Bibliographic Metadata
- TitleErnst Marcus an Vaihinger, o. O., 3.12.1899, Ts. (Abschrift), Umfang und Besonderheiten der Vorlage unbekannt, da nicht überliefert, Leo Baeck Institute, Ernst Marcus Collection: https://ia600504.us.archive.org/32/items/ernstmarcuscolle01marc/ernstmarcuscolle01marc.pdf (S. 52)
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- Physical LocationLeo Baeck Institute, Ernst Marcus Collection
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Ernst Marcus an Vaihinger, o. O., 3.12.1899, Ts. (Abschrift), Umfang und Besonderheiten der Vorlage unbekannt, da nicht überliefert, Leo Baeck Institute, Ernst Marcus Collection: https://ia600504.us.archive.org/32/items/ernstmarcuscolle01marc/ernstmarcuscolle01marc.pdf (S. 52)
Kopie eines Briefes an Vaihinger (3. Dezember 1899)
Bis zu meinem 36. Lebensjahre war ich im materialistischen Dogma befangen. Seitdem (also seit 7 Jahren) habe ich mich (von Schopenhauer angeregt) mit wahrer Leidenschaft dem Studium Kants gewidmet. Der Vorsatz, meine Denkresultate in die Öffentlichkeit[1] zu bringen, entstand erst, als ich meine besondere Veranlagung zu bemerken glaubte und ich war entschlossen nur Gedanken zu bringen, von deren Reife ich überzeugt war. Denn mehr, wie jeder Andere kann ein Schriftsteller sich der Sünde der fahrlässigen Irreleitung fremder Gedanken schuldig machen. Meine Tätigkeit erfolgte insofern in völliger Einsamkeit, als ich niemals Gelegenheit fand, mich mit einem Kenner oder Gesinnungsgenossen auszusprechen. Sie werden darnach[a] begreifen, wie gross mein Bedürfnis ist, zu erfahren, ob ich Aussicht habe, für andere fruchtbar zu wirken[2].
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Denkresultate in die Öffentlichkeit ] von Marcus war erschienen: Die exakte Aufdeckung des Fundaments der Sittlichkeit und Religion und Die Konstruktion der Welt aus den Elementen des Kant. Eine Erhebung der Kritik der reinen und der praktischen Vernunft zum Range der Naturwissenschaft. Von Ernst Marcus, Amtsrichter in Essen. Leipzig: H. Haacke 1899. Vgl. die Selbstanzeige in: Kant-Studien 4 ([1899]/1900), S. 323–325.2↑für andere fruchtbar zu wirken ] vgl. den Eintrag über Marcus in NDB (Autoren: Klaus-Werner Segreff u. Horst Lüdtke): In der akademischen Fachwelt fand M. wenig Resonanz […]. Außerhalb der akademischen Welt bildete sich bereits zur Jahrhundertwende um den Schriftsteller Salomo Friedlaender ein Kreis von Anhängern, zu dem u. a. die Literaturkritikerin Rebekka Hanf und der Redakteur Robert Drill („Frankfurter Zeitung und Handelsblatt“) zählten. Bestrebungen von Mitgliedern dieses Kreises, durch Kolloquien und Editionen zu einer Verbreitung des M.schen Werkes beizutragen, wurden durch die nationalsozialistische Machtergreifung zunichte gemacht.▲