Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Heinrich Rickert, Halle, 3.1.1913, 6 S., hs. (von anderer Hd., mit eU und eigenh. Nachschrift), Briefkopf: KANTGESELLSCHAFT. | GESCHÄFTSFÜHRER: GEH.-RAT PROF. DR. VAIHINGER, HALLE A. S. | STELLVERTRETENDER GESCHÄFTSFÜHRER: | DR. ARTHUR LIEBERT, BERLIN W. 15, FASANENSTRASSE 48. | Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15., Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 2740 III A 208 12-13
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 2740 III A 208 12-13
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Vaihinger an Heinrich Rickert, Halle, 3.1.1913, 6 S., hs. (von anderer Hd., mit eU und eigenh. Nachschrift), Briefkopf: KANTGESELLSCHAFT. | GESCHÄFTSFÜHRER: GEH.-RAT PROF. DR. VAIHINGER, HALLE A. S. | STELLVERTRETENDER GESCHÄFTSFÜHRER: | DR. ARTHUR LIEBERT, BERLIN W. 15, FASANENSTRASSE 48. | Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15., Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 2740 III A 208 12-13
3. Januar 1913.
Verehrter Herr Kollege!
Wie Sie sich wohl erinnern, haben wir bei den letzten Generalversammlungen das eine Mal von Prof. Menzer, das Zweite Mal von Prof. Natorp Vorträge[1] gehabt. Wir wollen nun auch für die diesjährige Generalversammlung, Sonnabend d[en] 19. und Sonntag d[en] 20. April wiederum unseren Mitgliedern etwas derartiges bieten. Es war von verschiedenen Seiten der Wunsch ausgesprochen worden, der in mir selbst schon aufgetaucht war, es möchte nunmehr, nachdem das letzte Mal die Marburger Schule zu Wort gekommen ist, die von | Windelband und Ihnen vertretene Richtung zur Geltung kommen. Ich habe mich deshalb schon Anfang November mit Herrn Kollegen Windelband in Verbindung gesetzt[2], aber sein Befinden ist leider derart, daß er diese Aufgabe nicht übernehmen kann. Freilich erfahren wir von verschiedenen Seiten her, daß auch Ihr eigenes Befinden nicht zufriedenstellend sei, und[a] daß insbesondere die Reise Ihnen besondere Schwierigkeiten mache. Indessen hält uns das nicht ab, bei Ihnen anzufragen, ob Sie nicht doch in der Lage seien, die Aufgabe zu übernehmen[3]. Es würde sich nicht darum handeln, irgend ein spezielles auf Kant bezügliches Thema zur Sprache zu bringen, sondern womöglich eine allgemein interessante Programmrede zu halten, wie ja das auch Natorp getan hat.
Bei unserer letzten Generalversammlung waren 70 Teilnehmer anwesend, fast alle von auswärts, aus Jena, aus Leipzig, | besonders aber auch aus Berlin, aber auch aus weiter liegenden Städten, sogar aus Wien und Paris. Es ist zu erwarten, daß in diesem Jahr die Zahl der Teilnehmer noch beträchtlich größer sein wird, hat doch auch die Zahl unserer Mitglieder im vergangenen Jahr wiederum um ca. 150 zugenommen. Unsere Generalversammlung wird immer mehr zu einer Art Philosophen-Kongreß mit allen Vorteilen der Kongresse jedoch ohne deren Nachteile. So fallen zum Beispiel die Diskussionen weg nach den Vorträgen, weil durch die Diskussion der Eindruck der Rede zerstört und deren Gedankengang zerstückelt wird. Den Hauptwert legen wir auf die Pflege gegenseitiger persönlicher Beziehungen, wobei ja den Einzelnen Gelegenheit gegeben wird, unter einander über die Vorträge sich zu besprechen.
Von jetzt ab wollen wir bei unseren Versammlungen jedoch mehrere Redner, | diesmal zwei sprechen lassen, einen älteren und einen jüngeren. Was die Persönlichkeit des jüngeren betrifft, so habe ich schon während der Verhandlung mit Windelband deshalb mit Herrn Kollegen Hönigswald in Breslau angeknüpft, welcher auch angenommen hat[4]. Es läge Ihnen jedoch frei, den einen der beiden Rede-Termine zu wählen, entweder Sonnabend um 5 Uhr oder Sonntag um 12 Uhr[5].
Vielleicht darf ich Ihnen noch die Mitteilung machen, daß es sich die Kant Gesellschaft zur Ehre anrechnen wird, Ihnen als Entschädigung für die Reise und für die Rede 200 Mk überreichen zu dürfen.
Falls der Vortrag in den „Kant-Studien“[b] erscheinen sollte, deren Redakteur Herr Kollege Bauch ja wohl voraussichtlich Sie darum ersuchen wird, so würde hinzu noch das übliche Honorar treten.
Wie in den beiden Vorjahren, so wollen | wir[c] auch in diesem Jahr unseren Mitgliedern schon in unserer Neujahrs-Ansprache[6] die Redner und womöglich auch deren Thema mitteilen. Diese Neujahrs-Ansprache soll etwa zwischen dem 15. und 20. Januar versendet werden. Wir müssen also möglichst bald wissen, ob Sie in der Lage sind, unserer Bitte entsprechen zu können, durch deren Erfüllung Sie nicht blos die Geschäftsführung, nicht blos die Mitglieder der Kant-Ges[ellschaft], sondern sicherlich auch weitere Kreise sehr erfreuen würden[.]
Ich benütze die Gelegenheit, um Ihnen zu dem angebrochenen Neuen Jahr die herzlichsten Glückwünsche zu senden.
Mit kollegialem Gruß Ihr ergebenster
Vaihinger
(bitte wenden!) | P. S. Herr und Frau Director Dr Wolff[7] (Mitglied der K[ant] G[esellschaft]), welche ich gut kenne, würden sich sehr freuen, Sie hier begrüßen zu können. Frau Director Wolff ist eine sehr eifrige Schülerin von Ihnen und Abonnentin des Logos[8], den sie fleißig studirt[d][.]
Kommentar zum Textbefund
c↑wir ] am Kopf des neuen Briefbogens: II, darunter Briefkopf und Datierung wie zu Beginn des SchreibensKommentar der Herausgeber
1↑von Prof. Menzer, … von Prof. Natorp Vorträge ] vgl. Vaihinger, mit Arthur Liebert: Einladung zur Allgemeinen Mitgliederversammlung (General-Versammlung) am Sonnabend, den 29. April 1911. In: Kant-Studien 16 (1911), S. 130–131: 13:15 Uhr Paul Menzer: Kants Geschichtsphilosophie im Zusammenhang mit der Geschichtsauffassung seiner Zeit; … am Sonnabend, den 27. April 1912. In: Kant-Studien 17 (1912), S. 190–192: 16:30 Uhr Paul Natorp: Kant und die Marburger Schule.5↑entweder Sonnabend um 5 Uhr oder Sonntag um 12 Uhr ] vgl. das schließliche Programm bei Vaihinger, mit Arthur Liebert: Einladung zur Allgemeinen Mitgliederversammlung (General-Versammlung) am Sonnabend, d. 19. und Sonntag, d. 20. April 1913. In: Kant-Studien 18 (1913), S. 199–202: 19.4., 17:00 Uhr Richard Falckenberg: Lotze, seine Beziehungen zu Kant und Hegel und seine Bedeutung für die philosophischen Probleme der Gegenwart. 20.4., 12:00 Uhr: Richard Hönigswald: Prinzipien der Denkpsychologie.6↑Neujahrs-Ansprache ] kein Exemplar dieser Art Rundbriefe für 1913 ermittelt, nicht in Kant-Studien abgedruckt.7↑Herr und Frau Director Dr Wolff ] nicht zweifelsfrei ermittelt, eventuell (das Ehepaar) Max Wolff, Leiter der Seminar. Übungsschule des Höheren Lehrerinnenseminars, Brandenburg a. Havel, Havelstr. 13; vgl. Neuangemeldete Mitglieder für das Jahr 1911. Ergänzungsliste No. 3. August — November 1911. In: Kant-Studien 16 (1911), S. 525.8↑Logos ] d. i. Logos. Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur. Tübingen: Mohr (Siebeck) 1 (1910/1911) – 22 (1933).▲