Bibliographic Metadata
- TitleEugen Diederichs an Vaihinger, Jena, 31.10.1923, 2 S., Ts. (Durchschlag) mit eU, Briefkopf Eugen Diederichs Verlag in Jena, darunter links Signet der Zeitschrift Die Tat, rechts Verlagssignet, dazwischen Text (Lagarde-Zitat), darunter: Postcheckkonto Leipzig 3553 / Telephonruf 2 / Jena den …, in der linken Spalte Werbetext für die Zeitschrift die Tat, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 d, Nr. 2
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 d, Nr. 2
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Eugen Diederichs an Vaihinger, Jena, 31.10.1923, 2 S., Ts. (Durchschlag) mit eU, Briefkopf Eugen Diederichs Verlag in Jena, darunter links Signet der Zeitschrift Die Tat, rechts Verlagssignet, dazwischen Text (Lagarde-Zitat)[a], darunter: Postcheckkonto Leipzig 3553 / Telephonruf 2 / Jena den …, in der linken Spalte Werbetext[b] für die Zeitschrift die Tat, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 6 d, Nr. 2
31. Oktober 1923
D/D[c]
Sehr verehrter Herr Professor!
Ich werde von der chinesischen Lecture-Association in Peking[1], durch deren Vermittlung die Gastprofessoren Dewey, B. Russell, H. Driesch jetzt nach China berufen waren, gebeten, mit Ihnen in Verhandlungen zu treten.
Es ist geplant, die namhaftesten Vertreter der deutschen Philosophie zu veranlassen, dass sie zu dem chinesischen Volke sprechen. Zu diesem Zwecke sollen je vier Aufsätze in einem Band[2] zusammengefasst, in chinesischer Sprache übersetzt (von Dr. Carsun Chang[3] und anderen geeigneten Persönlichkeiten) und dann also chinesisch erscheinen. Die Lecture-Association bietet mir als Entgelt für meine Bemühungen an, dass ich dann das Verlagsrecht der deutschen Originale bekommen könnte. Ich muss es von der Entwicklung der Verhältnisse in Deutschland abhängig sein lassen, ob ich dieses Anerbieten annehme. Jedenfalls würden Sie also das deutsche Originalrecht mit verkaufen, und ich würde eventuell[d] mich bemühen, wenn ich darauf verzichte, den Chinesen einen anderen deutschen Verlag zu vermitteln. |
Die Bedingungen sind folgende: für einen Aufsatz von etwa 20 Schreibmaschinenseiten (ungefähr 8000 Worte) beträgt das Honorar 5 englische Pfund. Das Geld wird für die Autoren von Peking aus überwiesen, sobald die Nachricht, dass das Manuskript bei mir eingetroffen ist, in Peking angelangt ist. Die Gesamtsumme ist bereits auf einer chinesischen Bank hinterlegt.
Sie sind gebeten, drei Ihnen genehme Themen vorzuschlagen, die ich dann nach Peking weitergebe und von denen eins zur Behandlung ausgewählt wird. Es ist nun der Lecture-Association daran gelegen, dass möglichst schnell 3 Aufsätze in Peking eintreffen, damit die Veröffentlichung sobald wie möglich beginnen kann, die in monatlichen Abständen ohne Unterbrechung vor sich gehen soll. Es muss also ein gewisser Vorrat von Manuskripten vorhanden sein.
Ich bitte Sie also um Auskunft:
1.) ob Sie bereit sind, an der Unternehmung mitzuwirken[4] und bis wann sie eventuell[e] Ihren Aufsatz liefern können.
2.) um die Angabe von drei Themen als Vorschlag für Peking.
In der Hoffnung, dass es Ihnen sehr willkommen ist, an diesem Plan mitzuwirken und dass Sie mir binnen 8 Tagen antworten bin ich Ihr ergebener
Eugen Diederichs
Kommentar zum Textbefund
a↑(Lagarde-Zitat) ] Gäb es wenigstens Verschworene unter uns, einen heimlich offenen Bund, der für das große Morgen sänne und schaffte und an den alle sich anschließen könnten, deren ausgesprochenem Sehnen er das Wort böte! Wir sind es müde mit Geschaffenem und Gemachtem abgefunden zu werden. Wir wollen Geborenes, um mit ihm zu leben, du und du. Wenn die Winde nur wehen wollten! Paul de Lagardeb↑Werbetext ] DIE TAT | (Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur) | ist die persönlichste deutsche Zeitschrift. Ihre Kritik ist aufbauend gerichtet und ihre Haltung geht auf das Wesen der Dinge. Sie beschäftigt sich ehrlich mit allen Fragen, die zur Gesundung unserer sozialen Verhältnisse, zur Einheit des Volksganzen führen. Sie steht über jeder Parteipolitik. Auch sieht sie den Krebsschaden unserer Zeit im Subjektivismus und sucht nach einem Verhältnis zu überpersönlichen Ideen und objektiven Mächten. Darum ist sie schlechthin die Zeitschrift des neuen religiösen Werdens, Religion ganz weit gefaßt als Lebensgestaltung zum Geistigen hin. Das Ziel der „Tat“ sind nicht Einrichtungen, sondern Ganzmenschentum! | Vierteljährlich M 20.-Kommentar der Herausgeber
1↑Lecture-Association in Peking ] d. i. Jiangxueshe (Beijing Lecture Association), gegründet 1920 von Liang Qichao (1873–1929). Its main objetivce was to invite foreign scholars and to arrange lectures by them for Chinese intellectuals. The Association had earlier [1923: Rabindranath Tagore] invited John Dewey, Bertrand Russell and Hans Driesch. […] The Association intended to invite Rudolf Eucken and Henri Bergson but did not succeeded (Sisir Kuma Das: The Controversial Guest: Tagore in China. In: China Report 29 (1993), S. 237–273, hier: 237).3↑Carsun Chang ] d. i. Zhang Junmai (1887–1969), chinesischer Philosoph u. Politiker (https://iep.utm.edu/zhang-ju/ (26.9.2024)). Dieser hatte gemeinsam mit Rudolf Eucken veröffentlicht: Das Lebensproblem in China und in Europa. Leipzig: Quelle & Meyer 1922.▲