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- TitleWindelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 8.3.1910, 2 S, hs. (lat. Schrift), Briefkopf:Wasserzeichen Ruprecht-Karls-Universität. | Academisches Directorium. | Heidelberg, den … 1, UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_69
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Windelband an Heinrich Rickert, Heidelberg, 8.3.1910, 2 S, hs. (lat. Schrift), Briefkopf:Wasserzeichen Ruprecht-Karls-Universität. | Academisches Directorium. | Heidelberg, den … 1, UB Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_69
8.3.1910
Verehrtester Freund,
Eben hat mich Dr. Ruge besucht[1][a], in heller Aufregung darüber, dass er aus der Redaction des Logos herausgedrängt[2] werden solle und dass sächlich[b] das Princip, das allerdings allein dem L[ogos] Existenzberechtigung giebt, jetzt gefährdet erscheine, wonach es nicht eine philosophische Zeitschrift wie andre deutsche, sondern ein internationales Kulturphilosophie-Organ sein soll. ich übersehe die Sachlage nicht genügend, solange ich sie nur von der einen Seite sehe. ich bedaure um so mehr, dass ich Siebeck, der in der Angelegenheit heut hier erscheinen wird, nicht sprechen kann, weil ich gleich nach dem Mittag zu den Mannheimer Lanz-Feiern[3] abzureisen genötigt bin und vor Donnerstag Abend nicht wieder hier sein kann. ich möchte Sie deshalb bitten, mich bis dahin möglichst zu orientieren, wie es mit den Aenderungen in der Redaction des Logos steht. Meine Mitwirkung hängt | wie Sie wissen, principiell daran, dass kein Konkurrenz-Unternehmen gegen die Kantstudien oder andre deutsche philosophische Zeitschriften daraus wird und dass mit dem internationalen Charakter völlig Ernst gemacht wird. Auch über die persönlichen Differenzen, die leider eingetreten zu sein scheinen, sähe ich gern klar.
In grosser Eile getreulich grüssend der Ihrige
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑besucht ] vgl. den fast gleichlautenden Bericht Max Webers an Heinrich Rickert, Ruge sei eben bei ihm gewesen, furibund darüber, daß man ihn augenscheinlich aus der Logos-Redaktion drängen wolle (geschrieben vor oder am 13.3.1910, wie die Max Weber Gesamtausgabe Abt. II, Bd. 6, S. 428–431 datiert), der vielleicht ebenfalls am 8.3.1910 verfaßt ist, jedenfalls nicht vorher – mit dem Zusatz: Bitte antworten Sie nicht, der Brief dient nur Ihrer Information – und der folgende Facette des Verhältnisses Windelband/Ruge hinzufügt: Wo die wirklichen Schwierigkeiten liegen ist mir natürlich nicht schwer zu errathen (wir sprachen ja von Ruge im Herbst). Er ist ebenso wie bei mir auch bei Windelband gewesen, – dieser hat nach seiner Art ihn nur gefragt: „Haben Sie auch in der Form Ihrer Briefe nichts versehen?“ und hinzugefügt: „auch bei Ihrer Habilitation (die H[abilitations]-Schrift ist in W[indelband]’s Händen) könnten ähnliche Dinge“ (er meint: die vielen früheren Taktlosigkeiten) „Bedenken erregen“ – was R[uge] natürlich vollends furibund gemacht hat. (NB! die Art der Ausbeutung R[uges]’s durch W[indelband] ist – rein objektiv, nach den mir nicht durch R[uge] – bekannten Thatsachen – nicht anders als „schamlos“ zu nennen!). Weber unterstreicht im weiteren Verlauf, daß er sich keinesfalls in die Angelegenheit weiter einzumischen gedenke. Vgl. die Antwort Rickerts an Weber vom 13.3.1910: Lieber Weber! […] Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief, der mir eine sehr werthvolle Bestätigung meiner Auffassung der Lage gegeben hat. Ich antworte Ihnen, weil ich wünsche, daß auch Sie informirt sind. – Ruges Angaben stehen zum größten Theil mit der Wahrheit in schroffem Widerspruch. Seit vorigem Sommer steht fest, daß Mehlis alleine der eigentlich verantwortliche Herausgeber des Logos sein soll. Dies habe ich in Gegenwart von Ruge zur Bedingung meiner Mitwirkung gemacht. Ein „Kontrakt“ hierüber existirt lediglich in Ruges Phantasie. Ich habe es stets als die absolut selbstverständliche Consequenz angesehen, daß der Name von Mehlis allein auf dem Titelblatt stehe. Sie selbst entsinnen sich ja, daß ich in diesem Sinne mit Ihnen gesprochen habe. Auch andere Mitglieder unserer Konferenz im vorigen Sommer z. B. Baensch haben die Sache so aufgefaßt und sind höchst erstaunt gewesen, als sie hörten, hierüber werde überhaupt noch verhandelt. – Ebenso war ich überrascht, als Dr. Ruge sich gegen die jetzt getroffene Fassung des Titelblattes sträubte. (Der Druck war übrigens lediglich eine Satzprobe für die ästhetische Ausgestaltung. Es werden daran sicher noch Änderungen vorgenommen.) Mehlis, der einer der koncilliantesten und gutherzigsten Menschen ist, die man sich denken kann, ist dafür eingetreten, daß Ruge’s Wunsch erfüllt werde, während Kroner, der doch ein Interesse daran hatte, auf das Titelblatt zu kommen, entschieden wünschte, es solle bei der alten Verabredung bleiben. Ich mußte mich entschieden gegen Ruges Wunsch wenden, weil ich eine Betheiligung an der Leitung des Logos ablehnen muß, wenn der Mann, der auch äußerlich als der eigentliche Herausgeber gekennzeichnet wird, nicht hier in Freiburg wohnt. Ich habe dies bereits im Sommer in Gegenwart von Ruge erklärt, als dieser seinen Namen allein auf das Titelblatt gesetzt sehen wollte! Ich glaube nicht, daß R[uge] bewußt lügt, aber in seinem Kopf ist ein so ungeheurer Wirrwarr, daß ihm jeder Sinn für Thatsachen fehlt, wenn diese Thatsachen seinen Wünschen nicht entsprechen. – Wenn ich dies nicht annähme, müßte ich auch seine Behauptung, der Logos solle jetzt als rein „südwestdeutsch“ gestempelt werden, als dreiste Lüge bezeichnen. Unser ganzes Bestreben ist, wie Sie ja wissen, stets darauf gerichtet gewesen, den Verdacht, als solle der Logos ein Schulorgan sein, zu unterdrücken. Darum lag mir soviel an Simmels Mitwirkung, darum habe ich selbst an Husserl geschrieben und ihn dringend gebeten, uns seinen Namen u. seine Mitwirkung zu geben. Darum haben wir mit allem Raffinement Wölfflin zu ködern gesucht. Darum haben wir Boutroux u. Croce in die erste Nummer gebracht, obwohl besonders der Artikel von Boutroux herzlich schwach ist u. nicht auf dem Niveau, auf dem wir den Logos zu halten wünschen. Ebenso ist es absolut unwahr, daß Ruge über die Vorgänge im Logos ohne Nachricht geblieben ist. Mehlis hat ihn nahezu über jede Kleinigkeit auf das Eingehendste informirt, u. R. hat dabei Mehlis durch sein fortwährendes Quängeln u. Mäkeln eine Geduldsprobe bereitet, die ein weniger gutmüthiger Mensch nicht bestanden haben würde. Nur in den zwei Wochen, in denen Mehlis mit hohem Fieber an Influenza zu Bett lag, ist R[uge] ohne Nachricht geblieben, u. bei dieser Gelegenheit hat er sich nun so benommen, daß von einem weiteren Zusammenarbeiten mit ihm garkeine Rede sein kann. Er hat an Mehlis Briefe geschrieben, die diesen schwer beleidigen mußten, und an Kroner Briefe mit den abenteuerlichsten Drohungen („Strafgesetzbuch“) und einer Flut von Schmähungen und Verdächtigungen über Mehlis. – Mehlis kam am ersten Tage, an dem er wieder ausgehen konnte, zu mir, um mir mitzutheilen, daß er jeden Verkehr mit R[uge] abbrechen müsse. Er werde ihn nicht fordern, weil er ihn für unzurechnungsfähig halte u. er auch der Welt nicht das Schauspiel einer schießenden „Logos“-redaktion geben wolle. Ein weiterer Verkehr aber mit R[uge] sei schon deswegen für ihn unmöglich, weil er Offizier ist, und er dadurch in eine sehr üble Lage kommen könne. Kroner, der ebenfalls Offizier ist, war über die Briefe von R[uge] so entsetzt, daß er sie einem ihm befreundeten Psychiater (Assistent von Hoche) vorgelegt hat, u. dieser hat erklärt, diese Briefe könnten als typische Beispiele für Querulantenwahn in ein Lehrbuch der Psychatrie aufgenommen werden. Auch Züge von Größen- und Verfolgungswahnsinn seien vorhanden. Dies schreibe ich nur Ihnen in absolutem Vertrauen, denn, wenn auch ich an Ruges geistiger „Normalität“ zweifle, so finde ich, ein Psychiater sollte auf Briefe hin, so etwas unter keinen Umständen sagen. Ich habe daher auch hiervon Windelband, der mich bat, ihn zu informiren, keine Silbe geschrieben. Diese Sache muß ganz unter uns bleiben. Jetzt nur noch ein paar Worte über den vorläufig letzten Akt der Tragikömödie. Ruge hat mich um eine Unterredung gebeten, und da er sich dabei auf Windelband berief, habe ich sie ihm zugesagt. Gestern Abend jedoch brachte mir Mehlis einen Brief, den Ruge seinen Verleger Faust an Siebeck hat schreiben lassen. Ich kann diesen Brief nur so verstehen, daß Ruge damit durch seinen Verleger Siebeck einen Proceß androht, und ich habe daher gestern Abend an Ruge telegrafirt: ‚nach Kenntniß des Briefes an Siebeck von Faust, ist Unterredung unmöglich.‘ Siebeck ist leider verreist. Wenn er nach Tübingen zurückkommt, wird er dort die Nachricht finden, daß Mehlis, Kroner u. ich jede gemeinsame Arbeit mit Ruge definitiv ablehnen. Dies habe ich auch Windelband geschrieben und ihm gestern Abend den Brief des Buchhändlers Faust an Siebeck geschickt, damit Windelband sieht, daß ich mich mit Ruge beim besten Willen nicht über den Logos unterhalten kann. Ich bin im Grunde genommen sehr froh, daß Ruge sich noch vor der Ausgabe des ersten Logosheftes so „enthüllt“ hat. Die Artikel von Boutroux u. Croce sind das Einzige, womit er uns chikaniren kann. Seine Drohung ‚der Logos wird in Deutschland nicht erscheinen‘, macht auf uns weiter keinen Eindruck. Zum Schluß nur noch die ebenso dringende wie herzliche Bitte: lassen Sie uns Ihren Namen! Wir brauchen ihn. Denn erstens kenne ich keinen Nationalökonom, der soviel von Philosophie versteht wie Sie, u. zweitens kenne ich keinen Mann, an dessen Namen mir mehr gelegen wäre als an dem Ihrigen. Das zweite möchte ich nicht näher ausführen, denn ich weiß, so etwas lieben Sie nicht. Was das erste betrifft, so können Sie doch wirklich nicht behaupten, daß Ihr Name weniger passend ist als der Meineke’s, Tröltsch’s u. Wölfflin’s. Vielleicht kommt noch der Gierkes hinzu – dann sind alle wichtigen Kulturwissenschaften vertreten von Einzelforschern, die zugleich ein Verhältniß zur Philosophie haben, u. gerade das drückt dann schon dem Titelblatt des Logos den charakteristischen Stempel auf. Simmel ist ja nur so lange dagegen gewesen, als es zufällig lauter badische Einzelforscher waren, die auf dem Titelblatt standen, denn er hatte eine entsetzliche Angst davor, daß man ihn für „südwestdeutsch“ halten könnte. Jetzt, wo wir auch Wölfflin haben, ist er restlos beglückt. Ich würde mich furchtbar freuen, wenn Sie zu uns kämen u. wir über die Sache noch mündlich verhandeln könnten. Meine Freude wird erst dann ganz rein sein, wenn ich weiß, daß Sie ohne Unbehagen mitmachen. Jeder Mensch, dem ich bisher von den Namen auf dem Titelblatt erzählt habe, hat nur „Donnerwetter!“ gesagt, oder etwas ähnliches (zitiert nach: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift Logos. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke, NL 330/3/1/5, Ausdruck vom 1.3.2012, S. 24–26). – Es existiert im Verlagsarchiv Mohr/Siebeck (Staatsbibliothek Berlin) eine reiche Überlieferung zu dieser die Gründungsphase des Logos schwer belastenden Auseinandersetzung, vgl. Rüdiger Kramme: Philosophische Kultur als Programm. Die Konstituierungsphase des LOGOS. In: Hubert Treiber/Karl Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Zur Topographie der „geistigen Geselligkeit“ eines „Weltdorfes“: 1950–1950. Opladen: Westdeutscher Vlg. 1995, S. 119–149; sowie die Materialsammlungen von Klaus Christian Köhnke und Rüdiger Kramme: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift LOGOS. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/5: logostext (Ausdruck vom 1.3.2012). 356 Bl., editorische Vorbemerkung von Köhnke vom 25.11.11; Abschlußbericht Logos: „Philosophische Kultur als Programm. Eine wissenschaftshistorische Analyse des LOGOS 1910 bis 1924 (1933)“, 2 Teile (Stichtag 16.11.1993), UB Leipzig, NL 330/3/1/3–4; ein Exemplar des Materialbandes und die zugehörigen Disketten befinden sich im Georg Simmel Archiv Bielefeld.2↑herausgedrängt ] vgl. Arnold Ruge an Paul Siebeck vom 5.3.1910: Nun noch eine Angelegenheit, hochgeehrter Herr Doctor, die ich als Geheimnis zu betrachten bitte. In den Angelegenheiten des ‚Logos‘ ist Dr. Mehlis der Vertreter der deutschen Redaction, die aus ihm, Dr. Kroner und mir besteht. Wir drei vertreten wiederum die internationale Kommission, die den Logos gründete und ihm seinen Charakter bestimmte. Von allen diesen ist auch der Titel und das Titelblatt festgesetzt worden. Sie haben davon Kenntnis genommen, dass wir drei Redacteure in gleicher Weise auf dem Titel zu stehen haben, das hat seinen Grund in Ueberlegungen, die auch von rein geschäftlicher Seite wesentlich sind. Ich stehe Ihrem Hause durch meine eigenen Unternehmungen nahe genug, um die Pflicht aber auch das Recht zu fühlen, Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Es scheint mir, und Sie werden darin mit mir übereinstimmen, dass eine Zeitschrift nur dann Aussicht auf Bestand hat, wenn sie ganz eigenartige Grundsätze festhält. Wir haben damals und ich persönlich darauf hin immer wieder von neuem betont, dass dauernd mit den jüngeren Autoren die älteren heranzuziehen sind und das dauernd Zufuhr vom Auslande, dass ferner auf keinen Fall der Anschein dasein darf, als sei die Zeitschrift ein Kliquenblatt der Süddeutschen Philosophie. Das alles ist zum Teil auch durch die Dreiheit und Verschiedenartigkeit der Herausgeber betont. Ich halte deshalb die Form des vereinbarten Titels für unbedingt aufrecht zu erhalten; wenn erst der Einzelne sich vorzudrängen und das Blatt als Mittel des eigenen Avancements zu gebrauchen versucht, ist m. E. ein Erfolg ausgeschlossen zumalen, wenn dieser Einzelne selbst noch vollkommen unbekannt ist. Ich habe auch bei meinen Besprechungen mit Herrn Geheimrat Windelband und mit Ihrem Herrn Sohne ganz besonderen Wert darauf gelegt, dass bei unserer Encyclopädie alle Hauptbeteiligten des Logos mitbeteiligt sind, Windelband, Sie und ich und dass dadurch der Oeffentlichkeit gegenüber ganz besonders betont wird, dass beide Unternehmungen verschiedene mit einander durchaus verträgliche Wege gehen. Es ist das unbedingt nötig. Ich betone endlich, dass ich die Hauptarbeiten des Logos für meine Philosophie der Gegenwart kontrahiert hatte und dass erst durch mich die Verbindung mit dem Auslande hergestellt wurde. Nun höre ich, dass Dr. Mehlis, ohne dass ihm das Recht zusteht den Titel ändern und sich als alleinigen Herausgeber nennen wolle. Ich werde das auf keinen Fall zugeben, weil ich dadurch die Sache selbst als geschädigt ansehe und es für durchaus wichtig halte, dass nur das im Logos erscheint, was von uns dreien verantwortet wird. Ich bitte Sie deshalb im eigensten Interesse, das Sie an dem Logos und auch an der Encyclopädie haben, an dem vereinbarten Titel festzuhalten und nur dann davon abzuweichen, wenn Sie versichert sind, dass dies mit Einstimmung aller drei Redactionsmitglieder geschieht. Sollte auf irgend eine unlautere Weise seitens der Redaction eine Aenderung vorgenommen werden, würde ich meine Interessen als geschädigt betrachten und für den mir für die Philosophie der Gegenwart entstandenen Schaden Ersatz fordern, mich selbst aber ganz von der Sache zurückziehen und dies die Oeffentlichkeit wissen lassen. Ihnen steht das Recht zu, sich in allen Angelegenheiten auf die gesamte Redaction zu berufen, womit Sie ein Mittel in der Hand haben, sich gegen Willkürlichkeiten zu schützen. Ich selbst will im Sinne der Sache streng den ursprünglichen Plan vertreten wissen. Nur in seiner Erfüllung liegt eine Hoffnung auf Erfolg in dieser Sache. Wer mich kennt, weiss, dass mir alles Kriechertum fernliegt und damit alles Kliquenwesen und das ist schon eine gute Garantie. Daraufhin schrieb Paul Siebeck am 7.3.1910 an Georg Mehlis: soeben trifft ein Brief von Herrn Dr. Ruge ein, über den ich an Sie schreiben muss, trotzdem er unter das Siegel der Verschwiegenheit gestellt ist. Herr Dr. Ruge beschwert sich bei mir darüber, dass auf dem Titel des Logos nur Sie als Herausgeber genannt werden sollen. Sie hatten ihn wohl hiervon benachrichtigt? […] Wenn ich Ihnen in der Sache einen Rat geben darf, so ginge er dahin, es bei der Nennung der drei Namen auf der Vorderseite des Titels zu belassen. Mehlis nahm dazu am 9.3.1910 Stellung, an Siebeck: Wir freuen uns, dass Sie das Erscheinen des Logos für den 1. April vorbereiten. […] Für Ihre freundliche Mitteilung über Ruge bin ich Ihnen ganz besonders dankbar. Leider konnte ich Ihnen nicht telegraphieren, da es Rickerts ausdrücklicher Wunsch ist, dass Ruge nicht auf der Vorderseite des Titels genannt wird. Kroner und ich waren ursprünglich für die drei Namen auf dem Titel. Rickert erklärte mir jedoch, dass er in diesem Falle sein enges Verhältnis zur Logosredaktion lösen würde. Sein Artikel solle dann nicht an erster Stelle stehn; den Artikel fürs zweite Heft würde er zurückziehn u. s. w. Bei den unschätzbaren Verdiensten, die sich Rickert um das ganze Unternehmen erworben hat, hielten Kroner und ich es für vollkommen ausgeschlossen, ihm in dieser für den Erfolg des Unternehmens unwesentlichen Angelegenheit hartnäckigen Widerstand zu leisten (alle Zitate nach: Briefe und Dokumente zur Geschichte der Zeitschrift Logos. UB Leipzig. Nachlass Klaus Christian Köhnke, NL 330/3/1/5, Ausdruck vom 1.3.2012).3↑Lanz-Feiern ] vgl. die Festrede Windelbands auf Julia Lanz, geb. Faul, anlässlich der Jubiläumsfeier im Nibelungensaal des Rosengartens. In: Zur Erinnerung an das 50-jährige Jubiläum von Heinrich Lanz in Mannheim. Begangen in den Tagen des 5. bis 12. März 1910. O. O. [Mannheim]: o. D. [1910], S. 88–90. Die Familie Lanz hatte u. a. die Heidelberger Akademie der Wissenschaften gestiftet. Als Abgeordnete der Heidelberger Akademie der Wissenschaften nahmen Windelband und Leo Koenigsberger an der Enthüllung des Denkmals für Heinrich Lanz am 9.3.1910 bei, vgl. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Stiftung Heinrich Lanz. Jahresheft Juni 1909 bis Juni 1910. Heidelberg: Carl Winter 1910.▲