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- TitleFriedrich Paulsen an Vaihinger, Steglitz bei Berlin, 13.11.1897, 2 S., hs., Briefkopf FRIEDRICH PAULSEN. | STEGLITZ BEI BERLIN| FICHTE-STRASSE 31., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 2 c–9
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 2 c–9
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Friedrich Paulsen an Vaihinger, Steglitz bei Berlin, 13.11.1897, 2 S., hs., Briefkopf FRIEDRICH PAULSEN.[a] | STEGLITZ BEI BERLIN| FICHTE-STRASSE 31., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 2 c–9
13 No[vember] 97[b]
Verehrter Herr College.
Mein Kant (für Frommann)[1] nähert sich dem Ende; er soll zu Ostern oder etwas früher herauskommen. Der Verleger will ein Bildnis beigeben; ich habe dafür die Kant-Lessing Gruppe vom Friedrichsdenkmal[2] photographiren lassen, nach dem Modell im Rauchmuseum,[3] u. hoffe einen guten Lichtdruck davon zu erhalten. Darf ich Ihnen einen Abzug beilegen?[4] Ich finde das[c] Zusammen der beiden vortrefflich u. die Figuren selbst würdevoll[d] charakteristisch, in Haltung[e] u. Gesicht. Was meinen Sie dazu? oder würden Sie ein anderes Bild vorschlagen?[5] Das aus der Seidlitzschen Porträtsammlung[6] wäre auch möglich. |
Bringen Sie im nächsten Heft der Kantstudien den Lichtdruck[f] nach der Kaiserlingschen Zeichnung?[7] Ich sah ihn in Königsberg[g], wo ich im August war, um einmal ostpreuss[ische] Luft zu athmen.
Das Bild ist interessant[h], aber für ein Titelbild geht doch nur der Alte vom Königsberge.[8] Sahen Sie das neue, von den Königsbergern in Dresden[i] gekaufte Bild? Ich fürchte, der dort Abgemalte trägt den Namen Kants ohne Grund.[9]
Wenn Sie von Ihrem Lichtdruck mir einen Abzug schenken können, bin ich Ihnen[j] sehr verbunden. Wann kommt das Heft?
Mit collegialem Gruß Ihr sehr ergebner
Paulsen
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Mein Kant (für Frommann) ] vgl. Paulsen: Immanuel Kant. Sein Leben und seine Lehre. Mit einem Bildnis und einem Briefe Kants aus dem Jahre 1792. Stuttgart: Fr. Frommanns Verlag (E. Hauff) 1898.2↑Kant-Lessing Gruppe vom Friedrichsdenkmal ] Friedrich II. wurde in Berlin-Mitte 1851 ein Reiterstandbild errichtet, an dessen Sockel zahlreiche Personen vollplastisch abgebildet sind, darunter Kant und Lessing nebeneinander (vgl. https://denkmaldatenbank.berlin.de/daobj.php?obj_dok_nr=09060118 (19.6.2024)).3↑Modell im Rauchmuseum, ] das Museum für den Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777–1857; NDB) wurde nach dessen Tod in seiner Werkstatt in der Klosterstraße eingerichtet. Dieses Gebäude wurde jedoch vor dem Krieg (genauer Zeitpunkt nicht ermittelt, jedenfalls nach 1891) verkauft, 1930 wurde ein neues Museum in der Orangerie des Charlottenburger Schlosses eingerichtet (vgl. Rave, Paul Ortwin: Das Rauch-Museum in der Orangerie des Charlottenburger Schlosses. Berlin: Rathenau 1930, S. 9, S. 137). Im Museum in der Klosterstraße befand sich u. a. ein Relief der Rückseite des unteren Theils des Friedrichsdenkmals, das eine Gruppe mit Kant und Lessing darstellt (Eggers, Karl: Das Rauch-Museum zu Berlin. Verzeichniss seiner Sammlungen nebst geschichtlichem Vorbericht und Lebensabriss Rauch’s. 3. Aufl. Berlin: F. Fontane & Co. 1892, S. 67, Nr. 287. Digitalisat: https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:109-1-15415586 (3.7.2024)). Es sind vier verschiedene Modelle des Sockels nachgewiesen, wobei die Auswahl der Figuren variiert (vgl. Simson, Jutta von: Christian Daniel Rauch. Oevre-Katalog. Berlin: Gebr. Mann-Verlag 1996, S. 293–298, Nr. 184–187; auch (in anderer Reihenfolge) in: Eggers: Das Rauch-Muesum zu Berlin, S. 64–65, Nr. 276–279). Zudem existierten an verschiedenen Orten kleinere Kopien (Reduktionen) des Denkmals (vgl. Simson: Christian Daniel Rauch, S. 448–450, Nr. 306).6↑Das aus der Seidlitzschen Porträtsammlung ] vgl. das Porträt Kants in: Seidlitz, Woldemar von (Hg.): Allgemeines historisches Porträtwerk. Eine Sammlung von über 600 Porträts der berühmtesten Personen aller Nationen von ca. 1300 bis ca. 1840. Serie X/XI: Gelehrte und Männer der Kirche. München: Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft 1888/1889 (ohne Seitenzahl). Digitalisat: https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb11455784-2 (19.6.2024).7↑Bringen Sie … Kaiserlingschen Zeichnung? ] vgl. die Ankündigung Vaihingers im 1. Heft der der Kant-Studien 2 (1897/8), S. 142: in dem nächsten Hefte Näheres […] mitzuteilen und voraussichtlich eine phototypische Copie desselben [Bildnisses] dem Hefte beizugeben. Der Lichtdruck wurde auf einer nicht nummerierten Seite mitgegeben in Kant-Studien 2 (1897/8, Heft 2, zwischen S. 144 und S. 145) und wie angekündigt näher besprochen, vgl. Fromm, Emil: Das Kantbildnis der Gräfin Karoline Charlotte Amalia von Keyserling. Nebst Mitteilungen über Kants Beziehungen zum gräflich Keyserlingschen Hause. In: Kant-Studien 2 (1897/8), S. 145–160. Ob Paulsen durch Vaihingers Ankündigung oder anderswoher erstmals von dem in den 1750er Jahren durch Gräfin Caroline Charlotte Amalie von Keyserling angefertigten Bild erfuhr ist ermittelt. In Frage kommt etwa ein früherer Hinweis Emil Fromms in der Kölnischen Zeitung Nr. 135 (Abendausgabe vom 13.2.1897), hierauf basierende Mitteilungen in anderen Zeitungen, ein (in Fromms Besprechung nicht erwähnter) Sitzungsbericht (vgl. den Bericht zur Ordentlichen Generalversammlung und Sitzung am 22. November 1895 in: Sitzungsberichte der Altertumsgesellschaft Prussia Heft 20, S. 103–125, hier S. 109–111) oder eine persönliche Mitteilung des Königsberger Bibliothekars Rudolf Reicke, der durch die Altertumsgesellschaft Prussia von dem Bild erfahren hatte (vgl. ebd., S. 109).8↑Das Bild … vom Königsberge. ] Das Bild der Gräfin von Keyserling zeigt Kant, verglichen mit den anderen erwähnten Bildern, in jüngeren Jahren.9↑Sahen Sie … ohne Grund. ] Das in einer Übersicht verschiedener Kant-Bildnisse von Clasen so bezeichnete Gemälde aus dem Dresdener Kunsthandel (Clasen, Karl Heinz: Kant-Bildnisse. Gräfe & Unzer Verlag, Königsberg 1924, S. 17) war dem Magistrat der Stadt Königsberg in einem Brief vom 31.8.1896 bekannt gemacht geworden und wurde Verehrer[n] Kants im Sommer 1897 bekannt (vgl. Lubowski, Karl: Ein neues Kantbildnis. In: Kant-Studien 3, S. 160–163, hier S. 160). Es hatten sich Zweifel über dessen Urheberschaft sowie die Frage, wer darauf dargestellt ist oder ursprünglich dargestellt war, ergeben, denen jedoch widersprochen wurde (vgl. Magistrat der Stadt Königsberg: Nachrichten über den Erwerb, die früheren Schicksale und die Wiederherstellung eines vermuthlich Immanuel Kant darstellenden Portraits. In: Altpreussische Monatsschrift 35 (1898), S. 195–198; Diestel, G.: Nachlese. In: Kant-Studien 3 (1898/9), S. 163–167; Lubowski: Ein neues Kantbildnis; für weitere Literatur vgl. Clasen:Kant-Bildnisse, S. 28–29). Vaihinger geht ebenfalls von der Auffassung aus: dass das betr. Bild […] unzweifelhaft Kant darstellt (Kant-Studien 2 (1897/8), S. 491).▲