Bibliographic Metadata
- TitleLudwig Busse an Vaihinger, Münster, 10.11.1904, 4 S., hs., Briefkopf Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik | vormals Fichte-Ulricische Zeitschrift | Herausgeber: Dr. H. Siebeck | Professor in Gießen | Dr. R. Falckenberg | Professor in Erlangen | Dr. J. Volkelt | Professor in Leipzig | Dr. Ludwig Busse | Prof. in Königsberg i. Pr. [Ort gestrichen, von Busses Hd.: Münster i. W.] | R. Voigtländers Verlag in Leipzig | Alle für die Schriftleitung bestimmten Sendungen sind zu richten an: Prof Dr. Ludwig Busse | in Königsberg i. Pr. [gestrichen und korrigiert: M. i. W.] | Königsberg i. Pr. [gestrichen und korrigiert: M. i. W.] den … 190, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 3 p, Nr. 5
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 3 p, Nr. 5
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Ludwig Busse an Vaihinger, Münster, 10.11.1904, 4 S., hs., Briefkopf Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik | vormals Fichte-Ulricische Zeitschrift | Herausgeber: Dr. H. Siebeck | Professor in Gießen | Dr. R. Falckenberg | Professor in Erlangen | Dr. J. Volkelt | Professor in Leipzig | Dr. Ludwig Busse | Prof. in Königsberg i. Pr. [Ort gestrichen, von Busses Hd.: Münster i. W.] | R. Voigtländers Verlag in Leipzig | Alle für die Schriftleitung bestimmten Sendungen sind zu richten an: Prof Dr. Ludwig Busse | in Königsberg i. Pr. [gestrichen und korrigiert: M. i. W.] | Königsberg i. Pr. [gestrichen und korrigiert: M. i. W.] den … 190, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 3 p, Nr. 5
M[ünster] i[n] W[estfalen], den 10.11.1904.
Hochverehrter Herr Kollege!
Haben Sie vielen Dank für Ihre freundliche und wohlwollende Beurteilung meiner kleinen Kantstudie[1], die mir allerdings auch viel Kopfzerbrechen gemacht hat – ungeachtet vieler Vorarbeiten. Denn es bildet diese Abhandlung ja nur einen Teil der die Entwicklungsgeschichte der Kantischen Erkenntnistheorie zum Thema habenden größeren Arbeit, die ich seinerzeit, als ich Adickes’ Kantstudien bei Ihnen besprach, in Aussicht stellte[2] und die ich liegen ließ, einmal weil ich die Herausgabe des | handschriftlichen Nachlasses in der Akademieausgabe[3] abwarten wollte, und weil mich inzwischen Leib und Seele mit Leib und Seele gefangen nahm[4]. Ich habe noch viele Vorstudien und teilweise Ausgearbeitetes liegen, weiß aber nicht, wann und ob überhaupt ich zur Zusammenfassung und zum Abschluß komme. Zunächst muß ich hier wieder einmal meine ganze Kraft auf die Vorlesungen konzentrieren, um mir hier erst wieder eine Position zu schaffen[5], eine Aufgabe, die hier wohl schwieriger noch ist als in Königsberg[6]. –
Ich habe heute an Voigtländer[7] geschrieben, daß er die fehlenden Hefte Ihnen alsbald zusendet. Das Versäumnis, das wohl eine Folge des Verlagswechsels ist, bedaure ich sehr. Die Hefte der Kantstudien sind dagegen alle regelmäßig eingegangen, auch das Festheft[8]. Das neue Heft bitte ich an Voigtländer zu senden.
Auch senden Sie wohl ein Rec[ensions-]Ex[emplar] | Ihrer 3. Aufl., zu der ich herzlichst gratuliere, an den Verleger. Wenn Sie mir auch einen Wink bezüglich eines Recensenten, der bereit ist, die Besprechung zu übernehmen und auch in nicht zu später Zeit zu liefern, so würde ich mich gern bemühen, Ihnen für die 3. Aufl. eine sachgemäßere Besprechung zu verschaffen[a], als sie Schwartzkopff geliefert hat[9]. Ich sagte Ihnen schon in Königsberg[10], daß ich ihn als Lückenbüßer genommen hätte, nachdem eine Reihe von Anfragen bei anderen einen negativen Erfolg gehabt hatten. Recensenten, gute Rec[ensenten] wenigstens sind schwer zu bekommen.
In Münster gefällt es mir soweit recht gut. Das Klima ist milde, die Stadt freundlich, die Kollegen sind mir liebenswürdig entgegengekommen, auch die Schwarzröcke[11]. Unangenehm ist, daß die Kappes-Angelegenheit[12] noch nicht erledigt ist, die Disciplinaruntersuchung schwebt noch. Einen Besuch habe ich ihm nicht gemacht; ich habe keine Veranlassung Adickes gewissermaßen zu desavouieren. In Königsberg scheint | man eigentümliche Dinge zu planen. Meine Stelle ist vorläufig mit Wentscher als Extraordinarius[13] besetzt, ein Ordinarius soll noch ernannt werden, die Fakultät ist aufgefordert worden, neue Vorschläge zu machen. Külpe[14] hat man also nicht gewollt. Unsere Liste haben wir damals nach harten Kämpfen in der Kommission, in der auch Schwarz[15] schließlich nicht durchkommen konnte, festgestellt. Was nun die Fakultät dort beschließen wird, ist mir nicht bekannt, ich würde es aber bedauern, wenn das Terrain, das ich dort mühsam für die Philosophie erobert habe, wieder verloren gehen sollte durch einen ungeeigneten Vertreter. Schwarz wird, hoffe ich, doch ein Extraordinariat[b] erhalten; daß ich günstig über ihn urteile, weiß man im Ministerium zur Genüge. Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen und mit collegialem Gruß Ihr ergebenster
L. Busse.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑kleinen Kantstudie ] vgl. Busse: Immanuel Kant. Ansprache an die Königsberger Studentenschaft. Leipzig: R. Voigtländer 1904. Referiert in: Hugo Renner: Reden zur Feier der Wiederkehr von Kants 100. Todestag. In: Kant-Studien 9 (1904), S. 519–534, hier S. 519.3↑handschriftlichen Nachlasses in der Akademieausgabe ] vgl. Erich Adickes (Hg.): Kants handschriftlicher Nachlaß (Akademie-Ausgabe). Bd. 1. 1911, Bd. 2 1913, Bd. 3 1914.4↑inzwischen Leib und Seele mit Leib und Seele gefangen nahm ] Anspielung auf Busse: Die Wechselwirkung zwischen Leib und Seele und das Gesetz der Erhaltung der Energie. In: Philosophische Abhandlungen. Christoph Sigwart zu seinem siebzigsten Geburtstage 28. März 1900 gewidmet. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1900, S. 91–126; sowie ders.: Geist und Körper, Seele und Leib. Leipzig: Dürr 1903.7↑an Voigtländer ] den Verlag der Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, Inhaber (vgl. Reinhard Würffel, Lexikon deutscher Verlage, 2000, S. 949) Robert Voigtländer (1849–1935).8↑das Festheft ] vgl. Vaihinger u. Bruno Bauch (Hg.): Zu Kants Gedächtnis. Zwölf Festgaben zu seinem 100jährigen Todestage. Berlin: Reuther & Reichard 1904 (= Sonderabdruck von Kant-Studien 9 (1904), Heft 1–2, S. 1–343).9↑Schwartzkopff geliefert hat ] vgl. Vaihinger: Nietzsche als Philosoph. 3., verm., billige Aufl. Berlin: Reuther & Reichard 1905. Rezensiert von Otto Ritschl in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 127 (1906), S. 79–80. Die 2., durchges. Aufl. Berlin: Reuther & Reichard 1902 hatte Paul Schwartzkopff rezensiert, in: Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 125 (1904/05), S. 87–88.10↑Ich sagte Ihnen schon in Königsberg ] sehr wahrscheinlich anlässlich der Feier zu Kants 100. Todestag am 12./13.2.1904, vgl. den Bericht in: Vaihinger: Das Kantjubiläum im Jahre 1904. In: Kant-Studien 10 (1905), S. 105–155, zu den Feiern in Königsberg S. 105–113.13↑Wentscher als Extraordinarius ] Max Wentscher (1862–1942), 1904–1907 ao. Prof. in Königsberg (BEdPh).15↑Schwarz ] Hermann Schwarz (1864–1951), 1894 in Halle habilitiert, 1908 ao. Prof. in Marburg (BEdPh).▲