Bibliographic Metadata
- TitleTheodor Elsenhans an Vaihinger, Riedlingen, 10.7.1901, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 g, Nr. 2
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 g, Nr. 2
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Theodor Elsenhans an Vaihinger, Riedlingen, 10.7.1901, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 g, Nr. 2
Riedlingen 10. Juli 1901.
Hochgeehrter Herr Professor!
Ein mit den Verhältnissen in Basel vertrauter Freund (Prof. Kirn-Leipzig[1]), bei dem ich mich wegen des durch Groos’ Abgang[2] erledigten Ordinariats erkundigte, bestätigte mir, daß dort – nicht wie in Zürich und Bern – keine Meldung üblich sei, riet mir aber, (da er selbst wegen eines in Betracht kommenden Basler Freundes seinen Einfluß nicht geltend machen kann) mich[a] entweder direkt an Groos oder an einen Fachmann, dem ich bekannt wäre (vielleicht H[errn] Prof. Vaihinger) zu[b] wenden. Da ich nun zu Prof. | Groos keinerlei Beziehungen habe, wollte ich zuerst das Letztere versuchen.
Wäre es Ihnen nun möglich, hochge[ehrter] H[err] Prof., in meinem Interesse in der genannten Richtung irgendwelche Anregungen zu geben, so wäre ich Ihnen zu großem Danke verpflichtet. Ich bin mir jedoch bewußt, daß ein derartiger Schritt nur unter Voraussetzungen möglich ist, die ich nicht kenne, und bitte daher, falls Sie nicht in der Lage sind, etwas zu thun, mich nur gütig durch Karte zu benachrichtigen.
Den Versuch, irgendwie doch noch in eine akademische Thätigkeit zu gelangen[3] (den Weg der Habilitation kann der | Familienvater nicht mehr einschlagen), darf ich, auch wenn wenig Aussicht auf Erfolg ist, nicht unterlassen, da die Freude an wissenschaftlicher Thätigkeit neben einem Hauptamte wohl auf die Dauer nicht Stand halten wird.
Außerdem habe ich im März d[iesen] J[ahres] noch ein Bezirksschulinspektorat übernommen, das mir zwar in Ermanglung eines Bessern praktische und theoretische Beschäftigung mit der Pädagogik verschafft, mich aber zugleich in der litterarischen Produktion zu einem langsameren Tempo nötigt, so daß ich z. B. eine längst geplante Arbeit über Kant und Fries – das alte aber für die gegenwärtige Erkenntnistheorie wohl wieder recht wichtige Problem – | für die „Kantstudien“ oder als eigenes Werk noch nicht recht ernstlich in Angriff nehmen konnte.
Mit hochachtungsvollem Gruße Ihr ergebenster
Dr. Elsenhans
Stadpf[arrer] u. Bez[irks-]Sch[ul-]Inspektor
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Prof. Kirn-Leipzig ] Otto Kirn (1857–1911), evangelischer Theologe, in Tübingen promoviert, in Basel habilitiert, 1890 ao. Prof. in Basel, 1894 o. Prof. in Basel, 1895–1911 an der Universität Leipzig (https://research.uni-leipzig.de/catalogus-professorum-lipsiensium/leipzig/Kirn_892/ (27.8.2024)).2↑Groos’ Abgang ] Karl Groos (1861–1946), 1889 in Gießen habilitiert, 1892 ao. Prof., 1898 o. Prof. in Basel, ging 1901 nach Gießen, 1911 nach Tübingen (BEdPh).3↑in eine akademische Thätigkeit zu gelangen ] Elsenhans habilitierte sich 1902 in Heidelberg (vgl. Elsenhans: Fries und Kant. Ein Beitrag zur Geschichte und zur systematischen Grundlegung der Erkenntnistheorie. 2 Bde. Gießen: Töpelmann 1906) und wurde 1908 als o. Prof. der Philosophie und Pädagogik an die Technische Hochschule Dresden berufen (Rektor 1916/1917; BEdPh).▲