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- TitleNr. 15, Heft mit Fadenheftung und Umschlag aus blauem Papier, mit eigenhändigem Titel Gr. Ph. III [Griechische Philosophie III. Abfassung/Benutzung 1880–1886, vgl. Heft Nr. 3], Fortsetzung von Heft Nr. 13, auf dem Umschlag Bleistiftnotiz von anderer Hd. Fock 6, Umfang: 34 S., davon beschrieben: 30, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift, für Orts-, Landes- und Personennamen in der Regel lat. Schrift, diese Schriftwechsel sind im Folgenden nicht eigens ausgewiesen), schwarze Tinte, Maße: 20,2 x 16,4 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 15
- ParticipantsAlbert Schwegler ; Alcibiades ; Alcidamas ; Alcmaeon ; Alkidamas ; Anaxagoras ; Anaximander ; Anaximenes ; Antimoeros ; Antiphon ; Anytos ; Archagoras ; Archelaos ; Archytas ; Aristarch ; Aristophanes ; Aristoteles ; Aristoxenos ; August Beckmann ; Bryson ; Charon ; Christian August Brandis ; Damastes ; Darius ; Demokenes ; Demokrit ; Diagoras ; Diocles ; Diogenes Laertios ; Diogenes von Apollonia ; Dionys ; Dionysiodoros ; Dionysorodos ; Echecrates ; Eduard Maximilian Röth ; Eduard Zeller ; Ekphantos ; Emile Littré ; Empedokles ; Epaminondas ; Epicharmos ; Euathlus ; Euenos ; Euripides ; Euryphon ; Eurytus ; Euthydemus ; Friedrich Wilhelm August Mullach ; Gelon ; Georg Grote ; Georg Wilhelm Friedrich Hegel ; Gorgias ; Gustav Teichmüller ; Hellanikos ; Herakles ; Heraklit ; Herodot ; Hiketas ; Hippasos ; Hippias ; Hippodamus ; Hippokrates ; Hippys ; Homer ; Idaeus ; Isocrates ; Julius Petersen ; Kallias ; Kallikles ; Kleidemos ; Klinias ; Korax ; Kratylos ; Kritias ; Kriton ; Ktesippos ; Ludwig von Strümpell ; Lyko ; Lykophron ; Lysias ; Lysis ; Meletos ; Melissos ; Metrodorus ; Miltiades ; Mnesagoras ; Moritz Cantor ; Nikolaus Kopernikus ; Oinopides ; Okellos ; Parmenides ; Paul Robert Schuster ; Pausanias ; Perikles ; Phaenarete ; Phanton ; Pherekydes ; Phidias ; Philolaos ; Pindar ; Platon ; Polos ; Polycrates ; Polymastos ; Proclus ; Prodikos ; Prorus ; Protagoras ; Protarchus ; Pythagoras ; Rebes ; Sextus Empiricus ; Simmias ; Sokrates ; Sophokles ; Sophroniskos ; Telauges ; Thales ; Themistocles ; Theodoros ; Thrasybulos ; Thrasymachos ; Thukydides ; Timaeus ; Tisias ; Xanthos ; Xantippe ; Xeneades ; Xeniander ; Xenophanes ; Xenophilus ; Xenophon ; Xuthos ; Zenon
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan)
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Nr. 15, Heft mit Fadenheftung und Umschlag aus blauem Papier, mit eigenhändigem Titel Gr. Ph. III [Griechische Philosophie III. Abfassung/Benutzung 1880–1886, vgl. Heft Nr. 3], Fortsetzung von Heft Nr. 13, auf dem Umschlag Bleistiftnotiz von anderer Hd. Fock 6, Umfang: 34 S., davon beschrieben: 30, Textbeginn auf Bl. 1r, hs. (dt. Schrift, für Orts-, Landes- und Personennamen in der Regel lat. Schrift, diese Schriftwechsel sind im Folgenden nicht eigens ausgewiesen), schwarze Tinte, Maße: 20,2 x 16,4 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 15
Gr[iechische] Ph[ilosophie][1] III[a] |[b]
4) Die Pythagoreer:[c] den drei andern gegenüber als ganz eigenartige Wendung.
Erst hier schon nach chronologischer Ordnung: auf P[ythagoras] selbst wird die Zahlenlehre von keiner älteren Quelle selbst zurückgeführt, und es wird ausdrücklich bezeugt, daß P[ythagoras] und seine Schüler nichts Philosophisches geschrieben, dagegen Philoaus das erste pyth[agoreische] Werk herausgegeben habe. Dieser ältere Zeitgenosse des Socr[ates] und Democrit, scheint der Metaphysiker der Schule, der Schöpfer der Zahlenlehre gewesen zu sein. Das geben selbst solche zu, welche an dem alten Schema festhaltend, die Pyth[agoreer] nach den Ioniern abhandeln.[d]
Mit dieser späten Entstehung stimmt überein, daß die älteren, Emped[ocles], Anax[agoras], Atomisten von der Zahlenlehre Nichts wissen, während sie so nahe auf einander Rücksicht nahmen; nur die astron[omischen] Vorstellungen, die davon theilweise unabhängig zu sein scheinen, zeigen einige Verwandtschaft: allein auch hier gemeinsame Bekanntschaft mit ausländischen Lehren wahrscheinlicher: denn das Wesentliche der pythagoreischen Astronomie, Erdbewegung, findet sich nirgends sonst auch nur erwähnt!
Diese Thatsache, daß erst Platon auf die Pyth[agroeer] Rücksicht nimmt, schon im Alterthum bemerkt: erklärt, die Zahlentheorie sei Geheimniß gewesen! Ueberaus unwahrscheinlich, da gar kein Zweck des Geheimhaltens absehbar. Spätere Erfindung, wo es überall religiöse Geheimlehren gab, Zweck der Erfindung, in die Zahlentheorie der Pyth[agoreer] Alles hineinzudeuten, was die Neupythagoreer aus platonischen, aristotelischen und stoischen Quellen hineinlegten, und dann zu erklären, Pl[aton], Ar[istoteles] und die St[oiker] hätten ihre Lehren aus der Geheimlehre entnommen. Welche dann selbst ein Ungeheuer von historischer Unerklärbarkeit gewesen wäre.
Die spätere Entstehung stimmt aber auch mit dem Character der Lehre. In der gewöhnlichen Darstellung wie aus der Pistole geschossen; durch das Hegel’sche Schema (Stoff – Form) noch unbegreiflicher. Der Gedanke, daß das Wesen der Dinge Zahl sei, so abstract, daß das Denken erst mehr durchgemacht haben muß, als bei Pyth[agoras], ehe es darauf verfallen kann: Vielmehr wird sich zeigen, daß ein „Verlegenheitsversuch“ vorliegt, dem durch Her[aklit] und die Ele[aten] geschaffenen Problem zu entgehen, statt es zu lösen.
Merkwürdig, daß Zeller an dem alten Schema festhält, selbst zugebend, daß erst Philolaus der Schöpfer der Sache ist, ebenso Schwegler.[e] Brandis und Strümpell haben, zwar mit verschiedener Begründung, correcter verfahren.
Immer noch der streitigste Punct in der griech[ischen] Philos[ophie] – um so mehr, als es den Anschein hat, daß innerhalb der pyth[agoreischen] Schule mehrere[f] Richtungen herrschten: vielleicht, einzelne nur mathematische und astronomische Studien, andre, wenige, der metaphysischen Tendenz des Philolaus folgend, und wir auf einen Schutthaufen angewiesen sind, auf welchem der Staub der späteren Jahrh[underte] liegt.
Ueber die Persönlichkeiten sehr wenig: Telauges, Sohn des Pyth[agoras] etc.[g] mythische Persönlichkeiten. Philolaus[h], aus Kroton oder Tarent, in den letzten Jahrzehnten des 5. Jahr[hunderts] in Theben (Plato), dann zurückgekehrt und in die letzten Parteikämpfe der P[ythagoreer] verwickelt. Περὶ φύσεως[2] in drei Büchern: von Platon angekauft.
Zerstreuung durch Griechenland wegen der polit[ischen] Verfolgung. In Theben Lysis[i], Lehrer des Epaminondas[j] und Eurytus[k], ein Krotoniater oder Tarentiner; im Anfang des 4. Jahrhunderts[l]: deren Schüler Xenophilus[m] aus dem thracischen Chalkis, und Phanton, Echecrates, Diocles, Polymastos[n], alle aus Phlias, welche Aristoxenes die letzten Pythagoreer genannt hat.
In Athen läßt Platon im Gefängnisse des Socr[ates] die P[ythagoreer] Simmias und Rebes[o] (Schüler des Philol[aus] in Theben)[p] auftreten. In Cyrene wird Prorus[q] genannt. Fast mythisch ist der Lokrer Timaeus[r], ebenso der Lucaner Okellos[s].
In Italien wird Klinias[t], der Tarentiner, und seine Anwesenheit des neugegründeten Heractea gleichzeitig mit Philolaus genannt.
In der ersten Hälfte des 4. Jahrh[underts] neue Bedeutung auch politisch, durch Archytas[u]; geb[oren] in Tarent, Sohn des Mnesagoras.[v] Zeitgenosse Plato’s, den er aus den Händen des jungen Dionys befreit, resp. ihm die Sicherheit gebürgt haben[w] soll, als Staatsmann, Feldherr, Mathematiker, Harmoniker, Mechaniker gleich geachtet.
Aus der Schriftstellerthätigkeit dieser Männer nur unsichre Bruchstücke erhalten. Die Schrift des Timaeus gewöhnlich unter Platon’s Werken abgedruckt,[x] über die Weltseele, ist sicher ein Auszug aus dem Platonischen Timaeus. |[y] Ebenso ist die Schrift des Okellos über das Weltganze, gedr[uckt] bei Mullach[3], Fragm[enta], sicher spätere Unterschiebung.
Bleiben die Fragm[ente] von Philolaus und Archytas. Jene zum großen Theil echt, aber stellenweise von einem späteren überarbeitet – diese zum größten Theile unecht; das echte speciell mathematisch. (Er ist weder Lehrer (Petersen) noch Schüler (Beckmann) Plato’s: doch vielleicht schon einiges Platonische benutzt, was bei dem persönlichen Verkehr mit dem alten Platon sogar wahrscheinlich.) Diese Kritik und eine Reconstruction der Lehre nur möglich durch die Nachrichten von Plato und besonders von Aristoteles.
Die Unterscheidungslehre der Pyth[agoreer], daß alles seinem Wesen nach Zahl sei, setzt zweierlei voraus: erstens eine Erschütterung der gewöhnlichen, sinnlichen Weltansicht – zweitens eine Beschäftigung mit mathematischen Untersuchungen.
Ersteres durch Heraclit und die Eleaten: die Dinge sind nicht, was sie den Sinnen zu sein scheinen. Diese Einsicht tritt bei Her[aklit] und den Eleaten so originell, obwol[z] der Weg verständlich, auf, daß sie, wenn P[ythagoras] sie schon gehabt hätte, sich nicht so, wie beide es thun, darüber hätte aussprechen können. Diese Systeme sind eben älter.
Und wenn nach ihnen gefragt wurde, was denn nun die Dinge eigentlich seien, so konnte die Antwort, sie seien Zahlen, bei solchen entstehen, die sich viel mit Zahlen beschäftigt hatten.
Das hatten die P[ythagoreer] gethan: ἀψάμενοι τῶν μαϑεματιων[4] sagt Arist[oteles] zur Erklärung. Sie kamen von der Math[ematik] her und wendeten sie, die ersten, auf die Philosophie an.
Der selbständige Ursprung der Mathematik: Ob hier aegyptische Anregungen vorlagen? Aber die Behandlungsweise sicher neu. Aegypter geometrisch – P[ythagoreer] arithmetisch. Die Arithmetik stammt nach Proclus von den handelstreibenden Phönikern[aa], die Geometrie von den Nilüberschwemmungen. Die geometrische Richtung durch Thales, die arithmetische durch Pyth[agoras] in Griechenland eingeführt.[ab] Auch ihre Geometrie darauf gebaut. Grundlage Untersuchungen über das Zahlensystem: Arithmetik gegenüber der Logistik (Rechenkunst). Gerade – ungerade – gradungerade Zahlen: letztere Factoren aus ungraden und graden – Eintheilung danach. Primzahlen. Reihen: Dreieckszahlen als Summierung[ac] der Zahlenreihe.[ad] Quadratzahlen: Gnomonen[ae] = solche, welche anderen zugefügt, wieder Qu[adratzahlen] geben; sämmtliche Ungraden (12+3=22, 22+5=32, 32+7=42 etc.[af]): besondre Wichtigkeit Quadrat + Quadrat = Quadrat – pythagoreischer Lehrsatz: 32+42=52: Rechteckzahlen: ἑτερομήκεις: 2+4+6 etc.[ag] Addition der geraden Zahlen.[ah] Cubikzahlen: Diagonalzahlen etc.[ai] Proportionenlehre sehr ausführlich behandelt, namentlich später bei Archytas. Die mittlere Proportionale. Die harmonische Proportion. Der goldne Schnitt und das Fünfeck (Pentagramm).[aj]
Weitere[ak] Ausführungen; aber zweifelhaft, welche.[al]
Das dekadische System: 1. Das, woraus alle anderen werden, Vereinigung des Graden und Ungraden. 2 die erste Grade, 3 die erste Ungrade[am], zuerst Anfang, Mitte und Ende. 4, erste Quadratzahl: Pythag[oras] als Verkünder der heiligen Viereinigkeit[an] Tetraktys[ao] im späteren pythagoreischen Schwur. 5, erste Summe, 6 erstes Product aus Gerade und Ungrade, 7 weder Factor noch Product: mittlere arithmetische Proportionale 1 – 4 – 7 – 10 (=3), 8, erste Cubikzahl, 9, Quadrat der ersten Ungraden. 10, (=1+2+3+4) die vollkommenste aller Zahlen, die beherrschende des ganzen Systems: phantastisch.[ap]
Davon abhängig, wie der pyth[agoreische] Lehrs[atz] zeigt, auch das Geometrische. Flächen (Qu[adrat-]) Zahlen, Körper (Cub[ik-]) Zahlen; andrerseits 1 Punct, 2 Linie, 3 Ebene, 4 Körper, Linie durch 2 Puncte, Fläche durch 3 Linien, Körper 4 Flächen. Die Gleichheit der Dreieckswinkel mit 2 Re.[aq] durch Parallellinien. Stereometrische Untersuchungen: die fünf regelmäßigen Körper in die Kugel eingeschrieben.[ar] Die harmonische Proportion am Cubus. (b-a): a=b-c): c: 3, 4, 6 – 6, 8, 12: 6 Flächen, 8 Ecken, 12 Kanten, 1 Cubus.
Harmonisch[as] wegen der musikalischen Studien. Wissenschaftliche Behandlung der Zahlenverhältnisse in der Länge der Seiten; welche doch empirisch lange bestehen mußten.
Harmonik κανονική – ἁρμονική; daher οἱ ἁρμονικοί genannt.
Octave 1:2, Quinte 2:3, Quarte 3:4. Erzählung, wonach P[ythagoras] selbst dies in einer Schmiede nach dem Gewicht der Hämmer (?)[at] entdeckt. Saitenspannung durch Gewichte. Physikalisch falsch, denn die Höhe ist den Quadratwurzeln der spannenden Kräfte proportional.[au] Also[av] Fabel. (Tieferer Ton – größere Zahl; also nur nach Saitenlänge, von Schwingungszahlen nichts bekannt.) Tongeschlechter und Tonarten. Das Wichtige[aw] die Einsicht, daß Harmonie an der Einfachheit der mathematischen Verhältnisse haftet.
Erste Ahnung einer Realität mathematischer Beziehungen in der Natur. Nimmt man die Zahlensymbolik hinzu, welche den Griechen ebensowenig wie irgend einem anderen Volke fehlte (3, 7, 12), so versteht man den Ursprung der metaphysischen Zahlenlehre des Philolaus. |[ax]
Wie vor ihnen die Eleaten das Sein, so hypostasiren die Pyth[agoreer] die Zahl = Substanz der Dinge. Sie schreiben ihr die Bedeutung des Seins, des Weltstoffs zu: sie sind das Ungewordene, Unveränderliche, immer sich gleich Bleibende, das Object der wahren Erkenntniß (Parm[enides]). Zahl nach Philol[aus] das Gesetz und der Zusammenhalt der Welt, herrschende Macht über Götter und Menschen, Bedingung alles Erkennens.
Andrerseits drückten sie das so aus: die Dinge seien Nachahmungen der Zahlen. Unterschied zwischen Zahl und Gezähltem.[ay] Alles ungeschickte, kindliche Ausdrücke für die Ahnung einer mathematischen Gesetzmäßigkeit. Aber sie begnügten sich damit nicht, sondern brachten ihre Untersuchungen über das Zahlensystem mit den übrigen metaphysischen Theorien in begriffliche Verbindung.
Seit Anaximander den Begriff des ἄπειρον[5] aufgestellt, war die Frage nach Begrenztheit und Unbegrenztheit der Elemente im Fluß. Parmenides (und mit ihm Zeno) hatte das Sein für πεπερασμένον erklärt: Grenze, das Fertige für das Vollkommene.[az]
Den Gegensatz des Unbegrenzten und des Begrenzten, zugleich nach Anaximander des Unbestimmten und des Bestimmten, erkennen sie in demjenigen des Geraden und Ungeraden wieder. Tertium minus comparationis[ba][6] verschieden angegeben und stets künstlich und gesucht: es ist eben nur zu erklären aus der Tendenz, im Arithmetischen das Metaphysische wiederzuerkennen! Alles ist Zahl = Alles besteht aus dem Unbegrenzten und dem Begrenzten, d. h. einem Doppelprincip von Gegensätzen.
In diesem Gegensatz ist das Begrenzte das Vollkommnere. (Die ungraden Zahlen im griechischen Aberglauben für die glücklicheren.)
Hören wir weiter, daß das die Gegensätze verbindende die Harmonie sei, „die Einheit des Mannigfaltigen und die Zusammenstimmung des Gegensätzlichen“[7] – so tritt der Gedanke Heraclits genau hervor. Zugleich musikalische Schematisirung. Die Harmonie ist 1:2, 2:3, 3:4. Jede Zahl ist bestimmte Verbindung: Harmonie des Graden und Ungraden, Unbegrenzten und Begrenzten, Stoff und Form. Wie nun alle Dinge Zahlen sind, so ist jedes besondre Ding eine besondere Zahl: und das ist die Ordnung des Weltalls, daß die dekadische Zahlenordnung alle Dinge beherrscht, gliedert, jedem seinen Platz anweist.
Die ganze Betrachtung der Pyth[agoreer] war darauf gerichtet, dies System aufzustellen. Das Zahlenschema ist der Grundriß, auf welchem sie alle Dinge aufbauen. Parallelismus aller Systeme. So schon der Urgegensatz des Vollkommenen und Unvollkommenen[bb] in mannigfachen Grundverhältnissen wiedererkannt.
Tafel der 10 Gegensätze (um der δεκας willen), von einigen aufgestellt: 1) Grenze und Unbegrenztes. 2) Ungerade und Grade. 3) Eins und Vielheit (Eleat[en]). 4) Rechts und Links. 5) Männlich und Weiblich. 6) Ruhe und Bewegung (Eleat[en]). 7) Grade und Krumm. 8) Licht und Dunkel (Her[aklit], Parm[enides]). 9) Gute und Böse. 10) Quadrat und Rechteck. Ueberall liegt Sein und Nichtsein – Identität und Verschiedenheit zu Grunde, so unsystematisch die Tafel ist.
Willkürliche Vertheilung steigert sich bei den einzelnen Zahlen, wie schon Arist[oteles] hervorhob. Namentlich ethisch: Gerechtigkeit: gleich × gleich: 4 oder 9. Acht die Freundschaft.[bc] Zahl 7 der καιρός, die rechte Zeit; 5 als Verbindung erster männlicher und erster weiblicher Zahl die Ehe, etc.[bd] Einheit Vernunft, Zweiheit Meinung. Analogie von einer Reihe zur andern, die gleichzahligen in Beziehung: Meinung wohnt auf der Erde, – die rechte Zeit zeigt die Sonne etc.
Zuweisung an bestimmte Götter, obwol deren Zehnzahl nicht nachweisbar, und andre Spielereien.[be] Dabei in den verschiedenen Theilen der Schule verschieden, sodaß wir dieselbe Zahl für verschiedene Dinge, dasselbe Ding durch verschiedene Zahlen symbolisirt finden.
Die Betrachtung dieser Ordnung bildet nun für die Pythagoreer einen so einseitig verfolgten Gesichtspunct, daß sie der Frage nach der Ursache des Geschehens gar keine nähern Untersuchungen zugewendet zu haben scheinen. Sie faßten dasselbe wesentlich nach Analogie der Genesis des Zahlensystems auf. Wie sich die Eins in das Zahlensystem verwandelt, so die Dinge. In diesem Sinne konnte die Eins, das Grade Ungrade, wobei es dann heißt, die μονάς sei nicht selbst Zahl, aber Ursprung aller Zahlen (ἀρχή),[bf] als die Alles erzeugende Gottheit religiös gefeiert werden: Spätere haben die Lehre von der weltschöpferischen Gottheit und |[bg] ihrem Gegensatz zu der Materie als der unvollkommnen, unbegrenzten Dyas[bh] hineingetragen, wovon vielleicht Andeutungen vorlagen in der Lehre von den Gegensätzen.[bi] Ebenso die Selbstvervollkommnung der Gottheit in der Entwicklung von 1 zu 10.[bj]
Von reeller Bedeutung war diese Zahlensymbolik auf dem mathem[atisch]-physikal[ischen] Gebiete, welches sie dann auch hauptsächlich, eigentlich allein ausbauten.
Von der Arithmetik zur Geometrie: außer dem schon erwähnten auch die stereometrischen Figuren. Von der Geometrie zur Physik: Uebergang vom geometrischen zum physikalischen Körper, fünf: die Beschaffenheit und Farbe (sinnliche Qualitäten); sechs die Belebtheit, sieben: die Intelligenz oder das Licht, acht die Liebe (Versuch eines Aufbaus).[bk] Die Eigenschaften der Dinge hängen an ihrer Form. Andeutungen bei Emp[edokles], Anax[agoras]; namentlich Atomisten. Ableitung[bl] der Elemente: Feuer Tetraeder, Erde Cubus, Luft Oktaeder, Wasser Ikosaeder. Das fünfte, alles umfassender Aether, hinzugefügt: Dodekaeder. Erste Beobachtung krystallographischer Verhältnisse. Hier erscheint endlich die begrenzte Welt im unbegrenzten Raume (τὸ κενόν), ihn „einathmend“. Und die Weltbildung[bm] als von Einem Puncte ausgehend und das Unbegrenzte allmälig anziehend und gestaltend.
Unaufhörlicher Weltproceß; periodische Wiederkehr aller Zustände (Heraclit). Das große Jahr damit in Beziehung, als Umschwung des Fixsternhimmels.[bn] Ἐκπύρωσις nicht bezeugt; aber sehr wahrscheinlich, da im Feuer auch der Anfang gesucht wird. Es ist außerdem das stereometrisch einfache Element: der vernünftige Stoff – Heraclit und Anaxagoras. 1 = νοῦς.
Feuer hier als Monas[bo] bezeichnet, Hestia[bp], Herd und Altar des Weltalls, Göttermutter etc.[bq] Wenn dies immer mehr aus dem Unendlichen an sich zieht, – so ist das die Wirbelbewegung von Anax[agoras], Emped[okles], Atomisten.
Weltall Kugel, in der Mitte Centralfeuer. Das Ganze vom Aether durchflossen, der auch feurig gedacht ist, πνεῦμα gleichzeitig[br] genannt.[bs] Darum bewegen sich von Ost nach West zehn himmlische Körper: Fixsternhimmel, fünf Planeten, Sonne, Mond, Erde, Gegenerde = ἀντιχϑών. Gestirne an durchsichtigen Sphären befestigt. Umschwung – Sphärenharmonie, nicht hörbar, wie dem Schmied das Gehämmer.
Centralfeuer beherrscht, lenkt, belebt alles.
Erde als Kugel[bt] hat ihre Rückseite dem Centralfeuer zugewendet, daher wir dies nur als Abglanz auf der Sonne, die Gegenerde niemals sehen. Am Tag der Sonne zu, bei Nacht abgekehrt. Große Veränderung der Vorstellungen von Oben und Unten, Rechts und Links: letzteres nach Ost und West, ersteres nach Nähe oder Ferne vom Mittelpunct![bu] Ordnung der Planeten: Merkur, Venus (Abend- und Morgenst[ern]), Mars, Jupiter, Saturn. Neigung der Erdachse; Mondbeleuchtung durch die Sonne; Finsternisse. Göttlichkeit der gleichmäßigen Bewegung der Gestirne – unter dem Monde alles Unvollkommne. Gegensatz von Himmel und Erde: Olympos[bv] äußerster Umkreis, „die Elemente in ihrer Reinheit“, Weltraum – Kosmos[bw] die geordnete Welt über dem Monde, – Ouranos[bx] die terrestrische Welt des Werdens und der Veränderungen (Eleaten – Heraclit: 2 Welten!)[by]
Sehr schwache anthropologische Vorstellungen. Hier die religiöse Seite so bestimmt, daß kein wissenschaftlicher Spielraum war. Ebenso in theologicis[bz].
Seele als Sonnenstäubchen. Ganz vereinzelt. Vielleicht als verstaubt aus der himmlischen Region, die ihre Heimat und Bestimmung nach der rel[igiösen] Lehre des Pyth[agoras].[ca] Harmonie auch nur allgemeine Bezeichnung, da alles Zahl ist. Harmonie ihres Körpers; d. h. das Zusammenhaltende, Bewegende. Versuche, ihre Theile zu bestimmen.[cb]
Schematisirung des Philolaus: 1: Vernunft im Hirn, 2: Leben und Empfindung im Herzen, 3: Keimung im Nebel, 4: Zeugung in genitalibus[cc]. Mensch – Thier – Pflanze – alle Körper.
Ueberall die trübe Mischung der Ahnung eines mathematischen Naturgesetzes und der phantastischen Zahlensymbolik.
Sie stehen in dieser Hinsicht vereinzelt. Ihr Gesichtspunct führt von der allgemeinen Tendenz der übrigen vorsophistischen Philosophen ab, und wird erst von Platon damit in Verbindung gesetzt.
Damit die originellen Standpuncte der vorsophistischen Lehren erschöpft. |[cd]
§ 6. Der Eclecticismus und die empirische Forschung.[ce]
Fortbestehen der verschiedenen Richtungen, namentlich der beiden metaphysischen, wie sich in der Sophistik erkennen läßt, namentlich die Heracliteer[cf] in Ephesus, von Platon wegen ihres enthusiastisch unmethodischen, selbstgefälligen Wesens verspottet. Unter ihnen Kratylos[cg], Plato’s Lehrer in und von Athen, der den Satz vom Fluß überbot: man könne nicht einmal einmal in denselben Fluß steigen.[ch] Arist[oteles] sagt, er habe schließlich nur den Finger bewegt, gar keinen Satz mehr genannt, – da er ein Sein enthält: Uebergang in die Sophistik.
Dagegen hält sich die ältere ionische Physik. Idaeus von Hymera[ci] als Anhänger des Anaximenes, die Luft als ἀρχή; die Jüngeren, welche theils zwischen Luft und Feuer Mittelzustand annehmen. Eine Synthese von Anaxim[enes] und gewisser Lehren des Anaxagoras bei Diogenes von Apollonia[cj]. Ueber das Leben nichts genaueres bekannt; selbst der berichtete Besuch in Athen vielleicht Verwechselung. Jünger als Anaxagoras, seiner Lehre nach. περὶ φύσεως. Bruchstücke bei Mullach.
Später Standpunct in dem Verlangen eines zweifellosen Anfangs und ruhigen, einfachen Fortschritts. Vertheidigung des hylozoistischen Standpuncts gegen die Vielheit der Elemente (Emp[edokles] und Anaxag[oras]). Die Verwandlung der Dinge ineinander, ihre einheitliche Function zeigt ihre Einheit. Uebergang, Mischung, Einwirkung – alles nur bei ursprünglicher Einheit. Der monistische Grundgedanke. Aber die Stoffvertheilung in der schönen Welt zweckmäßig (Anax[agoras]), also den Urstoff ein zugleich νοῦς begabtes Wesen: „ein ewiger und unvergänglicher Körper, groß, gewaltig und reich an Wissen.“[8]
Der νοῦς des Anax[agoras] mit der ionischen ἀρχή identificirt, und zwar, da die Luft Träger des Lebens und des Denkens ist, mit der Luft. Das νοῦς des Anax[agoras] = ἀήρ des Anaxim[enes]: Πνεῦμα. Unendlich. Verdichtung und Verdünnung = Erkältung und Erwärmung.
Kalt-dichtes κάτω, warm-dünnes ἄνω (Heraclit). Weltbewegung der Schwere (Atomisten), Kreisbewegung der Dinge: periodische Weltentstehung und Weltuntergang.
Gestirne als poröse Körper; ebenso die Erde als Walze mit Luftcanälen, die sich bei Erdbeben verstopfen.
Seele warme Luft, den Pflanzen abgesprochen, zwischen das Blut (Emepd[okles]) gemischt: genaue Beschreibung des Adersystemes (Arterielles und Venöses Blut). Die Verdrängung der Luft aus dem Blut führt zu Schlaf und Tod. /Sauerstoff/[ck].
Je dichter und feuchter diese Luft, um so dümmer der Mensch: Rausch (Heracl[it]). Verschiedene Luft: verschiedenes Denken. Der anthropologische Materialismus.
Feine Beobachtungen, auf diese Theorie bezogen: Athmen der Fische und Austern – der schwitzenden Metalle. – Untersuchungen über Entwicklungsgeschichte etc.[cl]
Eine umgekehrte Annäherung[cm] von Anaxag[oras] an die ionische Lehre (wie Melissos sich derselben von eleatischer Seite genähert hatte) zeigt sich bei Archelaus[cn] von Milet oder Athen, älterer Zeitgenosse des Socrates, sein Lehrer und des Anax[agoras] Schüler, sogar Nachfolger in Lampsacus genannt.
Ursprüngliche Mischung aller Homöomerien = Luft. Darin auch als belebendes Element gemischt der νοῦς. Die beseelte Luft. Ausscheidung als Verdichtung und Verdünnung: giebt Feuer und Wasser, woraus dann alle andern Dinge: wenig Neues.
Durchgeführter Naturalismus und Anwendung auf das Ethisch-politische: Ursprung von Kunst und Sitte, durch welche sich allmälig die Menschen über die niedere Animalie erheben, in der Gewohnheit. Uebergang zur Sophistik. |[co]
Andre Vermittlungen mit dem Pythagoreismus, so hat Hippasos[cp] von Metapont offenbar die heraklitischen Theile dieser Lehre mehr ausgebildet. Arist[oteles] stellt ihn mit H[eraklit] wegen des Feuers als ἀρχή zusammen. Er scheint mit Philolaus etwa gleichzeitig zu sein. Feuer als Gottheit, Seele feuriger Natur, Welt begrenzt und wenig bewegt, in periodischer Umgestaltung: das Centralfeuer.
Andrerseits hat Ekphantos[cq], vielleicht ähnlich auch Xuthos[cr], Pythagoreer aus der späteren Zeit, die pythag[oreische] Lehre mit der Atomistik verbunden.
Das Begrenzte und das Unbegrenzte – Punct und leerer Raum. Uebergang der stereometrischen Figuren in Körperlichkeit: das war schon dicht an der Atomistik.
Elemente der Zahlen Atome, an Größe, Gestalt und Kraft verschieden. Dabei noch anaxorisch[cs] Weltgeist und Festhalten an der Einheit und Kugelgestalt der Erde. Welt als Aetherbewegung der Erde, wie Hiketas, s[iehe] unten.
Das Wichtigere ist dabei die gleichzeitige durch das fünfte und vierte Jahrhundert sich hindurchziehende Verselbständigung der empirischen Forschung und der einzelnen Wissenschaften. Der gemeinsame Fehler der metaphysisch-naturphilos[ophischen] Theorien bestand in der vorschnellen Verallgemeinerung der wenigen Erfahrungen, in der Ausdeutung von Hypothesen ohne empirische Grundlage und Bestätigung. Ihr Scheitern, ihr Widerspruch hat den reinen Empirismus zur Folge:[ct] Hierzu auch die Math[ematik][cu] zu rechnen. Empirische und experimentelle Begründung. Noch nicht beweisend im späteren Sinne: das setzt die Kunst entwickelter Logik voraus. Selbständige Behandlung in der pythagoreischen Schule und auch sonst. So soll sich Anaxagoras im Gefängniß mit der Quadratur des Kreises beschäftigt haben, so wird Oinopides von Chios[cv] als Lehrer davon, wie der Perpendikel gefällt wird etc.[cw], dargestellt, so wird Democrit[cx] als Erfinder zahlreicher neuer Constructionen gerühmt, vielleicht Kugelschnitte – so soll der Sophist Hippias von Elis[cy] eine Curve erfunden, welche den Winkel dreitheilen und den Kreis quadrieren sollte, so beschäftigte sich der Sophist Antiphon[cz] und Bryson[da] auch mit der Quadratur des Kreises; ebenso Hippocrates von Chios[db], der die Bezeichnung der Figuren durch Buchstaben einführte oder jedenfalls schon besaß. Dann das Problem der Würfelverdopplung (Plato). Er verfaßte das erste Elementarbuch der Mathematik. Cantor: Vorlesungen über Geschichte der Mathematik. I. Leipzig 1880.[dc]
Allmälige Ablösung auch der Naturwissenschaft[dd]. Gleichgiltigkeit gegen die theoretische Begründung; seit der sophistischen Zeit im Steigen.
Große Astronomische Fortschritte. Die tägliche Bewegung der Erde um das Centralfeuer („die Erde macht Tag und Nacht“) allmälig durch das ersetzt, was drin gesucht war: die Erklärung des Umgangs der Gestirne. Fixsternbewegung sehr langsam gedacht.
Umschiffung Africa’s (Herodot). Die südliche Halbkugel: kein Centralfeuer – keine Antichthone[9]. Also Annahme der Axendrehung nöthig. Aber kein heliocentrischer Standpunct! Den hat nicht einmal Aristarch – das ist das Neue des Copernicus.
Der Denker dieser Lehre scheint Hiketas von Syracus zu sein: Erste Hälfte des 4. Jahrh[underts]. Große, gleichzeitige Entwicklung der Technik und Mechanik. Geometrisch-methodische Behandlung der Mechanik durch Archytas. Hippodamus von Milet, Sohn des Euryphon, der die Straßenanlage im Piräus leitete, in Thurii und Rhodos Hafen wirkte. Aehnlich aber auch die organische Welt, speciell der Menschenleib erkannt. Die Scheu vor dem Leichnam überwunden. Anatomische Anfänge. (Noch Ar[istoteles] sagt, die Venen studire man am mageren Menschen.) Diogenes, Democrit.
Hippo aus Samos (Metapont?), pericleische Zeit: φορτικώτερος[10] (Aristot[eles]) in philosophicis. Ionischer, herakliteischer Hylozoismus. Nichts Unvergängliches (Atheist). Nichts als das natürliche Phänomen existirt: Naturalismus und Empirismus. (Positivistischer Widerspruch gegen die Metaphysik.) Ἀρχή das Feuchte: thierischer Samen. Daraus Wasser und Feuer. Seele Wasser. Protoplasma. Heraklitisch-pythagoreisch. Organische Forschungen: Entwicklungsgeschichte.
Gleichaltrig Kleidemos, Forschungen über Sinnesphysiologie: νοῦς von den Empfindungsorganen unterschieden. Diese empirische Wendung durch den Einfluß der Medicin gefördert. Deren aetiologischer Anschluß an die Philosophie. Repräsentant der pythagoreisirenden.
Alcmaeon. Zeitgenosse des Philolaus – περὶ φύσεως. Sectionen! Nervensystem τόνοι. Functionen des Gehirns: Sitz der Seele (Einfluß auf Democrit). Nerven, die dahin leitenden „Canäle“. Denken als das spec[ifisch] menschliche dem Wahrnehmen gegenüber (Eleaten).
Blutlauf. Schlaf als Anfüllung, Wachen als Entleerung der Blutgefäße; etc. Zeugung und Ernährung des Embryo. Begriff der Gesundheit als Harmonie entgegengesetzter Kräfte – 4 Grundsäfte: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Deren gleichmäßige Mischung ist Gesundheit, Hervortreten oder Mangel eines ist Krankheit. Allgemeine Theorie der Gegensätze schwarz – weiß, süß – bitter, etc.: besonders das vollkommen Himmlische und das schlechte Irdische. Seele, sich selbst bewegend, himmlischen Ursprungs. Persische Einflüsse, wie Roeth anzunehmen, unnöthig; aber ein durchaus ähnlicher, verwandter Dualismus. (Freilich ist bezeugt, daß Demokenes, ein andrer krotoniatischer Arzt, Leibarzt des Darius war.) |
Als Typus dieser naturphilosophischen Versuche gilt die pseudo-hippocratische Schrift περὶ διαίτης. Von Teichmüller zwischen Heraclit und Anaxagoras, von Schuster in die alexandrinische Periode, von Zeller mit Recht in den Anfang des 4. Jahrh[underts] versetzt.
Sie setzt Heraclit, Eleaten, Emp[edocles], Anax[agoras], Pythagoreer gleichmäßig voraus (ebenso aber auch Archelaus?) Welt und Menschenleib aus Wasser und Feuer zusammengesetzt: Mikrokosmus der Makrokosmus im Kleinen. Feuer warm und trocken – Wasser kalt und feucht. Ausgleichung ihrer Wirkungen. Wasser Ernährung, Feuer Bewegung der Glieder. Genau durchgeführt.
Auch die Seele ein Mischungsverhältniß, dem ganzen Körper im Kleinen entsprechend, wachsend durch Einathmung des Seelenstoffes. Embryonale Entwicklung. Ausgeführtes biologisches System.
Allen diesen Versuchen trat dann als Begründer der selbständigen Medicin entgegen: Hippocrates von Kos, 460 geb[oren], in Athen gebildet (Gorgias), später in Thessalien thätig. Reisen nach Nordost[de]. 377 zu Larissa †. Schriften: Littré mit Uebersetz[ung] 10 Bde. Par[is] 1839–61: theils früher, theils später, sehr viel später, wenige echt. Darunter περὶ ἀρχαίης ἰητρικῆς gegen die naturphilos[ophischen] Hypothesen. Verlangen einer rein empirischen Erkenntniß des Menschen. Keine begriffliche Construction: warm, kalt etc.[df]
Aber ebenso περὶ διαίτης ὀξέων gegen die lediglich symptomatische Routine der knidischen Schule. Er dringt auf empirische Feststellung der αἰτίαι[11]. In dieser Beziehung folgt ihm hauptsächlich Diocles von Karystos auf Euboea, gleich nach ihm: Fieber nur als Symptom aufzufassen. Hipp[okrates]: Aerztliche τέχνη von der φιλοσοφία getrennt: Herstellung der durch Krankheit alterirten Schönheit des Menschen: griechische Medicin.[dg]
Specifisch Medicinisches zu übergehen: aber sehr genaue Anatomie und Physiologie in seiner Schule. Nervensystem, Kenntniß des Opticus, Acusticus, Olfactorius, Trigeminus, Vagus.[dh] Gehirn als Ursprung des Samens. (Allmälige Herausarbeitung der τόνοι aus den νεῦραι.)
Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle: richtige Mischung.
Lebensursache die eingepflanzte Wärme ἔμφυτον ϑερμόν, deren Träger das πνεῦμα[di], luftartig in den Adern sich bewegender Stoff (Diogenes). Spätere Wichtigkeit dieser Lehre vermöge ihres Ueberganges in die peripatetische Psychologie und die späteren synkretistischen Systeme.
Ursachen a) äußere, Klima, Jahreszeit, Umgebung, epidemische Einflüsse b) vom Willen abhängige Diät. Fehlen der Cardinalsäfte in ihrer Mischung. – Das ϑερμόν oder πνεῦμα. Entferntere und nähere Ursachen. Empirische, nicht metaphysische, immanente, nicht transzendente Erklärungsversuche. Verselbständigung. –
Daneben die selbständige Entwicklung der Geschichte[dj]. Logographen: locale Darstellungen: Xanthos v[on] Sardes, lydische Geschichte. Hippys v[on] Rhegion, sicilische Gesch[ichte].[dk] Charon v[on] Lampsacus, 470, Geschichte Persiens neben localen. Viele Schriften von Hellanikos v[on] Mytilene (460). Sein Schüler Damastes Gesch[ichte] Griechenlands; Pherekydes von Leros sammelt die Sagen Athens.
Herodot[dl] (484–424?) Anknüpfung an den Mythos: aber rein naturalistische Erzählung der Sache selbst. Einwirkungen der geographischen Erkenntnisse – physikalische Theorien, aber nur theilweise – die Gottheit als μοίρα und νέμεσις – aber auch einzelne Gottheiten und ihr Neid[dm]. Mischung des alten Glaubens und der wissenschaftlichen Aufklärung.[dn] Die volle Abstreifung des mythischen Gewandes bei Thukydides. Dessen Auffassung aber schon völlig durch den Geist seiner Zeit bedingt, durch die attische Aufklärung.
II. Theil. Die anthropologische Periode.[do]
Inzwischen gewaltige Veränderung der griechischen Zustände. Zusammenströmung der Wissenschaft in Athen: die attische Periode. Athen als Zentrum der griechischen Bildung: τῆς Ἑλλάδος τὸ πρυτανεῖον τῆς σοφίας[12].
Weil[dp] des ganzen griechischen Lebens. Verdankt den Perserkriegen und ihren nächsten Folgen. Das Griechenthum erstarkt zu seiner wahren Bedeutung durch die ungeheure Anstrengung aller seiner Kräfte im feindlichen Contact mit der asiatischen Macht.
Tiefe Wahrheit des mythischen Anfangs bei Herodot: Asien und Europa!
Die (gewiß nicht zufällige) Gleichartigkeit des persischen und des karthagischen Angriffs. Auf der heldenmüthigen Besiegung beider beruht alle weitere menschliche Cultur. Marathon – Salamis – Platäa – Mykal – Himera die großen Entscheidungstage der Culturgeschichte. Miltiades – Themistocles – Gelon.
Im Innersten aufgeregt[dq], entfaltet das begabteste der Völker in rapider Entwicklung alle seine Kräfte. Wettstreit[dr], bis zur äußersten Eifersucht: aber Wettstreit auch in dem Edelsten, was der Mensch besitzt. Allen voran Athen. Die Weisheit des Themistocles: die hölzernen Mauern[13].
See- und Handelsmacht. Nicht bloß griechische Hegemonie: Weltmacht im Mittelmeer. |[ds]
Aber die Größe Athens liegt in der geistigen Hegemonie: Pericles. Die Kunst: Architectur: Plastik. Das Drama.
Das „lebendige Kunstwerk“: das Volk. Spiele – Processionen. Die Demokratie auf eine geistige Höhe gehoben. Das erste gebildete Volk der Welt: und das gebildetste in dem Sinne, daß diese Bildung einfach geschlossen, klar genug in sich war, daß Jeder sie ganz umfassen konnte.
Die Jugendblüthe des reinen Menschenthums. Dabei gewinnt die bisher in engen Kreisen sich bewegende Wissenschaft die Bedeutung einer socialen Macht. Die Träger davon sind
§ 7. Die Sophisten.[dt]
Des griechischen und spec[iell] des athenischen Volks bemächtigt sich ein großes Bildungsbedürfniß. Allmälig sickern die Lehren der Philosophen in’s Volk durch und reizen dessen Neugierde. Bedeutsam hauptsächlich auf religiösem Gebiete. Ausdehnung des Monotheismus durch Mysterien und Philosophen. Erkennbar an den Dichtern.
So liegt schon bei Sophocles hinter dem bunten Gewande der Mythen die Vorstellung von der Einheitlichkeit einer sittlich-göttlichen Weltordnung: Pindar.
Noch mehr bei Euripides, dem Freunde des Anaxag[oras], der bedeutende Einflüsse der Lehre vom νοῦς zeigt.
Ganz besonders die Komiker: Epicharmos von Kos, Hauptvertreter der sicilischen Komödie, Pythagoreer (scheint auch Arzt gewesen zu sein). Götter und Helden zu komischen Persönlichkeiten, Mythen witzig. Persiflagen. Aehnlich in Athen Kratinos, besonders aber Eupolis, der die Einführung ausländischer Cultur geißelte.
Untergrabung des mythischen Glaubens[du]. Die allegorische Ausdeutungen der Mythen schon bei Pindar, principiell bei den Philosophen: die Schule des Anaxagoras darin führend.
Zeus = νοῦς, Athene = τέχνη etc.[dv] hauptsächlich Metrodorus, der die homerischen Gedichte so erklärte, Götter für symbolische Gestalten hielt, ebenso einige Heroen. Ethische Deutung. Aehnliches bei Democrit, der physische Vorstellungen hinter den Göttern sucht.
Hauptsächlich die „Entgötterung der Natur“ durch die Wissenschaft. Sonne und Mond Glaskörper etc.[dw] Geht bis zum ausgesprochenen Atheismus, so Diagoras v[on] Melos. Dithyrambendichter, der wegen Entweihung der Mysterien, über die er geschrieben hatte, in Athen verurtheilt wurde.[dx] Wo der Glaube schwankt, entsteht in weiteren Kreisen das Bedürfniß des Wissens: aber auch aus andern Gründen. Die alte Handwerkstechnik genügt nicht mehr. Für die großen Bauten etc. tieferes, umfassenderes Wissen nöthig. Hippodamus.
So bricht [dy]sich im griech[ischen] Volk die Vorstellung Bahn, daß Wissen zum Handeln nothwendig sei; daß in jedem Ding der Wissende der Beste sei (Socrates).
Auf allen Gebieten wird die Unmittelbarkeit gebrochen. Das Gewohnte gilt nicht mehr in naiver Selbstverständlichkeit. Das Zeitalter der Reflexion ist zum Gipfel gediehen: das kritische Bewußtsein richtet sich auf Alles, was vorher reflexionslos geglaubt und ausgeübt worden ist. Warum? ist überall die Frage. Auch, was das Gefährlichste,[dz] auf dem ethisch-politischen Gebiete. Man fängt an nach der Berechtigung der sittlichen und politischen Institutionen zu fragen, in denen man sonst als dem Selbstverständlichen hinlebt.
Das Individuum wird von dem allgemeinen Geiste frei, stellt sich ihm kritisch gegenüber. So sagt Archelaus[ea], der Ursprung von Recht und Unrecht sei nicht in der Natur, sondern in der Gewohnheit, in der Geschichte zu suchen, aus der er auch die auf Kunst und Sitte beruhende Ueberlegenheit der Menschen über die Thiere ableitete.
So beschäftigte sich Hippodamus[eb] (primus secundum Aristotelem[ec]) mit der besten Staatsverfassung: Dreitheilung des Landes: Gottesland, Gemeindeland, Privatbesitz. Gesetze, Gerichte, Strafrechtstheorie[ed] etc.[ee] Eintheilung der Bürger in Handwerker, Ackerbauern und Krieger.[ef] Ebenso ein gewisser Phaleas aus Chalcedon, der zuerst die Forderung aufstellte: ἴσας εἶναι τὰς κτήσεις τῶν πολιτῶν[14], um Revolutionen vorzubeugen (Arist[oteles]).
Das Wichtige aber, daß das Wissen für den Staatsmann das Entscheidende wurde. Die athenische Demokratie der Glanzzeit[eg] ist eine Aristocratie der Bildung. |[eh]
Pericles der große Typus des baconischen „Wissen ist Macht“. Er, der Freund des Phidias und Anaxagoras war der Träger der Bildung seiner Zeit.
Seine Macht über den Willen Athens beruhte auf seiner geistigen Bildung. Die politische, die juristische Rede nur eindrucksvoll, wenn sie auf reicher Bildung beruht, – bei diesem Volke. Daher das Bedürfniß einer wissenschaftlichen Ergänzung der bisherigen, auf Elementaria, Musik, Gymnastik, Homer beschränkten Erziehung.
Diese aber nicht von Pädagogen zu erwarten, sondern von Männern der Wissenschaft[ei]. So verlangt das griech[isch]-athen[ische] Bildungsbedürfniß Männer, welche die Wissenschaft nicht mehr für sich mit ihren Freunden ausbilden, sondern sie lehren. (Theilweise schon früher: daher läßt Pl[aton] den Prot[agoras] sagen, die sophistische Kunst sei schon alt.)[ej] Das sind die Sophisten.
Die Wissenschaft als Lebenserwerb – als Geschäft. An sich nicht so verwerflich, wie es S[okrates,] P[laton,] A[ristoteles] mit echt griechischem Vorurtheil gegen die Erwerbsarbeit, mit Sokratischer Bedürfnißlosigkeit und Plat[onisch-]Aristot[elischem] Reichthum geschildert haben (Grote: Sophist der „bezahlte Lehrer“ (Plato)). Sonst heißt σοφιστής Mann der Wissenschaft. Aber nur richtig: Wissenschaft verliert von ihrer Würde, wenn sie in den Dienst der Praxis gestellt wird. Sie hört auf[ek] Wissen um des Wissens willen zu sein.
Und die Sache ist gefährlich: die Lehre der Wissenschaft wird gemodelt nach den practischen Bedürfnissen. Dazu der Einbruch der Charlatanerie in die Wissenschaft.
Neben den ersten, wissenschaftlichen Lehrern oberflächliche Leute, welche, sich anbietend, durch die Städte ziehen, reiche Jünglinge fangen, Alles zu wissen vorgeben, prahlerisch, absprecherisch; gefährlichste Konsequenzen durch den politischen Zweck. Weder dem Lehrer noch dem Schüler kommt es auf wissenschaftlichen Gehalt an. Er soll gebildet werden – überreden können. Inhalt gleichgiltig: formale Technik der Rede.
Rednerschulen: Erst Korax und Tisias (Beziehung zu Empedocles) in Syracus.
Alles beweisen und Alles widerlegen. Ueberzeugungslosigkeit. Relativismus, der zudem theoretische Begründung findet. Die Dialectik der Meinungen und Leidenschaften in der Tragödie. So geht bei dieser Ausbildung auch die ethische Ueberzeugung zu Grunde.
Die Aufklärung wirkt revolutionair[el]. Die Substanz des griechischen Geistes geräth in’s Schwanken. Mitwirkung der Sophistik unverkennbar: aber sie nicht allein, auch die politischen Verhältnisse. Das pericleische Zeitalter sehr kurze Blüthe.
Die Democratie erliegt schon in seinen letzten Jahren der Ochlokratie: nach seinem Tode geht alles drunter und drüber.
Diese Zersetzung befördert durch den peloponnesischen Krieg. Sieg des hämischen Rivalen Sparta. Der Glanz Athens verlischt in eine geistige Anarchie, deren Ausdruck die Sophistik. Sie ist also Erzeugniß der Glanzzeit und Ferment der Auflösung.
Darum nicht in Bausch und Bogen zu verwerfen. Sehr verschiedene Männer ernsten Strebens und tiefer Einsichten neben elenden Kopffechtern[em]. Aeltere und jüngere.
Die Hauptpersönlichkeiten[en] sind folgende: der Sophistencongreß im Protagoras[15]. Das Haus des Kallias. Kritias.
Protagoras[eo] aus Abdera, kurz vor 480 geb[oren], durchzog seit dem 30. Jahr die gr[iechischen] Städte, Unterricht Allen anbietend, die practische Tüchtigkeit und höhere Geistesbildung suchten. Auch in Italien und Sicilien. Glänzender Erfolg, auch in Italien. Pericles und Euripides.
Das Haus des Kallias. Schrift über die Götter, verbannt, auf der Ueberfahrt nach Sicilien ertrunken. Schrift von Staats wegen verbrannt.
Aber wann, nicht sicher; vermutlich 411 (vielleicht 15: Hermokopidenproceß). Honorar vom Schüler nach Beendigung des Cursus zu bestimmen.
Titel vieler Schriften, aus denen nur hie und da Bruchstücke.[ep]
Gorgias[eq] aus Leontini in Sicilien; 485/480 geb[oren]. Erscheint, als berühmter Redner, 427 an der Spitze einer Gesandtschaft aus L[eontini] in Athen. Blumenreiche Rede, – prunkhaftes Auftreten. Großer Eindruck. Später herumgereist und viel Geld erworben; zuletzt im thessalischen Larissa (Hippocr[ates]: geistiges Leben), über hundert Jahre alt, 375 gest[orben].[er] |[es]
Reden, Rhetorik und περὶ φύσεως ἢ τοῦ μὴ ὄντος. Bruchstücke. Zwei Deklamationen: Vertheidigung des Palamedes und Lob der Helena; – unecht[et].
Unbedeutender: 2)[eu]
Prodicus[ev] von Keos; Städtchen Julis, etwas jünger. Tugendlehrer. Allegorist. Geschätzt von Socrates, Aristophanes, Euripides, Isocrates, aliis[ew]. Von Plato etwas ironisch als unbedeutend behandelt. Heracles am Scheidewege, Xen[ophon] Memorabilia andre „moralische Stücke“.[ex]
Hippias[ey] von Elis, Sicilien, Spartha, Athen bereist. Eitel, prunkhaft, polyhistorisch-blendend. Eine archäologische Schrift, μημονικὸν. Anderes moralischen und historischen Inhalts. 3)
1)[ez] Sein Schüler Antimoeros[fa] von Mende (Thessalien), ebenso Theodorus[fb], der später Mathematiker wurde, ferner Archagoras, Euathlus.[fc]
2)[fd] Seine Schüler Polos[fe] v[on] Agrigent (Plat[on] Gorg[ias])[ff], rhetorischer Lehrer, Lykophron, Protarchus (Pl[aton] Phileb[us])[fg], Alcidamas aus Eläa in Aeolien – Nebenbuhler des Isocrates.
3) Mischung herakl[itischer] und eleat[ischer] Tendenzen bei Xeniander aus Korinth (Sext[us] Emp[iricus]), Euthydemus und Dionysiodoros, zwei Brüder ([Platon:] Euthyd[em]) aus Chios, frühe Lehrer der Strategik.
Thrasymachos[fh] v[on] Chalcedon, Antiphon (nicht Redner), Euenos aus Paros, zugleich Lyriker. Ueber ihre Lehren nur durch die Gegner berichtet! S[okrates,] P[laton,] A[ristoteles].
So viel sicher, daß sie sich, ohne selbst Neues zu erforschen, auf die Tradition der Naturphilos[ophie] verlegten. Einzelne wie Gor[gias] verachteten die Naturforschung völlig, während ein Hippias damit prunkte. Die Begründung der Rhetorik gleichzeitig mit dem glänzenden Aufschwunge der pract[ischen] Beredsamkeit. Pericles, Antiphon, Lysias, Isocrates.[fi] Der Mensch ausschließlicher Gegenstand ihrer Untersuchungen, und zwar seiner psychischen Thätigkeit nach. Die feine Rede – formal, sprachlich; und die Wirkung auf den Menschen: theoretisch und practisch. Anfänge der Logik und Ethik.
Vom Äußern auszugehen, grammatische[fj], sprachforschende Untersuchungen. Hier hauptsächlich Protagoras, während Gorgias reiner Techniker gewesen zu sein scheint. Großer Einfluß des G[orgias] auf die attische Prosa: aber zu blumenreich. Mäßiger Thrasymachos: über Satzbau, Rhythmus und Vortrag.[fk] Prot[agoras] verlangt die Verknüpfung der Uebung (τέχνη) mit der Theorie (μελότη).
Unterscheidet nach den verbalen Formen die Sätze: εὐχωλὴ, ἐρώτησις, ἀπὸκρισις, ἐντολή: Wunsch, Frage, Antwort, Befehl: Opt[ativ], Conj[unktiv], Indic[ativ], Imp[erativ][fl]. Ueber die Genera[fm] und die Tempora[fn]. Ueber ὀρϑοέπεια. Prodikus Untersuchungen über sinnverwandte Wörter.[fo] Gorgias über Subject und Prädikat: Eins kann nicht ein Anderes sein. Jeder Satz falsch. Doch das führt schon in das Wichtigere: die skeptische Erkenntnißtheorie[fp].
Ausgang[fq] von den metaphysischen Standpuncten: Heraclit und Eleaten: Prot[agoras] und Gorg[ias].
Prot[agoras’] Lehre[fr] von Pl[aton] frei im Theaetet reproducirt. Alles in Bewegung und Veränderung: Zustand wirkende und leidende Bewegung (ποιοῦν und πάσχον). Med[ium][fs] Act[iv] Pass[iv].[ft]
Wirken und Leiden nur correlativ. Daher alle Bestimmungen relativ.
Αἴσϑησις erklärt aus dem wirkenden Gegenstande und dem leidenden Geiste. Nur in der Berührung entstehen die Empfindungen und die ihnen entsprechenden Qualitäten. Es entsteht zugleich αἰσϑησίν und αἴσϑησις.[fu] Sehr weit tragende Lehre.
Wenn daraus aber geschlossen wird, daß die Dinge für jeden das sind, was sie zu sein scheinen, und sie erscheinen ihm nothwendig so seinem Zustand gemäß, so setzt das die Wahrnehmung als einzige Erkenntnißquelle voraus.
Keine uns bekannte Polemik gegen das reine Denken: aber jedenfalls verworfen. πάντων χρεμάτων μέτρον ἄνϑρωπος τῶν μὲν ὄντων ἔστι, τῶν δὲ μὴ ὄντων ὡς οὐκ ἔστι.[16] Für jeden sind die Dinge so wie sie ihm erscheinen.
So sagt Euthydem, Allem komme schließlich Alles gleich sehr zu. Groß, Klein etc.[fv] Man kann nicht irren; wer etwas sagt, sagt ein Seiendes[fw] (ἔστι); wer Seiendes sagt, sagt die Wahrheit. Man kann sich darum auch nicht widersprechen: scheint es so, so spricht man eben von Verschiedenem.
Ganz anders Gorgias. De X. Z. G.[17] Περὶ τοῦ μὴ ὄντος. Dilemmatische Beweisführung wie bei Zeno.
1)[fx] es ist nichts: entweder seiend oder nichtseiendes oder beides A) nicht möglich: denn das Seiende kann eben nicht zugleich nichtsein und umgekehrt B) nicht seiend: denn entweder a) unentstanden oder entstanden b) Eins oder Vieles α) Nicht unentstanden, |[fy] sonst[fz] unendlich – das unendliche nirgends β) Entstanden aus Seiendem unmöglich, weil sonst verändert, aus Nichtseiendem auch nicht, das Hervorbringen muß erst sein. b) α) 1 nicht, denn, was 1 ist, kann keine Größe haben, ist also nicht. β) viel nicht: wenn keine Einheit giebt’s auch keine Vielheit (woran auch Leugnung der der Bewegung geschlossen). C) Ist Sein und Nichtsein unmöglich, so auch beides zugleich.[ga]
2) Aber wäre etwas, so wäre es nicht erkennbar. Gäbe es Erk[ennen], so müßte das Gedachte sein, und das Nichtseiende[gb] könnte nicht einmal gedacht werden. Dann wäre jede Vorstellung richtig, Irrthum unmöglich.
3) Wäre es erkennbar, so doch nicht mittheilbar. Zeichen vom Bezeichneten verschieden (Pl[aton:] Kratylos). Wie soll dieselbe Vorstellung in zwei verschiedene Personen kommen?
Aehnlich Xeneades, der auch eleatische Fragen vom Vergehen behandelt: alle Meinungen falsch. – Gemeinsames Resultat: keine Wahrheit. Prot[agoras] bezweifelt selbst die Mathematik: subj[ektive] Gültigkeit. Es giebt keinen reinen Punct etc.[gc][gd] Man kann Alles so gut bestreiten wie behaupten. Prot[agoras] δύο λόγους είναι περί παντός πράγματος άντικειμένους άλλήλοις.[18][ge] Was bleibt übrig? Die Meinung. Dem andern seine Meinung beibringen! In utramque partem disputare[gf] τόν ἥττω λόγον κρείττω ποιεῖν[19], wie sich Protagoras rühmte. Beweiskunst: πρῶτος κατέδειξε τὰς πρὸς τὰς ϑέσεις ἐπιχειρήσεις. Wie weit hier Anfänge der Syllogistik, nicht sicher zu erkennen.[gg] Redekunst bis zur Rabulistik.
So ernst diese Untersuchungen waren, so heben sie doch den wissenschaftlichen Ernst auf. Bei den späteren Sophisten ein frivoles Spiel: alles behaupten, alles widerlegen. Formelle Ueberlegenheit und Ueberzeugzungslosigkeit: Eristik. Dies der aristotelische Begriff der Sophistik. Scheinwissenschaft. ἔστι γὰρ ἡ σοφιστικὴ φαινομένη, σοφία οῦδα δ᾽ οὔ, καὶ ὁ σοφιστὴς χρηματιστὴς ἀπὸ φαινομένης σοφίας ἀλλ᾽ οὐκ οὔσης.[gh][20]
Die Freude an der Rede Griechen (Italiener): Ionier. Jugend: Denk- und Redefertigkeit. Schlagfertigkeit, Spitzfindigkeit. Wortspiele. Verlogenheit des Ueberredens. Effect. Zwang zum Widersinnigen.
Prot[agoras’] Anweisung zur Eristik: ἀντιλογικά. Disputirkunst.
Spätere systemlose Fertigkeit. Typus den Euthydem gewann auch übertrieben.[gi] Desultorisch. Arist[oteles]: Περὶ σοφ[ιστικῶν] ἐλέγχ[ων][21]. Sprachliche Zweideutigkeiten und Ungeschicklichkeiten ausgenutzt: jungenhaft.
Wer einen belehrt, will, daß er aufhöre zu sein, was er ist: er will ihn vernichten.
Du hast einen Hund, der Vater ist[22] etc.[gj]
Der Weise behandelt die Dinge wie sie sich verhalten: also κατὰ κυνιως.
Sprachwitze sing[ular] fem[ininum] = neutr[um] plur[al], gen[itiv] sing[ular] = acc[usativ] plur[al]; mit acc[usativus] inf[initivo][gk] (ἔστι σιγῶντα λέγειν – ἔστι λέγοντα σιγᾷν[23]).
Die homerische Poesie eine geometrische Figur, weil ein κύκλος[24].
Der Dieb will etwas Gutes – der Dieb will ein Uebel.[gl]
Aber diese Spielereien haben ihre sehr ernste Kehrseite: der absolute Skeptizismus wirft sich auch auf die ethische Ueberzeugung. Die politische und juridische Rede muß Alles anzugreifen und Alles zu entschuldigen, ja zu glorificiren wissen.
Der Glaube an die absolute Gewalt des ethischen und des politischen Gesetzes geht verloren. Auch practisch keine absolute, sondern nur relative Wahrheit.
Das kommt erst allmälig. Prodikus moralisirt noch wie die Gnomiker, ebenso sind Protagoras[gm] und Gorgias „Tugendlehrer“ im Sinne practischer Tüchtigkeit und, wo ethisch, nach alten Grundsätzen. Prot[agoras] betrachtet δίκη und αἰδώς als die von der Natur[gn] dem Menschen eingepflanzten Vertheidigungsmittel.
Aber schon bei Prot[agoras] Unterscheidung des natürlichen und des historischen Rechts: jeder Staat bestimmt, was in ihm als Recht und sittlich Gut gelten soll.
Aber das wechselt und Hippias erklärt es deshalb für nicht verbindlich (Xen[ophon]): göttliches Naturrecht nur, was überall gilt. Damit stehen die positiven Rechtssätze oft im Widerspruch: ὀ τύραννος ὢν τῶν ἀνϑρώπων πολλὰ παρὰ τὴν φύσιν βιὰζεται[25]. So namentlich die Entfernung der φύσει ζυγγενεῖς Gebildeten durch verschiedene Staatsangehörigkeit: kosmopolitische Anklänge. Diesen Widerspruch zwischen Natur und Herkommen bezeugten alle späteren Sophisten und ihre politischen Schulen: Kallikles, Alcibiades. |[go]
Der Demokratie sehr gelegen: sie behauptet alles Alte als Vorurtheil.
Lykophron bekämpft den Vorzug des Adels und der Aristocratie überhaupt.
Alkidamas wendet sich sogar gegen die Grundlage des griechischen Staatslebens: die Sklaverei: ἐλευϑέρους ἀφἢκε πάντας ὁ ϑεός οὐδένα δοῦλον ἡ φύσις πεποίηκεν[26].
So erscheinen bald alle Gesetze als Beschränkungen der natürlichen Freiheit. Die practische Anarchie. Alles Recht, sagt Kallikles bei Plato, ist das des Stärkeren. Die Masse der Schwachen andrerseits schützt sich gegen die kräftigen Naturen durch Gesetze.
Alles Positive willkürliche Satzung, nach Thrasymachos zum Vortheil des Machthabers: die 30[27]. Zu diesen Satzungen auch die Religion. Kritias lehrt (Verse bei Sext[us] Emp[iricus]), die Menschen hätten ohne Gesetz gelebt, wie die Thiere; dann seien Strafgesetze gemacht; später habe ein kluger und erfinderischer Mann, um deren Geltung zu erzielen, das Märchen von den strafenden, allwissenden und allmächtigen Göttern im Himmel erfunden. „ψευδεῖ καλίψας τὴν ἀλήϑειαν λόγῳ.“[gp]
Auch hier die Verschiedenheit der Religionen als Beweis herangezogen.
Andere, wie Prodikus suchen die Götter naturmythisch zu erklären: Brod[gq] als Demeter, Wein als Dionys, (Mysterien), Wasser als Poseidon, Feuer als Hephäst.
Vielleicht demgegenüber den Monotheismus der Naturreligion.
Am consequentesten Protagoras der in seiner Schrift erklärte:[28] [„]von den Göttern kann ich nichts wissen, weder ob sie sind noch ob sie nicht sind: vieles hindert daran, die Dunkelheit der Sache und des Menschenlebens Kürze.“
Kein Wissen und keine Ueberzeugung: überall subjectives Belieben. Zersetzung des griechischen Lebens. Athen, und damit Griechenland aus eigner Auflösung der elenden Eifersucht Spartas verfallen. Auch die Wissenschaft taumelt einer bodenlosen Anarchie entgegen: der sie am Abgrund festhält und ihr, mitten im Untergange des griechischen Lebens eine feste Stätte bereitet, ist Socrates.
§ 8 Socrates.[gr]
Helles historisches Licht: stereoskopisch von zwei Seiten: Xenophon und Platon.
Die platonische Idealisirung. Socrates nicht Träger aller Lehren, die ihm Pl[aton] in den Mund legt (Ideenlehre und Naturphilos[ophie] – später). Historisch treu: Apologie, Kriton, frühste Dialoge, wie Laches, Charmides, Hippias minor. Xenophon, der hausbackene Biedergreis – historische Treue für das, was er verstand, – was freilich wenig war. Memorabilien und Symposion. Apologie unecht; vielleicht auch Theile der Memorabilien später. Verschiedenheiten und Zweifel nur hinsichtlich einzelner[gs] Lehren: Leben und Wesen in scharfer Eigenthümlichkeit sicher ausgeprägt. Zahlreiche Reflexe im Alterthum: großer Eindruck der Persönlichkeit.
Vor 469, wahrscheinlich 470 geb[oren]. (6 Thangelion: 7. Plato – delische Geburtsfeier der mäeutischen Artemis und des Apollo).
Vater Sophroniskos: Bildhauer. Auch er. Noch Pausanias sah ein für socratisch gehaltenes Bild dreier bekleideter Charitinnen und des Hermes.
Mutter: Phaenarete, Hebamme. Stimmt so gut, daß man’s für mythisch hielte, wenn es nicht schon im Plat[on] Theaetet[us] und bei X[enophon] vorkäme.
Geometrische, astronomische, philosophische Bildung: Archelaos (Anaxagoras), Heraklit gelesen, die thebischen[gt] Pythagoreer; Parmenides?, Euripides, – Sophisten: Prodikos.
Abwendung[gu] von seiner practischen Thätigkeit. Lehrbedürfniß.
Das originelle Leben des ambulirenden[29] Philosophen.
Sophist als Bildungslehrer und als Freund der lernenden Jugend: aber ganz neue Art. Er lehrte ganz Anderes und er nahm kein Geld.
Möglich, das Xantippe darüber grollte.
Freund des Pericles – vielleicht auch im besten Verkehr mit Aristophanes (sonst würde Plato nicht das Symp[osion] so abgefaßt haben). Alcibiades.
Dabei Erfüllung der politischen Pflicht: Feldzüge nach Potidaca (432–29. Rettung des Alc[ibiades]), Delium |[gv] (424 Rettung durch Alc[ibiades]), Amphipolis (422).
Doch Zurückhaltung vom inneren Staatsleben: Gegner der Demokratie, die bei dem Wichtigsten sich nicht an den Sachverständigen, sondern an[gw] Gevatter Schuster und Schneider hält. Umgang mit Alc[ibiades] und Kritias.
Das wurde ihm gefährlich, in Verbindung damit, daß er der populärste der Philosophen war. Die Wolken des Aristophanes.
S[okrates] als Typus der Sophistik: die Wolken als die neuen, luftigen Götter, – S[okrates] als Sterngucker, Anaxoreischer Lehrer. S[okrates] vor Allem als Vertreter des protag[oreischen] Princips: τόν ἥττω λόγον κρείττω ποιεῖν[30]. Das Wortgefecht zwischen δίκαιος und ἄδικαιος[gx] – der alten Sittlichkeit und der neuen „Bildung“.
Socr[ates] zeigt sich, um die Maske zu vergleichen. Sein späterer Verkehr mit Ar[istophanes], dem er bei dem Angriff auf die Philos[ophie] überhaupt jene Verwechselungen nicht übel genommen hatte.
Trotzdem S[okrates] als Vertreter der revolutionären Bildung betrachtet; noch in der Vertheidigungsrede muß er sich gegen die Imputation anaxoreischer Lehren wehren.[gy] Als Opfer für die demokratische Reaction angeklagt[gz]. Nach dem Sturz der 30, denen er nahe stand: 399.
Sehr kleinliche Veranlassungen. Meletos, vielleicht der Sohn des gleichnamigen Dichters, verletzt durch Sok[rates]’ verächtliche Reden über die Unwissenheit der Dichter, – Anytos, reicher demokratischer Lederhändler, der ihn persönlich gehaßt zu haben scheint: Redner Lyko.
ἀδικεῖ Σωκράτης οὓς μὲν ἡ πόλις νομίζει ϑεοὺς οὐ νομίζων, ἕτερα δὲ καινὰ δαιμόνια εἰσηγούμενος, ἀδικεῖ δὲ καὶ τοὺς νέους διαφϑείρων. τίμημα ϑάνατος.[31]
393 vom Rhetor Polycrates in einer Anklageschrift zusammengefaßt. Der usuelle Vorwurf gegen die Philosophen: seine Berechtigung und seine Schiefheit.
S[okrates] war Revolutionär nicht im politischen Sinne. Seine Gesetzestreue gerade gegen die Democraten im Proceß der zehn Feldherrn, auch dem Oligarchen gegenüber, schließlich im Tode gegen Kriton, der ihm die Flucht ermöglichen wollte.
Er war R[evolutionär] in der Gesinnung als Begründer einer neuen – ungriechischen Weltanschauung. Darüber später. Der tragische Ausgang durch eine Reihe kleiner Wendungen und seine eigne Starrköpfigkeit bedingt. Nach seiner ersten, würdigen, aber sehr vornehmen, alle juristischen Vertheidigungskünste stolz ablehnenden Vertheidigung (Plato) mit der sehr schwachen Majorität von 253 oder 280 unter 50% Richtern in Athen verurtheilt.
Statt der Selbstschätzung die Speisung im Prytaneum verlangt – höchstens auf 30 Männer 80 Stimmen mehr für den Tod.[ha]
Das delische Festschiff[hb]: 30 Tage. Der Tod durch den Schierlingsbecher 20 Thargelion, Anfang Juni 399.
Den richtenden Gesichtspunct vorauszustellen, so ist die Bedeutung des S[okrates]: der tiefe Glaube an eine allgemeine, über den Individuen waltenden Vernunft.[hc] |[hd]
Hierin[he] die populäre Wirkung: aber weit entfernt, in dieser Popularphilosophie aufzugehen. Echt scientifisches Grundprincip dieser Ausfragungen: darüber nicht bei Xen[ophon], sondern bei Plato, noch mehr bei Aristoteles.
Anerkannt nur das begriffliche Wissen. Aber es soll nicht gelehrt werden, weil es noch nicht da ist, sondern durch gemeinsames Forschen gefunden werden.
Der tiefere Sinn seiner „Unwissenheit“. Absolut undogmatisch. Skeptisch gegen alle bisherige Philosophie[hf] (Sophistik), – ebenso gegen alle hergebrachten Meinungen.
Die Wortspiele der Sophisten. Die Fixirung des Wortgebrauchs: Definitionen.
Die richtige Definition zu finden: der Allgemeinbegriff, der alle Fälle umfaßt.
So ist das positive Ergebniß der subjectiven Wendung der gr[iechischen] Ph[ilosophie], der Betrachtung des geistigen Lebens, die Bewußtwerdung der Grundform alles wissenschaftlichen Denkens: die Wissenschaft wird selbstbewußt. Das sokratische Γνῶϑι σεαυτόν[hg][32] gilt vor Allem auch von ihr.
Insofern ist die „Idee des Wissens“ die Bedeutung des Socr[ates] als Philosophen: der Begriff als allgemeine Vernunft bis zu ihrer unwillkürlichen Bethätigung des Erkenntnißtriebes: jetzt kommt Methode in die Sache. Arist[oteles] nennt ihn den Schöpfer der Induction.
Beispiele und Sätze aus dem gewöhnlichen Leben: Neuanfang vom Einfachsten – Zergliederung. Entgegengesetzte Instanzen. Analogieschlüsse und Anwendungen auf den besondern Fall. Keine ausgeführte Theorie, aber fruchtbarste Anregung und Gewöhnung an scharfes Denken.
Diese Formen werden nun auf alle möglichen Dinge des alltäglichen Menschenlebens angewendet. Socr[ates] redet auch mit den Hetären über ihr Gewerbe.
Aber[hh] von selbst richtet sich nun diese Denkthätigkeit auf den gemeinsamen Gehalt des Menschenthumes.
Verwerfung der Vielwisserei und der Redeprunkerei: Eins thut noth: sittliche Ueberzeugung. Die socratische Analyse richtet sich zuerst auf die sittlichen Begriffe.
In’s[hi] Schwanken geraten durch die Aufklärung: neu zu befestigen durch begriffliche Besinnung und klare Selbsterkenntniß.
Dies die Culturbedeutung des γνῶϑι σεαυτόν[hj]: durch die Vernunft wiederzufinden, was durch den kritischen Verstand verloren ist.
Die natürliche Allgemeinheit – die Emanzipation des Individuums – die Anarchie – die bewußte Allgemeinheit. Sittliche Reformation[hk] durch die Wissenschaft: beides zugleich.
Aber sie ist die reflectirte. Diesen unverlierbaren Character der Reflektirtheit theilt S[okrates] mit der Sophistik.
Er zeigt sich in der Grundüberzeugung: alle Tugend besteht im Wissen. Ohne richtiges Wissen kein richtiges Handeln: Keiner sündigt mit Wissen.
Lehrbarkeit der Tugend. |[hl]
Einzelne Tugenden unterschieden als einzelne Arten des Wissens: σοφία als Grundtugend. Gleiche Anlage: guter Unterricht:
Grundlage die Selbsterkenntniß, indem sie die Selbsttäuschung der Unwissenheit zerstört.
Wissen des Guten: des Rechten, des Zweckentsprechenden, – des Nützlichen. Nicht weiter untersucht. Theilweise in trocknes Moralisiren übergegangen (Xenophon). Eudämonistischer Grundcharacter.[hm] Aber tiefer[hn]: die Gesundheit der Seele.[ho]
Kommentar zum Textbefund
a↑Gr. Ph. III ] mit blauem Farbstift auf die rechte obere Ecke der S. geschrieben, in lat. Schrift, unterstrichen. Fortsetzung von Heft Nr. 13. Gegenüber auf der Umschlaginnenseite Inventarstempel; Bl. 1r am linken Rand aufgeklebtes Signaturetikett, Bl. 1v Besitzstempel der Tohoku, Bl. 2r oben links ein weiterer Stempel über 7 Zeilen des Textesc↑Die Pythagoreer: ] unterstrichen; links daneben auf Bl. 1v Datierung mit blauem Farbstift: 9/12 80d↑Das … abhandeln. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 1v geschrieben, links daneben: Hier wesentlich gegen Zeller, der in der Vertheidigung des alten Schemas selbst dem Pyth[agoras] viel zuschreibt. Auch gegen Schwegler, der nach Boekh zu sehr den Dorismus betont.ab↑Die … eingeführt. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 2v geschrieben, darüber Literaturangaben: Boeckh. P[hilolaus] des P[ythagoreers] Lehren nebst den Bruchstücken seines Werkes. Berl[in] 1819. | Schaarschmidt. Die angebliche Schriftstellerei des Philo[laus]. Bonn 1864. | Hartenstein. De Arch[ytae] T[arentini] fragmentis. Leipzig 1833. | Egger. De A[rchytae] T[arentinii] vita operibus et philosophia. Paris 1833. | 3) Beckmann. De Pythagoreum reliquiis. Berl[in] 1844. | 2) Gruppe. Ueber die Fragm[ente] des A[rchytas] und der älteren Pythagoreer 1840 Berl[in] (alle verworfen). | 1) Petersen. Zeitschrift für Alterthumswissenschaft 1836. | Ritter. Gesch[ichte] d[er] pythag[oreischen] Philos[ophie]. Hamburg 1826. | Roeth. [Geschichte der griechischen Philosophie, Mannheim 1858] Bd. II. Gladisch. Die Pythagoreer und die Schinesen [!]. Posen 1841. | Rothenbücher. Das System der P[ythagoreer] nach den Angaben des Arist[oteles]. Berlin 1867. | Chaignet. P[ythagore] et la philosophie Pythagoricienne. 2. Bd. Par[is] 1873. | Cantor. Vorles[ungen] über Geschichte der Mathematik I. Leipzig 1880.ae↑Gnomonen ] unterstrichen, gegenüber auf Bl. 2v geschrieben: Dieser Ausdruck bedeutet die Hinzufügung, welche ein Quadrat finden muß, um wieder ein Quadrat zu werden: [folgt erläuternde Zeichnung: einem in vier gleiche Teile geteilten Quadrates müssen an zwei Seiten des Quadrates insgesamt fünf den vier ersten gleiche Teile angefügt werden, um wieder ein Quadrat, diesmal mit 9 gleichen Teilen zu ergeben] 22+5=32 Schematisirung des pythagoreischen Lehrsatzes, sobald drei als Seite des kleineren Quadrats erscheint. Entdeckung des Irrationalen am gleichschenkligen rechtwinkligen Dreieck, vielleicht durch Theodorus von Kyrene, dem math[ematischen] Lehrer Plato’s (Theaetet[us] 147, D).au↑denn … proportional. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 2v geschrieben; links daneben: Harmonie als Vereinigung des Ungraden und Graden.az↑Seit … Vollkommene. ] links auf Bl. 3v angestrichen, daneben: Zahlenlehre ist Synthese. Das ἄπειρον spielt dabei die Rolle des Stoffs, das πέρας die der Form. (Materie und Kraft: Analogie, Empedocles und Anaxagoras!)bf↑das … (ἀρχή), ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 3v geschrieben, darüber: Ganz neuer Gesichtspunct der Wissenschaft: Spekulation über Sein und Werden tritt zurück hinter der Beobachtung der constanten Verhältnisse aller Dinge, und diese werden mit richtiger Ahnung in der Zahl gesucht.bm↑Weltbildung ] gegenüber auf Bl. 4v geschrieben: Weltbildung aus dem bildenden Princip der Eins und dem ἄπειρον als Stoff; aber noch nicht im begrifflichen Gegensatz. Darüber Datierung mit blauem Farbstift: 13/12 80bu↑Große … Mittelpunct! ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 4v geschrieben, statt gestrichen: Ist Kugel. Ein anderer Pythagor[eer] Hiketas von Syracus, vermutlich Mitte des 4. Jahrh[underts], gab die Gegenerde auf, läßt das Centralfeuer im Innern der Erde stattfinden und statuirte eine Axenbewegung der Erde.by↑Gegensatz … Welten!) ] links daneben Datierung mit rotem Farbstift: 10/6 83; mit Einfügungszeichen auf Bl. 4v geschrieben, statt gestrichen: Das große Jahr: Umlauf des Fixsternhimmels, wie es scheint 59 Jahre und 29 Monate.ch↑der … steigen. ] statt gestrichen: Vielfach Characteristisches in den pseudo-hippocratischen Schriften: περὶ διαίτης, περὶ τροφῆς.cj↑Diogenes von Apollonia ] unterstrichen; gegenüber auf Bl. 5v Literaturangaben: Schleiermacher. Ueber D[iogenes] v[on] A[pollonia]. W W. [Werke] III, 2, 149 ff. (Hier als Original vor An[axagoras] gestellt, später in der Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] als principloser Eclectiker bezeichnet.) | Panzerbieter. De D[iogenis] A[ppoliniatae] vita et scriptis. Meinigen 1823. | [Ders.] D[iogenes] A[pollionates]. Leipzig 1830. | W. Schorn. A[naxagorae] C[lazomerii] et D[iogenes] A[pollionatae] fragmenta. Bonn 1829.ck↑/Sauerstoff/ ] Zeichensetzung wie im Ms., kann, weil direkt darunter geschrieben, auch als Einfügung in die vorhergehende Klammer verstanden werdendi↑πνεῦμα ] gegenüber auf Bl. 7v Literaturangabe: Siebeck, Die Entwicklung der Lehre vom Geist (πνεῦμα) in der antiken Wissenschaft. Zeitschrift für Völkerpsychologie 1881.dp↑Weil ] so wörtlich, vgl. den vorhergehenden Satz: Athen war Zentrum der griechischen Bildung, weil es Zentrum des ganzen griechischen Lebens war.dt↑§ 7. Die Sophisten. ] unterstrichen; gegenüber auf Bl. 8v Datierung mit blauem Farbstift: 17/12 80; darunter geschrieben: Zunächst die gewöhnliche Bedeutung des Worts ganz zu vergessen. Streit über Werth. Unterschätzung und Ueberschätzung: historisches Begreifen. Daneben Literaturangaben: Geel. Historia critica Sophistarum. Utrecht 1823. | K[arl] F[riedrich] Hermann. Gesch[ichte] und Syst[em] der plat[onischen] Philos[ophie. Heidelberg 1839]. | Grote. History of Greece VIII. | Roller. Die griech[ischen] Sophisten. Stuttg[art] 1832. | Schanz. Die Sophisten. Göttingen 1867. | Siebeck. Ueber Sokrates′ Verhältniß zur Sophistik. Halle 1873.ea↑So sagt Archelaus ] gegenüber auf Bl. 8v geschrieben: Arch[elaus]: τὸ δίκαιον εἶναι καὶ αἰσχροῦ οὐ φύσει, ἀλλὰ νόμῳ.eb↑Hippodamus ] mit Bleistift korrigiert aus Hippodamas, mit Bleistift unterstrichen; gegenüber auf Bl. 8v: s[iehe] obenei↑Männern der Wissenschaft ] gegenüber auf Bl. 9v geschrieben: Ἀρετὴ ἀνϑρωπίνη τε καὶ πολιτική, wie Euenos sagte.ep↑Bruchstücke. ] danach, mit rotem Farbstift unterstrichen: 1); gegenüber Literaturangaben: Frei. Quaestiones Protagorae. Bonn 1845. | Weber. [Quaestiones Protagorae.] D[issertation] Marburg 1850. | Vitringa. De Prot[agorae] vita et philosophia. Gröningen 1853. | Foss. De G[orgia] L[eontino]. Halle 1828. | Spengel. De G[orgia] rhetore. [In: Συναγωγὴ τεχνῶν.] 1828 Stuttg[art].et↑unecht ] gegenüber auf Bl. 10v geschrieben: Schönborn. De authentia declamationem Gorg[ia]. Bresl[au] 1826 hält beide für echt.ex↑Heracles … Stücke“. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 10v geschrieben; darüber Literaturangabe: Welcker. Pr[odikus] v[on] K[eos]. Kl[eine] Schr[iften] II.fh↑Thrasymachos ] gegenüber auf Bl. 10v Literaturangabe: C[arl] F[riedrich] Hermann. De Thras[ymacho] Chalc[edonio sophista]. Göttingen 1848.fo↑Prodikus … Wörter. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 10v geschrieben; darüber Literaturangaben: Lersch. Die Sprachphilos[ophie] der Alten I. | Prantl. Gesch[ichte] d[er] Logik im Abendlande I.fr↑Prot[agoras’] Lehre ] gegenüber auf Bl. 10v geschrieben: Ἀλήτεια oder λόγος περὶ τοῦ ὄντος oder Καταβάιλοντες (Π: λόγοι).fu↑Es … αἴσϑησις. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 10v geschrieben; links daneben: Die Subjectivität der Sinnesqualitäten als Consequenz der demokritischen Lehre; oder umgekehrt: s[iehe] daselbst. | Fr[iedrich] Lange. Ueber den Sensualismus des So[phisten] Pr[otagoras]. Gött[ingen] 1873. | Sensualismus vielleicht aus medicinischen Theorien erwachsen. Relativismus: τῶν πρός τι εἷναι τὴν ἀλὴϑειαν Sext[us] Emp[iricus] adv[ersus] math[ematicos] VII, 60. | W. Halbfass. Die Berichte des Pl[aton] u[nd] Arist[oteles] über Protagoras. Strassb[urg] 1882. | P[aul] Natorp. Forschungen zur Geschichte des Erkenntnißproblems im Alterthum. Berlin 1884, 1 ff. | Fr[iedrich] Sattig, Der protag[oreische] Sensualismus. Zeitschr[ift] für Ph[ilosophie] und ph[ilosophische] K[ritik] 1883, p. 265 ff.fw↑sagt ein Seiendes ] gegenüber auf Bl. 10v geschrieben, davor Einfügungszeichen: Lykophron empfiehlt, die Copula fortzulassen.gb↑Nichtseiende ] Einfügung unter der Zeile für gestrichen: Gedachte, am Rand mit Bleistift wiederholt: Nichtseiendegd↑Prot[agoras] bezweifelt selbst die Mathematik: subj[ektive] Gültigkeit. Es giebt keinen reinen Punct etc. ] in lat. Schriftgl↑Uebel. ] danach Einfügungszeichen; gegenüber auf Bl. 11v geschrieben: Bildsäule ein Kunstwerk – dein – dein Kunstwerk.gr↑§ 8 Socrates. ] unterstrichen; links daneben auf Bl. 12v Datierung mit blauem Farbstift: 10/1 81; darunter Literaturangabe: Ribbing. Ueber das Verhältniß zwischen den X[enophon]’schen und den P[laton]’schen Berichten über die Persönlichkeit und die Lehre des S[okrates]. Upsala 1870.gu↑Abwendung ] links daneben auf Bl. 12v Datierung mit rotem Farbstift: 18/6 83; darunter Literaturangabe: Zeller. Zur Ehrenrettung der Xant[ippe]. Votr[äge] und Abh[andlungen] 1865.gy↑noch … wehren. ] mit Einfügungszeichen auf Bl. 13v geschrieben; darüber Literaturangaben: Hegel, Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie]; Phänomenologie; Aesthetik. | Rötscher. A[ristophanes] und sein Zeitalter. Berlin 1827.gz↑angeklagt ] gegenüber auf Bl. 13v Literaturangaben: C[arl] F[riedrich] Hermann. De S[ocratis] accusatoribus. Gött[ingen] 1854. | Forchhammer. Die Athener und S[okrates]: die Gesetzlichen und der Revolutionär. 1836 Berl[in]. | Bendixen. Ueber den tieferen Schriftsinn des revol[utionären] S[okrates] und der ges[etzlichen] Athener. Husum 1838 [recte: 1839]. | Grote, History of Greece. Bd. VIII, 621 ff. | Köchly. S[okrates] und sein Volk (Akad[emische] Vortr[äge] und Reden I. Zür[ich] 1859).hb↑Das delische Festschiff ] links daneben auf Bl. 13v Datierung mit rotem Farbstift: 19/6 83; darunter Literaturangaben: Schleiermacher. Ueber den Werth des S[okrates] als Philosophen. W W. [Werke] III, 2 f, 287 ff. | E[rnst] v[on] Lassaulx. Des S[okrates] Leben, Lehre und Tod, nach den Zeugnissen der Alten dargstellt. Münch[en] 1857. | Alberti. S[okrates]. Ein Versuch über ihn nach den Quellen. Gött[ingen] 1869. | Labriola. La dottrina die S[ocrate] secondo Senofante, Platone, Aristotele. Napoli 1871. | Fouillée. La philosophie de S[ocrate] 2 vol[umes] Par[is] 1864.he↑Hierin ] davor 10 Zeilen freigelassen; links daneben auf Bl. 14v Datierung mit blauem Farbstift: 13/1 81hf↑gegen alle bisherige Philosophie ] gegenüber auf Bl. 14v geschrieben: Tabula rasa mit der bisherigen Wissenschaft: das Radikale in Socrates.hk↑Sittliche Reformation ] gegenüber auf Bl. 14v geschrieben: Einseitig das ethische [!] als nebensächlich oder als den einzigen Zweck des theoret[ischen] bei S[okrates] anzusehen.hn↑Aber tiefer ] gegenüber auf Bl. 15v Literaturangabe: Wildauer. Die Psychol[ogie] des Willens bei S[okrates,] Pl[aton] u[nd] Ar[istoteles] I, Innsbruck 1877. Darunter Datierung mit blauem Farbstift: 17/1 81; eine weitere Datierung 10 Zeilen darunter mit rotem Farbstift: 22/6 83Kommentar der Herausgeber
1↑Griechische Philosophie ] vgl. grundsätzlich Windelband: Geschichte der alten Philosophie. In: Geschichte der antiken Naturwissenschaft und Philosophie, bearbeitet v. Sigmund Günther u. W. Windelband. Nördlingen: C. H. Beck 1888 (Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft in systematischer Darstellung mit besonderer Rücksicht auf Geschichte und Methodik der einzelnen Disziplinen. In Verbindung mit … hg. v. Iwan Müller. Bd. 5, 1. Abt.), S. 115–337.3↑bei Mullach ] vgl. F. W. A. Mullach: Fragmenta philosophorum Graecorum. Collegit recensuit vertit annotationibus et prolegomenis illustravit indicibus instruxit. Poeseos philosophicae caeterorumque ante Socratem philosophorum quae supersunt. Paris: Didot 1850.6↑Tertium minus comparationis ] dasjenige von zweien Objekten des Vergleichs, das dem Gesichtspubnkt, unter dem verglichen wird (tertium comparationis) am fernsten steht – also etwa: das Ungerade ist unbegrenzter als das Gerade (tertium comparationis: Unbegrenztheit, comparatum minus: das Gerade, comparatum maius: das Ungerade).12↑τῆς Ἑλλάδος τὸ πρυτανεῖον τῆς σοφίας ] vgl. Platon, Protagoras 337d (Schleiermacher übersetzt: in dieser Stadt, dem Mittelpunkte aller griechischen Bildung und gerade in ihrem angesehensten und glänzendsten Hause).14↑ἴσας εἶναι τὰς κτήσεις τῶν πολιτῶν ] vgl. Aristoteles, Politik 1266a (Gleichheit des Eigentums der Bürger).16↑πάντων … ἔστι. ] vgl. Platon, Theaitetos 152a (Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, daß sie sind, der nichtseienden, daß sie nicht sind).17↑De X. Z. G. ] Abkürzung nicht aufgelöst. Vermutlich gemeint: Pseudo-Aristoteles: De Melisso Xenophane (Zenone) Gorgia.19↑τόν ἥττω λόγον κρείττω ποιεῖν ] vgl. Aristoteles, Rhetorik 1402a (das schwächere Argument zum stärkeren machen).20↑ἔστι … οὔσης. ] vgl. Aristoteles, De sophisticis elenchis 165a 21–23 (von Kirchmann übersetzt: denn die sophistische Weisheit ist nur eine scheinbare, keine wirkliche, und der Sophist verdient sich Geld mit scheinbarer, aber nicht mit wirklicher Weisheit).22↑Du hast einen Hund, der Vater ist ] der Sophist Dionysorodos soll Ktesippos einmal bewiesen haben, daß dessen Vater ein Hund sei: Wortspiel Kyniker – Hund (gr. Kyon).23↑ἔστι … σιγᾷν ] vgl. Aristoteles, De sophisticis elenchis 166b: Καὶ ‚ἆρ´ ἔστι σιγῶντα λέγειν‘ διττὸν γὰρ καὶ τὸ σιγῶντα λέγειν, τό τε τὸν λέγοντα σιγᾶν καὶ τὸ τὰ λεγόμενα (von Kirchmann übersetzt: Denn das ‚der Schweigende kann sprechen‘ bedeutet zweierlei, einmal, dass der Sprechende schweigt und zweitens, das der Vortrag schweigt).25↑ὀ τύραννος ὢν τῶν ἀνϑρώπων πολλὰ παρὰ τὴν φύσιν βιὰζεται ] vgl. Platon, Protagoras 337d (Schleiermacher übersetzt: das Gesetz aber, welches ein Tyrann der Menschen ist, erzwingt vieles gegen die Natur).26↑ἐλευϑέρους ἀφἢκε πάντας ὁ ϑεός οὐδένα δοῦλον ἡ φύσις πεποίηκεν ] vgl. Aristoteles, Rhetorik 1373b (Gott habe alle frei geschaffen und die Natur habe niemanden zu Sklaven bestimmt).28↑Protagoras der in seiner Schrift erklärte: ] vgl. Protragoras, Über die Götter, zitiert bei Diogenes Laertius IX, 51. Übersetzung nicht ermittelt.30↑τόν ἥττω λόγον κρείττω ποιεῖν ] vgl. Aristoteles, Rhetorik 1402a (das schwächere Argument zum stärkeren machen).31↑ἀδικεῖ … ϑάνατος. ] Anklage des Sokrates nach Diogenes Laertios II, 40 (er habe die Götter des Staates verachtet, neue Götter eingeführt und die Jugend verdorben – es wird die Todesstrafe verlangt).▲