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- TitleVaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 12.12.1898, 3 S., hs., Briefkopf Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von L. Voss, Hamburg) | Prof. Dr. Vaihinger | Halle a. S., den 189 | Reichardtstr. 15., Staatsbibliothek zu Berlin, Slg. Darmstaedter 2a 1881
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- Physical LocationStaatsbibliothek zu Berlin, Slg. Darmstaedter 2a 1881
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Vaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 12.12.1898, 3 S., hs., Briefkopf Redaction der „Kantstudien“ | (Verlag von L. Voss, Hamburg) | Prof. Dr. Vaihinger | Halle a. S., den 189 | Reichardtstr. 15., Staatsbibliothek zu Berlin, Slg. Darmstaedter 2a 1881
12.XII 1898
Hochzuverehrender Herr Geheimer Regierungsrath![a]
Vor einigen Tagen habe ich an das Hohe Ministerium ein Gesuch[1] um Unterstützung der von mir herausgegebenen Zeitschrift „Kantstudien“ übersendet, und wage es, noch auf diesem Wege das Gesuch Ihrem geneigten Wohlwollen zu empfehlen.
Vielleicht darf ich hinzusetzen, daß die Kündigung seitens Voss nicht etwa ein bloßes Maneuvre ist, sondern leider sehr bitterer Ernst[2]: es kann ja auch | demselben nicht länger zugemuthet werden, einen solchen Verlust zu tragen blos im Interesse der Wissenschaft. Hier muß die Öffentlichkeit eintreten in Form des Staates, und so habe ich es gewagt, das Hohe Ministerium um eine Unterstützung der Sache anzugehen.
Persönlich kann ich der Sache nicht mehr Opfer bringen, als ich schon thue: ich führe die Redaction jetzt schon ohne jede Entschädigung und habe zur Erledigung der Redactionsgeschäfte (um Zeit für die Vollendung meines eigenen Kantwerkes zu gewinnen) einen jungen Gelehrten als Hilfe angenommen[3], dem ich völlig freie Station gewähre. Mehr kann ich persönlich nicht mehr thun. Ich würde es gerne thun, aber meine Verhältnisse[b] sind nicht so glänzend, als | sie wol geschildert werden. Zum Erweis darf ich mich wol darauf berufen, daß ich bei der letzten Landtagswahl[4] in demselben Wahlbezirk und derselben dritten Klasse mit den Kollegen[5] Bechtel, Strauch, Köstlin, Lastig, Stammler, Roux gewählt habe, während die Professoren Conrad, Cantor, Loening[c], Loofs in der zweiten Klasse in demselben Wahlbezirk gewählt haben. Daraus geht doch so viel hervor, daß ich nicht zu den Bestsituierten unseres Stands gehöre, sondern eben nur mit dem Durchschnitt rangiere.
Ich würde mir nicht erlaubt haben, diese Mittheilungen zu machen, wenn ich nicht Grund hätte anzunehmen, daß über meine Vermögensverhältnisse ganz unzutreffende Vorstellungen nach Berlin gebracht[6] worden sind. –
Mit der Bitte, mein Gesuch wohlwollender Erwägung zu unterwerfen, zeichne ich Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster
Professor Vaihinger.
Kommentar zum Textbefund
a↑Regierungsrath! ] darunter mit Bleistift von anderer Hd.: GehReg [Namenskürzel] | gf. dem entsprechenden Vorgang beizufügen, [Namenskürzel, Datum unleserlich]Kommentar der Herausgeber
2↑bitterer Ernst ] vgl. rückwirkend Vaihinger: Das Werden und die ersten Anfänge der Kantgesellschaft. In: Kreis von Halle 1 (1930/1931), Heft 1 von Juni/Juli 1931, S. 171–176. Die Hamburger und Leipziger Verlagsfirma Leopold Voss hatte vergeblich auf den Verlag der Berliner Akademie-Ausgabe der Werke Kants spekuliert.3↑jungen Gelehrten als Hilfe angenommen ] und zwar Fritz Medicus, vgl. Kommentar zu Vaihinger an Heinrich Rickert vom Februar 1898 sowie Wilhelm Windelband an Heinrich Rickert vom 26.3.1901: Er [Medicus] scheint jetzt von Vaihinger, in dessen Hause er auch wohnt –! vgl. die Adresse! – als eine Art von Adlatus für die Kant-Studien eingefangen und angestellt zu sein; offenbar muß er da technische Arbeit leisten, Correspondenz führen und gelegentlich als Recensent einspringen (Bohr/Hartung: Forschungsgrundlagen Wilhelm Windelband (2020), S. 314).4↑bei der letzten Landtagswahl ] nach dem preußischen Dreiklassenwahlrecht (ungleich: nach Höhe der Steuerleistung der Wahlberechtigen).5↑den Kollegen ] vgl. für alle Genannten https://www.catalogus-professorum-halensis.de/index1871.html (23.8.2024).▲