Bibliographic Metadata
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- TitleWindelband an Georg Jellinek, Heidelberg, 20.7.1907, 1 S., hs. (lat. Schrift), Briefkarte, Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/32
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- Physical LocationBundesarchiv Koblenz
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Abstract
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Windelband an Georg Jellinek, Heidelberg, 20.7.1907, 1 S., hs. (lat. Schrift), Briefkarte, Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Georg Jellinek, N 1136/32
Heidelberg[a] 20.7.07
Lieber Freund,
Eben fand ich ein Telegramm von Liebmann[1] vor, wonach er als Vertreter der Jenenser Fakultät an der Feier am 23.[2] teilnehmen wird. ich bitte also, falls das nicht auch auf dem Wege durch die Prorectorate[3] angezeigt sein werden sollte, ihm einen entsprechenden Platz zu reservieren.
In Eile mit bestem Gruss Dein
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Feier am 23. ] die akademische Trauerfeier für Kuno Fischer († 5.7.1907) am 23.7.1907, vgl. den Bericht in: Neue Freie Presse, Nr. 15417 vom 25.7.1907, S. 1: Aus Heidelberg wird uns berichtet: Eine erhebende Trauerfeier hat am 23. d. die Angehörigen der Ruperto-Carola vereinigt, um den Manen des heimgegangenen Kuno Fischer ein würdiges Gedächtnisopfer zu bringen. Der große Saal der Stadthalle war zu diesem Zweck in eine Trauerhalle umgewandelt. Von auswärts waren Vertreter von Karlsruhe, Jena etc. erschienen. Eingeleitet wurde der Trauerakt durch die „Musikalische Faust-Szene“, eine Orchesterkomposition von Geheimrat Theodor Curtius, dem zweiten Nachfolger Robert Bunsens. Generalmusikdirektor Philipp Wolfrum gab mit dem städtischen Orchester den stimmungsvollen musikalischen Nachruf des Chemikers und Komponisten großartig wieder. Die Trauerrede hielt Geheimrat Windelband, der jetzige Inhaber von Kuno Fischers philosophischem Lehrstuhl. Der Redner ging von den engen Beziehungen aus, in denen das Leben des großen Lehrers seiner eigenen Wahl und Neigung gemäß zur Universität und Stadt Heidelberg gestanden hat. Er führte sodann an der Hand von Kuno Fischers Entwicklung aus dem ästhetischen Bildungssystem der historisch-philosophischen Periode die Bedeutung aus, welche Kuno Fischers Lehrtätigkeit als Verkörperung der alten deutschen Universität mit ihren Idealen, der Lehrfreiheit und der humanistischen Bildung besitzt. Er charakterisierte die ebenso künstlerische wie wissenschaftliche Eigenart der Methode von Kuno Fischers Geschichte der Philosophie und seiner Darstellungen aus dem Bereiche der schönen Literatur. Er zeichnete Kuno Fischers eigene philosophische Welt- und Lebensanschauung in ihrer Beziehung zu Kant und Hegel und wies auf die Bedeutung hin, welche seine Logik dem Begriffe der Entwicklung beigemessen hat. Er gab endlich eine Charakteristik des Mannes selbst, indem er das eigenartige Verhältnis des temperamentvollen Willens der Selbstbehauptung zu der intellektuellen Klarheit und ästhetischen Formung bei der Entwicklung seiner einzelnen Charakterzüge und zur Schilderung seiner persönlichen Beziehungen benützte. Geheimrat Windelband schloß mit der Betrachtung, daß dieses reiche und wertvolle, voll ausgelebte Leben das großartige Beispiel einer Entwicklung in Kuno Fischers eigenem Sinne darstellt. Mit Beethovens „Trauermarsch“ klang die Kuno Fischer-Feier ernst und würdig aus.▲
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