Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Johannes Volkelt (ermittelt), Halle, 24.5.1910, 5 S., hs. (von anderer Hd., mit eU), Briefkopf: KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S., d. … 19 … | Reichardtstr. 15 | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER, Abbildung eines Ausschnittes der 1. und der 3. Textseite auf http://www.antiquariat-husslein.de/ bzw. https://www.iberlibro.com/servlet/BookDetailsPL?bi=15312538119&cm_sp=collections-_-JaAoke5F2A1QORsR2Z379_item_1_55-_-bdp (26.6.2020), Versandantiquariat Richard Husslein, 82152 Planegg
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- Physical LocationVersandantiquariat Richard Husslein, 82152 Planegg
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Vaihinger an Johannes Volkelt (ermittelt)[1], Halle, 24.5.1910, 5 S., hs. (von anderer Hd., mit eU), Briefkopf: KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S., d. … 19 … | Reichardtstr. 15 | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER, Abbildung eines Ausschnittes der 1. und der 3. Textseite auf http://www.antiquariat-husslein.de/ bzw. https://www.iberlibro.com/servlet/BookDetailsPL?bi=15312538119&cm_sp=collections-_-JaAoke5F2A1QORsR2Z379_item_1_55-_-bdp (26.6.2020), Versandantiquariat Richard Husslein, 82152 Planegg
24.V.1910
Vertraulich![a]
Verehrtester Herr Kollege!
[…][2] |
II.[b]
Thema[3] mit abgedruckt werden, um den Bewerbern von vornherein einen Leitfaden an die Hand zu geben.
Vielleicht teilen Sie mir auch freundlichst in Kürze mit, was das Resultat des Leipziger Preisausschreibens[4] gewesen ist.
Bitte schreiben Sie mir ohne Rückhalt, mit welchen Collegen Sie am liebsten als Preisrichter zusammen wirken würden (wenn es auch nicht Mitglieder der Kantgesellschaft sind), doch sollten alle 3 Ordinarien sein: die hiesigen sind ausgeschlossen.
Mit bestem Dank im voraus für Ihre freundlichen Mitteilungen Ihr ergebenster
H. Vaihinger[c]
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑an Johannes Volkelt (ermittelt) ] vgl. Vaihinger an Rickert vom 30.5. und 31.5.1910 sowie Volkelt an Vaihinger vom 30.5.19102↑[…] ] zum Inhalt vgl. den Angebotstext des Antiquariats (sowie Vaihinger an Rickert vom 30.5.1910 u. Volkelt an Vaihinger vom 30.5.1910): Er bittet den renommierten Kollegen, die Aufgabe als erster Preisrichter für die Preisaufgabe der Kantgesellschaft zu übernehmen. „Das Thema dieser Preisaufgabe habe ich selbst gestellt.“ – Schon vor sechs Jahren wollte er den „Begriff der Wahrheit“ zum Thema einer Preisaufgabe machen, sei aber damals hinter Riehls Thema „Kant-Aristoteles“ zurückgetreten. […] Vaihinger fährt fort: „Wie notwendig aber gerade die Erörterung dieses Themas ist, hat die Weiter-Entwicklung der Philosophie in den letzten 6 Jahren gezeigt: Der Begriff Wahrheit ist immer mehr in den Vordergrund des Interesses getreten, und so darf dieses Thema als ein aktuelles im besten Sinne des Wortes bezeichnet werden, während es doch zugleich das uralte Problem der Philologie [so wörtlich im Angebotstext des Antiquariats, gemeint: Philosophie?] selbst betrifft.“ – Vaihinger glaubt, dass Volkelt (?) besonders geeignet sei, da „die Leipziger Fakultät vor zwei Jahren ein ähnliches Thema ausgeschrieben hat“. Und da er sein „großes Werk über ‚Ästhetik‘ vollendet“ habe [1910 erschien Volkelt: Die ästhetischen Grundgestalten (Ästhetische Typenlehre). München: Beck (System der Ästhetik Bd. 2)], fände er nun für das Ehrenamt Zeit. – Vaihinger bespricht detailliert die finanzielle Ausgestaltung des Preises und zieht den Adressaten zu Rat über die Auswahl weiterer Preisrichter. Wegen der „Kantphilologischen Seite, welche das Thema hat“ habe er „zunächst Adickes in Aussicht genommen“ […]. – Als dritten Preisrichter schlägt er die Philosophen Heinrich Rickert […] bzw. „eventl. auch Falkenberg“ vor. Er bittet Volkelt (?), dessen Mitwirkung er unbedingt erreichen will, bei der Auswahl der weiteren Preisrichter um Rat.3↑Thema ] vgl. Vaihinger: Fünftes Preisausschreiben der „Kantgesellschaft“. In: Kant-Studien 15 (1910), S. 395–398: Durch die verständnisvolle Munifizenz mehrerer Freunde der „Kantgesellschaft“ ist diese in den Stand gesetzt, wiederum ein neues Preisausschreiben zu erlassen […]. Das Thema dieses fünften Preisausschreibens lautet: Kants Begriff der Wahrheit und seine Bedeutung für die erkenntnistheoretischen Fragen der Gegenwart. Das Problem der Wahrheit, die Frage nach dem Inhalt und Wert des Wahrheitsbegriffes, sowie ev. nach seinen verschiedenen Arten ist in den letzten Jahren stark in den Vordergrund des philosophischen Interesses getreten, sowohl in Deutschland als im Ausland. Es ist daher an der Zeit, Kants Begriff der Wahrheit neu zu untersuchen oder vielmehr überhaupt erst zu untersuchen; denn dieser Begriff ist weder in den grösseren Werken über Kant eingehend genug erörtert worden, noch gibt es bis jetzt über ihn eine eigene Monographie. Es bedarf daher einer, aus den ersten Quellen geschöpften, gründlichen und umfassenden Untersuchung darüber, welche Rolle dieser Begriff in Kants Philosophie spiele. Eine notwendige Vorarbeit hierzu ist eine möglichst vollständige Sammlung, Sichtung, und Vergleichung aller Stellen, in welchen Kant den Begriff der Wahrheit (und verwandte Begriffe) verwendet. Doch würde eine solche äusserliche Aufzählung allein nicht zum Ziele führen; es erhebt sich vielmehr die wichtige Frage, ob nicht Kant durch die innere Konsequenz seines Kritizismus zu einem neuen Wahrheitsbegriff getrieben worden sei, ohne zu dessen ausdrücklicher Formulierung zu gelangen. Es muss auch untersucht werden, ob Kants Wahrheitsbegriff, wie er in der Kritik der reinen Vernunft enthalten ist, überhaupt ein einheitlicher ist, ferner ob er in den späteren Schriften festgehalten oder etwa erweitert wird. Indem Kants Wahrheitsbegriff mit den Hauptbegriffen seiner Lehre in organische Verbindung gebracht werden soll, ist die ganze Kantische Erkenntnistheorie an diesem Begriff, so zu sagen, neu aufzureihen. Diese historische Untersuchung soll die Grundlage bilden für die kritische Prüfung des Kantischen Wahrheitsbegriffes, und diese kritische Untersuchung seines Wertes für uns Heutige wird von selbst dazu führen, den Wahrheitsbegriff in den modernen erkenntnistheoretischen Richtungen zu verfolgen und mit demjenigen Kants kritisch zu vergleichen. Die bedeutenderen erkentnistheoretischen Strömungen Deutschlands und des Auslandes sollen in Bezug auf ihren Wahrheitsbegriff geprüft werden. Es sollen dabei sowohl diejenigen neueren Untersuchungen des Begriffes der Wahrheit berücksichtigt werden, welche sich auf das naturwissenschaftliche und das historische Erkennen beziehen, als diejenigen, welche die metaphysischen Begriffe und die religiösen Vorstellungen betreffen. Dabei wird die Erörterung der Frage, welche Bedeutung die Kantische Philosophie und ihr Wahrheitsbegriff für unsere heutige Problemlage auf diesen Gebieten haben kann, den natürlichen Abschluss der ganzen Untersuchung bilden, deren Hauptresultate zuletzt in kurzen Thesen zusammengefasst werden sollen. Auch wenn ein Bearbeiter zu dem Resultat gelangen sollte, dass Kants Wahrheitsbegriff heute nicht mehr genügt, sondern umzubilden oder durch einen anderen zu ersetzen sei, soll dies kein Hinderniss der Prämiierung bilden, da nur der rein wissenschaftliche Wert der Arbeit entscheidend sein wird. Für die Bewerbung an diesem Preisausschreiben gelten folgende Bestimmungen: […] 2. Die Ablieferungsfrist läuft bis zum 22. April 1913. […] 7. Preisrichter sind: Geheimer Hofrat Professor Dr. Otto Liebmann in Jena, Professor Dr. Richard Falckenberg in Erlangen, Professor Dr. Paul Menzer in Halle a. S. 8. Der erste Preis beträgt 1500 Mk., der zweite 1000 Mk. Sind mehrere Arbeiten des ersten Preises würdig, so erhalten sie die Gesamtsumme von 2500 Mk. zu gleichen Teilen. Ist keine des ersten Preises würdige Arbeit eingelaufen, sind eventuell aber mehrere des zweiten Preises würdig, so können zwei Arbeiten je 1000 Mk. erhalten und eine dritte eventuell noch 500 Mk. Ist keine der eingelaufenen Arbeiten eines Preises würdig, so erfolgt neue Ausschreibung. […] 10. Die Verkündigung der Preiserteilung findet spätestens 22. April 1914 statt und wird in den „Kantstudien“ veröffentlicht. […] Halle a. S., im Juli 1910. – Je einen zweiten Preis erhielten Oberlehrer Dr. Erich Franz in Kiel und Pfarrer Dr. Wilhelm Ernst in Enzheim im Elsaß; eine lobende Anerkennung erhielt Cand. phil. Franz Selety aus Wien. Die Jury war nach dem Tod Liebmanns (1912) durch Richard Hönigswald ergänzt worden, vgl. Richard Falckenberg: Bericht über das fünfte Preisausschreiben der Kantgesellschaft, erstattet zu Halle am 20. April 1914. In: Kant-Studien 19, S. 485–468.4↑Resultat des Leipziger Preisausschreibens ] gemeintes nicht ermittelt, vgl. Urteile der Fakultäten an der Universität Leipzig über die eingereichten Preisarbeiten und Preisaufgaben für das Jahr 1909/1910 und neue Preisaufgaben für das Jahr 1910/1911. Leipzig: Alexander Edelmann Universitäts-Buchdruckerei o. J. [1909]. Die Themen der drei Sektionen der Philosophischen Fakultät handelten 1909/1910 über: Glaubwürdigkeit der Berichte über Goethe (Eckermann u. a.), Abhängigkeit sächsischer Siedlungsgründungen von der Bodenbeschaffenheit, mathematische Probleme nach Gauß. Für 1910/1911: griechische Lehnwörter im klassischen Latein, kunsthistorische Untersuchungen des Altars der Stadtkirche Lauenstein, Lösungfähigkeit mineralischer Salze.▲