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- TitleVaihinger an Wilhelm Ostwald, Halle, 16.6.1911, 3 S., hs. (andere Hd., mit eU), Briefkopf PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15., Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, NL Ostwald, Nr. 3087
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- Physical LocationBerlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, NL Ostwald, Nr. 3087
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Vaihinger an Wilhelm Ostwald, Halle, 16.6.1911, 3 S., hs. (andere Hd., mit eU), Briefkopf PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S., d. … 19 | Reichardtstr. 15., Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, NL Ostwald, Nr. 3087
16.6 1911.
Hoch geehrter Herr College!
Anliegend[a] beehre ich mich Ihnen einen Separat-Abdruck von Vorreden und Inhaltsangabe eines neuen Werkes[1] zu übersenden. Daß das Werk nicht blos von mir herausgegeben, sondern auch von mir verfaßt ist, würden Sie wohl selbst schon erraten haben; ich wünsche auch, als Verfasser erraten und genannt zu werden und trage auch die volle Verantwortung für alles Gesagte. Nur – weil das Werk seiner Substanz nach vor 35 Jahren von mir niedergeschrieben worden ist, und weil ich es nicht mehr verändern konnte noch wollte, habe ich mich vorläufig nur als Herausgeber genannt; bei einer zweiten Auflage, welche bei dem großen Interesse, welches das Werk überall erregt, wohl bald erscheinen wird, werde ich mich wohl direkt als den Verfasser nennen und die aesthetisch-literarische Fiktion, als sei ich nur der Herausgeber, fallen lassen.
Wie Sie aus der Inhaltsangabe ersehen, sind in dem Werk mathematische und naturphilosophische Probleme eingehend erörtert, und es liegt mir deshalb sehr daran, daß das Buch auch in Ihren Annalen besprochen wird; aber natürlich muß das geschehen von | einem Manne, welcher die mathematischen und naturwissenschaftlichen, sowie juristischen, ethischen und religionsphilosophischen Gesichtspunkte des Buches gleichermaßen beherrscht. Und da darf ich Ihnen vielleicht einen Mann vorschlagen, den ich dazu für sehr geeignet halte: es ist dies Prof. Dr. Julius Schultz in Berlin, welcher sich besonders durch sein Buch[2]: „Die Bilder von der Materie“ als gründlicher Kenner der Naturwissenschaft erwiesen hat und welcher auch durch andere philosophische Schriften sich sehr vorteilhaft bekannt gemacht hat; ich würde besonders aus dem Grunde Wert darauf legen, gerade von diesem Manne besprochen zu werden[3], da jenes Buch ähnliche Gedankengänge entwickelt wie das Meinige.
Vielleicht haben Sie die große Freundlichkeit, mir recht bald mitzuteilen, wie Sie über die Sache denken, sowie mir anzugeben, ob das Rezensions-Exemplar an Sie selbst oder eventuell[b] direkt an den Rezensenten geschickt werden soll; da das Buch wegen seines Umfanges (840 Seiten) nur als Paket verschickt werden kann, empfiehlt sich vielleicht der letztere Weg der Einfachheit halber; doch ist natürlich auch der erstere ganz in Ihr Belieben gestellt.
Vielleicht ist Ihnen bekannt, daß ich auch insofern Ihr College bin, als ich seit 5 Jahren, we|gen eines schweren Augenleidens emeritiert bin[4]. Sie haben Recht daran getan, noch zu einer Zeit zurückzutreten, wo Sie noch frisch sind; ich verfolge mit Bewunderung die großen Publikationen, durch welche Sie unser Kulturleben bereichern.
Mit hochachtungsvoller Begrüßung Ihr ergebener
H. Vaihinger
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑sein Buch ] vgl. Julius Schultz: Die Bilder von der Materie. Eine psychologische Untersuchung über die Grundlagen der Physik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1905.3↑von diesem Manne besprochen zu werden ] vgl. die Rezension von Julius Schultz in: Annalen der Naturphilosophie 11 (1912), S. 301–304 (https://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jparticle_00324279 (16.9.2024)).▲