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- TitleNr. 9, Notizbuch mit Fadenheftung und schwarzem Leineneinband, ohne Titel, Bl. 4r beginnt mit: Einleitender Theil. | Die Philosophie in den ersten sechs Jahrhunderten der christl. Zeitrechnung., auf dem hinteren Deckel anhaftende Teile des vorderen Umschlages von Heft 4, Umfang: 62 S., davon beschrieben: 33, 5 beigelegte Bl. mit 7 beschriebenen S., Textbeginn auf Bl. 4r, hs. (dt. Schrift), schwarze Tinte, Maße: 20,4 x 16,4 cm, Beilagen: 4 Bl. 20,4 x 16 cm, 1 Bl. 22,5 x 14,4 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 9
- ParticipantsAdolf Hilgenfeld ; Adolf von Harnack ; Adolph Karl Wilhelm Schliemann ; Aeneas von Gaza ; Ambrosius ; Ammonius Saccas ; Antoninus Pius ; Apollonius von Tyana ; Aristides ; Aristo von Pella ; Aristoteles ; Arnobius ; Athanasias ; Athenagoras ; August Neander ; Aurelius Augustinus ; Autolycos ; Averroes ; Barnabas ; Basilides ; Basilius ; Cerdo ; Cicero ; Clemens Alexandrinus ; Clemens Romanus ; Crispus ; Diocletian ; Diogenes Areopagita ; Diognet ; Erennius ; Euhemeros ; Eusebius ; Ferdinand Christian Baur ; Flavius Justinus ; Gallienus ; Gordianus ; Gregor von Nazianz ; Gregor von Nyssa ; Hadrian ; Heracleon ; Hermas ; Hermias ; Hermogenes ; Hippolytos ; Homer ; Ignatius ; Irenaeus ; Isidorus ; Jacques-Paul Migne ; Johann Gerhard Wilhelm Uhlhorn ; Johannes Damascenus ; Johannes Philoponus ; Karl Prantl ; Karpokrates ; Kerinthos ; Konstantin, römischer Kaiser ; Lactantius Firmianus ; Leo der Große ; Longinus ; Marcellina ; Marcion ; Marcus ; Marsilio Ficino ; Maximus Confessor ; Menander ; Methodius ; Miltiades ; Minucius Felix ; Nemesius ; Nikolaus von Kues ; Origenes ; Paulus ; Petrus ; Philo ; Platon ; Plotin ; Plutarch ; Polycarp ; Porphyrius ; Ptolomaeus ; Pythagoras ; Quadratus ; Richard Adalbert Lipsius ; Roger Bacon ; S. Lehmann, Übersetzer in Moskau ; Saturninus ; Scotus Erigena ; Severus ; Simon ; Simon Magus ; Synesius von Kyrene ; Tatian ; Tenneus ; Tertullian ; Theophilus ; Tryphon ; Valentin Rose ; Valentinus
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan)
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Nr. 9, Notizbuch mit Fadenheftung und schwarzem Leineneinband, ohne Titel, Bl. 4r beginnt mit: Einleitender Theil. | Die Philosophie in den ersten sechs Jahrhunderten der christl. Zeitrechnung., auf dem hinteren Deckel anhaftende Teile des vorderen Umschlages von Heft 4, Umfang: 62 S., davon beschrieben: 33, 5 beigelegte Bl. mit 7 beschriebenen S., Textbeginn auf Bl. 4r, hs. (dt. Schrift), schwarze Tinte, Maße: 20,4 x 16,4 cm, Beilagen: 4 Bl. 20,4 x 16 cm, 1 Bl. 22,5 x 14,4 cm, Universitätsbibliothek der Tohoku Universität Sendai (Japan): II, A 2–2 WW 1, 9
Einleitender Theil.[a]
Die Philosophie in den ersten sechs[b] Jahrhunderten der christl[ichen] Zeitrechnung.[c]
Drei Abschnitte:
1) Die Anfänge der christlichen Philosophie.[d]
Der Glaube nimmt Stellung zur Wissenschaft; zu den Ueberzeugungen und Vorstellungsweisen der hellenistischen Bildung.
Bis in das dritte Jahrhundert hinein, etwa bis Tenneus, Hippolytos[e] und Tertullian[f].
2) Die Erneuerung der antiken Philosophie.[g]
Beginnt um 200. Der Neupythagoreismus etwas vorher, der Neuplatonismus etwas nachher.
In ihrer Tendenz nur als Reaction gegen das siegreich vordringende Christenthum, nicht bloß aus einer Verschiebung der antiken Gedanken erklärlich. Andrerseits der theoretische Ausdruck, der in der Weiterentwicklung des christlichen Denkens orthodox und heterodox ganz entscheidend, durch das ganze Mittelalter hin bestimmend wird.
Diese für die Zukunft wichtigen Ausklänge der antiken Philos[ophie] reichen bis Anfang des sechsten Jahrhunderts.
3) Die Ausbildung der christlichen Kirchenlehre.[h]
Neben Plotin ist der Hauptschüler Ammonius Saccas Origines.
Von der alexandr[inischen] Katechetenschule durch die Glaubensstreitigkeiten des 4. Jahrhunderts hindurch bis zu Augustin; zu dem Momente, wo die theoretisch sich abschließende Weltreligion auch Weltmacht wird als Pabstthum: Leo der Große.
Der Name Patristik vertheilt sich,[i] je nach der Ausdehnung, die man ihm giebt, auf den 1. u[nd] 3. Abschnitt. In ihrem Verlauf aber bildet der Eintritt des neuplatonischen Gedankensystems, Anfang des 3. Jahrh[underts], den großen Abschnitt, der ohne dies nicht zu verstehen ist.
Außerdem ist der Name der „Kirchenväter“ in den verschiedenen Confessionen verschieden angewendet (gewöhnlich unterschieden bis Ende des dritten, Ende des sechsten, Jahrh[underts] und von da an bis Ende des 13.). Daneben werden andre von der kath[olischen] Kirche doctores ecclesiae[j] und scriptores ecclesiastici[k] unterschieden. „Apostolische Väter“ heißen diejenigen, welche unmittelbar Schüler der Apostel waren.
Von einer scharf zu definirenden Unterscheidung zwischen patristischer und scholastischer Philos[ophie] ist keine Rede. Man will unterscheiden Patristik als philos[ophische] Dogmenbildung und Scholastik als philos[ophische] Systematisirung und rationale Begründung der schon feststehenden Dogmen. Aber beides läuft neben einander her von Anfang an; nur wird das Maß des Festgestellten immer größer und das des noch zu Fixirenden immer geringer: die christl[iche] Philosophie wird immer scholastischer und hört immer mehr auf patristisch zu sein.
Eine Schwierigkeit bildet die Frage, inwieweit in das theol[ogische] Detail einzudringen. |[l] Das ist theoretisch nicht zu entscheiden. Man wird sich an dasjenige halten müssen, was als rein begrifflich zu entwickeln jeweilig betrachtet wird. Namentlich in dieser Uebersicht handelt es sich um die allgemeinsten Principien.
Die Werke der Kirchenväter in den Sammlungen von Migne. Patrologiae cursus completus. Paris[m] seit 1840.
Beschränktere Sammlungen und Separatausgaben vielfach. Seit 1830 in Kempten[n] Uebersetzungen: „Bibliothek der Kirchenväter.“
Allgemeine Literatur:
Deutinger[o], Geist der christlichen Ueberlieferung 1850/1 Regensburg[p] (bis Athanasius)
Ferd[inand] Ch[ristian] Baur[q] Das Christenthum der drei ersten Jahrh[underte] Tübingen[r] 1860 (2 Aufl.)
Joh[ann] Alzog[s], Grundriß der Patrologie od[er] der ältesten christl[ichen] Literaturgeschichte. Freiburg iB.[t] 2 Aufl. 1869.
Al[bert] Stöckl[u], Gesch[ichte] d[er] Philos[ophie] der patrist[ischen] Zeit Würzburg[v] 1859.
Joh[annes] Huber[w]. Die Philos[ophie] der Kirchenväter. München[x] 1859.
1 Abschnitt. Die Anfänge der christlichen Philosophie.[y]
Aufgabe darauf beschränkt, den Proceß darzustellen, wie der christliche Glaube sich zu philosophisch entwickelteren, begründbaren und zu vertheidigenden Dogmen ausgebildet hat.
Worin lag das Motiv dazu? Die Religionen des Alterthums zeigen eine solche Tendenz zu philosophirender Dogmenbildung nicht.
Auch dem ursprünglichen Christenthum fehlt[z] die philosophirende Richtung, die Tendenz auf die Wissenschaft.
Die Religion der Liebe lehrt einerseits die unmittelbare Hingabe des Menschen an Gott als den Vater, andrerseits die Liebe der Menschen unter einander über alle Schranken des irdischen Lebens, über alle Standes- und Nationalitätsunterschiede hinaus. Ohne jede begrifflichen Untersuchungen bringt sie den Begriff des Menschenthums zum Durchbruch.
Ohne jeden Anspruch auf Welterkenntniß lehrt sie Buße thun, von der Sünde sich abkehren und auf die Gnade des liebevollen Weltvaters hoffen. Sie wendet sich an die Armen – an die Armen im Geist. Nicht von der Erkenntniß, sondern vom Glauben und von der Liebe hofft sie das Heil. Ihr Ideal ist freilich die sinnliche Seligkeit; aber darum ist sie nicht weltflüchtig. Sie verachtet die Welt nicht; denn sie sieht in ihr die Schöpfung des gütigen Vaters. Sie ist nicht asketisch: denn sie glaubt nicht, daß die Natur das an sich Verderbte sei. Aber vor ihrer Sehnsucht nach Gott wird ihr das Getriebe der Menschheit gleichgiltig. Sie hat Nichts gemein mit der Arbeit der antiken Völker, diese Erde zur allein befriedigenden Wohnstätte des Menschen zu machen.
Sie kümmert sich nicht um die Herrlichkeit der Welt; sie will nichts wissen von Politik, von Kunst und Wissenschaft. Sie steht als ein Fremdes, Neues mitten dazwischen.
Sie läßt die Welt der antiken Bildung gewähren, – sie will nicht mit ihr concurriren. |[aa]
Sie ist darum weder Feindin noch Freundin der antiken Wissenschaft – sie hat gar keine Beziehung zu ihr; sie ist Glaube und Liebe.
Aber dies Verhältniß wird mit der Zeit geändert durch ihre propagatorische[ab] Tendenz. Auch diese ist dem Christenthum wesentlich: die Liebe verlangt, daß allen Menschen das Heil zugänglich wäre. (Während die propagatorische Tendenz des Muhammedaners politischen Characters.) Dadurch aber wird eine bestimmte Stellung zur antiken Wissenschaft unerläßlich. Die Naturreligionen des Alterthums autochthon, unwillkürlich mit ihren Nationen erwachsen, bedurften keiner Dogmatisirung. Als sie ihre Kraft über die Gemüther verloren hatten, fanden sie die Wissenschaft als ein Ueberlegenes gegenüber, mit dem sie nicht erst in die Schranken traten.
Ganz anders das Christenthum: es tritt in eine philosophisch blasirte Welt, die es erobern soll. Es muß nicht nur die Herzen, sondern auch die Köpfe erobern. Es muß beweisen. Es muß eingehen auf die in der antiken Wissenschaft entwickelten Formen des Denkens und die metaphysischen Begriffe. Der Wettkampf der Religionen: vom rein historischen Standpuncte, der anthropologischen Gesetzmäßigkeit aus betrachtet, wird diejenige siegen, welche die antike Bildung am vollständigsten in sich aufsaugen kann.
Das ist die Bedeutung dieser Stellungnahme.
Aber die wissenschaftliche Dogmatisirung auch noch in andrer Hinsicht erforderlich. In diesem Wettkampfe der Religionen muß das Christenthum geschlossen, als einheitliche Geistesmacht auftreten. Und je weiter es sich ausdehnt, um so nöthiger wird die einheitliche Formulirung den Gegensätzen gegenüber, die in ihm selbst angelegt sind und sich entwickeln. Nach innen wie nach außen wird das Dogma nothwendig.
Seine erste Bildung ist durchaus innere Angelegenheit. Die ersten Anfänge wissenschaftlicher Formulirung bedingt durch die von Paulus gestellte Frage: Judenchristenthum oder Heidenchristenthum.
Das Verhältniß zur jüdisch-alexandrinischen Philos[ophie] ist das Wesentliche dabei. Diese ist kein Factor für die Genesis des Christenthums, wol aber ein solcher für die Genesis der christlichen Wissenschaft.
Aber die Bedeutung[ac] dieses jüdisch-platonischen Synkretismus ist weiter: derselbe ist auch die Grundlage des Neuplatonismus geworden u[nd] daher das Wesentliche vorauszuschicken.
Hauptvertreter Philo. (25– nach[ad] 40)
Werke[ae] von Richter, Leipzig[af] 1828 in 8 Bdn.
Gfrörer, Ph[ilo][ag] und die alexandrinische Theosophie. Stuttg[art][ah] 1835 (2. Aufl.)
Grossmann, Quaestiones Philoneae. Leipzig[ai] 1829 ff.
M[ax] Heinze[aj], Die Lehre vom Logos in der griech[ischen] Philos[ophie]. Oldenburg[ak] 1872.
Verschmelzung platonischer und stoischer, theilweise auch peripatetischer Lehren mit der jüdischen Glaubensüberzeugung. Vor allem die Ideenlehre als wissenschaftliche Form des Glaubens an eine übersinnliche Welt. Gott (unbeschadet seiner Persönlichkeit) wissenschaftlich das γενικώτατον[1] oder τὸ ὄν[2]. Eben deshalb nicht durch ein Merkmal mehr erkennbar, sondern nur durch |[al] unmittelbare Evidenz (ἐνάργεια) des extatischen Fühlens zu erfassen. Er ist ἄποιος[3]. Gott nicht als Weltschöpfer, sondern als Weltbildner.
Totaler Dualismus. Gott und Materie, heilig und unrein.
Die Zweckmäßigkeit der Welt im stoischen Sinne als Grund für die Annahme der weltbildenden Thätigkeit Gottes. Aber diese, welche ihn selbst verunreinigen würde, seinen „Kräften“ zugeschrieben: ἀρεταί[4]. δυνάμεις, ἑξουσίαι[5].
Hier kommt die jüdische Engellehre und die platonische Ideenlehre zusammen. Ideen personficirt als Engel, welche zugleich die mythologisirten göttlichen Kräfte sind. Der „Ort“ aller Ideen, die oberste Kraft ist der λόγος, in welchem alle Dinge ideell präexistiren: in Gotte gedacht = σοφία[6], realisirt das ρήμα[7]. Er ist die Offenbarung Gottes in der durch ihn vollzogenen Weltbildung.
Derselbe Gegensatz des inneren und des geoffenbarten λόγος (ἑνδιάϑετος – προφορικός)[8] zeigt sich im Mikrokosmus, im Menschen. In diesem wird außerdem zwischen πνεῦμα[9] und σάρξ[10] unterschieden. Der aristotelisch-stoische Begriff des πνεῦμα als physischer Wärmehauch[am] und Lebensträger in den Begriff des Geistes erhoben durch Hinzutreten der hebr[äischen] Vorstellung vom Hauch, der von Gott ausgeht.
Wie stark hier die jüdische Denkweise die hellenische beeinflußt hat, zeigt H[ermann] Siebeck[an], Die Entwicklung der Lehre vom Geist (πν[εῦμα]) in der Wissensch[aft] d[es] Alterhums. Zeitschr[ift] f[ür] Völkerpsych[ologie] und Sprachw[issenschaft] Bd. XII [1880], 361 ff. Das πνεῦμα und der λόγος, bald attributiv, bald substantiell; mytholog[isch] gedacht: keine feste Entscheidung bei Ph[ilo][ao].
Der deshalb auch jüdische und hellenische Vorstellung durch einander schiebt. Er lehrt, daß die gr[iechische] Philos[ophie] aus Moses[ap] und den Propheten geschöpft. Auch ihre Weisheit stammt aus der Offenbarung.
Andrerseits treibt er und seine Schüler die allegorisirende Tendenz in der Interpretation des alt[en] Test[aments] auf das Höchste.
Er bleibt im Dualismus. Dessen doppelte Ueberwindung im Christenthum: 1) Weltschöpfung aus Nichts, 2) ὁ λόγος ἐγένετο σάρξ[11].
§ 1. Die[aq] Zeit der apostolischen Väter.[ar]
Ihre Thätigkeit ist wesentlich innerlich und darauf gerichtet, die Extreme des Judenchristenthums und des Heidenchristenthums zu überwinden und die Autorität aller Apostel mit Einschluß des Paulus zum Maßstabe theoretischer und practischer Ueberzeugung zu machen.
Ad[olf] Hilgenfeld[as], Die apost[olischen] Väter Halle[at] 1853. Ders. Das Urchristenthum in den Hauptwendepuncten seines Entwicklungsganges Jena[au] [18]55.
Reuss. Histoire de la théologie chrétienne au siècle apostolique[av] 2 Bde. Paris[aw] 1852.
Ritschl[ax], Die Entstehung der altkath[olischen] Kirche 2. Aufl. Bonn[ay] 1857.
Das Interesse daran wesentlich theologisch und kirchengeschichtlich. Es handelt sich wenig um philos[ophische] Fragen, sondern um das Verhältniß des neuen Gesetzes zum alten und zu dem Leben, nicht zur Lehre der Heiden.
So vor allem in dem Briefe des Clemens Romanus[az] an die Korinther. |[ba] Der Verf[asser] Bischof von Rom, in der Ueberlieferung der erste oder dritte Nachfolger des Petrus – gegen eine Spaltung in der korinthischen Gemeinde gerichtet.
Ebenso ist der „Hirt“ des Hermas[bb] wesentlich practisch predigenden, nicht theoretisirenden Inhalts.
In dem Briefe des Barnabas[bc] ist die alexandrinische Richtung allegorisirender Erklärung des alt[en] Testaments vertreten, ohne daß sie das Wesentliche wäre; auch hier herrscht die[bd] innerreligiöse Paränese[be] und die Bestimmung des Wesens des Christenthums als Erfüllung des Judenthums vor.
Der Brief des Polycarp[bf] (als Märtyrer 155/6 †[bg]) an die Philipper bezieht sich schon wesentlich auf die Verfassung der Gemeinde, auf die hierarchische Gestaltung. Dasselbe gilt von den Briefen des Ignatius[bh], eines Märtyrers, deren Echtheit stark bezweifelt wird.
Der Brief an Diognet[bi] ist so ausgesprochen apologetischen Characters, daß er schon in den zweiten § gehört; nur ist diese Apologie noch nicht philosophisch, dafür aber stylistisch sehr schön.
§ 2. Die Apologeten.[bj]
Schon Quadratus[bk] und Aristides[bl] von Athen haben Vertheidigungsschriften bei Hadrian[bm] eingereicht. Die erst erhaltenen[bn] sind durch die Verfolgungen unter Antoninus Pius[bo] hervorgerufen.
Flavius Justinus[bp] (aus Sichem, Flavia Neapoliis[bq]) Martyr[br]; um 150. Er ist 163 od[er] 166 zu Rom enthauptet.
Sicher echt sind[bs] der Dialog mit dem Juden Tryphon[bt], die größere und kleinere Apologie. Von griechischen Eltern, griech[isch] gebildet. Schilderung seiner Bekehrung in der 1. Apol[ogie]. Die Tendenz ist die Vernünftigkeit des neuen Glaubens zu zeigen.
Alles Wahre und Vernünftige ist auch christlich. Die Offenbarung ist allverbreitet: quantit[ative] Untersuchung[bu]. In den antiken Philos[ophien][bv] und Vorstellungen daher schon viel christliche Wahrheit. (Das erklärt sich Justin[bw] auch daraus, daß vor allem Plato die mosaische Offenbarung gekannt habe.)
Aber vorher alles zerstreut, stückweise: λόγος σπερματικός: ein stoischer Ausdruck, der hier nicht im naturalistischen Sinne gemeint ist, sondern ganz als Offenbarung, als Keime der Wahrheit. Erst der in Christo Mann gewordene λόγος ist die volle Wahrheit, daran das ganze Menschengeschlecht Theil haben soll.
Die Lehre vom λόγος σπερματικός involvirt eine Lehre von der natürlichen Vernunfterkenntniß. So ist nach J[ustin] ἔμφυτος[12] die Vorstellung von Gott und die Sittengebote. Aber sie sind getrübt. Gott als ἀνωνόματος[13] und ἄρρητος[14] hat aus sich den λόγος erzeugt, der in Jes[u] Mensch geworden; und von ihm geht das πνεῦμα hinaus. J[ustin] erwähnt die Taufformel: ἐπ᾽ ὀνόματος γὰρ τοῦ πατρὸς τῶν ὄλων καὶ δεσπότου ϑεοῦ καὶ τοῦ σωτῆρος ημῶν Ὶησοῦ Χριστοῦ καὶ πνεύματος ἀγίου.[bx]
Das Hellenistische in Justin zeigt sich darin, daß[15] er wie andre platonisirende Christen, z. B. der von Tertullian[by] bekämpfte Hermogenes[bz][ca] den Weltschöpfer oft nur als Weltbildner behandelt und von der ἄμορφος ὔλη[16] spricht. Doch sagt er wieder vom λόγος – ἔκτισε καὶ ἐκόσμησε[17]. Das Wort κτιζω[18] ist zweideutig, der Standpunct unentschieden.
Die gleiche Richtung, mit voller griechischen Bildung, bei Athenagoras[cb] von Athen, vielleicht Vorsteher der Katechetenschule von Alexandrien[cc], schrieb 176/77 eine Πρεσβεία περὶ Χριστιανῶν[19]. Außerdem schrieb er Περὶ αναστάσεως τῶν νεκρῶν[20]. Jedenfalls der geistig bedeutendste der Apologeten. |[cd] Rationale Begründung des Monotheismus. Bekämpfung des Atheismus und Polytheismus: Mehrere Götter (zeigt die Πρεσβεία, cap[itulum] 8) hätten in der Welt keinen Raum neben einander. Es giebt nicht zwei Absolute; aber noch rein räumlich gedacht.
Damit vereinigt sich eine ausdrückliche Vertretung der Dreieinigkeitslehre, für die er den Ausdruck an[ce]: τὴν ἐν τῆ ἐνώσει δύναμιν καί τὴν ἐν τῆ ταξει διαίρεσιν[21]. Auch hier ähnlich wie bei Justin, daß die göttliche Offenbarung schon in Propheten und in Denkern gewirkt, habe, ehe sie in Jesus sich vollendete.
Auch in der Frage der Todtenauferstehung beruft er sich auf antike Lehren.
Theophilus v[on] Antiochia[cf] schrieb bald nach 180 seine Schrift an Autolycos[cg]. (Ob der ihm zugeschriebene Commentar zu den vier Evangelien echt, ist unsicher.)
Ganz philonisch und justinisch. Unaussagbarkeit Gottes. Aber daneben reine, ausdrückliche Lehre von der Schöpfung aus Nichts: das Böse aus der Willensfreiheit erklärt. –
Noch mancherlei andre Apologeten, von denen Nichts erhalten; darunter auch solche, welche ihre Vertheidigung, wie Aristo von Pella[ch] und Miltiades[ci], auch an die Juden richteten.
Gewöhnlich rechnet man zu den Apologeten auch Tatian[cj] und Hermias[ck]. Bei diesen zeigt sich aber der heidnischen Bildung gegenüber kein freundliches, sondern ein so feindliches Verhältniß, daß wir sie später zu erwähnen haben werden.
Daß die Beschäftigung mit solchen fremden Theorien und ihr Hereinziehen auch gefährliche Folgen haben könnte, zeigt sich an den ersten umfassenden Versuchen christlicher Religionsphilosophie im
§ 3. Der Gnosticismus.[cl]
Unter γνῶσις[22] versteht der Alexandrinismus seine allegorische Schriftauslegung; die ersten Christen im Gegensatz zur πίστις[23] die Rationalisirung des Glaubens. Der Tit[el][cm] bezeichnet religionsphilos[ophische] Systeme des Christenthums, welche im 2. Jahrh[undert] in extrem heidenchristlichen Kreisen mit entschiedenster Bekämpfung des Judenthums und mit Anlehnung an orientalische Religionen sich ausbildeten.
Neander[cn], Genetische Entwicklung der vornehmsten gnostischen Systeme, Berl[in][co] 1818.
cf. Matter, Histoire critique du gnosticisme[cp], 2. Aufl. Paris[cq] 1843.
Ferd[inand] Baur[cr], Die christl[iche] Gnosis oder Religionsphilos[ophie], Tübingen[cs] 1835.
An der neueren Quellenkritik hauptsächlich Hilgenfeld[ct], Lipsius[cu], Harnack[cv] u. A. betheiligt. Ursprüngliche Quellen der Gnosis sind nur in ganz geringen Bruchstücken da; hauptsächlich die dem valentinischen Gedankenkreise angehörige πίστις σοφία (Ausg[abe] von Petermann, Berlin[cw] 1851[24]).
Sonst sind wir nur durch die Gegner unterrichtet:
Irenaeus[cx], ἔλεγχος τῆς ψευδωνύμου γνώσεως[25] (Leipzig 1853), Hippolytos[cy], ἔλεγχος κατὰ πασῶν αἱρέσεων[cz][26] (Oxf[ord] 1851); dann Tertullian (auch Justin), Clemens Alexandrianus, Origenes, Eusebius etc.[da]
Aber doch so, daß sich in den Grundzügen ein Bild gewinnen läßt. |[db]
Zwei wesentliche Interessen liegen allen diesen Systemen zu Grunde:
1)[dc] Das Christenthum als die Ueberwindung des Judenthums und Heidenthums zu begreifen. Diese historische Tendenz verwandelt sich aber in eine geschichts- und religionsphilo[ophische], indem der Proceß der Religion in einen Weltproceß umgebildet wird. Das Christenthum ist die neue Phase nicht nur der Menschengeschichte, sondern des Weltlebens. Dieser Gedanke zeigt, wie Neander[dd] bemerkt hat, den ungeheuren Eindruck der Persönlichkeit Christi.
Aber in den gnostischen Systemen stellt er sich mythisch dar. Die religiösen Vorstellungen namentlich des Judenthums, das besonders als überwunden dargestellt werden soll, werden mythologisch als böse und niedere Weltkräfte betrachtet, welche durch den höchsten Gott in der Gestalt Christi besiegt seien. Die Geschichte der Religionen wird zur Geschichte des Universums.
2) Den entscheidenden Punct dieser Geschichte bildet der Kernpunct des Christenthums: die Erlösung, die Erlösung vom Bösen. Um das Problem des Bösen, seiner Entstehung und seiner Ueberwindung dreht sich jede Form des Gnosticismus. Und die Lösung ist eben wieder mythisch: Die bösen Mächte sind die Götter vor Christus, der Judengott oder die heidnischen Dämonen.
So schlingen sich beide Grundgedanken ineinander und durcheinander. Die älteren Formen der Gnosis sind deshalb die durchaus dualistischen, welche den Gegensatz eines guten und eines bösen Princips als ursprünglich voraussetzen, – die späteren sind diejenigen, welche ihn begreifen wollen und deshalb monistischer Tendenz sind.[de]
Die Anfänge der Gnosis reichen weit zurück. Schon Irenaeus[df] bezeichnet den in der Apostelgesch[ichte] erwähnten Simon[dg], den Magier als den Häresiarchen[dh][27], und wenn man es auch nachgewiesen ansehen kann, daß er keine philos[ophische] Lehre vortrug, sondern ein Gaukler nach Art des Apollonius von Tyana[di], ein Schwindler und Zauberer, war und daß es ebenso mit den sog. Simonianern[dj] sich verhielt, so zeigt doch die Heilige[dk] Schrift selbst mancherlei Warnungen vor falscher Gnosis[dl], namentlich solcher Lehren, welche den[dm] Gegensatz gegen das Judenthum zu schroff machten, z. B. die Nicolaiten[dn] in der Apocalypse.
Auch ist wahrscheinlich, daß die Geheimlehre der Essener, welche eine Engelmythologie enthielt, sich früh mit christlichen Vorstellungen mischte: darauf deuten die ersten Formen der Gnosis[do], die uns in festen Linien sichtbar werden, hier; sie zeigen in ihrem philos[ophischen] Ausdruck überall den Einfluß des Philonismus.
So Cerinth[dp], Κήρινϑος, in der ersten Hälfte des 2. Jahrh[underts], alexandrinisch gebildet. Er unterschied den Weltschöpfer, den Judengott, der auch das Gesetz gegeben habe, von dem höchsten Gotte, der seine Offenbarungskraft, Christus genannt, auf Jesus von Nazareth, den Sohn des Joseph und der Maria, niedersteigen und vor dem Leiden zurückkehren ließ. Im Uebrigen verhielt er sich gegen das „Gesetz“ so anerkennend, daß er es eben paulinisch als pädagogische Vorstufe für das Christenthum ansah.
Ebenso Cerdo[dq], um dieselbe Zeit, ein Syrer, der in Rom lebte; Unterscheidung des Judengottes als des erkennbaren und gerechten vor dem Christengott als dem unerkennbaren und guten.
Am[dr] meisten ausgeprägt bei Saturninus[ds], der, wie Basilides[dt], von der Tradition als Schüler Menanders[du], des Schülers von Simon Magus[dv], bezeichnet wird; aus Antiochia[dw], zur Zeit des Hadrian[dx]. Hier schon der Gegensatz des Reichs des unerkennbaren[dy] Gottes, der die Engel, Kräfte, das πλήρομα[28][dz] geschaffen, und des Satanas[ea], der Herr der ὔλη[29] ist. |[eb] Weltschöpfung durch den Kampf von 7 Engeln[ec], welche sich ein selbständiges Reich aus ὔλη losrissen, mit Satanas. Einer von diesen sieben ist der Judengott.
Daher Gutes und Böses in der Welt. Der Mensch theils sinnlich, theils von höherem Lichtstrahl belebt, der in die Heimat zurückstrebe und zurückkehre. Anklänge an die Lichtlehre und die Phantasien des Manichäismus.
Gutes und böses Menschengeschlecht (die Guten πνευματικοί, wie bei Valentin genannt)[ed] – Engelpropheten und Satanpropheten. Da der Sieg des Bösen drohte, so sandte Gott zur Erlösung den Aeon[ee] νοῦς, Christus, in einem Scheinleibe, da er wahrhaft die Materie nicht berühren dürfte.
Der Doketismus also durchaus dualistisch-orientalischen Ursprungs. Das Bedeutendste in dieser Richtung ist das System des Basilides[ef], aus Syrien, seit 125 v. Chr. in Alexandrien lehrend.
Uhlhorn[eg], Das Basilidianische System (Gött[ingen][eh] 1853).
Verschiedene Darstellung bei Irenaeus[ei] und Hippolyt[ej]; am besten mit Hilgenfeld[ek][30] dahin zu erklären, daß H[ippolyt] die Lehre der Schule, eine spätere, vielleicht durch Valentin emananistisch und monistisch beeinflußte Form darstellte.
B[asilides] thut viel zur Ausbreitung des Christenthums in seiner Auffassung in Syrien; von seinem Sohn Isidorus[el] giebt Clemens Alex[andrinus][em] einige Fragmente von dessen Schrift Περί προσφυοῦς ψυχῆς[en][31]. Weiter verbreitete Schule.
Gemeinsam haben wieder beide Lehren die Auffassung des Judengottes als einen Dämonen eingeschränkter Macht, und der Erlösung als einer von dem höchsten, unaussagbaren, philonischen Gotte ausgehenden Thatsache. Aber das System des B[asilides] nach Irenaeus[eo] ist dualistisch – das der Basilidianer nach Hippolyt[ep] emananistisch.
Bei B[asilides] geht dieser Dualismus von einer astronomischen Vorstellungsweise aus, welche durchaus an die Sphärentheorie der Pythagoreer und des Aristoteles erinnert. Erde natürlich als Weltmittelpunct.[eq] Der Gegensatz von Himmel und Erde – Gott und Materie.
Aus Gott geht die Engelwelt in einem System von Himmeln hervor. Er selbst ἄρρητος καὶ ἀκατνόμαζος[32]. Aus Gott fließt[er] νοῦς, λόγος, φρόνησις[33], σοφία und δύναμις[34], δικαιοσύνη und εἰρήνη[35]. Die platonischen Cardinaltugenden und die Eigenschaften, welche nach dem Plutarch den obersten Gestalten der persischen Mythol[ogie] zukommen, cf. Baur p. 213.[es] Diese erste έβδομος[36][et] bildet den ersten Himmel. Und so fort weitere Hebdomaden, die je einen Himmel bilden. Im ganzen 365 Himmel; deren oberster Ἄρχον[37] Abrasax[eu] (α+β+ρ+α+ς+α+ξ = 365[38]) genannt wird.
Dies sieht sehr stark nach neuphytagoreisirender Zahlenphantastik aus (was Baur[ev] entging). Der Neup[ythagoreismus] ist alexandrinischen Ursprungs und reicht bis an den Anfang unserer Zeitrechnung zurück. Auch anderes Pythagoreische findet sich, namentlich psychol[ogisch] und ethisch: Clemens Alex[andrinus][ew] stellt es ausdrücklich mit den Pythagoreern zusammen (Strom[ateis] II, 256).
Der ἄρχον des letzten Himmels ist der Judengott.
Hier steht der Lichtwelt das Chaos, die ῥίζα τοῦ κακοῦ[39] gegenüber. In diese Finsterniß sind einige Strahlen der Lichtwelt gedrungen, welche vom Judengott zur Bildung der sublunarischen Welt verwendet wurden. Für diese Lichttheorie beruft sich Bas[ilides][ex] ausdrücklich auf die Perser: Baur[ey] betont den zoroastrischen Ursprung mit Recht; aber zu einseitig. Die Weltbildung als ταραχος τις καὶ σύγχυσις ἀρχιχή[40], welche auch ethisch = Sündenfall gefaßt werden zu sein scheint. Daher der Dualismus in der Welt. Jeder Seele eine physische Seele angewachsen (προσφυής)[ez]. Außerdem heften sich Geisterchen (πνεύματα) an sie, προσαρτήματα[41], die sie zurückhalten.[fa]
Nun handelt es sich um die Befreiung des gefangenen Geistes. Die Heidengötter (Völker) widersetzen sich der Unterwerfung unter den Judengott (Volk). Da sendet Gott den Christus; den νοῦς, der den Simon v[on] Kyrene[fb] für sich kreuzigen ließ! |[fc]
Diese Lehre erscheint nun in einen monistischen Rahmen gefügt und in dem Emanationssystem stark umgebildet in der Darstellung des Hippolyt[fd].
Der erste ὁ ουχ ὤν ϑεός: er erzeugte die πανσπερμία, der Weltsamen. Darin eine dreitheilige Sohnschaft (οἱότης). Die erste, τὸ λεπτομέρές[fe], erhob sich gleich zu Gott; die andre, τὸ παχυμέρές[ff], vom heiligen[fg] Geist beflügelt, nähert sich, bleibt als Himmelsystem zwischen der göttlichen ὁπερκοσμία und dem κόσμος bestehen.
In ihm wohnt ὁμέγας ἄρχον, der Herr der Himmelwelt, der sich für das Absolute hielt. Er hat einen Sohn, der weiser ist als er; sein Reich ist die ὀγδοάς[42].
Unter ihm herrscht der zweite Archon, in der Planetenregion, der έβδομάς, der Bildner der sublunarischen Welt, der Judengott, der Herrscher in der dritten Sohnschaft, τὸ ἀποκαϑαρσεως δέαμἱνον.
Von Adam bis Moses herrschte der erste, von Moses bis Jesus der zweite Archon. Jetzt ist die Offenbarung ἡ τῶν ὁπεκοσμίων γνῶσις auf den Sohn des ersten Archon, Christus herabgestiegen; der Archon erfuhr von der Ueberwelt, bekehrte sich, mit ihm der zweite Archon, und nun beginnt die Reinigung der dritten Sohnschaft.
Das ist entschieden vom Valentianismus beeinflußt.
Unter den dualistischen Systemen ist weiter zu bemerken Marcion[fh] von Pontus[fi], der gleich nach der Mitte des 2. Jahrh[underts] in Rom lebte. Er war 138 in Sinope[fj] von seinem Vater, der Bischof war, excommunicirt.
Er schrieb ein Evangelium und dazu Antithesen[fk]. Unsre Hauptquelle für ihn ist Tertullian[fl], der eine eigne Schrift Adv[ersus] Marcionem[fm] schrieb.
Die bisher berührten, selbst Cerdo[fn], dem M[arcion] verhältnißmäßig nahe sind[fo], hatten zwar den Judengott vom Christengott als niederes Wesen unterschieden; aber sie hatten ihm doch keinen wesentlichen[fp] ausdrücklichen Gegensatz gegen die wahre Gottheit zugeschrieben.
Das thut M[arcion]. Er ist der schärfste, radikalste Antijudaist. Er will, um das Christenthum als absolute Religion darzustellen, alle Brücken abbrechen. Er steht auch dem Hellenismus ganz fern; keine Emanation etc.[fq] Sein Grundgedanke ist: der Christengott ist ein ganz andrer, als der Judengott: er wird über ihn siegen. Er will alles Jüdische aus dem Christenthum tilgen. Sein Ev[angelium] säubert die Tradition von der jüdischen Auffassung: er ist durchaus Antinomist.
Diese practische Tendenz Hauptsache; und sie war von großem Erfolge. Er wird als „große Schlange“ dargestellt, bis in’s 5. Jahrh[undert] gab es zahlreiche Marcionisten[fr].
Sehr dürftiger metaphysischer Unterbau. Neuartiger Dualismus: das Reich des Unsichtbaren und das des Sichtbaren. Jenes hat die absolute Gottheit, dies der Demiurg geschaffen. Jenes vollkommen, dies unvollkommen, wie die Gotte[fs]. Der wahre Gott ist der Gott der Liebe und des Geistes, der Judengott ist der Gott der Gerechtigkeit und der Materie.
Giebt sich alle Mühe, aus dem A[lten] T[estament] die Unvollkommenheit des Judengotts zu beweisen. Diese Unvollkommenheit wiederholt sich in der von ihm geschaffenen Welt. |[ft]
Der Mensch könnte nur den Demiurgen erkennen. Dieser ist eben erkennbar. Der wahre Gott unerkennbar. Die Juden erkannten durch das Gesetz, die Heiden durch die Natur. Im Gesetz hatte sich der Demiurg offenbart, aus der Natur war nur er, ihr Schöpfer, zu erkennen.
Daher brachte Christus die Offenbarung eines völlig neuen, unbekannten Gottes. Die Tendenz, das Ch[ristenthum] als absolut Neues und Verschiedenes darzustellen. Das Reich Gottes hat Nichts gemein mit dem Reich des Demiurgen.
Daher Chr[istus] nicht wahrhaft körperlich. Extremer Doketismus. Nicht einmal Scheingeburt zugegeben. Chr[istus] erschien erst im 15. Reg[ierungs-]Jahre des Tiberius: 29 n. Chr.[fu] in der Synagoge von Kapernaun. Vorher Alles erfunden[fv]. Damit beginnt der Kampf Gottes gegen den Demiurgen.
Der Mensch hat daran theilzunehmen durch Weltenthaltung. Ehelosigkeit, Ablehnung von allem Fleisch etc.[fw]
Spätere Marcionisten bringen den Gegensatz von Licht und Finsterniß hinein, unter Einwirkung des Manichaeismus[fx].
Kaum mehr christliche Häresie, eine Mischreligion trübster Verworrenheit. Stifter Mani[fy], etwa 215 geb[oren], macht er den Versuch, die im[fz] neuen Perserreich sich vollziehende monotheistische Umbildung durch einen Dualismus zu bekämpfen, der die alte Lichtreligion durch christliche Elemente versetzt[ga]. Niederlage in Persien, Ausbreitung über die hellenistische Welt. Schließlich von persischen Priestern hingerichtet.
Großer Eindruck der neuen Religion, die sich lange gehalten hat.
Hauptquelle Augustin[gb], der selbst eine Zeit lang Manichäer war: De utilitate credendi; de duabus animabus, contra Adimantum, disputatio cum Fortunatu[gc].[gd]
Mani nennt sich den Parakleten[43]; er ist der Lehrer der absoluten Religion, des von allen Fälschungen befreiten Christenthums. In Wahrheit ist dies Christenthum alter Parsismus.
Zwei ungewordene Principien und zwei ungeschaffene Welten: das Gute, umgeben von 12 reinen Geistern in der Lichterwelt, – das Böse, umgeben von Dämonen, in der finstern ὔλη. Das Böse[ge] hat sich nach dem Guten gesehnt; die Lichtwelt erblickt und sie erobern wollen. Der gute Gott bringt durch die „Mutter des Lebens“ den Urmenschen, λόγος, Christus hervor. Dem wird ein Theil seines Lichtpanzers geraubt, er durch den Aeon[gf] des lebendigen Geistes im Kampf gerettet und als Jesus impatibilis[gg][44] in die Sonne geführt. Aber die Lichtstrahlen als Jesus patibilis[gh][45] gefangen.
So unser Mischreich entstanden: Licht, Feuer, Wasser, Luft, Erde – die guten, und Sturm, Schlamm, Nebel, Qualm, Gluthauch die schlechten Elemente.
Die Sonne zieht das Licht an, dies strebt ihr entgegen. Satan[gi] merkt es[gj], fängt es in Adams[gk] Seele ein; und vereinigt damit eine schlechte Seele, verbietet vom Baum der Erkenntniß zu essen, damit er nie seinen Ursprung erfahre.
Der Lichtgott naht sich als Schlange, das Gebot wird übertreten. Da schafft Satan[gl] das Weib, damit immer neue Seelenkerker erzeugt werden. |[gm]
In jedem Menschen gute und böse Seele im mikrokosmischen Kampf. Verführung des Menschengeschlechts durch die falschen Religionen: Juden und Heiden.
Jesus impatibilis[gn] kommt im Scheinleibe zur Befreiung.
Christi Lehre entstellt; erst Mani ist der verheißene Paraklet.
Jähe[go] Losreißung des Lichts von der Materie. Askese; nur die lichterzeugten Pflanzen essen!
Vollbracht, Matiere vernichtet, Satan überwunden.[gp] Vollkommner Mythos, nichts philosophisches mehr. –
Zu diesem Dualismus tritt die Antithese verjüngt[gq] hervor in den Clementinen[gr], fälschlich dem Clemens Romanus[gs] zugeschrieben.
Darstellung von Baur[gt], Untersuchungen von Schliemann, Hamburg[gu] 1844; Hilgenfeld, Jena[gv] 48, Uhlhorn, Gött[ingen][gw] 54; Lehmann, Gotha[gx] 49 etc.[gy]
Homilien[gz] und Recognitionen[ha], Ausg[abe] von de Lagarde[hb], Leipzig 1865[hc], unsicher, welche älter, beide aus der 2. Hälfte des 2. Jahr[underts] außerdem eine Ἐπιτομή, herausgegeben von[hd] Dressel[he] 1859.
Petrus reist dem Simon Magus[hf] nach, um ihn überall zu widerlegen. Dem Simon[hg] aber wird überall die Lehre Marcions[hh] in den Mund gelegt; sie sei neues Heidenthum.
Scharfe Verurtheilung und Bekämpfung des Heidenthums, welches von Dämonen gelehrt, Irrthum und Sünde, durchaus unsittlich sein Gegensatz gegen Polytheismus.
Betonung des Monotheismus. Judenthum und Christenthum identisch. Adam = Christus. Gott und Weltschöpfer, alttest[amentarischer] und neutest[amentarischer] Gott identisch. Als Zweck der gesammten Schöpfung erscheint allein der Mensch, das Ebenbild Gottes. Gott unsichtbarer Leib: das Seiende im Nichtseienden; er wird so realistisch, wie möglich, gefaßt, um nicht im Sinne des Marcion so unaussagbar und unerkennbar zu sein. Er ist erkennbar aus der Schöpfung und aus dem Menschen.[hi]
Aber woher das Böse? Hier taucht die schwerste Frage auf. Der Verf[asser] der Hom[ilien] muß das Böse als von Gott so geschaffen denken, daß dabei doch auf Gott kein Tadel fällt. Dazu die höchst eigentümliche Lehre von den Syzygien[46], welche vielleicht aus dem Valentianismus stammte; – vielleicht auch direct, wie dort, einer Nachbildung der alten Religionen ihren Ursprung verdankte[hj], und – die Wahlfreiheit.
Gott schafft die Welt vermöge seiner σοφία. Doppelverhältniß der συστολή[47] – wonach sie beide eine μονάς[48] –, der ἔκτασις[49], wonach sie eine δυάς[50] bilden.
Deshalb Alles in Gegensätzen. Die Natur theilt sich in vier Elemente: das Warme und Kalte, und das Trockne und Feuchte: τὴν μίαν πρῶτην μονοειδῆ ὀυσία τετραχῶς και ἐναντίως ἔτρεψεν[51].
Gott mischt dann diese vier Substanzen; aber aus ihnen geht zugleich der Böse hervor: d. h. ein Wesen, das das Bestreben hat, die Bösen zu verderben. Ein Stück göttlicher Gerechtigkeit; nicht eigentlich böse; da doch Böse zu verderben gut ist. Aber es hat dies aus freier Wahl.
Aber damit ändert sich auch das Verhältniß der Syzygien. Die göttlichen sind so, daß das erste das Vollkommenere ist: Gott und die Weisheit, Tag und Nacht, Licht und Finsterniß, Leben und Tod etc.[hk] – Adam und Eva.
Im Menschen erfolgt die Umkehrung. Geschlechtliche Phantasien viel gröber und sinnlicher als im Valentinianismus. Syrische Religion?[hl] Die göttliche Ordnung ist männlich über weiblich – die böse weiblich erst und dann das männliche. Nur Eva, nicht Adam Sündenfall. Das alte Testament ist von falschen Propheten nach dämonischer Inspiration gefälscht (Concession an Marcion[hm]).[hn]
So erst Kain, der Sohn der Eva, und dann Abel, der Sohn des Adam.
Diese Dualität wiederholt sich in der falschen und der echten Prophetie. Adam in den verschiedensten Gestalten: Moses – Christus.
Dem Christus geht als weibliches Glied der Syzygie Johannes[ho] vorher, unter dessen Jüngern. |[hp]
Die Helena[hq] war die Freundin und Weisheitsquelle des Simon[hr]. So geht Simon[hs] dem Petrus[ht] vorher, so endlich der Antichrist dem wiederkehrenden Heiland: Vom Vollkommenen zum Unvollkommenen, und von da zurück.
Dies characteristische stellt diese Gnosis neben andre Formen, die in der Auffassung des Verhältnisses der Religionen ganz anders denken. Der monistische Emanations- und Evolutionsproceß. Weltleben Entwicklung in peius[52], Menschengeschichte Entwicklung in melius[hu][53]. Die Störung und Wiederherstellung der Weltharmonie: Erlösungslehre.
Das älteste monistisch-platonische System finden wir bei Karpokrates[hv] aus Alexandrien[hw]. Er lehrte schon um 130, seine Anhängerin Marcellina[hx] kam gegen 160 nach Rom. Es schloß sich an ihn eine ausgebreitete Secte mit eignem, universalistischen Cultus.[hy]
Aus dem ungewordnen Vater, der Monas, die Engel hervorgegangen; niedere fallen ab und bilden die Welt; darunter der Demiurg des alten Testaments: Auch die Menschenseelen sind gefallen. Reproduction des ganzen plat[onischen] Mythos aus dem Phädros. Jesus[hz] hat gelehrt die weltbeherrschenden Kräfte durchbrechen, die göttliche δύναμις vereint sich mit Jedem, der wie er lebt; das Heil schon in Homer, Pythagoras, Plato u. s. w. geoffenbart. Allgemeiner Rationalismus.
Ganz wuchert dann die Mythologie bei Valentinus[ia]; bis gegen 140 in Alexandrien[ib], dann bis etwa 160 in Rom; gest[orben] in Cypern. Aegypten. Der geist- und phantasievollste. Großes Weltgedicht: platonisch, stark pythagoreisirend, viel stoisches; Orientalismus.
Ireaneus, Hippolyt, Clemens Alexandr[inus]; Tertullian, adv[ersus] Valentinianus[ic].
G[eorg] Heinrici[id], Die Val[entinische] Gnosis u[nd] die h[eilige] Schrift. Berl[ie][in] 1871.
Sehr folgenreicher Gedanke der Selbstoffenbarung der an sich schweigsamen, dunklen Gottheit; in welche Gegensatz schon angelegt ist: βυϑός[54] und σιγή[55] oder ἔννοια[56]. Der Drang zur Offenbarung das Weibliche, welches am Männlichen seinen Inhalt hat.
Aus ihnen νοῦς und ἀλήϑεια[57]. Die τετραχῶς – ῥίζα τῶν πάντων[58]. (νοῦς = μονογενής[59]). Aus ihnen dann 1) λόγος und ζωή[60] und 2) ἄνϑρωπος (Urbild des Menschen) und ἐκκλησία (Lebensgemeinschaft). Das giebt die heilige[if] ὀγδοάς. Offenbar die platonische Ideenwelt, das intelligible Urbild der Sinnenwelt.[ig]
Diese einzelnen auch Aeonen[ih] (Ewigkeiten) genannt. λόγος und ζωή zeugen die δεκάς[61], ἄνϑρωπος und ἐκκλησία die δωδεκάς[62]. Immer unvollkommen, aber noch nicht böse und materiell.[ii]
Alle dreißig zusammen das πλήρομα – die Innenwelt; dessen Ordnung durch einen Aeon[ij]. Der ursprüngliche Gegensatz des Unbewußten und der Offenbarung zeigt darin, daß der νοῦς, der allein den Vater ganz kennt, ihn den andern lehren will: aber eine Mahnung[ik] der σιγή genügt, ihn zurückzuhalten.
Schlimmer tritt der Gegensatz des Endlichen und Unendlichen bei dem letzten der Aeonen der σοφία hervor. Sie drängt sich in überhöhungsvoller[il] Liebe nahe zum Vater; geräth in das κένωμα[63], bringt das πλήρομα in Unordnung. Die Irrwanderung der σοφία mit ihren Klageliedern ausgeführt im Buche πίστις[im] σοφία.[in]
Der ὅρος[64] führt sie zurück an ihre Stelle und das πάϑος[65] fällt von ihr ab. Damit das nicht wieder vorkommt, zeugt der Urvater mit der σιγή[io] eine neue Syzigie: ἄεων Christus[ip] und das πνεύμα ἀγιον[66], damit die Aeonen, belehrt, nicht revoltiren. Diese zeugen aus Dank zusammen, indem jeder sein bestes giebt, den zweiten Christus, den σωτήρ[67]. |[iq]
Fall und Erlösung im Himmel als intelligibles Urbild des entsprechenden Processes in der sinnlichen Welt.
Deren Geschick daraus begriffen. Das πάϑος der σοφία ist die niedere Weisheit Achamoth[ir]. Diese zeugt aus sich allein, ohne das männliche Gegenstück ihrer Syzigie, eine Fehlgeburt (ἔκτρωμα) – das schlechte Abbild der Ideenwelt, eine ἄμορφος οὐσία[68] – die Materie. Wie sie darüber klagt, kommt, weil alle Aeonen ihr wohlwollen, der ὅρος. Ob hier an den aegyptischen Horus[is] zu denken, zweifelhaft. Unwahrscheinlich ist es nicht.[it] Von seinem Anblick befruchtet zeugt sie den Demiurgen (den Judengott) und damit die Welt, welche dieser bildet.
In der Natur ihre Sehnsucht und Klage verkörpert: aus ihren Thränen die Quellen und Flüsse, aus ihrem starren Schrecken die Berge, aus ihrem hoffnungsvollen Lächeln das Licht.
Immer: Sinnenwelt verderbtes Abbild der Ideenwelt.
Entstehung der sinnlichen Materie durch Verdichtung der ursprünglichen ἄμορφος οὐσία. In der Achamoth[iu] aber drei Theile: das Pneumatische, das Psychische und das Hylische. Platonische Auffassung der Seele als Zwischenmacht zwischen Geist und Materie.
Aus dem Hylischen wird Satan und sein Reich, aus dem Psychischen der Demiurg, mit dem Pneumatischen rettet sich Achamoth an einen „mittleren Ort“, wo zu ihrer Erlösung der σωτήρ ihr die Ideen giebt, welche sie durch den Demiurgen ausführen läßt; der als seinen Wohnsitz die 7 unteren Himmel (cf. Basilidianer[iv]) wählt. Im dritten schafft der den Menschen im aetherischen Leibe.
Der wird wieder verführt, mit verdicktem Leibe auf die Erde geworfen. Im Menschengeschlecht drei Arten: Hyliker, die dem Satan verfallen, Psychiker, die dem Gesetz des Demiurgen gehorchen (Juden) und Pneumatiker, die ohne Gesetz rein geistig leben. (Der Demiurg versteht sie nicht und verachtet sie; Achamoth[iw] aber inspirirt heimlich die Denker und Propheten).
Endlich sendet Ach[ix][amoth] den Menschen Jesus[iy] im aetherischen (Schein-) Leibe; auf ihn läßt sich der Aeon σωτήρ hernieder.
Er offenbart den Pneumatikern die Wahrheit und es naht die Erlösung: der Materie muß alles pneumatische und psychische Leben entzogen werden, der σωτήρ und seine Engel erheben Achamoth[iz] und die Pneumatiker in das πλήρομα; die Psychiker mit den Aeonen kommen an den „mittleren“ Ort zu mäßiger Seeligkeit. Die Hyle[ja] mit Satanas[jb] geht im Weltbrand auf. Das Weltdrama ist zu Ende.
Dies die Grundzüge, in den verschiedenen Auszweigungen der Schule viel Differenzen. Unentscheidbar und gleichgiltig, was von V[alentinus] selbst, was von den einzelnen Schülern. Genannt werden Heracleon, Marcus, Ptolomaeus[jc] u. A.
Viel entnahmen dieser Lehre die Ophiten[jd] und die beiden Secten, in welche sie sich spalteten, die Sethiten und die Kainiten. Das sind mythologisch höchst interessante, aber philosophisch ganz indifferente Austräge[je]. Der Idealismus des V[alentinus] geht ganz in manichäische Lichtlehre über.
Endlich ist Bardesanes[jf] zu nennen. (Hilgenfeld[jg], B[ardesanes] der letzte Gnostiker, Leipzig 1864). Er gilt theils als Valentinianer[jh], scheint etwas weniger phantastisch, dabei dualistischer, zugleich aber auch orthodoxer gewesen zu sein. Es ist schwer, über ihn Sicheres festzustellen, da die Nachrichten streiten. Jedenfalls unbedeutend.
Er lebte etwa 150–225; breitete das Chr[istentum] in Syrien aus, „der Bekenner“. |[ji]
§ 4. Die Opposition gegen die Gnosis[jj].[jk]
Bei solchen Auswüchsen begreiflich, daß der Glaube sich von dem Wissen abwendet und auf sich selbst stellte, zuerst ganz wissensfeindlich.
So schon bei einigen der sog. Apologeten, voran bei Tatian[jl]: Assyrer, vielleicht Schüler des Justin[jm]. Um 170 schrieb er seine Rede πρὸς Ἕλληνας[69].
Er bekämpft in der leidenschaftlichsten Weise, ganz barbarisch, griechische Wissenschaft und Kunst, verwendet alle Verleumdungen und legt allem die niedersten Motive unter. Orientalismus gegen Occidentalismus.[jn]
Er berichtet seine Bekehrung; er habe Einigkeit der Ueberzeugung und Reinheit des Lebenswandels gesucht und im Christenthum gefunden. Indessen ist er in der Darstellung der christl[ichen] Ueberzeugung gnostisch angehaucht: er bezeichnet Gott als ὑπόστασις (substantia[jo]) τῶν πάντων[70] und schildert das Hervorgehen des λόγος ganz in der Art der Aeonenlehre.
Er unterscheidet πνεῦμα, ψυχή und ὕλη und gründet darauf Erlösungs- und Unsterblichkeitslehre. So zu verstehen, daß er später ganz sich den Enkratiten zuwandte, einer mit dem Valentinianismus zusammenhangenden Secte.
Aehnliche Angriffe gegen die griechische Wissenschaft finden sich in den bei Justin’s[jp] Werken stehende παρανετικὸς πρὸς Ἕλληνας[71] und bei Hermias[jq], schon im 3. Jahrh[undert]: διασυρμὸς τῶν ἔξω φιλοσόφων[72]. Diese irrisio[jr] ist oft sehr witzig, aber philos[ophisch] unbedeutend.
Tertullian[js], Q[uintus] Septimius Florens[jt]. 160 in Karthago geboren; afrikanische Rhetorenschule, Jurist, Ende des Jahrh[underts] Christ, Presbyter zu Karth[ago], nachher Übertritt zum Montanismus, vielleicht eigne Secte, etwa 200 †.
Ad martyres, de idolatria, de spectaculis, ad nationes, apologeticus, de testimonio animae – de patientia, de oratione, de baptismo, de paenitentia[ju], de cultu feminarum, ad uxorem – de praescriptione haereticum. Montanistisch: de corona militis, de fuga in persecutione, contra gnosticos scorpiace, ad scapulam – de exhortatione castitatis, de monogamia, de pudicitia, de jejuniis, de virginibus velandis, de pallio, – adv[ersus] Marcionem, adv[ersus] Hermogenem, adv[ersus] Valentinianos, de carne christi, de resurrectione carnis, de anima, adv[ersus] Praxean.[jv]
Neander, Antignosticus[jw] oder Geist des Tertullian Berl[in][jx] 2 Auf[lage] 1849.
Schwegler[jy], Ueber den Montanismus Tüb[jz][ingen] 1841.[ka] |[kb]
Irenaeus[kc], geb[oren] nicht nach 140 in Kleinasien, Schüler des Polycarp[kd], später in Gallien, Presbyter in Lyon und seit 177 daselbst Bischof; vielleicht Märtyrer 202 in der Verfolgung unter Severus. ἔλεγχος τῆς ψευδωνύμου γνώσεως[73]; in alter lateinischer Uebersetzung erhalten; gr[iechische] Fragmente namentlich vom 1. Buch. |[ke]
Die Erneuerung der griechischen Philosophie.[kh]
Sie bildet nicht nur eine Neuverschiebung der griechischen Gedanken, sondern bewußte Reaction gegen das Christenthum. Versuch, die antike Religion metaphysisch zu unterbauen und zu reformiren. Characteristisch, daß der Begründer ein convertirter Christ war. Die Dogmatik des Heidenthums: aber eben dadurch wird sie abhängig von dem bekämpften Christenthum und speciell von der Gnosis.
Drei Stadien: das alexandrinische, syrische, atheniensische.
§ 5. Der alexandrinische Neuplatonismus.[ki]
Vorbereitet war diese religiöse Tendenz auch der antiken Philosophie theils durch den Neupythagoreismus theils durch den damit zusammenhangenden eclectischen Platonismus der beiden ersten Jahrhunderte.
Der Neupythagoreismus[kj] |[kk]
Als Gründer der Schule wird Ammonius Saccas[kl] genannt. Sein Leben ungefähr 175–250, christlich aufgewachsen, nachher zum Griechenthum übergetreten: ursprünglich soll er Sackträger gewesen sein.
Von seiner Lehre wissen wir nicht viel. Er lehrte nur mündlich. Nachher scheint ihm alles[km] Spätere in den Mund gelegt zu sein. Er war schon früh mythisch: ϑεοδίδακτος[74]. Unter seinen Schülern werden die beiden Origines, Erennius[kn] und Longinus[ko] genannt. Die Erzählung, sie hätten sich Verschwiegenheit gelobt, und erst nach dem Beginn von Seiten des Erennius[kp] alle gebrochen, ist sinnlos: cui bono[kq]?
Origines[kr] der Neuplat[oniker] schrieb περὶ δαιμόνων[75] und ὅτι μόνος ποιητὴς ὁ βασιλεύς[76] (Identität des Demiurgen mit dem höchsten Gotte: Antignosis!) und einen Commentar zur Einleitung des plat[onischen] Timaeus[ks].
Origines Adamantius[kt] der Christ.
Erennius[ku] ist ebenfalls nicht mit bestimmten Linien zu zeichnen. Etwas mehr Longinus[kv], 213–273, Grammatiker, der auch metaphysisch thätig war, er behauptete die selbständige Existenz der Ideen; Plotin bezeichnete ihn als den kritisch bedeutendsten Philologen, der sich zu sehr an den platonischen Wortsinn halte.
Seine Schrift περὶ ὕψους[77] fein und geistvoll. Ausgabe von Otto Jahn, Bonn[kw] 1867[kx] (Echtheit oft, aber kaum mit Recht bezweifelt).
Wir müssen als den eigentlichen Schöpfer der Schule Plotin[ky] bezeichnen, einem der bedeutendsten Philosophen des Alterthums.
Porphyrius, Vita Plotini[kz], 303 geschrieben, in der Ausgabe der Werke.
Aus Lykopolis[la] in Aegypten, 204 geb[oren], in Alex[andria] bei Am[monius] S[accas][lb] gebildet; 242 mit dem Zuge des Kaisers Gordianus[lc] nach Persien, Flucht bei unglücklichem Ausgange nach Antiochia[ld]. 244 in Rom. Der Kaiser Gallienus[le] für ihn, will eine Platonopolis[lf] in Campanien gründen; 270 in Campanien bei einem Freunde gestorben.
Werke: 54 Abhandlungen[lg], von Porphyrius[lh] in 6 Enneaden sehr thöricht angeordnet; viele Ausgaben mit der Uebersetzung von Ficinus[li], z. B. Kirchhoff, Leipzig[lj] 1856.
Kirchner[lk], Die Philos[ophie] des Plotin, Halle[ll] 1854
A[rthur] Richter[lm], Neuplatonische Studien, 5 Hefte[ln] Halle[lo] 1854/7 |[lp]
§ 10[lq]. Die lateinischen Kirchenväter[lr]
Ihr gemeinsamer Character ist der einer Abwendung von den metaphysischen und kosmologisch-kosmogonischen Speculationen, ein mehr moralisirender und die practischen Interessen vertretende Tendenz und ein anthropologischer Standpunct.[ls]
Es wiederholt sich der Gegensatz des theoretischen Hellenenthums und des practischen Römerthums. Unter ihnen sind hervorzuheben:
Minucius Felix[lt], im dritten Jahrh[undert]. Apologetische Schrift Octavius[lu]; herausg[egeben], übers[etzt] u[nd] erkl[ärt] von Lübkert, Leipzig[lv] 1836.
Ebert[lw], Tertullians Verhältniß zu Min[ucius] F[elix] Sächs[ische] Ges[ellschaft] d[er] Wiss[schaften] 1868.
Bekehrung des Heiden Caecilius[lx] durch den Christ Octavius; nach Cic[ero] de nat[ura] deor[um][ly] Monotheismus[lz] (ohne Betonung[ma] der Trinitiät), Bekämpfung des Polytheismus auf dem euhemeristischen Standpuncte[78]. Selbsterkenntniß und teleologische Weltbetrachtung, wie das schon die alten Dichter und Philosophen gesehen. Die Selbsterkenntniß zeigt, daß wir in die göttliche Weltschöpfung eingeflochten. Reine Geistigkeit Gottes schließt Bilderdienst aus.
Er beschäftigt sich weiter mit den Fragen der Unsterblichkeit, des Weltendes, der Vergeltung, der Auferstehung des Fleisches: die ganze Persönlichkeit gemeint, wie immer die Occidentalen den Orientalen gegenüber.
Arnobius[mb], ein Afrikaner, schrieb bald nach 300 seine 7 Bücher adversus gentes[mc], Ausg[abe] von Orelli, Leipzig[md] 1816.
Abhandlung[me] von Klussmann, Arnob[ius][mf] und Lucretius, Philologus[mg], 1867.
Noch mehr als bei M[inucius] F[elix] schwankendes Verhältniß zur Philos[ophie]: unsre Unwissenheit betont, um den Glauben als nöthig zu erweisen und doch unser natürliches Wissen von Gott schon bei den Philosophen zu finden.
Aber das Wunder, das die Philos[ophen] nicht thun können, als Kriterium der Göttlichkeit Christi (ohne christologische Speculation) und der höchsten Wahrheit seiner Offenbarung. Naturalistischer Antiidealismus. Stark epicureisch versetzt.
Gegen platonische Präexistenz[mh], besonders gegen ἀνάμνησις[79] Lehre. Rein sensualistische Erkenntnißtheorie. Die von aller Beziehung zur Außenwelt abgeschlossene Seele würde Nichts in sich finden.
Damit aber auch die natürliche Unsterblichkeit geleugnet. Die Seele, mit dem Körper geworden[mi], mit ihm vergänglich. Unsterblichkeit ein göttliches Geschenk der Allmacht.
Im Ganzen ein Antilogismus, dem das Genie Tertullians fehlt.
Lactantius[mj] Firmianus[mk], sein Schüler?, Rhetor am Hofe des Diocletian[ml] in Nikomedien, convertirt, später Erzieher von Constantin’s[mm] Sohn Crispus[mn]. † 325.
Zuerst de opificio dei, über die Schönheit des Menschenleibes und der Welt zur Erweisung der Vorsehung gegen die Epicureer; welche erneuert, naturwissenschaftlich die Rettung des religiösen Indifferentismus der höher gesellschaftlichen[mo] Bildung geblieben war.
Dann 7 Bücher Institutiones divinae (nebst Epitome ad Pentadium); Abhandlungen: de ira dei, de mortibus persecutorum[mp]; Fragmente und Gedichte. |[mq]
Auch hier das, was wir Naturreligion (des 18. Jahrh[underts] z. B.) nennen würden. Vorsehung und Harmonie der Dinge teleologischer Beweis; Einheit, Weisheit, Allmacht Gottes. Trotzdem starke Bekämpfung der Philos[ophie]. Akademisch angehaucht. Skepsis im Interesse des Glaubens.
Ganz einfache Christologie ohne Anerkennung des heiligen[mr] Geistes. Der Vater nicht ohne den erlösenden Sohn zu erahnen[ms].
Die Seele unsterblich geschaffen zu ewigem Gottesdienste. Unkörperliche Fortexistenz: Umkleidung mit neuem Leibe.
Die letzte, abschließende Synthese bildet
§ 11. Augustin.[mt]
13 Nov[ember] 354 zu Thagaste[mu] in Numidien[mv] geb[oren]. Heidnischer Vater Patricius[mw], christliche Mutter Monica[mx]. Gebildet daheim, in Madaura[my], in Carthago[mz]. Als Rhetor und Rhetorenlehrer thätig in Thagaste, [na]Carthago und Rom.
Starke, leidenschaftliche Natur. Religiöses[nb] Bedürfniß: aber durch Cicero’s[nc] Hortensius[nd] begeistert, wird er Manichäer. In dieser Zeit schrieb er die verloren gegangene Abhandlung[ne] de pulchro[nf] et apto[ng].[nh] In Rom Einflüsse der Bildung: Platonismus. Er wird Skeptiker und dann Neuplatoniker.
Mönchische Tendenz. Kleine Schule, geschlossenes Leben bei Mailand 364–386. Inzwischen hört er den philosophisch unbedeutenden, rhetorisch bedeutenden Ambrosius[ni]. 387 getauft. Dann in die Heimat. Einsames Schulleben in der Nähe von Thagaste[nj]. 391 Priester, 395 Bischof zu Hippo regius[nk]. Enorme practische Thätigkeit. Literarische Wirksamkeit. Streit mit Manichäern, Donatisten, Pelagius. † 430. Für sein Leben die Hauptquelle die Confessiones[nl] 400.
Seine Schriften stellen seine Entwicklung auch[nm] dar: Der philosophische, dem Neuplatonismus sehr nahe stehende, dem Origines[nn] sehr verwandte Gesichtskreis verengt sich zum spec[ifisch] theologischen, besonders seit Antritt des Episcopats.
Aus der ersten Zeit Dialog[no] Contra Academicos (386) de beata vita, de ordine, soliloquia[np] und deren Fortsetzung de immortalitate animae[nq].
Er schrieb auch grammatisches und Rhetorisches, echt sind nach Prantl[nr] die principia dialectica[ns]. Kurz vor der Rückkehr nach[nt] Africa schrieb er dann: de quantitate animae und die drei Dialoge de libero arbitrio; später de vera religione, de trinitate[nu], die Schriften gegen den Manichäismus. Das Hauptwerk de civitate dei[nv] ist 413–426 geschrieben. Den besten systematischen Ueberblick giebt das Enchiridion ad Laurentium[nw]. Endlich hat er in seinen Retractationes[nx] das Verhältniß seiner späteren Lehren zu den früheren Schriften zum Ausdruck gebracht.
Zahlloses in Einzelschriften und Kirchengeschichten; besonders Böhringer[ny], Geschichte der Kirche Christi[80], I Bd. 3 Abth[eilung] und
C[arl] Bindemann[nz], Der heilige Augustin[oa]. 3 Bde. 1844–69.
Nourisson, La philos[ophie] de S[aint] Aug[ustin]. Paris[ob] 1865 |[oc]
§ 12. Die Ausklänge der Patristik.[od]
Wesentlich antiquarisch-historisches und literarisches Interesse, weniger philosophisch, weil keine neuen Leistungen.
Der Unterschied der griechischen und der römischen Welt setzt sich fort. Im Morgenlande hauptsächlich die Origenisten – im Abendlande die Vertreter der formalen Bildung. Im Orient Anschluß an das System des Origines, nach orthodoxer Milderung und Unterwerfung unter die Lehre des Concils von Nicaea[oe].
In diesem Sinne bekämpft den Origines[of] schon sein Schüler Methodius[og] von Tyrus[oh] (um 200). Ausgabe der Schriften von Alb[ert] Jahn, Bern[oi] 1865.
Nachher sind hervorzuheben die drei Kappadokier[oj]: Gregor von Nazianz[ok], Schüler des Athanasias[ol], schrieb schon Auszug aus dem Organon.
Basilius[om] der Große[on] von Caesarea[oo], und sein Bruder Gregor von Nyssa[op], † als Bischof 394.
Der letztere kann schon als Scholastiker gelten; ihm sind die kirchlich fixirten Dogmen Befehle, daran zu glauben, die nur rationell bewiesen werden dürfen, und selbständige Resultate sieht er nur noch hinsichtlich des nicht fixirten.
Hauptschrift λόγος κατηχητικὸς ὁ μέγας – περὶ ψυχῆς καὶ ἀναστάσεως. – λόγοι ἀντιρρητικοὶ κατ᾽ Εὐνομίου, – κατὰ εἰμαρμένης, – ἀπολογη περὶ τῆς ἑξάημέρου. – περὶ κατακευῆς ἀνϑρώπου[81] (In Oehler[oq], Bibliothek der Kirchenväter Bd. I–IV).
Ruppe[or], G[regors] d[es] B[ischofs] v[on] N[yssa] Leben und Meinungen, Leipzig[os] 1834.
Die erste Schrift System. In der Lehre vom Bösen als μὴ ὅυ[82] und die der Lehre von der Aufhebung desselben durchaus origenistisch. Trinitarische Lehre zeigt, daß das Christenthum die rechte Mitte zwischen dem abstracten judaistischen Deismus und dem heidnischen Polytheismus sei. Die Freiheit als thätig in der menschlichen Heiligung betrachtet. Feinsinnig geistig; aber weder so originell wie Origenes, noch so großartig eindrucksvoll wie Augustin.
In demselben Sinne wird namentlich die Präexistenzlehre der Origenes[ot] bestritten, so Aeneas von Gaza[ou], Dialog Theophrastus[ov], 487 gelehrt.
Andere treten besonders für die formallogische Begründung der Dogmen ein und beziehen sich dazu hauptsächlich auf Aristoteles[ow]. Dessen Autorität steigt bei den Orthodoxen schon früh (später fortzuführen, syrische Vermittlung des Arabismus). In dieser Zeit Johannes Philoponus[ox] (erste Hälfte 6. Jahrh[undert]) zahlreiche Commentare zu Aristoteles, namentlich den Analytiken. Ebenso um 700 Johannes Damascenus[oy], πηγὴ γνώσεως[83], Eine vollständig auf aristotelische Logik und Ontologie gebaute Dogmatik, noch heute Autorität der griech[ischen] Kirche. Diese aristotelische Tendenz steht im Gegensatz zu den heterodoxen Neigungen des Platonismus und Neuplatonismus. Sie zeigen sich bei Synesius von Kyrene[oz], ge[gen] 370 geb[oren], Neuplatoniker, getauft, aber sehr stark neuplatonisch; design[iert] zum Bischof von Ptolemais[pa]; Erklärung seiner Heterodoxie. |[pb]
Briefe; sein Encomium Calvitii[pc][84] herausgegeben[pd] v[on] Krabinger, Stuttg[art][pe] 1834; Ueber die Vorsehung Sulzbach[pf] 1835; Hymnen, von Flach, Tübingen[pg] 1875.
Einigkeit der Welt; Präexistenz der Seelen etc[ph]., die Mythen nur für das Volk. Esoterische Lehren.
Psychologisch verfuhr Nemesius[pi], im 5. Jahrh[undert] περὶ φύσεως ἀνϑρώπου[85], Ausg[abe] von Matthai[pj], Leipzig[pk] 1802, deutsch von Osterhammer, Salzburg[pl] 1819. Seele geistige Substanz.
Besonders aber die mystisch-neuplatonischen Schriften des Diogenes Areopagita[pm] (Pseudo- erster Bischof in Athen): περὶ ϑείων ὀνομάτων, περὶ μνστικῆς ϑεολογίας, περὶ τῆς ἱεραρχίας οὐρανίου, περὶ τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἱεραρχίας[86], und Briefe, Ausg[abe] von Engelhardt[pn], übers[etzt] Sulzbach[po] 1823; Quelle mittelalterlicher Mystik. Ende des 5. Jahrh[underts] entstanden.
καταφατική und ἀποφατική ϑεολογία[87]: erstere von Gott absteigend zum Endlichen, letztere vom Endlichen durch Negationen aufsteigend.
Höchste Erkenntniß mystische Unwissenheit. Gott = Nichts.
Versenkung in dies Nichts ist die δέωσις[88] des Menschen.
Emanation. Das Böse das Nicht-Existirende. Die Natur in Gott: natura naturans und natura naturata[89][pp]. Die drei Triaden des Engelreichs.
K[arl] Vogt[pq]. Neuplatonismus und Christenthum, Berlin[pr] 1836.
Hipler, Dionysius,[ps] der Areopagite. Regensburg[pt] 1861.
Sehr verbreitet durch den Commentar des orthodoxen Abt Maximus Confessor[pu], 580–662, Ausgabe von Oehler, Halle[pv] 1857. Unterscheidung der doppelten Offenbarung Gottes: Schrift und Natur. |[pw]
Geschichte der mittelalterlichen Philosophie[px]
I Einleitender Thiel: Die Philos[ophie] in den[py] ersten 6. Jahrh[underten] n[ach] Chr[isti] G[eburt].
1 Cap[itel]. Anfänge der christlichen Philos[ophie]. (1. Der alexandrinische[pz] Platonismus)
1 Zeit der apostolischen Väter
2 Apologeten
3 Gnosticismus
4 Opposition gegen die Gnosis
2. Cap[itel]. Erneuerung der griech[ischen] Philos[ophie].
5. Alexandrinische Neuplat[oniker]
6. Syrische Neuplat[oniker]
7. Atheniensische Neuplat[oniker]
3. Cap[itel]. Ausbildung der chr[istlichen] Kirchenlehren.
8. Alexandrinische Katechetenschule.
9. Die morgenländischen Kirchenväter.
10. Die Glaubensstreitigkeiten des 4. Jahrh[underts].
11. Die lateinischen Kirchenväter.
12. Augustin.
II. Die christliche Wissenschaft bis um 1200.
14. Der Realismus.
15. Der Nominalismus.
16. Der Conceptionalismus.
17. Die Auflösung der Dialektik.
18. Die Mystik.
III. Die arabisch-jüdische Philos[ophie] des Mittelalters.[qc]
19. Die arabische Orthodoxie.
20. Der neuplatonische Aristotelismus.
21. Der reinere Aristotelismus.
22. Die arabische Mystik.
23. Die arabische Wissenschaft in Spanien: Averroes. |[qd]
2 Cap[itel][qe]. Die jüdische Philos[ophie] des Mittelalters.
24. Jüdische Orthodoxie, Rationalismus und Mystik.
25. Jüdischer Aristotelismus.
IV Theil[qf]. Die christliche Scholastik im 13. u[nd] 14. Jahrh[undert].
26. Die Reception des Aristotelismus.
27. Der Thomismus.
28. Der Skotismus.
29. Die Naturphilosophie Roger Bacons.
30. Die Mystik.
31. Der Nominalismus.
32. Die Theosophie.
33. Nicolaus v[on] Cusa.[qg]
Kommentar zum Textbefund
a↑Einleitender Theil. ] in lat. Schrift; auf der Umschlaginnenseite Inventarstempel; Bl. 1v Besitzstempel der Tohoku, Bl. 4r oben links ein weiterer Stempel über 5 Zeilen des Textesi↑Der Name Patristik vertheilt sich, ] links daneben auf Bl. 3v Datierung mit rotem Farbstift: 2/4 83bp↑Flavius Justinus ] in lat. Schrift, Justinus unterstrichen; gegenüber auf Bl. 7v Literaturangaben: Corpus Apologetarum Christianorum II Saeculi, herausg[egeben] v[on] Otto, Jena seit 1842 | K[arl] Semisch, J[ustin] der M[ärtyrer]. 2 Bde. Breslau 1840/2.cz↑αἱρέσεων ] danach Fußnotenzeichen und -text, auf Bl. 8v geschrieben: Früher nur das erste Buch unter dem Titel Origenes, φιλοσοφούμενα bekannt.dc↑1) ] gegenüber auf Bl. 9v geschrieben: (Den ersten beider Gesichtspuncte hat einseitig Baur betont.)ec↑Weltschöpfung durch den Kampf von 7 Engeln ] gegenüber auf Bl.10v geschrieben: Die Welt also eine von niedern Engeln inaugurirte Episode.ef↑Basilides ] in lat. Schrift, unterstrichen; links daneben auf Bl. 10v Datierung mit rotem Farbstift: 9/4 83et↑έβδομος ] danach Fußnotenzeichen und -text (auf Bl. 10v geschrieben): Mit Gott zusammen die heilige ὀγδυας.fv↑in der Synagoge von Kapernaun ] Einfügung über der Zeile für gestrichen: im Tempel (12 Jahre alt)gd↑Fortunatu. ] danach Fußnotenzeichen und -text (auf Bl. 11v geschrieben): Baur, Das manich[äische] Religionssystem, Tüb[ingen] 1831. | Flügel, M[ani] und seine Lehre. Leipz[ig] 1862. | A. Geyler, Das System des Manich[äismus] und sein Verhältniß zum Buddhismus. Jena 1875.ka↑1841. ] gegenüber, eine Zeile tiefer auf Bl. 16v geschrieben: Ebert, All[gemeine] Gesch[ichte] der Litteratur des Mittelalters im Abendlande, I: Gesch[ichte] der christl[ichen] lat[einischen] Literatur von ihren Anfängen bis z[um] Zeitalter Karl d[es] G[roßen] Leipzig 1874.kk↑Neupythagoreismus | ] Rest der S. leer, Bl. 23v–24r leer, Bl. 24v Text zur Einfügung auf Bl. 25r, Fortsetzung Bl. 25rkm↑Als … alles ] gegenüber auf Bl. 24v geschrieben: Zeller’s Philosophie der Griechen Bd. III, [zwei nicht entzifferte Zeichen: 6.?] | J[ules] Simon, Histoire de l‘école d’Alexandrie, Paris 1843/5. | Vacherot, Historie critique de l’école d’Alexandrie, Paris 1846/51.kv↑Longinus ] in lat. Schrift, unterstrichen; gegenüber auf Bl. 24v mit Einfügungszeichen geschrieben: Dionysius Longinuslp↑1854/7 | ] Rest der S. leer, Bl. 25v–30v leer, danach fünf Beilagen eingelegt, Bl. 31r/v leer, Ende des Heftes. Es folgt hier der Text der beigelegten Bl., beginnend mit Beilage 1 recto.mq↑Gedichte. | ] Beilage 1 verso Text zur Einfügung auf Beilage 2 recto, Fortsetzung Beilage 2 rectoKommentar der Herausgeber
15↑ἐπ' … ἀγίου. ] gr. im Namen des Vaters aller und Gott des Herrn und unseres Erlösers Jesus Christus und des heiligen Geistes, vgl. Justin, Apologia Prima, 61.21↑τὴν … διαίρεσιν ] gr. ihre [des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes] wegen ihres eigenen Wesens anzunehmende Einigung und wegen ihrer Ordnung anzunehmenden Trennung, vgl. Athenagoras: Πρεσβεία περὶ Χριστιανῶν, Kapitel 10 (Patrologia graeca Bd. 6).24↑Petermann, Berlin 1851 ] vgl. Moritz Gotthilf Schwartze: Pistis Sophia. Opus gnosticum Valentino adiudicatum e codico manuscripto coptico Londinensi. Descripsit et latine vertit M. G. Schwartze, edidit Julius Heinrich Petermann. Berlin: Dümmler 1851.30↑Hilgenfeld ] vgl. Adolf Hilgenfeld: Die jüdische Apologetik in ihrer geschichtlichen Entwickelung. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Christenthums nebst einem Anhang über das gnostische System des Basilides. Jena: Mauke 1857.40↑ταραχος τις καὶ σύγχυσις ἀρχιχή ] gr. eine Art ursprüngliche Erschütterung und Verwirrung, vgl. Clemens Alexandrinus, Stromata II, 20.51↑τὴν … ἔτρεψεν ] [Gott schuf] zuerst den Grundstoff von Allem, diesen teilte er in vier Gegensätze, vgl. Pseudo-Clemens Romanus, Homiliae III, 33.72↑διασυρμὸς τῶν ἔξω φιλοσόφων ] gr. Verspottung der nichtchristlichen Philosophen (Gentilium Philosophorum Irrisio)80↑Böhringer, Geschichte der Kirche Christi ] gemeint ist das Werk: Die Kirche Christi und ihre Zeugen oder die Kirchengeschichte in Biographieen [!] durch Friedrich Böhringer. Zürich: Meyer & Zeller 1842 ff.81↑λόγος … ἀνϑρώπου ] gr. Große katechetische Rede; Über Seele und Auferstehung; Die Bücher gegen Eunomius; Gegen das Schicksal; Über das Hexaëmeron; Über die Schöpfung des Menschen86↑περὶ … ἱεραρχίας ] gr. Über die göttlichen Namen, Über die mystische Theologie, Über die himmlische Hierarchie, Über die Hierarchie der Gemeinde▲