Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 29.6.1892, 2 S., hs., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
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- Physical LocationGeheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
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Vaihinger an Friedrich Theodor Althoff, Halle, 29.6.1892, 2 S., hs., Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Vl. HA, Nl Althoff, F. T., Nr. 991
Halle[a] a. S. den 29. Juni 1892.
Hochzuverehrender[b] Geheimer Ober-Regierungsrath!
Da durch den Tod des Herrn Prof. J. E. Erdmann[1] möglicherweise Veränderungen hier erfolgen, welche auch meine hiesige Stellung[2] beeinflussen[c] könnten, so glaube ich zur Beurteilung der Letzteren Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenst die Nachricht zukommen lassen zu dürfen, daß der Zweite Band meines Kant-Commentars sich im Drucke befindet.[d] Der Band wird ca. 40 Bogen stark werden, wovon schon über 20 Bogen gedruckt sind. Der Druck wird im October vollendet sein. Das Manuscript war schon im August 1891 fertig; nur der Setzerstrike[e][3] hat den Abdruck so lange verzögert.
Nachdem Ew. Hochwohlgeboren selbst mir bei meiner Anwesenheit in Berlin im März 1889 die Fortsetzung des Werkes so dringend anempfahlen[4], habe ich, besonders nach meiner Verheirathung[5], die Ausarbeitung des Bandes unablässig gefördert. Ich würde nun sehr gerne alsbald nach der Vollendung des Druckes des zweiten Bandes die Ausarbeitung der beiden noch folgenden Bände[6] in Angriff nehmen.[f] Wenn ich | aber bei der sich jetzt darbietenden Gelegenheit nicht in irgendeiner Weise avancire[g], so müßte ich zu meinem größten Bedauern meine schriftstellerische Thätigkeit auch auf andre Gebiete, in denen ich gearbeitet habe, (Griechische Philosophie; Logik) erstrecken, um die Chancen einer Berufung nach auswärts zu erhöhen[h]. Könnte ich aber hier in Halle selbst, wo durch die liberale Bibliotheksverwaltung des Herrn Geh. Reg. Raths Hartwig[7] die wissenschaftliche Arbeit sehr erleichtert wird, ruhig an dem Commentar weiter arbeiten, so würde derselbe in 3–4 Jahren vollendet werden können, da der Hauptgrund der bisherigen langen Pause[8] – die Ausarbeitung neuer Vorlesungen – jetzt nicht mehr vorhanden ist. Es würde gewiß sehr im Interesse der Sache liegen, wenn ich, ohne diesmal wieder eine mehrjährige Pause machen zu müssen, das Werk bald und ohne Störungen zu Ende bringen könnte, zu dessen Vollendung ich durch Sie nach Preußen berufen worden bin.[i]
Mit dem Ausdruck tiefster Verehrung Ew. Hochwohlgeboren ganz ergebenster
H. Vaihinger
a. o. Professor an der Universität Halle
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
3↑der Setzerstrike ] der offenbar an den meisten Verlagsorten stattfand, vgl. z. B. Wilhelm Windelband an Heinrich Rickert vom 27.10.1891 (Universitätsbibliothek Heidelberg, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs2740IIIA-224_6 (20.8.2024)): Siebeck und ich versuchen mit meinem letzten Heft vor Ausbruch des Setzerstreikes (7. Nov[ember]) unter Dach zu kommen.8↑Hauptgrund der bisherigen langen Pause ] vgl. Vaihinger an Richard Avenarius vom 31.12.1885 sowie an Althoff vom 19.3. u. 19.5.1889.▲