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- TitleWindelband an die Mitglieder der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Heidelberg 23.4.1911, 1 S., hs. (lat. Schrift), Briefkopf Der geschäftsführende Sekretär | der | Akademie der Wissenschaften. | Heidelberg, den … 19, UA Heidelberg, HAW 662
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Windelband an die Mitglieder der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Heidelberg 23.4.1911, 1 S., hs. (lat. Schrift), Briefkopf Der geschäftsführende Sekretär | der | Akademie der Wissenschaften. | Heidelberg, den … 19, UA Heidelberg, HAW 662
23t April 1911
Den Herren ordentlichen Mitgliedern beider Klassen
beehre ich mich die Anlagen[1] zur Kenntnis zu bringen:
1) Dankschreiben des Herrn[a] Richard Schroeder[2] (unter Beifügung des Beglückwünschungsschreibens)
2) Dankschreiben der Firma B. G. Teubner[3] (unter Beifügung der Einladung u[nd] des Gratulationstelegrammes)[b]
3) Ein Schreiben der Königlichen[c] Akademie in München und ein Telegramm der K[aiserlich] K[öniglichen] Akademie in Wien.
Zu dem letzteren Punkte beehre ich mich vertraulich zu bemerken, dass nach privaten Mitteilungen auch die Goettinger und die Leipziger Gesellschaft der Wissenschaften die Aufnahme unserer Akademie in den Verbund[4] beschlossen haben und dass die formelle Entscheidung auf dem Verbandstage zu Pfingsten in Goettingen erfolgen wird, da von Berlin aus eine generelle Regelung der Bedingungen für den Eintritt weiter gelehrter Körperschaften in den Verband angeregt zu sein scheint.
W Windelband[d]
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Richard Schroeder ] vgl. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juli 1910 bis Dezember 1911. Heidelberg: Carl Winter 1912, S. XXIII–XXV: Am 1. Februar 1911 beging das ordentliche Mitglied Herr Schroeder sein 50jähriges Doktorjubiläum. Da der Jubilar an diesem Tage verreist war, wurde ihm vom geschäftsführenden Sekretär Herrn Windelband das nachstehende Glückwunschschreiben zugesandt: | Heidelberg, den 1. Februar 1911. | Hochverehrter Herr Kollege! | Zu der Feier der fünfzigsten Wiederkehr des Tages, an dem Sie dereinst die erste akademische Würde erworben haben, bringt Ihnen die Heidelberger Akademie der Wissenschaften und besonders die philosophisch-historische Klasse die herzlichsten und aufrichtigsten Glückwünsche dar. | Wir haben es von Anfang an freudig als ein Glück empfunden, unsern jungen wissenschaftlichen Verband durch Ihre Mitwirkung geschmückt zu sehen und den Mann den unsrigen zu nennen, der in seiner Person und in seiner Tätigkeit seit langem die fruchtbare Vermittlung zwischen den Studien der deutschen Rechtsgeschichte und der politischen Geschichte darstellt. Die staunenswerte Quellenkunde und die hohe Unparteilichkeit, mit der Sie immer von neuem in Ihrem Lehrbuch jeden Fortschritt der Erkenntnis an seiner Stelle zur Geltung zu bringen wissen, hat Sie zu einem Mittelpunkte wissenschaftlicher Arbeit gemacht, von dem zahlreiche Forscher glückliche Anregung und Förderung dankbar erfahren haben. Daneben haben Sie als der Fortsetzer und Vollender der Grimmschen Weistümer und als der Herausgeber der badisch-fränkischen Stadtrechte leuchtende Vorbilder gewissenhaftester Forschung gegeben, und es gereicht unsrer Akademie zu besonderer Freude, Ihnen bei der Inventarisierung der badischen Weistümer, die sonst für absehbare Zeit noch nicht durchführbar erschien, hilfreich zu sein. Zu alledem ist Ihre mächtige Arbeitskraft auch dem großen Werke des Wörterbuchs der deutschen Rechtssprache zugute gekommen, das unter Ihrer Redaktion seinen Sitz in Heidelberg hat und dessen baldigem Erscheinen wir wie die gesamte wissenschaftliche Welt mit freudigen Erwartungen entgegensehen. | Aber der Glückwunsch, mit dem wir Sie heute begrüßen, gilt nicht nur dem berühmten Gelehrten und dem bewunderten Lehrer, er gilt vor allem auch dem guten und edlen Menschen, der sich durch sein herzliches und werktätiges Wohlwollen, durch seine immer hilfsbereite Liebenswürdigkeit und durch seinen urwüchsigen, alles Scharfe und Eckige des Lebens zu sonniger Milde ausgleichenden Humor überall Liebe und Freundschaft in reichem Maße erworben hat. Aus diesen Gefühlen heraus wünschen wir von Herzen, daß es der Akademie noch lange beschieden sein möge, sich wie bisher Ihrer kundigen und eifrigen Mitarbeit an ihren wissenschaftlichen Aufgaben zu erfreuen! | Heidelberger Akademie der Wissenschaften. | Der geschäftsführende Sekretär: | Windelband. | Herr Schroeder erwiderte darauf mit folgendem Schreiben an den geschäftsführenden Sekretär: | Heidelberg, den 11. März 1911. | Hochverehrter Herr Kollege! | Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften und besonders die philosophisch-historische Klasse hat sich in der mir von Ihnen gütigst zu meiner Doktor-Jubelfeier überreichten Glückwunsch-Adresse in so überaus warmer und verständnisvoller Weise über mein wissenschaftliches Wesen und Wirken ausgesprochen, daß ich mich ihr zum tiefsten Danke verpflichtet fühle. Aufgaben, wie sie unserer Klasse obliegen, erschienen mir schon in meiner Schülerzeit als die schönsten Ziele menschlichen Strebens. An der Universität hörte ich neben den juristischen mit besonderer Vorliebe deutsch-philologische und historische Vorlesungen und neben meinen Rechtslehrern haben Moritz Haupt, Maßmann und Waitz und später mein väterlicher Freund Jakob Grimm den größten Einfluß auf meine wissenschaftliche Entwicklung gehabt. So wurde ich, obgleich auch die Rechtsdogmatik und die juristische Praxis mich in hohem Grade anzogen, doch nach Beruf und Neigung der Rechtshistoriker, der zwischen der juristischen und der philosophischen Fakultät steht und beiden mit gleicher Liebe anhängt. So war es mir auch von Anfang eine besondere Freude, der philosophisch-historischen Klasse unserer Akademie als Mitglied anzugehören, wenn ich es auch mit lebhaftem Bedauern empfinde, daß die zahlreichen, von früherer Zeit auf mir lastenden wissenschaftlichen Aufgaben es mir kaum möglich machen, mich als aktiver Mitarbeiter an den Sitzungsberichten unserer Klasse zu betätigen. Um so dankbarer bin ich dafür, daß die Akademie mir zu den Vorarbeiten für eine wissenschaftliche Ausgabe der badischen Weistümer die Mittel bewilligt hat. Wird auch die Ausgabe selber nicht in den Rahmen unserer Publikationen aufgenommen werden, so wird sie doch eine Fülle kostbaren Materials für spätere akademische Arbeiten zutage fördern. Ich persönlich darf wohl nicht mehr hoffen, aus diesem Brunnen noch schöpfen zu können, aber für die spätere rechtsgeschichtliche Forschung im oberrheinischen Gebiet ist da reichlich vorgesorgt. | Empfangen Sie, hochverehrter Herr Kollege, meinen innigsten Dank für die Freude, die Sie mir durch die Adresse bereitete haben, und übermitteln Sie diesen Dank auch an die Akademie und besonders an die philosophisch-historische Klasse. | In treuer kollegialer Gesinnung verbleibe ich als | Ihr dankbar ergebener | Richard Schroeder.3↑Firma B. G. Teubner ] vgl. Windelband: Jahresbericht des geschäftsführenden Sekretärs der Akademie [in der Festsitzung vom 24.4.1911]. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juli 1910 bis Dezember 1911. Heidelberg: Carl Winter 1912, S. XXXII: Der Teubnerschen Verlagsbuchhandlung in Leipzig wurde anläßlich ihres Säkularjubiläums am 3. März 1911 ein Glückwunschtelegramm gesendet.4↑Verbund ] vgl. in derselben Akte den Einladungsentwurf Windelbands zur Sitzung der Gesamt-Akademie am Samstag 3t. December 4 Uhr vom 11.11.1910: Zweiter, geschäftlicher Teil präcis 5 ½ Uhr im Geschäftszimmer der Akademie (Neues Collegienhaus parterre links). Tagesordnung. 1) Einrichtung des Jahresberichts auf das Kalenderjahr. 2) Modalitäten der Ernennung auswärtiger Mitglieder. 3) Eintritt in die Vereinigung der Akademien. Berichterstatter: Herr Bezold. 4) Mitteilungen; sowie Windelbands Einladung zur Plenarsitzung der Akademie am Samstag den 18t Juli 1914 Nachm[ittags] 5 Uhr im Geschäftszimmer der Akademie vom 8.7.1914, Punkt 2 der Tagesordnung: Bericht des Herrn Bezold über die Tagung der kartellierten Akademien in Wien und Beratung über die Leistung der aus dem Kartellverhältnis erwachsenden Verpflichtungen. Die Rede ist vom sog. Kartell bzw. Verband wissenschaftlicher Körperschaften, gegründet 1893 in Leipzig von den Akademien Wien, Leipzig, Göttingen, München (unter Beteiligung der Berliner Akademie, die jedoch erst 1906 beitrat) zum Zwecke der Durchführung gemeinsamer Projekte (Deutsches Biographisches Jahrbuch, Deutsche Literaturzeitung, Deutsche Inschriften, mathematische Enzyklopädie u. a.). Die Heidelberger Akademie war nach ihrem Antrag vom 20.1.1911, vermittelt durch die Münchener Akademie, seit 3.6.1911 Mitglied, vgl. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juli 1910 bis Dezember 1911. Heidelberg: Carl Winter 1912, S. XL sowie Conrad Grau: Die Wissenschaftsakademien in der deutschen Gesellschaft. Das „Kartell“ von 1893 bis 1940. In: Acta historica Leopoldina 22 (1995), S. 31–56.▲