Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle (Bühlertal?), 28.8.1908, 2 S., Ts., auszugsweise Abschrift ohne Anrede und Unterschrift, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
- Creator
- Recipient
- Participants
- Place and Date of Creation
- Series
- Physical LocationGeheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
- URN
- Social MediaShare
- Archive
- ▼
Vaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle (Bühlertal?[1]), 28.8.1908, 2 S., Ts., auszugsweise Abschrift ohne Anrede und Unterschrift, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
Halle a/S. den 28. August 1908[a]
Leider ist es mir aber nicht gelungen, Dr. Bauch[b] in Königsberg[2] zum Vorschlag zu bringen. Walter, der etwas engherzig ist, nahm Anstoss[c] daran, dass er Katholik ist, aber er ist doch nur zufällig „Katholik“ er ist durchaus überzeugter Kantianer, hat ein Buch über „Luther und Kant“ geschrieben, in welchem er sich zu Luther bekennt, und er ist gegen die Ultramontanen, steht dem Katholizismus innerlich und äußerlich ganz ferne – seine Konfession ist Kants Lehre.
Man hat dann ferner gegen Bauch gesagt, er habe auch nichts grösseres geschrieben, aber erstens hat er genug geschrieben, schreibt auch an einem grossen Werke: Geschichte des Substanzbegriffes[3], und zweitens hat er doch seit Jahren auch einen großen Teil seiner Zeit und Kraft den „Kantstudien“ gewidmet, welche ohne ihn nicht hätten sich so entwickeln können.
Dr. Bauch ist zum Teil von seinem Vater abhängig, und dieser will nicht mehr lange warten, so dass grosse Gefahr besteht, dass Dr. Bauch, diese bedeutende Kraft[d], der Universität verloren geht, da sein Vater will, dass er, um dann zu verdienen, in die journalistische Karriere gehen soll – ein unersetzlicher Verlust für die „Kantstudien“, für die Kantgesellschaft und für die Wissenschaft, sowie für unser Universitätsleben. |
Leider sind jetzt wieder in Marburg zwei ausserpreussische Privatdozenten (G. Lipps[e] und Anger in Leipzig) vorgeschlagen: wohin soll das[f] kommen mit unseren Privatdozenten, die sich im Vertrauen darauf habilitiert haben, dass ceteris paribus, sie von uns vorwärts gebracht werden? Dr. Bauch, geborener Preusse, hat sich in Preussen habilitiert. –
In Königsberg i/P. ist das Interesse für[g] Kant tot[4]: keiner der dortigen Ordinarien ist, trotz Aufforderung, Mitglied der Kantgesellschaft: an der Universität ist kein Dozent, der etwas von Kant verstünde.
Kommentar zum Textbefund
a↑Halle a/S. den 28. August 1908 ] darunter msl.: Prof. Dr. H. Vaihinger, daneben mit Bleistift von Althoffs Hd.: Abschrift; darunter Notiz (Lesung unsicher): In I. Nr. Schr. z. Besprechung mit Hinneberg (I Nr. 218) event. im Sitzr. im Ministerium zur Bespr. mit Hrn. Stiler.Kommentar der Herausgeber
▲