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- TitleWindelband an Hugo Münsterberg, Heidelberg, 10.9.1908, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke, Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, gedruckter Briefkopf: Sommer- & Winter-Kuranstalt Verenahof – Limmathof Schweiz – Baden, Boston Public Library, Hugo Münsterberg Collection, MS Acc 1501-2500: Series 7, Box 51, Folder 750
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- Physical LocationBoston Public Library
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Windelband an Hugo Münsterberg, Heidelberg, 10.9.1908, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke[1], Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, gedruckter Briefkopf: Sommer- & Winter-Kuranstalt Verenahof – Limmathof Schweiz – Baden, Boston Public Library, Hugo Münsterberg Collection, MS Acc 1501-2500: Series 7, Box 51, Folder 750
10. Sept[ember] 08
Vertraulich![a]
Hochgeehrter Herr Kollege,
Ihren mir sehr wertvollen Brief[2] erhielt ich gerade im Momente der Abreise[3]: ich danke Ihnen von ganzen Herzen dafür! Er bestätigt mir, was ich mir schon selbst gesagt hatte: dass man wohl wieder die Wege finden wird, um bei dieser Gelegenheit[4] um mich herumzukommen, – und was mir auch schon mitgeteilt war: dass bereits das Intrigenspiel in dieser Richtung begonnen habe. Neu dagegen war mir der Ausweg, den man in der Person von Maier gefunden zu haben scheint. Das überrascht mich in der Tat: denn das solche Mediocrität (und dass es eine solche ist, hat mir gerade der Kongressvortrag[5] und die ganze Erscheinung dabei bestätigt) überhaupt in Frage sein könnte, habe ich mit keinem Gedanken geahnt! Und derselbe auch für Göttingen? Wie schlimm muss es mit der mittleren Generation der Philosophievertreter stehen, wenn nun solche Leute daran sind! Aber es ist ja leider so, und die Schuld daran liegt bei der Politik, die in dieser Hinsicht Preussen drei Jahrzehnte lang getrieben hat. Wenn noch eine Hoffnung ist, so liegt sie bei dem historisch-philologischen Teile der Fakultät: aber ich selbst kann natürlich keine Schritte dazu tun!
Haben Sie herzlichen Dank für die Gesinnung, die Sie mir auch darin bestätigen; und lassen Sie mich in der Eile, die ich bei meiner heutigen Installation[6] habe, noch einmal sagen, wie wertvoll mir und uns allen Ihre Anwesenheit und Ihre Mitwirkung bei dem Kongress war. Lassen Sie mich freundlichst wissen, wo Sie in der nächsten Zeit brieflich erreichbar sind; denn ich möchte gern in gewisser Ruhe auf das Besondre Ihres Schreibens zurückkommen.
Für heute mit herzlichem Dank und Gruss getreulich der Ihrige
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Digitalisierung der Schreiben Windelbands an Münsterberg war mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht abgeschlossen. Vgl. die Website des Münsterberg-Nachlasses (http://archon.bpl.org/index.php?p=collections/controlcard&id=52).4↑bei dieser Gelegenheit ] die Göttinger Berufungsliste für Geschichte der Philosophie (Nachfolge Julius Baumann) vom 1.8.1908 schlug Paul Natorp an erster, Heinrich Maier und Ernst Cassirer zusammen an zweiter Stelle vor. David Hilbert votierte separat für Edmund Husserl, Ernst Cassirer und Georg Misch; vgl. den Briefwechsel von Natorp u. Husserl vom 12.12. u. 23.12.1908 sowie vom 21.1. u. 18.3.1909 in: Edmund Husserl: Briefwechsel Bd. 5. Die Neukantianer. In Verbindung mit E. Schuhmann hg. v. K. Schuhmann. Dordrecht 1994 (Husserliana Dokumente Bd. 3 Teil 5), S. 97–112. Berufen wurde schließlich 1911 Heinrich Maier (1876–1933, BEdPh).5↑Kongressvortrag ] vgl. Heinrich Maier: David Friedrich Strauss. In: Bericht über den III. Internationalen Kongress für Philosophie zu Heidelberg 1. bis 5. September 1908. Hg. v. Th. Elsenhans. Heidelberg: C. Winter 1909, S. 175–200.6↑heutigen Installation ] der 10.9.1908 war offenbar der Tag der Ankunft in Baden in der Schweiz, vgl. Windelband an Rickert vom 7.9.1908.▲