Bibliographic Metadata
- TitleRudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 13.4.1894, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 5
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 5
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Rudolf Eucken an Vaihinger, Jena, 13.4.1894, 4 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 7 p, Nr. 5
Jena 13/4 94.
Hochgeehrter Herr College!
Ihren freundl[ichen] Brief[1] hätte ich längst beantwortet, wenn mir nicht wegen eines, übrigens sehr leichten Scharlachfalls in unserem Hause vom Arzt die Correspondenz für jene Zeit untersagt gewesen wäre. Nun aber liegt alles glücklich hinter uns, und so möchte ich nicht unterlassen Ihnen einen Ausdruck aufrichtiger Sympathie zu senden. Daß sich bei den laufenden Verschiebungen so gar keine Aussichten für Sie eröffnen wollen, thut mir von Herzen leid, und ich wundere mich namentlich, daß man in Würzburg[2] | Sie ganz außer Acht läßt. Aber ich habe von Volkelt auch nicht eine Zeile in dieser Angelegenheit erhalten trotz meines eingehenden Briefes! In Breslau dürfte in der That jene unglückliche, thörichte Scheidung in Historiker und Systematiker Ihnen ungünstig gewesen sein. Auch mir ist das im äußeren Fortkommen nicht wenig hemmend gewesen, daß man mich nur als Historiker gelten lassen mochte. Indes ich kann es in dem schönen Jena aushalten, für Sie ist die Sache ungleich verdrießlicher und aufregender. Indes Ihr Kantwerk erfreut sich so allgemeiner Schätzung, und hat Ihnen einen so | guten Namen gemacht, daß ich schließlich auch auf eine günstige Wendung für Sie vertraue. Es hat sich ja seit einer Reihe von Jahren so gemacht, daß wenig Stellen zur Erledigung kamen, wo vorwiegend auf das Geschichtliche und Geisteswissenschaftliche gesehen wurde. Es wird schließlich doch auch wieder mehr[a] Bedarf dessen kommen, und dann werden Sie mit Ihren anerkannten Arbeiten sicherlich in erster Reihe stehen. Jedenfalls, meine ich, sollten Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit nicht zu sehr durch solche Erwägungen von dem Gebiet ablenken lassen, wo Sie selbst sich wohl fühlen und wo das Centrum Ihrer Kraft liegt. Den An|deren kann man es doch nicht recht machen. Und durch Recensionen, kleinere Abhandlungen etc. ist ja Gelegenheit genug geboten, die Weite des Gesichtskreises auch für andere zu bekunden.
Falckenberg[3] war in den Osterferien hier bei Verwandten zu Besuch, aber ich habe ihn jenes Scharlachfalles wegen gar nicht gesehen. Würde er nach Würzburg gehen, was ich aber kaum glauben kann, so würde ich für Erlangen doch wohl um Rath gefragt werden, und dann würde ich Sie mit besonderem Nachdruck empfehlen. Jedenfalls, verehrter Herr College, seien Sie überzeugt, daß Sie bei vielen Fachcollegen in aufrichtiger Hochachtung stehen, und zu diesen möchte sich aus Überzeugung rechnen Ihr sehr ergebener
R. Eucken.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
3↑Falckenberg ] Richard Falckenberg (1851–1920), 1877 in Jena promoviert, 1880 in Jena habilitiert, 1887 ao. Prof., war 1889–1920 o. Prof. in Erlangen (BEdPh).▲