliche Wirklichkeit hinzudenken, deren Abbild er sei, – er erscheint nun selbst als dieses Fremde, Äußerliche: denn wir vermögen natürlich diese von uns erdeutete Außenwelt nur mit solchen Qualitäten versehen vorzustellen, wie wir sie in uns selbst bei der Wahrnehmung gefunden haben. Ohne diese (vielfach als Projection bezeichnete) Thätigkeit würde diese hinzugedachte Wirklichkeit für uns eben immer nur ein unbestimmbares, d. h. unvorstellbares X bleiben. Die natürliche Folge davon hat denn auch die sein müssen, daß, sobald man sich in erkenntnißtheoretischen[ct] und physiologischen Untersuchungen über den subjectiven Ursprung |[cu] der Empfindungsqualitäten und der Wahrnehmungsformen klar wurde, der Inhalt jener Außenwelt zu einer „unbekannten Substanz“ oder zu einer „unbekannten Ursache“ derselben, d. h. zu dem Locke-Kant’schen Ding-an-sich zusammenschrumpfte. Dieser so viel umfreite Begriff des Dinges-an-sich und die ganze darin enthaltene Schwierigkeit[cv] wurzelt in Nichts Anderem, als eben darin, daß wir genöthigt sind, zu einem Theile unserer Erfahrung, den wir deshalb „die äußeren Erfahrungen“ nennen, eine Wirklichkeit hinzuzudenken und daß wir für die qualitative Ausstattung dieser hinzugedeuteten „physischen“ Wirklichkeit kein anderes Material haben, als unsre Empfindungs- und Wahrnehmungszustände. Die psychischen Thatsachen als die direct zum Bewußtsein kommenden gelten uns dagegen unmittelbar als Wirklichkeit und bedürfen einer solchen Verdoppelung nicht: für sie hat deshalb auch, wie sich später noch genauer zeigen wird, der Begriff[cw] des Dinges-an-sich gar keinen Sinn.
Sodann begreift sich aus der gefundenen Begriffsbestimmung, weshalb Fortlage’s[cx] oben erwähnte feinsinnige Bemerkung, die physischen Wahrnehmungen seien mehreren, die psychischen stets nur einem Bewußtsein zugänglich, einerseits dem Kern der Sache sehr nahe kommt, andrerseits doch gewisse Ausnahmen erleidet. Unanfechtbar nämlich ist darin der eine Theil der Behauptung, daß jedes psychische Geschehen nur von einem einzigen Bewußtsein wahrgenommen werden kann, daß der Vorgang der directen Bewußtwerdung seinem Wesen nach einfach ist. Besteht nämlich der Act der psychischen Wahrnehmung nur in der direkten Bewußtwerdung einer Tatsache, so ist in keiner Weise abzusehen, wodurch sich mehrere solche Bewußtwerdungen von einander unterscheiden könnten, m[it] a[nderen] W[orten] wie dieser Act sich multipliciren sollte. Eine solche Multiplication ist nur auf dem Wege der mittelbaren Bewußtwerdung denkbar, indem eben diese zwischen der Thatsache und dem Acte ihrer Wahrnehmung einzuschiebenden Vermittelungen mehrfach und voneinander verschieden sein können. Ein Gefühl oder ein Willenstrieb kann deshalb nur einem einzigen Subject zur Wahrnehmung kommen: die Bewegung eines Körpers aber kann, weil sie in einer Menge animalischer Wesen den Empfindungsprocess auszulösen imstande ist, gleichzeitig tausendfach durch diese tausendfache Vermittelung zum Bewußtsein kommen. Diese Vermittelung besteht nun aber bekanntlich in der physikalischen Wirkung auf die nervösen Endorgane der animalischen Wesen; die Fähigkeit der psychischen Thatsachen, zugleich in mehreren Subjecten wahrgenommen werden zu können, beruht auf der Möglichkeit ihrer gleichzeitig nach vielen Richtungen hin eintretenden optischen, akustischen u. s. w. Wirkungen. Wo diese aus irgendeinem Grunde abgeschnitten sind, da hat auch jene Multiplication der Bewußtwerdung ihre Grenze. Hieraus erklären sich die oben erwähnten Ausnahmen von der Fortlage’schen[cy] Regel. Die Thatsachen, welche sich im Innern eines Organismus vollziehen, können durch keine Vermittelung die peripherischen Endorgane anderer Organismen erregen, und sie bleiben deshalb auf die Wahrnehmung des einen Subjectes notwendig beschränkt. Könnte man einen Körper durchsichtig machen[cz], so würde dieselbe physische Thatsache, welche in diesem Organismus als innere Empfindung wahrgenommen wird, für andre, beobachtende Subjekte in Gestalt einer optischen Wahrnehmung zum Bewußtsein kommen. Denn es ist aus dieser selben Betrachtung klar, daß eben dieselbe eine physische Wirklichkeit je nach der verschiedenen Natur der von ihr aus|[da]gehenden und als Bewußtseinsvermittelungen dienenden Wirkungen in sehr verschiedener Gestalt wahrgenommen werden kann. Dieselbe Schwingung einer Saite kann zugleich als Wahrnehmung des Gesichts, des Gehörs und des Getastes bewußt werden. Freilich geschieht es dann eben in verschiedener Gestalt und Auffassung, und eben daraus ergiebt sich noch einmal, wie die physische Wirklichkeit niemals direct als solche, sondern erst durch eine Reihe von Vermittelungen teils physischer, teils psychischer Natur wahrgenommen werden kann.
Achtet man auf diesen letzteren Unterschied, so giebt es eine physiologische Erklärung für die Beobachtung Fortlage’s[db], welche zu späterer Benutzung hier schon erwähnt werden mag. Die physischen Vermittelungen nämlich, durch welche die mehrfache Bewußtwerdung physischer Thatsachen herbeigeführt wird, sind selbst untereinander verschieden. Wenn dieselbe Schwingung zugleich vom Auge, vom Ohr und von der Hand wahrgenommen wird, so sind die Nervenvorgänge, die das vermitteln, sehr verschieden: und wenn mehrere Augen dieselbe Bewegung wahrnehmen, so sind es zwar parallele und gleiche, aber doch immer noch realiter mehrfache Vorgänge, durch welche dies möglich wird. Die Fähigkeit der physischen Thatsachen, mehrfach wahrgenommen zu werden, beruht also darauf, daß die physischen Vorgänge mehrere nervöse Organismen in gleicher oder denselben nervösen Organismus in verschiedener Weise zu erregen imstande zu sein pflegen. Wo das aus wesentlichen oder zufälligen Gründen (z. B. also bei den Muskelempfindungen oder da wo bei einem Vorgang nur ein animalisches Wesen zugegen ist) nicht der Fall ist, kommt auch die physische Thatsache nur einmal zum Bewußtsein. Wer nun als die metaphysische Wirklichkeit auch der psychischen Phänomene nur physische Vorgänge anzusehen geneigt ist, dem bietet sich hier eine höchst einfache Erklärung dar. Die Erregungsvorgänge der Nerven und zumal des Gehirns gehören offenbar zu denjenigen, bei welchen eine Einwirkung auf andere des Bewußtseins fähige[dc] Organismen, namentlich also akustische und optische Ausbreitung ausgeschlossen ist. Hieraus einfach begreift es sich, daß diese Vorgänge immer nur demjenigen Organismus wahrnehmbar bleiben, in welchen sie sich vollziehen. Wären Haut, Hirnschale und die ganze Ganglienmasse durchsichtig, so würden Vorstellungen, Gefühle, Leidenschaften u. s. w. Anderen in der Gestalt von Nervenbewegungen sichtbar sein. Das ist an sich vollkommen richtig: es bleibt nur das Eine übrig, daß merkwürdiger Weise diese selbe Nervenerregung unter solchen Umständen zwar von sehr vielen Individuen gesehen, aber doch immer nur von dem Einen als Vorstellung, Gefühl oder Leidenschaft wahrgenommen werden könnte. Die Schwierigkeit wiederholte sich also nur in etwas veränderter Form, und die Tatsache, um welche es sich eigentlich handelt, bliebe unerklärt. Immer also wird man auch hierbei wieder darauf zurückgeführt, daß der wahre Grund für die nur einmalige Wahrnehmbarkeit der psychischen Thatsachen schließlich eben in ihrer psychischen Natur, d. h. in der Fähigkeit directer Bewußtwerdung zu suchen ist.
Doch ist es an dieser Stelle weder[dd] die Aufgabe noch die Gelegenheit, vom psychologischen Gesichtspuncte aus an die Lösung der schwierigsten aller metaphysischen Fragen heranzutreten, diejenige nämlich nach dem realen Unterschiede, welche zwischen dem |[de] Gegenstande der physischen und demjenigen der psychischen Wahrnehmung besteht. Es wäre möglich, daß auf diese Frage die empirische Psychologie überhaupt keine Antwort besäße, und doch bliebe dabei der Werth der gefundenen Definition völlig unberührt. Denn darauf vor Allem ist hier die Aufmerksamkeit zu lenken, daß die im obigen aufgestellte Unterscheidung zwischen den physischen und dem psychischen Thatsachen keine Ansicht über den metaphysischen Unterschied der beiden zugrunde liegenden Wirklichkeit präjudicirt. Die entwickelte Definition läßt vielmehr alle diese Fragen, wofern man sie recht versteht, noch völlig offen und beansprucht nur eine propädeutischen Werth für die wissenschaftliche Absteckung des Forschungsgebietes der empirischen Psychologie.
Es wird sich verlohnen, dies etwas eingehender zu erläutern. Die hier aufgestellte Definition des Unterschiedes von psychischem und physischem Erfahrungsinhalt bezieht sich ausdrücklich nur auf das Verhältniß, in welchem sich das erfahrende Bewußtsein zu der von ihm erfahrenden Wirklichkeit weiß, ohne daß damit über den Grund dieses verschiedenen Verhaltens etwas ausgesagt würde. Der Zweck dieser Definition ist kein anderer, als festzustellen, daß die empirische Psychologie sich mit der Erkenntniß derjenigen Thatsachen beschäftigt, welche den directen Inhalt des erfahrenden Bewußtseins bilden, und aus dieser Begriffsbestimmung im weiteren Verfolge die Methode dieser Erkenntniß abzuleiten. Wie aber jener Unterschied zu Stande kommt, wie es begründet ist, daß wir bei dem einen Theile unserer Wahrnehmungen eine davon verschiedene Realität voraussetzen, bei dem anderen nicht, – das ist eine Frage nicht mehr der empirischen Psychologie, sondern der Metaphysik. Freilich wird auch die letztere sie nicht zu lösen vermögen, wenn ihr nicht die erstere dafür die entscheidenden Daten zu geben imstande ist. Ob das der Fall sein wird, läßt sich von vornherein in keiner Weise übersehen, sondern nur der Gesichtspunkt läßt sich bestimmen, von welchem jene Entscheidung möglich wäre.
Das verschiedene Verhalten, welches das Bewußtsein jenen beiden großen Reihen der seiner Erfahrung zugänglichen Realität gegenüber zeigt, könnte nämlich entweder nur in dem verschiedenen Character dieser Realität oder in einer verschiedenen Functionsform des Bewußtseins begründet sein. Nun wäre es möglich, daß die Untersuchungen der empirischen Psychologie zu dem Resultate führten, es sei aus dem bloßen Mechanismus der Bewußtseinsfunctionen, soweit sie der wissenschaftlichen Analyse fähig sind, jene Verschiedenheit des Verhaltens zwischen der psychischen und der physischen Erfahrung in keiner Weise zu erklären. In diesem Falle würde es äußerst wahrscheinlich werden, daß die Metaphysik ein Recht hätte, eine ursprüngliche reale Verschiedenheit der physischen und der psychischen Welt anzunehmen, wobei hier doch immer als Correlat eine ursprüngliche Einrichtung des Weltzusammenhanges vorausgesetzt werden müßte, vermöge deren eben das Bewußtsein als befähigt gelten dürfte, sich der verschiedenen Sphären der Realität in verschiedener Weise bewußt zu werden.[df] Freilich wären diese Schlüsse immer so hypothetisch und so unsicher, wie es alle die Erfahrung überschreitenden Annahmen überhaupt sind: aber sie hätte doch den möglichst hohen Grad von Zuverlässigkeit, der dabei erreichbar ist. Sollte also in dieser Weise die empirische Psychologie einer dualistischen Metaphysik Vorschub leisten, so bliebe die der Erfahrung entnommene Definition, auf welche sie hier begründet werden soll, zu Rechte bestehen, und es käme nur hinzu, daß der Grund für die Verschiedenheit im Verhalten dem erfahrenden Bewußtsein[dg] in der Verschiedenheit der Objecte |[dh] dieser Erfahrung zu suchen sei. Eine derartige dualistische Metaphysik wäre sowohl in der Form denkbar, daß man die reale Verschiedenheit der physischen und der psychischen Welt zwar als vorhanden nachwiese, aber selbst nicht erkennen zu können behauptete, als auch in der anderen, daß man sie begriffen zu haben und aus ihr das verschiedene Verhalten des erfahrenden Bewußtseins ableiten zu können glaubte.
Nicht minder denkbar aber erscheint die andere Möglichkeit, daß nämlich die empirische Psychologie imstande wäre, jenen Unterschied aus dem bloßen Mechanismus des Bewußtseins selbst zu deduciren. Gelänge dies, so wäre die metaphysische Hypothese nahegelegt, daß der Unterschied des Physischen und des Psychischen dem realen Wesen der Dinge fremd und nur ein Ausfluß der in den Functionen des Bewußtseins enthaltenen Verschiedenheit sei. Auch in diesem Falle bliebe die aufgestellte Definition als Grundlage der Psychologie bestehen; allein die Dimensionen der psychologischen Auffassung weiteten sich dadurch über das ganze Gebiet der Metaphysik, indem deren entscheidendster Gesichtspunkt in das Bewußtseins verlegt würde. Eine solche Metaphysik überwände den Dualismus, indem sie denselben zu einem psychologischen resp. erkenntnißtheoretischen[di] Phänomen herabdrückte: sie könnte annehmen, daß das Wesen der Dinge an sich weder psychisch noch physisch sei, sondern erst je nach seinen Beziehungen zu dem erfahrenden Bewußtsein in der einen oder der anderen Form erschiene. Allein dieser Phänomenalismus würde doch gerade in dieser Begründung nicht haltbar sein, sondern sogleich in Idealismus umschlagen. Zwar klingt es im ersten Moment sehr annehmbar, die metaphysische Realität für ein verborgenes Ding-an-sich zu erklären, welches nur, je nachdem es direct oder indirect wahrgenommen würde, sich als psychisch oder physisch darstellte. Es bedarf jedoch nur einer sehr einfachen Überlegung, um einzusehen, daß dieser absolute Phänomenalismus an einem inneren Widerspruch erkrankt. Damit jene an sich unbekannte Realität in den Formen einerseits der physischen andrerseits der psychischen Erfahrung vorgestellt werden kann, bedarf es dieser Function des Vorstellens, welche demnach selbst nicht bloß Erscheinung, sondern metaphysische Realität sein muß. Das Bewußtsein ist, wie später noch eingehender wird entwickelt werden müssen, nicht als bloße Erscheinung, sondern nur als eine reale Function zu begreifen; und der Phänomenalismus selbst setzt diese Realität unzweifelhaft voraus. Hieraus ergibt sich, daß zum mindesten eine psychische[dj] Function, diejenige nämlich des vorstellenden Bewußtseins, selber real sein muß: denn sie muß eben da sein, damit das an sich unbekannte Wesen der Dinge hier als psychisch erscheinen kann. So gewinnt ganz von selbst innerhalb der phänomenalistischen Coordination von physischen und psychischen Vorstellungsformen das psychische Element die Oberhand, und es ergibt sich als Consequenz davon die metaphysische Hypothese, daß das wahre Wesen der Dinge psychischer Natur und die physischen Gestalten nur eine sekundäre Erscheinungsform desselben innerhalb der Vorstellungsthätigkeit seien. Diese Nothwendigkeit des Gedankens ist nicht besser zu illustriren, als durch den Fortgang der deutschen Philosophie von Kant zu Fichte[dk]. Wie dem aber auch sein möge, – die Gültigkeit der gefundenen Definition bleibt von allen diesen metaphysischen Erörterungen unberührt. |[dl]
Alle diese Betrachtungen führen schließlich dazu, die Stellung zu fixiren, welche der durch eine Popularphilosophie der Gegenwart[4] in allgemeinsten Umlauf gebrachten Bezeichnung „unbewußt“ gebührt. Ausführlichen Untersuchungen[dm], die sich darüber an späterer Stelle von selbst ergeben, hier schon vorzugreifen, darf doch[dn]
Kommentar zum Textbefund
i↑begründen. | ] gegenüber auf der Umschlaginnenseite Inventarstempel und Signaturetikett sowie Besitzstempel der Tohoku, Bl. 1r ein weiterer Stempel über die ersten 6 Zeilen des Textes; Bl. 1v leer, Fortsetzung des Textes auf Bl. 2r, mit rotem Farbstift paginiert als: 30x↑viel| ] Bl. 2v Text zur Einfügung auf Bl. 3r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 3r, mit rotem Farbstift paginiert als: 31z↑wollte. ] Absatz von Windelband nachträglich verlangt, mit Zeichen und dessen Wiederholung auf Bl. 2v (rot unterstrichen): Absatz!aa↑Fries ] in lat. Schrift, gegenüber auf Bl. 2v Literaturangabe (blau angestrichen): Neue Kritik der Vernunft I, § 21–28ab↑Herbart ] in lat. Schrift, gegenüber auf Bl. 2v Literaturangabe (blau angestrichen): Psychol[ogie] als Wissenschaft I, § 1–6 und II, § 125–128ad↑die | ] Bl. 3v Text zur Einfügung auf Bl. 4r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 4r, mit rotem Farbstift paginiert als: 32ae↑Fortlage’s ] in lat. Schrift, gegenüber auf Bl. 3v Literaturangabe (blau angestrichen): System der Psychol[ogie] als emp[irische] Wiss[enschaft] aus der Beob[achtung] des inn[ern] S[innes]. Leipzig 1855 I, § 3.as↑verhalten. ] danach Fußnotenzeichen und -text: Die genauere Untersuchung des im Folgenden Angedeuteten und Vorweggenommenen bleibt natürlich der späteren Analyse der sinnlichen Wahrnehmung vorbehalten.au↑wir, | ] Bl. 5v Text zur Einfügung auf Bl. 6r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 6r, mit rotem Farbstift paginiert als: 34az↑dürfte. ] danach Fußnotenzeichen und -text (auf Bl. 5v geschrieben): In dieser Hinsicht dürfte denjenigen neueren Physiologen, welche sich nach Johannes Müllers Vorgang für Kantianer halten, weil sie eine Lehre Lockes empirisch zu bestätigen pflegen, die Beobachtung des auf den oben berührten Unterschied bezüglichen Passus der Kritik der reinen Vernunft nicht genug zu empfehlen sein: er findet sich in der ersten Auflage p. 28f., in der Ausgabe von Rosenkranz pag. 38f., in derjenigen von Hartenstein pag. 68, Anm[erkung]; in derjenigen von Kehrbach pag. 56f.bc↑Bewegungszustände | ] Bl. 6v Text zur Einfügung auf Bl. 7r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 7r, mit rotem Farbstift paginiert als: 35bg↑geneigt | ] Bl. 7v Text zur Einfügung auf Bl. 8r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 8r, mit rotem Farbstift paginiert als: 36bv↑be| ] Bl. 10v Text zur Einfügung auf Bl. 11r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 11r, mit rotem Farbstift paginiert als: 39cf↑handelt. | ] Bl. 13v leer, Fortsetzung des Textes auf Bl. 14r, mit rotem Farbstift paginiert als: 42cl↑welche | ] Bl. 14v Text zur Einfügung auf Bl. 15r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 15r, mit rotem Farbstift paginiert als: 43cq↑entspringt. | ] Bl. 15v Text zur Einfügung auf Bl. 16r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 16r, mit rotem Farbstift paginiert als: 44ct↑erkenntnißtheoretischen ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 15v geschrieben für gestrichen: philosophischencu↑Ursprung | ] Bl. 16v Text zur Einfügung auf Bl. 17r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 17r, mit rotem Farbstift paginiert als: 45cz↑durchsichtig machen ] links daneben mit Bleistift auf Bl. 16v geschrieben: Röntgen’sche Durchleuchtungde↑dem | ] Bl. 18v Text zur Einfügung auf Bl. 19r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 19r, mit rotem Farbstift paginiert als: 47dh↑Objecte | ] Bl. 19v Text zur Einfügung auf Bl. 20r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 20r, mit rotem Farbstift paginiert als: 48dl↑unberührt. | ] Bl. 20v Text zur Einfügung auf Bl. 21r, Fortsetzung des Textes auf Bl. 21r, mit rotem Farbstift paginiert als: 49dn↑darf doch ] bricht ab; Rest der S. leer, Bl. 21v–22v leer, Ende des Manuskriptes. Fortsetzung der Psychologie durch Heft Nr. 11.Kommentar der Herausgeber
4↑eine Popularphilosophie der Gegenwart ] Anspielung auf Eduard von Hartmann: Philosophie des Unbewußten, 1869.▲