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- TitleHeinrich Rickert an Vaihinger, Freiburg (Breisgau), 22.10.1903, 3 S., hs., Briefkopf Prof. Heinrich Rickert. | Universität Freiburg i. B. | Den … | Goethestrasse 57, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 3 l, Nr. 12
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 3 l, Nr. 12
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Heinrich Rickert an Vaihinger, Freiburg (Breisgau), 22.10.1903, 3 S., hs., Briefkopf Prof. Heinrich Rickert. | Universität Freiburg i. B. | Den … | Goethestrasse 57, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 3 l, Nr. 12
22. Oct[ober] 1903.
Verehrter Herr Kollege!
Nehmen Sie meinen besten Dank für Ihre freundliche Aufforderung[1]. Ich will sehr gerne einen Beitrag für die Festschrift[2] liefern und bedaure nur, daß die Zeit so kurz ist. Eine fertige Arbeit, die sich zu dem Zwecke eignen würde, besitze ich nicht; doch könnte ich etwas über Fichte schreiben, und zwar habe ich daran gedacht, die enge Beziehung, die zwischen Fichtes socialistischen Gedanken[3] und den Grundbegriffen der Kantischen Philosophie besteht, besonders an der Hand der „Beiträge“ über die Französische Revolution noch etwas genauer darzulegen, als das bisher geschehen ist. Bereits die Beiträge enthalten Fichtes Eigenthumsbegriff, aus dem dann | der ganze Socialismus folgt, und der Eigenthumsbegriff zeigt in den Beiträgen seine unmittelbare Herkunft aus dem transcendentalen Idealismus und dem Primat der praktischen Vernunft. Diese Gedankenreihen möchte ich zugleich mit der allgemeinen systematischen Frage „wie ist wissenschaftlicher Socialismus möglich?“ in Verbindung bringen. – Aber wie gesagt, ich muß diesen Artikel erst schreiben, und der Anfang des Semesters ist keine sehr geeignete Zeit dazu, um so weniger als ich demnächst die Correkturbogen der zweiten erweiterten Auflage meiner Schrift über den „Gegenstand der Erkenntniß“ erwarte[a]. Ich bitte Sie, mir freundlichst mitzutheilen, bis zu welchem Termin Sie das Manuscript spätestens haben müssen. Dann will ich meine definitive Entscheidung treffen.
Daß Dr. Bauch in die Redaktion der Kantstudien eintritt, hatte ich schon von ihm selbst erfahren. Ich kenne ihn als einen für die Sache der Philosophie warm begeisterten und sehr liebenswürdigen jungen Mann, und ich hoffe, daß er Ihren Erwartungen entsprechen wird. |
Zum Schluß möchte ich Ihnen, leider sehr verspätet, meinen verbindlichsten Dank sagen für die Zusendung Ihrer Schrift über Nietzsche[4]. Ich habe das kleine Buch mit lebhaftem Interesse gelesen und werde es mir jetzt bei der Vorbereitung auf ein einstündiges Nietzsche-Colleg[5] von Neuem vornehmen.
Mit kollegialem Gruß Ihr sehr ergebener
Heinrich Rickert.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Beitrag für die Festschrift ] der Kant-Studien zu Kants 100jährigem Todestag; erschien als 1. Heft des 9. Jahrgangs (1904) sowie als Sonderausgabe, ohne einen Beitrag Rickerts.3↑Fichtes socialistischen Gedanken ] von Rickert erschien 20 Jahre später: Die philosophischen Grundlagen von Fichtes Sozialismus. In: Logos 9 (1922/1923), S. 148–180.4↑Schrift über Nietzsche ] vgl. Vaihinger: Nietzsche als Philosoph. Berlin: Reuther & Reichard 1902.5↑einstündiges Nietzsche-Colleg ] im WS 1903/1904, vgl. das entsprechende Freiburger Vorlesungsverzeichnis (http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/vvuf_1903-1904_ws (28.8.2024)).▲