Bibliographic Metadata
- TitleAlfred Adler an Vaihinger, Wien, 22.1.1913, 1 S., hs., Briefkopf Dr. ALFRED ADLER | Nervenarzt | WIEN, I. Dominikanerbastei 10., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 1 c, Nr. 1
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 1 c, Nr. 1
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Alfred Adler an Vaihinger, Wien, 22.1.1913, 1 S., hs., Briefkopf Dr. ALFRED ADLER | Nervenarzt | WIEN, I. Dominikanerbastei 10., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 1 c, Nr. 1
Euer Wohlgeboren!
Vielen Dank für Ihre liebenswürdige Meinung[1], die mir zuviel, Freud vielleicht zu wenig[2] gibt. Aber ich will mich bemühen, nachträglich die Rechtfertigung für meine Person zu schaffen, und werde in einiger Zeit über das „Unbewusste“[3] schreiben.
Unser Schrecker[4] wird im April nach Halle kommen und Ihnen persönlich unsere Anhänglichkeit aussprechen. Vielleicht können Sie es ihm ermöglichen, einen Vortrag[5] etwa über „die Fiktionslehre in der Psychotherapie“ zu halten, ein Ersuchen, das er noch selbst an Sie richten[6] wird. Da er nicht Mediciner ist, braucht nicht befürchtet zu werden, dass der Vortrag etwa nur Ärzten zugänglich wäre. Es tut mir sehr leid, noch nicht nach Halle kommen zu können.[a]
Ihr ergebener
Adler.
22/I 1913.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Freud vielleicht zu wenig ] Adler hatte sich 1911/1912 von Sigmund Freud gelöst, vgl. z. B. Adler: Erklärung. In: Zentralblatt für Psychoanalyse 1 (1911), Heft 10–11, S. 433: Hiermit bringe ich den Lesern dieser Zeitschrift zur Kenntnis, dass ich mit dem heutigen Tage aus der Redaktion dieser Zeitschrift ausscheide. Der Herausgeber der Zeitschrift, Herr Professor Freud, war der Ansicht, dass zwischem ihm und mir derartige wissenschaftliche Gegensätze bestehen, die eine gemeinsame Herausgabe dieser Zeitschrift in seinen Augen inopportun erscheinen liessen. Ich habe mich deshalb entschlossen, freiwillig aus der Redaktion der Zeitschrift auszutreten.3↑über das „Unbewusste“ ] vgl. Adler: Zur Rolle des Unbewußten in der Neurose. In: Zentralblatt für Psychoanalyse 3 (1913), Heft 4–5, S. 169–174.4↑Unser Schrecker ] d. i. Paul Schrecker (vgl. Vaihinger an Hans Prager vom 11.5.1913), wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Edition der Werke von Leibniz der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Mitglied des von Alfred Adler gegründeten Vereins für freie psychoanalytische Forschung (1912), Wien (1913 umbenannt in Verein für Individualpsychologie); mit eigener Schriftenreihe (München: Ernst Reinhardt), als deren Nr. 3 (1912) erschien: Schrecker: Henri Bergsons Philosophie der Persönlichkeit. – Eine von Vaihinger in der Vorrede zur 2. Aufl. von: Die Philosophie des Als Ob (1913) annoncierte Veröffentlichung: Schrecker: Vaihinger und Bergson. Versuch einer Wesensbestimmung der neuen Philosophie, erschien nicht. Vgl. die Vita in der Beschreibung der Paul Schrecker papers, 1921–1964, Kislak Center for Special Collections, Rare Books and Manuscripts, University of Pennsylvania: Paul Schrecker (1889–1963) was a philosopher who obtained his education from the University of Vienna (LL.D) and the University of Berlin (Ph.D). In 1933, with the passing of the Nuremberg Laws, he was dismissed from his position at the Prussian Academy of Sciences and fled to Paris where he taught at the University of Paris from 1933 to 1940. He moved to the United States after the German occupation of France in 1940 and taught at the New School for Social Research in New York from 1941 to 1945; at the École Libre des Hautes Studies in New York from 1942 to 1945; as a professor at Bryn Mawr, Haverford, and Swarthmore Colleges (probably from 1945 to 1950); and as a professor at the University of Pennsylvania from 1950 until his retirement in 1960. His last year of teaching was spent as John Hay Whitney visiting professor at the Claremont Graduate School. He edited the works of Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) from 1929 to 1933 and Nicolas Malebranche (1638–1715) from 1934 to 1940, and is the author of Work and History: An Essay on the Structure of Civilization, published by Princeton University Press in 1948 (https://dla.library.upenn.edu/dla/ead/ead.html?id=EAD_upenn_rbml_PUSpMsColl987; 1.10.2021).▲