Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Jodl, Halle, 1.3.1904, 3 S., hs. (andere Hd., mit eU), Briefkopf PROF. DR. VAIHINGER. | HALLE a. S., d. … 190… | Reichardtstr. 15., Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-133505
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- Physical LocationWienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-133505
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Vaihinger an Friedrich Jodl, Halle, 1.3.1904, 3 S., hs. (andere Hd., mit eU), Briefkopf PROF. DR. VAIHINGER. | HALLE a. S., d. … 190… | Reichardtstr. 15., Wienbibliothek im Rathaus, Wien, H.I.N.-133505
1.III.1904.[a]
Verehrtester Herr Kollege!
Bei noch immer schwankender Gesundheit und bei den sich zum Semesterende häufenden Amtspflichten, werden Sie es vielleicht entschuldigen, daß ich erst heute Ihren freundlichen Brief[1] beantworte, der mir außerordentliche Freude gemacht hat. Ich kann Ihnen nicht genug danken für die Mühe, die Sie Sich im Interesse der Kantstiftung gemacht haben, und für das schöne Resultat, welches Sie erzielt haben. Der Beitrag Ihrer philosophischen Gesellschaft[2] bringt | die Sache wiederum um ein erkleckliches Stück vorwärts und ist ein erfreuliches Zeichen der energischen Tätigkeit, welche überhaupt diese Gesellschaft entwickelt – zumal im Vergleich mit der ziemlich ärmlich dahinvegetierenden philos[ophischen] Ges[ellschaft] in Berlin[3], deren wissenschaftliche Bedeutung leider immer mehr der Null sich nähert. In diesem Punkte hat Wien einen entschiedenen Vorzug vor Berlin voraus.
Mit Interesse verfolge ich Ihre Feuerbachausgabe[4] und begreife wohl, dass unter den jetzigen Zeitverhältnissen finanzielle Schwierigkeiten derselben entgegenstehen. Sie können Sich eben nur damit trösten, daß Sie, wie Sie selbst sagen, pro futuro arbeiten.
Die Fahrt nach Königsberg[5] war mir sehr interessant, da ich noch niemals da gewesen war. Die Veranstaltungen | waren nicht alle gleich gelungen. Die Rede von Walter fiel ins Wasser; dagegen sprach Busse gut. Sehr interessant war eine Kantausstellung mit sehr vielen, teilweise unbekannten Kantporträts.
Indem ich Ihnen nochmals meinen besten Dank sage für Ihre aufopferungsvolle Tätigkeit im Interesse der Kantstiftung, zeichne ich in größter Hochschätzung Ihr ganz ergebener
H. Vaihinger
Kommentar zum Textbefund
a↑1.III.1904. ] darunter von Jodls Hd.: be[antwortet, danach Erledigungshäkchen] 21.III.; Schreiben Jodl an Vaihinger nicht überliefert.Kommentar der Herausgeber
3↑in Berlin ] gegründet 1843, vgl. Kant-Studien 16 (1911), S. 117: Die Philosophische Gesellschaft in Berlin. (gegr. 1843). Von der Philosophischen Gesellschaft in Berlin erhalten wir folgende Nachricht: Zur persönlichen Annäherung und besonders zum mündlichen Gedankenaustausch der in Berlin wohnenden Freunde der Philosophie besteht nun bald 70 Jahre die Philosophische Gesellschaft in Berlin, welche in der Regel an dem letzten Sonnabend jedes Monats (ausser Juli und August) zu zwangloser Aussprache beim Symposion (3 Uhr) und folgendem philosophischen Vortrag (5 Uhr) nebst Erörterung zusammenkommt. […] Z. Zt. ist das Versammlungslokal die Weinstube „Zum Rebstock“, Markgrafenstr. 48 (am Gendarmenmarkt).4↑Ihre Feuerbachausgabe ] vgl. Ludwig Feuerbachs Sämmtliche Werke. Hg. v. Friedrich Jodl u. Wilhelm Bolin. 10 Bde. Stuttgart: Frommann 1903–1911.5↑Fahrt nach Königsberg ] zur Kant-Feier, vgl. Vaihinger an Gustav A. E. Bogeng von Februar 1904 und an Paul Natorp vom 1.3.1904.▲