Bibliographic Metadata
- TitleRudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 23.5.1920, 2 S., hs., liniertes Papier, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 18
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 18
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Rudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 23.5.1920, 2 S., hs., liniertes Papier, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 18
Jena 23/V 20
Hochgeehrter und lieber Herr Kollege!
Haben Sie verbindlichen Dank für den freundlichen Brief[1] und die gütige Absicht, mich zusammen mit einer Anzahl hervorragender Gelehrter zum Ehrenmitgliede der Kantgesellschaft[2] vorzuschlagen. Ich kann diese freundliche Absicht nur dankbar begrüßen, und es hindert mich nichts, mich zu den Überzeugungen zu bekennen, welche aus Ihrem gütigen Schreiben sprechen. Ich habe mit meinen bescheidenen Kräften freilich eifrig für unser deutsches Volk gewirkt, aber das kann mich in keiner Weise daran hindern mit philosophischen Genossen aller Länder[a] in übernationaler Weise freundschaftlich zusammenzuarbeiten. Tatsächlich stehe ich in enger und fruchtbarer Beziehung mit Männern der verschiedensten Länder und Bekenntnisse, täglich fast erhalte ich Mitteilungen von[b] Amerika, und auch meine Beziehungen zu den Ländern des Ostens (Japan, China, Indien) sind die besten. Für mich bedeutet ein energisches Bekenntnis für das deutsche Wesen in keiner Weise einen Widerspruch gegen jene übernationale Denkweise.
Mein einziges Bedenken kann sich nur darauf beziehen, ob ich | genug für Kant und die Kantgesellschaft geleistet habe, um jener Ehrung einigermaßen würdig befunden zu werden. Aber in dieser Richtung darf ich auf die gütige und wohlwollende Gesinnung der hochgeehrten Herrn Geschäftsführer rechnen, welche die philosophische Gesinnung als eine volle Tat schätzen wollen.
So kann ich die mir gütig angetragene Ehrung nur mit aufrichtigem Dank annehmen, und ich bitte Sie, mich auch den anderen hochgeehrten Herren vom Vorstand ehrerbietig und dankbar zu empfehlen.
Mit besten Grüßen und Wünschen für Sie persönlich verbleibe ich in aufrichtiger Hochachtung Ihr ergebener
R. Eucken.
Den Brief an Herrn Prof. Singer[3] lege ich bei.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Ehrenmitgliede der Kantgesellschaft ] vgl. den Bericht über die Mitgliederversammlung der Kantgesellschaft am 30.5.1920 in: Kant-Studien 25 (1920), S. 472: Eine Reihe Persönlichkeiten, die teils um die Philosophie überhaupt, teils um die Kant-Gesellschaft besondere Verdienste erworben haben, wurde auf Vorschlag der Geschäftsführung zu Ehrenmitgliedern erwählt. Es sind dies die Herren: Eucken (Jena), Troeltsch, Riehl, Stammler (Berlin), Natorp (Marburg), Volkelt (Leipzig), Güttler (München), Höfler (Wien), Höffding (Kopenhagen), Geijer und Söderblohm (Upsala), Liljequist (Lund), Agathon Aall (Christiania) [vermutlich gemeint: Anathon Aall (1867–1943; https://www.catalogus-professorum-halensis.de/aallanathon.html (19.6.2024))], Heymans (Groningen), Sidler-Brunner (Luzern).▲