Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Paul Natorp, Halle, 30.3.1903, 3 S., hs. (andere Hd., eU, mit Postskriptum von Vaihingers Hd.), Briefkopf PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S. d. … 190 … | Reichardtstr. 15., Beilage Drucksache, 2 S., eU, Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1067/Zu: Ms. 831/1065
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1067/Zu: Ms. 831/1065
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Vaihinger an Paul Natorp, Halle, 30.3.1903, 3 S., hs. (andere Hd., eU, mit Postskriptum von Vaihingers Hd.), Briefkopf PROF. DR. H. VAIHINGER. | Halle a. S. d. … 190 … | Reichardtstr. 15., Beilage Drucksache, 2 S., eU, Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1067/Zu: Ms. 831/1065[1]
30.III.1903.
Verehrtester Herr Kollege!
Besten Dank für Ihren freundlichen Brief[2]. Über das Schicksal der Kant-Studien[a] hoffe ich Ihnen später schreiben[3] zu können. Heute möchte ich mich nur auf folgende Bitte beschränken: wollen Sie bitte den Verfasser der Abhandlung über den Begriff des Transcendentalen[4] veranlassen, möglichst bald eine Selbstanzeige seiner Abhandlung an Dr. Scheler einzusenden. Zur Motivirung der Notwendigkeit solcher Selbstanzeigen lege ich für den betr[effenden] Herrn eine entsprechende Aufforderung bei.
Dr. Schwarz[5] ist auf mein Betreiben hin in Übereinstimmung mit Riehl zum Extraordinarius vorgeschlagen worden, noch | vor Weihnachten; aber Sie wissen ja selbst, wie die Regierung auf solche Vorschläge hin reagirt.
Mit freundlichem Gruß Ihr ergebenster
H. Vaihinger
P. S. Vielleicht lassen Sie Sich durch die beiliegende Aufforderung selbst noch dazu anregen, von Ihrem Platowerk eine Selbstanzeige[6] an die Kant-Studien[b] einzuschicken. Ihr Werk ist ja, wie die Bibliographie des letzten Heftes auf Seite 489 sagt[7], „durchaus von Kantischem Geist erfüllt“. Eine Rezension des Werkes[8] | müsste Scheler besorgen, falls die Verlagsbuchhandlung ein Exemplar des Buches an ihn geschickt hat. Aber unter uns gesagt, Scheler ist nicht gerade sehr tätig, und ich glaube nicht, dass er die Kant-Studien[c] dauernd zu deren Vorteil leiten wird[9]. Ich wünschte mir einen energischeren Mitarbeiter.
d[er] O[bige][d]
Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von Reuther u. Reichard, Berlin) | Prof. Dr. Vaihinger | Halle a. S. | * Priv.-Doc. Dr. Scheler | Jena.
P. P.[10]
Nach dem Vorgang anderer Zeitschriften, speciell der „Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie“ haben die „Kantstudien“ von Anfang an Selbstanzeigen[e] neuer Schriften gebracht. In dem Einführungsartikel der „Kantstudien“ im I. Band heisst es: „Kurze Selbstanzeigen sollen den Verfassern von neuen Erscheinungen Gelegenheit geben, in authentischer Form die Leserwelt über das Neue bezw. Charakteristische ihrer Publicationen aufzuklären. Solche Selbstanzeigen werden Recensionen desselben Werkes von anderer Seite natürlich nicht ausschliessen“.
Diese Einrichtung hat sich sehr gut bewährt. Die ersten sechs Bände der „Kantstudien“ haben nicht weniger als 132 Selbstanzeigen gebracht. Namhafte Autoren (wie z. B. E. v. Hartmann, J. H. Stirling, F. Staudinger, E. Kühnemann, H. Cornelius, R. Stölzle, P. Menzer u. A.) haben von dieser Einrichtung Gebrauch gemacht.
Selbstanzeigen werden stets sofort im laufenden Hefte abgedruckt. Auf diese Weise wird der Vorteil erreicht, dass die betr[effenden] Werke unmittelbar nach Erscheinen in einem authentischen und objectiven Auszug bekannt werden. Dieser Vorteil fällt um so mehr ins Gewicht, als die Recensionen der bet[reffenden] Werke gewöhnlich sehr spät, oft erst nach Jahren eingehen, wenn das Interesse an der neuen Schrift längst vorbei ist. Ist es schon überhaupt eine allen Zeitschriftenherausgebern leider wohlbekannte Schwierigkeit, willige und geeignete, objectiv urteilende Recensenten zu gewinnen, so ist die Säumigkeit der Berichterstattung durch die meisten Recensenten geradezu | ein Übelstand, durch den die Verfasser neuer Werke ebenso sehr als die Leser geschädigt werden.
Die Redaction der „Kantstudien“ wird nichtsdestoweniger auch für Werke, deren Verfasser Selbstanzeigen eingesendet haben, bemüht sein, geeignete Recensenten zu gewinnen, und macht noch ausdrücklich darauf aufmerksam, dass den Recensenten das Vorhandensein einer kurzen orientirenden Selbstanzeige seitens des Autors selbst immer sehr erwünscht ist.
Es liegt im Interesse der Verfasser, ihre Selbstanzeigen womöglich noch vor Erscheinen des Werkes einzusenden, damit sie dann um so rascher abgedruckt werden können. Dem speciellen Interesse der „Kantstudien“ entsprechend ist es zweckmässig, den Hauptton der Autoreferates auf die Beziehungen der betr[effenden] Schrift zu Kant zu legen. Der Umfang der Selbstanzeigen beträgt eine halbe bis allerhöchstens zwei Druck-Seiten.
Unter[f] Bezugnahme auf das Vorstehende ersuchen wir Sie um baldige Einsendung einer Selbstanzeige von Ihrer neuen Schrift.
Die Redaction der „Kantstudien“.
H. Vaihinger
Halle a/S
Reichardtstr. 15[g]
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
4↑Verfasser der Abhandlung über den Begriff des Transcendentalen ] vgl. die Marburger Dissertation von Abram Gideon: Der Begriff transscendental in Kant’s Kritik der reinen Vernunft. Marburg: Friedrich 1903. Keine Selbstanzeige in Kant-Studien nachgewiesen.5↑Dr. Schwarz ] Hermann Schwarz (1864–1951), 1888 in Halle promoviert, 1894 in Halle habilitiert, 1908 ao. Prof. in Marburg, 1910 o. Prof. in Greifswald (BEdPh).7↑auf Seite 489 sagt ] vgl. den Eintrag in der Rubrik Neue Kantlitteratur (1901 und 1902). In: Kant-Studien 7 (1902), S. 489: Natorp, P. […] Platos Ideenlehre. Eine Einführung in den Idealismus. Leipzig, Dürr, 1903. VIII u. 474 S. Durchaus vom Kantischen Geiste erfüllt.10↑P. P. ] prämissis praemittendis: unter Voraussetzung des Vorauszusetzenden, als Hinweis auf die hier fortgelassenen Titel und Anreden.▲