Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Paul Natorp, Halle, 6.12.1902, 4 S., hs. (andere Hd., eU), Briefkopf Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von Reuther und Reichard, Berlin) | Prof. Dr. Vaihinger | Halle a. S. | – Priv.-Doc. Dr. Scheler | Jena. | HALLE a. S., den … | Reichardtstrasse 15., Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1065
- Creator
- Recipient
- ParticipantsHermann Cohen ; Immanuel Kant ; Max Scheler ; Paul Natorp ; Parmenides ; Plato ; Platon ; Walter Simon
- Place and Date of Creation
- Series
- Physical LocationUniversitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1065
- URN
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Vaihinger an Paul Natorp, Halle, 6.12.1902, 4 S., hs. (andere Hd., eU), Briefkopf Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von Reuther und Reichard, Berlin) | Prof. Dr. Vaihinger | Halle a. S. | – Priv.-Doc. Dr. Scheler | Jena. | HALLE a. S., den … | Reichardtstrasse 15., Universitätsbibliothek Marburg, Ms. 831/1065
6.XII.02.
Sehr verehrter Herr College!
Schon vor einigen Tagen sandte mir Ihr Verleger zugleich in Ihrem Auftrag Ihr neues Platobuch[1]. Ich danke Ihnen für das prächtige Geschenk. Ich habe mich nun heute Morgen in das Buch hineingelesen und mich gefreut über die Gründlichkeit und Eindringlichkeit, mit der Sie das große Grundproblem Platos und der Philosophie behandeln. Dass Sie auf Kant überall direct und indirect Bezug nehmen, gibt dem Buche actuellen Wert. Wenn ich Einzelnes noch hervorheben darf, so freute mich besonders, dass Sie dem Parmenides[2] eine so ausführliche und tiefgründige | Schätzung haben zu Teil werden lassen. Ich hoffe, dass das Buch besonders in die studentische Welt eindringt, und wünsche demselben bald eine neue Auflage[3]. Für eine solche hätte ich den Wunsch, dass das Inhaltsverzeichnis noch etwas ausführlicher wäre. Das Namen- und Sachregister ist ja freilich ganz vorzüglich und eine wahre Fundgrube. Vielleicht wäre auch wünschenswert, wenn von jedem Dialog eine kurze, etwa 1–2 Seiten in Anspruch nehmende Disposition hinzugefügt würde, falls der Verleger auf eine solche Erweiterung eingeht. Dass die Darstellung nach der Reihenfolge der einzelnen Dialoge gegeben ist, erhöht m. E. den Wert des Buches außerordentlich, so dass dieses dadurch die beste und bequemste Einführung in die Platonische | Philosophie bildet, die wir jetzt haben.
Ich freue mich, von Dr. Scheler zu hören, dass er den Band VIII, den er nun selbständig herausgibt, mit einer Abhandlung von Ihnen über Cohen[4] eröffnen will. Es konnte der neue Band unter günstigeren Auspicien nicht erscheinen. Freilich ist die äußere Existenz der Kant-Studien[a] im Augenblick etwas fraglich geworden. Der auf dem Titelblatt aufgeführte Professor Dr. Simon[5] war unser Mäcen und hatte jährlich eine Summe gestiftet, die dazu hinreichte, die Honorare zu bezahlen. Derselbe hat im Krach der Leipziger Bank[6] einen großen Teil seines Vermögens verloren und nun seine Unterstützung zurückgezogen. Die Mittel für den | Band V kann ich jedoch einstweilen beschaffen, bin aber auf der Suche nach einem neuen Mäcen[7], der jährlich etwa 6–800 M für die Kant-Studien[b] zu spenden imstande ist. Die Abonnements (circa 200) zieht die Verlagsbuchhandlung ein und bezahlt dafür die Druckkosten. Ist Ihnen oder Geh[eim]-Rat Cohen irgend eine Persönlichkeit bekannt, die auf einige Jahre hinaus den oben genannten Beitrag zu stiften imstande wäre? Als Äquivalent kann man dem Betr[effenden] anbieten, je nach Umständen ihn auf dem Titel selbst oder wenigstens auf der 2. Seite des Umschlags in irgend einer Form als Mäcen zu erwähnen, wie das z. B. auch der „Monist“ thut[8].
Mit wiederholtem Dank für Ihr schönes Geschenk Ihr ganz ergebenster
H. Vaihinger
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
5↑auf dem Titelblatt aufgeführte Professor Dr. Simon ] Kant-Studien 7 (1902) erschien laut Titelblatt noch mit besonderer Unterstützung von Prof. Walter Simon Stadtrat in Königsberg i. Pr. – Walter Simon (1857–1920), war nach seinem Studium in Tübingen und Königsberg (Jura, Medizin, Philosophie, mit Promotion abgeschlossen) u. a. als Bankier und als unbesoldeter Stadtrat für das Armen- und Volksbildungswesen tätig. Er führte den Professorentitel ehrenhalber aufgrund seines umfassenden wohltätigen Engagements (Altpreußische Biographie Bd. 2. Marburg: Elwert 1967, S. 676).6↑Krach der Leipziger Bank ] die Leipziger Bank (mit Sitz in Leipzig) war aufgrund von Fehlinvestitionen zusammengebrochen und hatte zum 25.6.1901 ihre Zahlungen eingestellt, vgl. Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Hg. v. Pro Leipzig. Leipzig: Pro Leipzig 2005, S. 339.7↑neuen Mäcen ] ein solcher wurde nicht mehr benötigt, da Vaihinger zur Subvention der Zeitschrift Kant-Studien schließlich Gelder aus dem Preußischen Unterrichtsministerium erhielt, vgl. Vaihinger an Natorp vom 28.5.1903.8↑auch der „Monist“ thut ] in dieser Form nicht nachgewiesen. Der Hefttitel von The Monist 13 (1903), Nr. 4 von Juli 1903 lautet z. B.: The Monist. A quarterly Magazine. Devoted to the Philosophy of Science. Editor: Dr. Paul Carus. Assistant Editor: T. J. McCormack. Associates: E. C. Hegeler. Mary Carus (http://www.jstor.org/stable/27899368 (28.8.2024), S. 8). Frühere Hefttitel teilen keine Namen mit.▲