Bibliographic Metadata
- TitleKarl Gjellerup an Vaihinger, Klotzsche, 26.5.1917, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 e, Nr. 4
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 e, Nr. 4
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Karl Gjellerup an Vaihinger, Klotzsche, 26.5.1917, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 e, Nr. 4
Klotzsche.[a] 26 Mai 1917.
Sehr verehrter Herr Geheimrath!
Gestern kam ganz richtig das Geld[1] an, für welches ich Ihnen nun nochmals herzlich danke. Mir kommt das Ganze noch fast märchenhaft vor!
Prof. Schumann[2] am hiesigen ‚Anzeiger‘ habe ich genau mit dem Wortlaute Ihres letzten Schreibens von der Sache benachrichtigt. Ebenso einen Leipziger Schriftsteller Dr. Ludwig Stettenheim[b][3], der mich um Auskunft für einen Artikel | bat, wozu er, wie er schrieb, durch Sie angeregt worden sei, so daß ich auch da auf Ihr so wohlwollendes Interesse für mich und meine Produktion stosse. Haben Sie auch dafür einigen Dank!
In der That ist jetzt das Interesse für mich viel lebhafter hier in Deutschland[c] als in meinem engeren Vaterland, und das freut mich ungeheuer. Denn hier und nicht dort bin ich geistig zu Hause. Der Verleger von ‚Kamanita‘ sagte mir, daß er ausser der Volksausgabe, die im Herbst erscheint, auch beabsichtigt nach dem Kriege eine ad usum Delphini[d][4] gekürzte Ausgabe für höhere Schulen zu veranstalten. |
In den letzten Tagen habe ich nach längerer Pause mich wiederum öfters mit Ihrem Als-Ob beschäftigt. Nur sehr wenige philosophische Werke haben mich so lebhaft angeregt. Wenn ich auch durch Kant und Schopenhauer gewöhnt war, in meinem Denken den subjektiven Antheil[e] bei unserer Vorstellungswelt mir bewusst zu sein; so ist die Nothwendigkeit solcher Abrechnung mir doch nie so stark ad oculos demonstriert worden, wie durch Ihr Buch, zumal durch den Abschnitt von den erkenntnistheoretischen Konsequenzen. Wenn ich einmal im Herbst mit der dänischen Ausgabe meines neu|en Werkes fertig bin, werden Sie mir vielleicht erlauben, über einige wichtige Punkte schriftlich an Sie Fragen zu stellen[5], respective einige Dubia vorzuführen.
Mit Bedauern ersehe ich aus dem Schlusse Ihres Schreibens[6], daß Ihr Befinden nicht zufriedenstellend ist. Ich hoffe dafür die beste Wirkung von dem herrlichen Frühling in dem wundervollen Land Thüringen.
Mit den herzlichsten Grüssen und Pfingstwünschen auch von meiner Frau bin ich Ihr ganz ergebener
Karl Gjellerup
Kommentar zum Textbefund
a↑Klotzsche. ] davor und darunter von anderer Hd. mit Bleistift ergänzt: Dresden-Klotzsche Gartenstr. 28.Kommentar der Herausgeber
1↑das Geld ] aus einer Zustiftung an die Kant-Stiftung bzw. Kantgesellschaft, vgl. Vaihinger an Gottfried Meyer vom 21.5.1917 (Abschnitt Dokumente zu Leben und Werk).2↑Prof. Schumann ] d. i. Paul Schumann (1855–1927), Kunsthistoriker, Redakteur für Kunst und Wissenschaft am Dresdner Anzeiger (WBIS).4↑ad usum Delphini ] im engeren Sinne: für den Gebrauch des (frz.) Thronfolgers, d. h. gekürzt und um anstößige Stellen bereinigt (für den Schulgebrauch).5↑schriftlich an Sie Fragen zu stellen ] nicht ermittelt; nicht in Gjellerup an Vaihinger vom 3.1.1918.▲