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- TitleWindelband an Hugo Münsterberg, Heidelberg, 11.7.1903, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke, Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Boston Public Library, Hugo Münsterberg Collection, MS Acc 1501-2500: Series 7, Box 51, Folder 750
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- Physical LocationBoston Public Library
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Windelband an Hugo Münsterberg, Heidelberg, 11.7.1903, Text nach einer Transkription von Klaus Christian Köhnke[1], Umfang und Besonderheiten nicht bekannt, Boston Public Library, Hugo Münsterberg Collection, MS Acc 1501-2500: Series 7, Box 51, Folder 750
Heidelberg, 11. Juli 1903
Hochgeehrter Herr College,
Für die durch Ihr liebenswürdiges Schreiben vom 8. d[es] M[onats] mir übermittelte Einladung zu dem internationalen Gelehrten-Congress zu St. Louis[2] im September 1904 spreche ich meinen hocherfreuten Dank aus: ich nehme die mir damit erwiesene Ehre gern an und tue es um so lieber, als ich einerseits weiss, dass meine Bücher in Nordamerica nicht unbekannt[3] sind, und andererseits so die willkommene, sonst mir wohl versagte Gelegenheit finde, die neue Welt kennen zu lernen, der ich das lebhafteste Interesse entgegenbringe.
Eine grosse Freude wird es für mich sein, wenn dieser Anlass mir Ihren Besuch hier in Heidelberg bringt, den Sie mir schon durch die Geleitzeilen für Herrn[a] Hocking[4] in Aussicht stellten, – einen Herrn übrigens, für dessen Empfehlung ich Ihnen ganz besonders dankbar bin.
Was die Zeit Ihres Besuchs anlangt, so erlaube ich mir folgendes zu bemerken. ich weiss nicht, ob Sie Freund von Festen sind; Heidelberg begeht vom 5–9 August die Centenarfeier[5] seiner Zugehörigkeit zu Baden, ein Fest, das zwar nicht den Umfang desjenigen von 1886[6] haben, aber doch an Vertretern der übrigen Universitäten und an ehemaligen Docenten und Studenten Heidelbergs selbst eine stattliche Anzahl von Collegen vereinigen wird. Wenn Sie in diesen Tagen uns durch Ihren Besuch erfreuen wollten, so rechne ich besonders gern darauf, Sie am 7. zum Mittagsgast zu haben, wo Sie Hensel und hoffentlich andre Sie interessirende Collegen finden würden. Zeller hat uns leider abgeschrieben.
Jedenfalls sehe ich Ihrem Besuche[7] mit grosser Freude entgegen und bedaure nur, Ihnen mein Gastzimmer nicht anbieten zu können, da es durch meine Tochter[8] und ihr Kind für diese Wochen besetzt ist.
In der Hoffnung auf erfreuliches Wiedersehen mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst der Ihrige
W Windelband
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Transkription von Klaus Christian Köhnke ] Kollation derzeit nicht möglich. Der Transkription liegt die Datei Manuskript: Windelband Briefe | herauszugeben von K. C. Köhnke | Ausdruck vom 1.3.2012 zugrunde, die den Herausgebern zur Verfügung steht. Ein Ausdruck dieser Datei befindet sich in öffentlichem Besitz (Universität Leipzig, Nachlass Klaus Christian Köhnke NL 330/3/1/2). Die Digitalisierung der Schreiben Windelbands an Münsterberg war mit Stichtag 14.5.2018 noch nicht abgeschlossen. Vgl. die Website des Münsterberg-Nachlasses (http://archon.bpl.org/index.php?p=collections/controlcard&id=52).2↑Gelehrten-Congress zu St. Louis ] Windelband widerrief seine Zusage später, vgl. Windelband, Albrecht Kossel, Georg Jellinek an Münsterberg vom 3.5.1904 sowie Windelband an Münsterberg vom 7.5. u. 29.6.1904. Im Januarheft 1904 der Hochschul-Nachrichten (Paul von Salvisberg) wird Windelband mit Max Weber, Georg Simmel, Georg Jellinek u. a. noch unter denjenigen aufgeführt, die der Einladung zum Wissenschaftlichen Kongreß anläßlich der Weltaustellung in St. Louis Folge leisten würden (S. 112).3↑meine Bücher in Nordamerica nicht unbekannt ] von Windelbands Geschichte der alten Philosophie. In: Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft in systematischer Darstellung … hg. v. Iwan Müller. Bd. 5, 1. Abt.), S. 115–337, erschien nach der 2. Aufl. 1894 eine Übersetzung von Herbert Ernest Cushman, New York: Charles Scribner’s Sons 1899 (2. Aufl. dieser Übersetzung 1906, 3. Aufl. 1910, Titelauflage 1921, Nachdruck New York: Dover Publications o. J. [1958]). Von Windelbands (Lehrbuch der) Geschichte der Philosophie erschienen zwei Übersetzungen von James H. Tufts. Die erste nach der 1. Aufl., New York/London: MacMillan September 1893 (weitere Abdrucke Januar 1895, Januar 1896, November 1898), die zweite Übersetzung nach der 2. Aufl. 1900, New York York/London: MacMillan September 1901 (weitere Abdrucke Juli 1905, Juli 1907, Juli 1910, Juli 1914, 1926. Nachdruck New York: Harper 1958. Nachdruck Westport, Conn. 1979).4↑Hocking ] William Ernest Hocking (1873–1966), 1899–1901 Studium in Harvard, u. a. bei William James. Reise zur Pariser Weltaustellung 1900. 1902–03 in Deutschland an den Universitäten Göttingen, Berlin u. Heidelberg. Ph. D. in Harvard 1904, anschließend Instructor in comparative religion am Andover Theological Seminary. 1906 am Philosophy Department, University of California. 1908–14 an der Yale University, danach Alford Professor of Natural Religion, Moral Philosophy and Civil Polity in Harvard (https://www.encyclopedia.com/people/philosophy-and-religion/philosophy-biographies/william-ernest-hocking (23.5.2018).5↑Centenarfeier ] vgl. Acta saecularia zur Erinnerung an die Zentenarfeier der Erneuerung der Universität Heidelberg durch Seine Königliche Hoheit den Grossherzog Carl Friedrich. Hg. im Auftrage des Senates. Heidelberg: Petters 1904 (Acta saecularia zur Erinnerung an die Zentenarfeier der Erneuerung der Universität Heidelberg 1803–1903).8↑Tochter ] wahrscheinlich Meta Windelband, verheiratete Goette, die ihr erstes Kind im Früjahr 1903 zur Welt gebracht hatte, vgl. Windelband an Karl Dilthey vom 10.3.1903.▲