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- TitleVaihinger an Volksblatt (Redaktion), Halle, 21.7.1920, 2 S., hs. (andere Hd., mit eU), Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 8 h, Nr. 11
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 8 h, Nr. 11
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Vaihinger an Volksblatt (Redaktion), Halle, 21.7.1920, 2 S., hs. (andere Hd., mit eU), Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 8 h, Nr. 11
d. 21.7.20. Halle a/S. Julius Kühnstr 7
Universitätsnervenklinik
Der verehrlichen Redaktion des „Volksblatt“
spreche ich meinen ergebenen Dank aus für die Loyalität und Objektivität, mit der Sie die unglückselige Telegramm-Affaire[1] behandelt haben. Ich leide seit Monaten an schwerer Schlaflosigkeit und Aufregungen und bin in folge dessen in der Nervenklinik für längere Zeit untergebracht, | wo ich von Herrn Geheimrat Anton und Herrn Oberarzt Dr. Goldstein[2] behandelt werde.[a]
Ich bin sehr unglücklich darüber, dass die Sache nun auch in andere Blätter übergegangen ist und bitte meine Frau zu beraten, wie sie sich dagegen zu verhalten hat[3].
Mit vorzüglicher Hochachtung
vaihinger.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Telegramm-Affaire ] in politisch hoch aufgeladener Zeit, anlässlich der ersten Konferenz der Kriegsparteien des 1. Weltkrieges, an der eine deutsche Delegation teilnehmen durfte (über Fragen der Entwaffnung Deutschlands, der Reparationsleistungen besonders in Form von Kohlelieferungen, der Kriegsschuld, des Status der Stadt Danzig, vgl. Volkstimme (Magdeburg), Nr. 156 vom 7.7.1920: https://library.fes.de/magdeburg/pdf/1920/1920-156.pdf) vom 5.7.–16.7.1920 in Spa/Belgien (vgl. https://weimar.bundesarchiv.de/WEIMAR/DE/Content/Dokumente-zur-Zeitgeschichte/1920-07-05_reparationskonferenz_spa.html (18.5.2022), mit Digitalisaten aus begleitenden Akten: https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/4620f6e2-b3a2-4542-95e8-2827c6ec9822/), hatte Vaihinger sich telegraphisch in die Verhandlungen einschalten wollen, indem er einen Appell an den britischen Premierminister David Lloyd George (1863–1945) richtete. Dieses Telegramm geriet in die sozialdemokratischen Zeitungen von Halle. Der anschließende Verdacht des Landesverrates schlägt sich bis in die Personalakte Vaihingers an der Universität Halle-Wittenberg nieder, die die folgenden Zeitungsauschnitte versammelt. Vgl. o. A.: Die Politik des „Als ob“. In: Volksblatt. Sozialdemokratisches Organ für Halle und den Bezirk Merseburg, Nr. 163 vom 15.7.1920, Beilage (das Zeichen / signalisiert Absatz): Schuster, bleib bei deinem Leisten! / Es ist immer schlimm, wenn Professoren, die sich ausschließlich und seit jeher nur mit den Wissenschaften beschäftigt haben, in die Politik hineinpfuschen. Meistens blamieren sich solche Herren dabei ganz abscheulich, selbst wenn sie in [gesperrt:] ihrem Fach die bedeutendsten und anerkanntesten Gelehrten sind. Mit Schrecken erinnert man sich noch der 98 [!] „Intellektuellen“, die während des Krieges durch die bombastische Erklärung „Es ist nicht wahr –“ dem Rufe deutscher Wissenschaft schweren Schaden zugefügt haben. / So sind wir leider gezwungen, in Wahrung der von uns vertretenen Interessen der Arbeiterschaft festzustellen, daß der berühmte Philosoph und Verkünder der Lehre des „Als ob“, Herr Geheimrat Vaihinger, nicht klug beraten war, als er die reinen Höhen der dem Tageskampf entrückten Wissenschaft verließ und versuchte, die Grundsätze seiner philosophischen Lehre in die Politik zu übertragen. Wie uns aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt wurde, ist gestern folgendes Telegramm aus Halle abgegangen: Herrn Premierminister Lloyd George / Spa. / Verlangen Sie von Deutschland erhöhte Arbeitszeit und Akkordarbeit. Beim jetzigen Arbeitssystem kann Deutschland nicht genug Werte, besonders Kohle für Frankreich und die anderen Länder liefern. Der Widerstand gegen diese Reformen in Deutschland läßt sich nur überwinden durch klaren und festen Willen der Alliierten. / Professor Vaihinger, / Universität Halle. / Abs. Geheimer Rat Vaihinger, Halle, Reichardtstr. 15. / Wir wollen gestehen, daß wir selbst jetzt, wo uns dieses ganz unglaubliche Telegramm schwarz auf weiß vorliegt, noch zweifeln, daß ein Mann wie Vaihinger sich derartig verirrt haben sollte. Diese Depesche würde [im Druck: wurde], wenn sich ihre Echtheit bestätigen sollte, tatsächlich in ihren Wirkungen als versuchter Landesverrat angesehen werden können, wie er von allen Reaktionären fälschlich immer der Unabhängigen Sozialdemokratie vorgeworfen wurde. Wir erinnern nur an den Fall Braß! Hier aber fordert ein an der Spitze deutscher Geisteswelt stehender Gelehrter die Entente auf, durch „festen Willen“, d. h. durch Unterdrückungsmaßnahmen schlimmster Art, durch Einführung längerer Schichten im Bergbau, durch Ausbeute und Raubbau an der Kraft des deutschen Arbeiters die Interessen der französischen Kapitalisten wahrzunehmen. Ist das möglich? Ist das wahr? Wir erwarten, daß Herr Geheimrat Vaihinger sich zu diesem Telegramm äußert und die Gründe seines Vorgehens erläutert. Noch immer hoffen wir, daß die Angelegenheit sich aufklären wird. / Sollte der Herr Geheimrat sein philosophisches System mit der Politik verwechselt haben? Sollte er sich Fiktionen, imaginäre Voraussetzungen gemacht haben, die er behandelte, als ob sie zuträfen? Sollte er aus diesen Fiktionen seine Schlüsse gezogen haben, um zu prüfen, ob sie der Wahrheit entsprächen, und um dadurch einen Rückschluß auf die Voraussetzungen zu erlangen, die er dann getreu dem System des „Als ob“ – als Wahrheit erweisen wollte? Als ob die Politik nach den Systemen der Philosophie gemeistert werden könnte! Was auf dem Katheder in der Retorte der Philosophie sich herauskrystallisiert, das kann man nicht in die harte und rohe Wirklichkeit der Politik übertragen. Als ob ein Philosoph das nicht einsehen könnte! Wir wollen – objektiver als unsere Gegner – annehmen, daß der alte Gelehrte einem ideologischen Trugschluß zum Opfer gefallen ist. Die Philosophie des „Als ob“, in die Politik übertragen, hat versagt. Kehre, Hans Vaihinger, zurück in den Garten der Weisheit und pflege die Kritik der reinen Vernunft! Dann sei es für diesmal vergeben! – Zu möglichen Motiven vgl. die ungezeichnet erschienenen späteren Mitteilungen, offenbar von einem Vertrauten Vaihingers verfasst: Wie die Als-ob-Lehre entstand. Zum siebzigsten Geburtstage von Hans Vaihinger. In: Hamburger Nachrichten, Nr. 449 vom 26.9.1922, Abend-Ausgabe, S. 1, wo es u. a. heißt: So wie [im Druck: Sowie] es das Lieblingsthema seine Landesmannes F. Th. Vischer war, die Entartung des deutschen Volkes seit 1871 zu kritisieren, so hat Vaihinger selbst früh und immer wieder auf die Selbstüberschätzung der damals erwachsenden jungen Generation, auf die Unterschätzung der benachbarten Kulturvölker hingewiesen, besonders auf die Verkennung der englischen Literatur und Wissenschaft, wo der Pragmatismus als die Parallel-Erscheinung zu seiner eigenen Lehre emporwuchs. Seit 1908 und besonders seit 1911 faßte er die Idee, nach Leibniz’ Vorgange durch eine anonyme [im Druck: anoname] Flugschrift in die Politik einzugreifen: „Finis Germaniae“, mit dem Motto „Quos Deus vult perdere, primo dementat“. Aber Vaihinger sagte sich, daß ein Kassandra-Ruf nur das Gewicht der Gründe der Gegner vermehren und also das kommende Unheil beschleunigen müßte. Nun es hereingebrochen ist, könnte die Zeit in Vaihingers Lehre einen kräftigen Impuls zur Aktivität spüren (die vor den Daten des Ersten Weltkrieges willkürlich wirkenden Jahresangaben 1908 und 1911 könnten auf den III. Internationalen Kongress für Philosophie in Heidelberg mit seiner Diskussion des Pragmatismus bzw. auf das Erscheinungsjahr von Vaihinger: Die Philosophie des Als Ob hindeuten).2↑Herrn Geheimrat Anton und Herrn Oberarzt Dr. Goldstein ] das sind der Direktor der Klinik in Halle Gabriel Anton (1858–1933, https://www.catalogus-professorum-halensis.de/antongabriel.html) und der Oberarzt Manfred Goldstein (geb. 1886, https://www.catalogus-professorum-halensis.de/goldsteinmanfred.html (beide Links abgerufen am 25.9.2024)).3↑in … hat. ] vgl. o. A.: Das Telegramm des Philosophen. In: Volksblatt, Nr. 165 vom 17.7.1920, Beilage (in derselben Nr. ausführlicher Bericht über die Schlussakte der Konferenz von Spa): Es stellt sich nunmehr endgültig heraus, daß das Telegramm, welches Herr Professor Vaihinger an Lloyd George schickte und welches wir hier der Oeffentlichkeit übergeben, [gesperrt:] echt ist. Zugleich aber erhalten wir zu der Angelegenheit von der Gemahlin des Philosophen eine Aufklärung der Angelegenheit. / Professor Vaihinger ist durch den freiwilligen Tod seiner einzigen Tochter, der vor 1½ Jahren erfolgte, durch die Sorge um seine fast erblindeten Augen, durch den Rückgang seines Vermögens sowie durch den Kummer um Deutschlands traurige Lage in Aufregungszustände geraten, wegen deren er schon längere Zeit in ärztlicher Behandlung steht und jetzt die Hallesche Universitätsklinik aufgesucht hat. Das Telegramm nach Spa ist übrigens von dem halleschen Telegraphenamt nach Berlin befördert und dort angehalten worden. Es ist also gar nicht nach Spa gelangt und hat deshalb keinen weiteren Schaden anrichten können. Professor Vaihinger hat übrigens – als Anhänger von Friedrich Albert Lange, dem Verfasser eines in der Geschichte des deutschen Sozialismus wohlbekannten Werkes über die Arbeiterfrage, – immer einer arbeiterfreundliche Haltung eingenommen und wird wegen seines humanen Wesens allgemein geschätzt. / Mit dieser Aufklärung ist die Sache für uns erledigt. Die Tat eines Unglücklichen verdient eine andere Beurteilung als der heimtückische Streich des Reaktionärs. Wir hoffen, daß Herr Professor Vaihinger bald wieder vollkommen hergestellt sein wird. – Ein Wiederabdruck dieser Erklärung u. d. T.: Das Telegramm des Professors erschien in: Volksstimme. Organ der Sozialdemokratischen Partei in Halle und sämtlichen Kreisen im Regierungsbezirk Magdeburg. Nr. 167 vom 19.7.1920, Rubrik Aus dem Stadtkreis. – Sowie: o. A.: Das Telegramm an Lloyd George. In: Hallische Nachrichten, Nr. 162 vom 28.7.1920, S. 2: Im „Leipziger Tageblatt“ läßt Professor Vaihinger, der hochgeschätzte Philosoph des „Als ob“, durch einen Freund Erklärungen abgeben über das aufsehenerregende Telegramm, das er an Lloyd George abgesandt hat und in dem er zur Festsetzung einer erhöhten Arbeitszeit für die deutschen Arbeiter aufforderte. Prof. Vaihinger, der sich zurzeit zur Wiederherstellung von einer Nervenkrankheit in der Halleschen Universitäts-Nervenklinik befindet, erklärte auf seinem Krankenlager u. a. folgendes: „Es ist wahr, daß ich ein Telegramm des Inhalts an den englischen Premierminister richtete, daß man den deutschen Arbeiter zur [gesperrt:] erhöhten Arbeitsleistung veranlassen [Sperrung Ende] müsse. Dieses Telegramm hat den Empfänger nicht erreicht. Man macht mir den Vorwurf eines versuchten Landesverrats. Wer mich und meine politischen Anschauungen kennt, weiß, daß mir nichts ferner liegt als hochverräterische Gesinnung. Ich habe politisch immer als Deutscher gefühlt. Beim näheren Zusehen muß ich nun freilich gestehen, daß auch auf mich die Telegramm-Affäre den Eindruck macht, daß diejenigen, die mir mit heftigen Worten Landesverrat vorwerfen, wenigstens formell im Rechte sind. Ich bedaure deshalb lebhaft, daß ich mich durch eine berechtigte Erbitterung habe dazu führen lassen, diese Form, die das Interesse der Entente an einer erhöhten Arbeitsleistung der Deutschen betont, zu wählen. Zum Inhalt möchte ich bemerken, daß die Beweggründe, die mich zur Abfassung dieses Telegramms veranlaßten, mit Politik, v. a. mit Außenpolitik nicht das mindeste zu tun haben.“ – Man kann das bedauerliche Telegramm wohl nur so verstehen, daß Professor Vaihinger Lloyd George sagen wollte, man müsse den deutschen Arbeitern einen [gesperrt:] Anreiz [Sperrung Ende] zur Mehrarbeit geben. Andernfalls ist die Angelegenheit überhaupt nicht zu diskutieren (https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:3:1-847529-19200728015/fragment/page=0002). – Vgl. ferner: Bruno Stümke: Mehrleistung für Kulturzwecke. Ein Beitrag zum Kapitel „Ethik der Arbeit“. In: Berliner Tageblatt, Nr. 173 vom 6.8.1920, Abend-Ausgabe, S. 3 (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/LWD4L3VKH34V25FFN7VV6S53TDWJ3MF7?issuepage=3) sowie Karlsruher Tagblatt, Nr. 206 vom 31.7.1920, Erstes Blatt, S. 2 (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/QMNX2VLPIUGBMRTS3SR5FQB2JOTG2EOP?issuepage=2 (sämtliche Links abgerufen am 25.9.2024)): Verzweiflungsschrift eines deutschen Gelehrten. Vaihingers Telegramm an Lloyd George. In Sorgen und Verzweiflung über die wachsende Bedrohung unserer Kulturgüter, die Notlage der Wissenschaft, ihrer Lehrstätten und ihrer Vertreter hat der berühmte Philosoph der Universität Halle Geheimrat Prof. Dr. Vaihinger einen Schritt getan, von dem die breitere Oeffentlichkeit erst jetzt durch seine Rechtfertigung erfährt. Er hat im Verlauf der Verhandlungen zu Spaa, als die Stellung der deutschen Bergarbeiter zu Ueberschichten erörtert wurde, in plötzlicher Erregung ein Telegramm an Lloyd George gerichtet, in dem er zur Festsetzung einer erhöhten Arbeitszeit für die deutschen Arbeiter auffordert. Das Telegramm hat übrigens seinen Adressaten nicht erreicht. Es ist aber nicht verborgen geblieben, und die einsetzende scharfe Beurteilung Vaihingers, die bis zum Vorwurf versuchten Landesverrates ging, hat den langjährigen Freund und Mitarbeiter des Philosophen, Prof. Dr. Raymund Schmidt in Leipzig veranlaßt, sich von Vaihinger selbst Aufklärung zu verschaffen. Er fand den 70jährigen, der durch Unglück in seiner Familie, durch langjährige Ueberarbeitung im Dienste der Wissenschaft erschöpft und nahezu völlig erblindet ist, in der Halleschen Universitätsklinik. Aus Vaihingers Aeußerungen, die Prof. Schmidt im „Leipz. Tagebl.“ veröffentlicht, geht hervor, daß Vaihinger inzwischen selbst zur Einsicht über seine Uebereilung und die Unklugheit seines Vorgehens gekommen ist. Er bedauert lebhaft, daß er sich durch eine berechtigte Erbitterung dazu hinreißen ließ, diese Form, die das Interesse der Entente an einer erhöhten Arbeitsleistung der Deutschen betont, zu wählen. Zur Begründung seines Schrittes führt er u. a. folgendes aus: „Die Beweggründe, die mich zur Abfassung dieses Telegrammes führten, haben mit Politik nicht das mindeste zu schaffen. Ich habe mein Leben lang persönlich gewirkt, um eine Mehrleistung zu erzielen, die über meine persönliche Bedürfnisse hinaus einer Allgemeinheit zugute kommen mußte. Es ist meine Ueberzeugung, daß jeder Mensch, der an den Segnungen der Kunst und der Wissenschaft Anteil haben will, durch eine solche Mehrleistung sich seinen Anteil an diesen Segnungen erarbeiten und verdienen muß, sonst ist er ein Ausbeuter der menschlichen Kultur … [!] Der Grund für die Zusammenbruchserscheinungen unserer Kultur liegt vor allem darin, daß meiner Ueberzeugung nach ein sinnloses Raubbausystem eingeführt worden ist. Die große Allgemeinheit verzichtet darauf, die unbedingt für die Aufrechterhaltung der Geisteskultur notwendige Mehrarbeit zu leisten, und beansprucht doch so viel von dieser Geisteskultur für sich, als sie irgend bekommen kann. Die deutsche Allgemeinheit und vor allem der deutsche Arbeiter kennt diese Theorie der Erzielung eines Mehrwertes durch ein Plus von Arbeit genau, er wendet sie mit großem Geschick gegen den Kapitalismus an, dem er zum Vorwurf macht, daß er sich an dem vom Proletariat geleisteten Mehrwert bereichere; vergißt dabei jedoch ganz, daß ein Teil dieses Mehrwertes von jeher dazu verwendet wurde, um kulturelle Güter zu erzeugen, um dem Gelehrten seine Arbeit zu ermöglichen, die doch auch ihm zugute kommt … Die Folgen eines solchen Raubbaues, einer solchen Kultursabotage zeigen sich bereits in einer zunehmenden Stärke. Wohin ich blicke, sehe ich notleidende Bibliotheken, verzweifelte Hochschuldozenten, Mängel im Universitätslehrbetrieb an allen Ecken und Enden, unüberwindliche Schwierigkeiten in der Drucklegung wichtigster literarischer Neuerscheinungen, ein Stagnieren der literarischen Erzeugung und da, wo alle diese Dinge dennoch aufrecht erhalten werden, Opfer über Opfer seitens einiger Kulturidealisten, Autoren, literarische Gesellschaften, wie die Kant-Gesellschaft usw. Opfer an Geld, Zeit und Nervenkraft. Ich muß gestehen, daß die Erbitterung über diese Zustände in mir alles Maß überschreitet … [!] Solche Einsichten und solche Erbitterung, die besonders genährt wurde durch einige besonders krasse Fälle von Auswirkungen dieser Kultursabotage in meinem Wirkungskreis, veranlaßten mich zur Abfassung jenes Telegramms an Lloyd George.“▲