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- TitleEduard Grisebach an Vaihinger, Berlin, 2.3.1898, 3 S., hs., am Briefkopf eingerahmter roter Aufdruck mit senkrecht verlaufender Schrift ERAG, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 l
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 l
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Eduard Grisebach an Vaihinger, Berlin, 2.3.1898, 3 S., hs., am Briefkopf eingerahmter roter Aufdruck mit senkrecht verlaufender Schrift ERAG, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 1 l
Berlin W. 50, den 2. März 1898
235, Kurfürstendamm
Sehr geehrter Herr Professor,
Aus Ihrem freundlichen Schreiben[1] nebst Druckanlage habe ich mit großer Freude ersehen, daß die Stelle über Kant’s Handexemplar[a] der ‚K[ritik] d[er] p[raktischen] V[ernunft]‘ in ‚Schopenhauer’s Gesprächen‘ Ihnen zum Ausgangspunkt für die glückliche Wiederherbeischaffung[2] dieses Exemplars[b] geworden ist. Für die gütige Mittheilung aus den ‚Kant-Studien‘[3] und Ihre Begleitworte sage ich Ihnen meinen verbindlichen Dank. Bekannt war mir die Sache allerdings schon: Schemann hat ja den Briefwechsel[4] zwischen Crüger und Schopenhauer bereits abdrucken lassen (darunter auch der von Ihnen citirte Brief Schopenhauer’s vom 29. November 1856), ebenso hat er die betr[effende] Bestimmung im Codicill zu Schopenh[auer]’s Testament über die Rückvermachung des Buches an Crüger abdrucken lassen. Ich habe auf Grund dieses | Materials denn auch in meinem Buche ‚Schopenhauer. Geschichte seines Lebens‘[5] über Crügers Beziehungen zu Schopenhauer (S. 235 f.) berichtet und hätte zu der betr[effenden] Stelle der ‚Gespräche‘ hierauf verweisen sollen.
Mit vielem Dank werde ich von der Erlaubniß Gebrauch machen, von Schopenhauer’s Randglossen zu dem in Ihrem Besitz befindlichen Werk Einsicht bez[iehungsweise] Abschrift zu nehmen: im Sommer denke ich auf einer Reise durch Halle zu kommen und werde mir dann erlauben, das Buch bei Ihnen persönlich einzusehen.
Daß Elisabet Ney[6] Briefe von Schopenhauer besitzt ist wohl anzunehmen, wenigstens fordert sie ihn zum Schreiben auf in dem Briefe an ihn (vom 29. Juni 1860), den ich (‚Schopenh[auer]. Gesch[ichte] s[eines] Lebens‘) S. 324 abgedruckt habe. Für die Mittheilung[c] | der Adresse der Dame[7] bin ich Ihnen sehr verbunden und werde, wenn es zu einem neuen Abdruck meiner Sammlung ‚Schopenhauer’s Briefe‘[8] kommen sollte, mich an Sie wenden. Uerigens machte mich Freih[err] von Mensi[9] (Redakteur der ‚Allg[emeinen] Zeitung[d]‘) kürzlich auf eine Publikation in ‚The Open Court‘ (Chicago May 1897[10]) aufmerksam, zu welcher Elisabet Ney Material geliefert: nämlich 2 Daguerrotypbilder, die ihr Schopenhauer geschenkt, und die Dedikationsinschrift in die ‚W[elt] a[ls] W[ille] u[nd] V[orstellung]‘, von der er ihr ein Exemplar geschenkt hat.
Mit wiederholtem Dank für Ihren mir sehr interessanten Brief in vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener
Eduard Grisebach
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Wiederherbeischaffung ] das Handexemplar Kants befindet sich seit der Schenkung des Nachlasses von Eduard Crüger 1910 (vgl. die Meldung darüber in Hochschul-Nachrichten München [Paul von Salvisberg], Nr. 253 vom Oktober 1911, S. 19) im Bestand des Universitätsarchivs Halle-Wittenberg, Rep. 84 (Nachlass Eduard Crüger), Nr. 1. Vgl. dazu das Regest zu Rep. 84, Nr. 5: Briefe betreffend des Handexemplars von Kants Kritik der praktischen Vernunft an Frau Geheimrat Crüger: Zwei Briefe von Prof. Dr. Vaihinger von der Redaktion der Kantstudien vom 8.1.1898 und 9.2.1898 aus Halle. Im ersten Brief erkundigt sich Vaihinger unter anderem nach den handschriftlichen Bemerkungen und dem Stand der Erschließung des Werkes, während er am 9.2. einen Abdruck seiner zu dem Werk angefertigten Notizen übersandte. Ein Brief vom 16.2.1898 von dem Vorsitzenden der Kantkommission der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften Wilhelm Dilthey, welcher sich für die befristete Bereitstellung des Handexemplars an die Akademie der Wissenschaften bedankt und darum bittet, das Buch nach Kiel an den Privatdozenten Dr. Adickes zu schicken. Zwei Benachrichtigungen von 19.2.1898 und 9.3.1898 aus Kiel von dem Privatdozenten Dr. Erich Adickes bezüglich des Eingangs und der Rückgabe des Handexemplars der praktischen Vernunft Kants (zitiert nach dem Findbuch: http://recherche.archiv.uni-halle.de/actaproweb/archive.xhtml?id=Vz++++++47e4f418-e438-4f6a-8dd5-1164d9c15b8b#Vz______47e4f418-e438-4f6a-8dd5-1164d9c15b8b (23.8.2024)). Dazu Rep. 84, Nr. 3: Ein handschriftlicher Auszug aus dem Testament Arthur Schopenhauers, beglaubigt von Johann Valentin Boegner, Notar der freien Stadt Frankfurt am Main, der unter anderem die Rückgabe des Exemplars der Kritik der praktischen Vernunft an Eduard Crüger bestimmt. – Rep. 84, Nr. 6: Schenkung des Nachlasses durch die Erben an die Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg.3↑Mittheilung aus den ‚Kant-Studien‘ ] vgl. Vaihinger: Kants Handexemplar der Kritik der praktischen Vernunft. In: Kant-Studien 2 ([1897]/1898), S. 489–490 (Rubrik Mitteilungen).4↑den Briefwechsel ] vgl. Schopenhauer-Briefe. Sammlung meist ungedruckter oder schwer zugänglicher Briefe von, an und über Schopenhauer. Mit Anmerkungen und biographischen Analekten hg. von Ludwig Schemann. Leipzig: Brockhaus 1893.6↑Elisabet Ney ] Bildhauerin (1833–1907), ihre Porträtbüste Schopenhauers von 1859 befindet sich im Stadtmuseum Münster.8↑‚Schopenhauer’s Briefe‘ ] vgl. Grisebach: Schopenhauer’s Briefe an Becker, Frauenstädt, v. Doß, Lindner und Asher sowie andere, bisher nicht gesammelte Briefe aus den Jahren 1813 bis 1860. Leipzig: Reclam 1894. 2. Aufl. ca. 1904.9↑von Mensi ] d. i. Alfred Mensi von Klarbach (geb. 1854), Feuilletonredakteur der Allgemeinen Zeitung München (https://www.deutsche-biographie.de/gnd116885645.html (23.8.2024)).10↑May 1897 ] Digitalisat online: https://opensiuc.lib.siu.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=5044&context=ocj (1.9.2022). Reproduktionen vor S. 257 und auf S. 261, dazu eine redaktionelle Anmerkung auf S. 309 (https://opensiuc.lib.siu.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=5048&context=ocj (23.8.2024)).▲