Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Paul Natorp, Halle, 18.5.1906, 3 S., hs., Briefkopf KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S. d. … 190 | Reichardtstr. 15. | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER., Beilage Drucksache 2 S., Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1085/Zu: Ms. 831/1085
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1085/Zu: Ms. 831/1085
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Vaihinger an Paul Natorp, Halle, 18.5.1906, 3 S., hs., Briefkopf KANTGESELLSCHAFT. Halle a. S. d. … 190 | Reichardtstr. 15. | GESCHÄFTSFÜHRER: PROF. DR. H. VAIHINGER., Beilage Drucksache 2 S., Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1085/Zu: Ms. 831/1085
18.V.1906
Verehrter Herr College!
Anbei folgen die Preisbestimmungen[1] in ihrer letzten Redaktion, in welche Ihr Vorschlag, sowie Vorschläge von Ziegler und Prof. Walter Simon hineingearbeitet sind. Die wichtigste Änderung ist, daß nun 3 Preise zur Verfügung stehen; das kann ja nur dazu beitragen, tüchtige Kräfte zur Bearbeitung anzulocken. Wenn Sie nicht andres schreiben, | so nehme ich an, daß Sie mit den Preisbestimmungen einverstanden sind.
Zu Ihrem neuen großen Unternehmen[2] mit Prof. Cohen zusammen meine herzlichsten Glückwünsche. Sie haben dabei den Vortheil einer Zeitschrift ohne deren Nachtheile, und Ihre Richtung kommt damit sehr zur Geltung. Das ist ein tüchtiger Schritt vorwärts auf Ihrem Wege.
Mit meinen Augenverhältnissen steht es schlimmer: ich habe grauen Staar an beiden Augen; ich kann | bei guter Beleuchtung zwar noch schreiben, aber das Lesen wird mir sehr schwer und so habe ich für dieses Semester meine Vorlesungen eingestellt, und da eine Operation nicht so gleich möglich ist, so werde ich wohl auch im nächsten Semester nicht lesen[3].
Ihnen selbst geht es hoffentlich gut, auch wollen Sie mich, bitte, Herrn Geh[eimem] Rath Cohen bestens empfehlen.
Mit collegialem Gruß Ihr ergebenster
H. Vaihinger |
Zweites Preisausschreiben der „Kantgesellschaft“.
(Walter Simon-Preisaufgabe.)
Das Problem der Theodicee in der Philosophie und Litteratur des 18. Jahrhunderts mit besonderer Rücksicht auf Kant und Schiller.
Die „Kantgesellschaft“ schreibt hiermit auf Anregung ihres Ehrenmitgliedes, des Herrn Stadtrat Professor Dr. Walter Simon in Königsberg i. Pr., welcher ihr auch die zu dem Preisausschreiben nötigen Mittel zur Verfügung gestellt hat, die vorstehend formulierte Preisaufgabe mit dem Bemerken aus, dass nicht bloss eine referierende Darstellung, sondern eine kritische Geschichte des Gegenstandes verlangt wird. Ausserdem gelten folgende Bestimmungen:
1. Die Bewerbungsschriften sind einzusenden an das „Kuratorium der Universität Halle“
2. Ablieferungsfrist 22. April (Kants Geburtstag) 1908.
3. Jede Arbeit ist mit einem Motto zu versehen. Name und Adresse des Verfassers dürfen nur in geschlossenem Couvert[a] beigefügt werden, das mit dem gleichen Motto zu überschreiben ist.
4. Jeder Arbeit ist ein genaues Verzeichnis der benützten Litteratur sowie eine detaillierte Inhaltsangabe beizufügen.
5. Nur deutlich geschriebene Manuskripte werden berücksichtigt. Eventuell ist Herstellung des Manuskripts durch Kopisten oder durch Schreibmaschine zu empfehlen.
6. Die Blätter des Manuskripts müssen paginiert und mit Rand versehen sein. Das Manuskript kann aus losen Blättern in einer mit Bändern versehenen Mappe bestehen.
7. Die Arbeiten müssen in deutscher Sprache abgefasst sein.
8. Als Preisrichter fungieren: Professor Dr. Eugen Kühnemann an der Akademie Posen, Professor Dr. Paul Natorp an der Universität Marburg und Professor Dr. Theobald Ziegler an der Universität Straßburg i. E. |
9. Die Verkündung der Preisverteilung findet im Dezember 1908 in den „Kantstudien“ statt.
10. Die gekrönte Arbeit erhält den Preis von Eintausend Mark.[b] Sind weitere preiswürdige Arbeiten eingelaufen, so kann ein zweiter Preis von 400 Mk. und ein dritter von 300 Mk. gewährt werden. Sind keine absolut-preiswürdigen Arbeiten eingelaufen, so können die relativ-besten Beantwortungen nach dem Ermessen der Preisrichter aus dem Preisfonds Remuneration erhalten; der Rest dient dann der Wiederholung dieser Preisfrage oder einer ähnlichen aus dem Gebiete der kritischen Geschichte der Theodicee.
11. Die Redaktion der „Kantstudien“ ist berechtigt, aber nicht verpflichtet, preisgekrönte Arbeiten in ihrer Zeitschrift (resp. in den zugehörigen Ergänzungsheften) abzudrucken. Abgesehen davon bleiben dieselben Eigentum der Verfasser.
12. Nicht gekrönte Arbeiten werden seitens des Kuratoriums der Universität Halle demjenigen zurückgegeben, welcher sich durch Angabe des betreffenden Mottos legitimiert. Nichtreklamierte Arbeiten werden nach Verlauf eines Jahres samt dem zugehörigen uneröffneten Kouvert[c] vernichtet.
Halle a. S.,[d] den 22. April 1906.
(Reichardtstr. 15)
Der Geschäftsführer der „Kantgesellschaft“.[e]
Professor Dr. H. Vaihinger.[f]
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑neuen großen Unternehmen ] 1906–1915 gaben Natorp und Cohen gemeinsam eine Monographienreihe mit Werken ihrer Schüler heraus, betitelt Philosophische Arbeiten, erschienen bei Töpelmann in Gießen. 1. Bd. 1906, Heft 1: Ernst Cassirer: Der kritische Idealismus und die Philosophie des „gesunden Menschenverstandes“.▲