Bibliographic Metadata
- TitleKarl Groos an Vaihinger, Gießen, 16.3.1909, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 n, Nr. 3
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 n, Nr. 3
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Karl Groos an Vaihinger, Gießen, 16.3.1909, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 n, Nr. 3
Giessen, 16. III. 09.
Hochgeehrter Herr Kollege!
Nur mit wenigen Zeilen möchte ich heute der lebhaften Freude Ausdruck geben, mit der mich der Beschluss Ihrer Fakultät[1] erfüllt. Ich bin so häufig im Zweifel über meine Fähigkeiten und in Missstimmung über meine Leistungen, dass mir ein solches offizielles Zeugnis meiner Brauchbarkeit ganz ausserordentlich wohltut – um so mehr, als ich mich auf der Liste in so ausgezeichneter Gesellschaft antriffe[a]. Dass Sie meinem Wesen, das mich zwingt, immer wieder an neuen Problemen mit oft unsicherer Hand herumzutasten, eine so sympathische Würdigung zu Teil werden lassen, erfüllt mich mit warmen Dankesgefühlen!
Im Uebrigen heisst es nun abwarten, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt – ich kann das ohne Nervosität tun, da ich | mich in Giessen im Ganzen recht wohl fühle.
Was Sie mir über Kinkel[b] schreiben[2], tut mir sehr leid für ihn. Er ist eben eine ausgesprochene Apostelnatur (damit hängt auch sein ausserordentlich tief gehender Einfluss auf manche Studenten zusammen). Wenn ich in irgend einer Weise etwas dazu beitragen könnte, um die Sache wieder ins Geleise zu bringen, würde ich es sehr gern tun. Wären Sie vielleicht damit einverstanden, dass ich ihm nahelegte, sich wegen[c] der Liebmann-Festschrift an Sie zu wenden[d] (sodass er den ersten Schritt machen würde)?[3] Wenn ja, so schreiben Sie mir vielleicht ein Wort[4] darüber.[e]
Den Philosophenkongress in Heid[elberg][5] hätte ich natürl[ich] mitmachen sollen. Ich sass aber an einer demnächst erscheinenden kl[einen] Arbeit im Gebirge, die mich nicht losliess. | Bitte, sprechen Sie auch Herrn Koll[egen] Menzer (dem ich immer noch einen Gegenbesuch schuldig bin – aus seiner Marburger Zeit!) meinen herzlichen Dank für seine gute Meinung aus![6]
Mit den besten Grüssen Ihr aufrichtig ergebener
K Groos.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑der Beschluss Ihrer Fakultät ] meint wahrscheinlich die Vorschlagsliste zur Nachfolge des am 26.2.1909 verstorbenen Hermann Ebbinghaus (NDB), auf der neben Groos Oswald Külpe und Ernst Meumann genannt wurden, vgl. Vaihinger an Paul Natorp vom 18.3.1909.2↑Was Sie mir über Kinkel schreiben ] Walter Kinkel (1871–1937), 1904 o. Prof. in Gießen (WBIS); erwähntes Schreiben Vaihingers nicht ermittelt.3↑Wären Sie vielleicht … Schritt machen würde)? ] Sachverhalt und etwaiges Schreiben Walter Kinkels nicht ermittelt; Kinkel eröffnete die Festschrift mit zwei Sonetten und verfasste einen Artikel für dieselbe, vgl. Kinkel: An Otto Liebmann. In: Vaihinger / Bauch, Bruno (Hg.): Zum 70. Geburtstag Otto Liebmanns. Festschrift der „Kantstudien“. Mit Beiträgen von Erich Adickes, Bruno Bauch, Hans Driesch, Hugo Falkenheim, Richard Hönigswald, Walter Kinkel, Fritz Medicus, Oswald Weidenbach, Wilhelm Windelband. Mit einem Portrait Liebmanns von S. von Sallwürk. Berlin: Reuther & Reichard 1910 (= Kant-Studien 15 (1910), Heft 1), S. I–II; Kinkel: Das Verhältnis von Philosophie und Mathematik nach O. Liebmann, ebd., S. 74–85.5↑Philosophenkongress in Heid[elberg] ] meint den III. Internationalen Kongress für Philosophie in Heidelberg (1.9.–5.9.1908), an dem Vaihinger teilgenommen hatte (vgl. den Abschnitt Chronik biographischer Daten).▲