Bibliographic Metadata
- TitleWindelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 13.8.1914, 4 S., hs. (lat. Schrift), Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0362,3
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- Physical LocationStaatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
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Windelband an Paul Siebeck, Heidelberg, 13.8.1914, 4 S., hs. (lat. Schrift), Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße, NL 488 A 0362,3
Heidelberg, 13 Aug[ust] 1914[a]
Hochgeehrter Herr Doctor,
In der bangen Stille, die zwischen der glänzenden Abwicklung unsres Aufmarsches[1] und dem Beginn grösserer Aktionen eingetreten ist, darf man wohl aufatmend auch um geringere Dinge fragen, ich z. B. nach dem Schicksal meiner „Praeludien“[2]. Gleichwohl würde ich das nicht tun, wenn nicht die letzten Zusendungen der Druckerei mich dazu anregten. Die Korrekturen waren in den ersten Tagen des Juli vollständig erledigt. Ich bekam die Aushängebogen des ersten Bandes mit Ausnahme des Titels und des Schlussbogens. | Dann stockte, wenn nicht der Druck, so jedenfalls der Eingang der Aushängebogen[3], lange vor allen politischen Beunruhigungen. Und nun, nach wochenlanger Unterbrechung, erhielt ich vorgestern Aushängebogen 11 und 12, gestern 9 und 10 vom zweiten Bande! während ich von den Bogen 1 bis 8 noch nichts zu sehen bekommen habe. Natürlich habe ich dies gleich Herrn Brandstetter[4] gemeldet. Es scheint in der Druckerei, die technisch so vortrefflich arbeitet, bei der Expedition etwas zu hapern; so bekam ich z. B. heut früh einen Aushängebogen des Titels von einem Werke von Philippowitsch[5], den ich | natürlich umgehend zurückgeschickt habe.
Was ist nun Ihre Absicht mit der Neuauflage der Praeludien? ich habe mir die Sistierung[6] des Drucks des zweiten Bandes im Juli so gedacht, dass Sie das Werk im Sommer auszugeben für zu spät hielten und es erst für den Herbst in Aussicht[7] nahmen. Was aber nun? ich möchte doch wenigstens auf Anfragen antworten und mich überhaupt damit einrichten können. Wenn Sie also Zeit fänden, mir ein kurzes Wort darüber zu schreiben, wäre ich dankbar.
Vielleicht liessen Sie auch ein Wort dar|über einfliessen, wie sich in dieser grossen, ernsten Zeit die Verhältnisse Ihrer Familie gestalten: auch Ihre Söhne[8] werden ins Feld ziehen! Mein ältester[9] ist Adjutant der 3. Pionier-Inspection, also vorerst nicht in der Front; er bleibt noch in Strassburg. Der jüngere[10], der sich eben als Privatdozent für neure Geschichte hier habilitiert[11] hat, ist militäruntauglich und hat hier auf dem Rathause und in der Bürgerwehr tags und nachts genug zu tun.
Mögen Sie vor allem besondern Leid bewahrt bleiben und möge über unserm Vaterlande ein gnädiges Geschick walten!
In treuer Gesinnung der Ihrige
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
a↑Heidelberg, 13 Aug[ust] 1914 ] darunter Eingangsvermerk von anderer Hd.: 15.VIII.14. Am Kopf der S.: 116/I | 112/II (d. i. die Anzahl der vorrätigen Exemplare von Windelbands Präludien, 1./2. Bd., vgl. Siebeck an Windelband vom 15.8.1914)Kommentar der Herausgeber
2↑„Praeludien“ ] vgl. Windelband: Präludien. Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte. 5., erweiterte Aufl. in 2 Bänden. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1915.4↑Herrn Brandstetter ] Inhaber der Leipziger Druckerei Oscar Brandstetter, in der Windelbands Präludien gedruckt wurden.▲