Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Wilhelm Ostwald, Borkum, 4.9.1887, 1 S., hs., Postkarte an Herrn Professor Dr. Ostwald | am Polytechnicum | in Riga | Russische Ostsee Provinzen, Briefmarke entfernt, Eingangstempel Р[ИГА] 28 | […] | 1887, Bild-/Textseite Strandansicht mit Unterschrift Nordseebad Borkum. | Verlag von W. Haynel, Emden u. Borkum., Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, NL Ostwald, Nr. 3087
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- Physical LocationBerlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, NL Ostwald, Nr. 3087
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Vaihinger an Wilhelm Ostwald, Borkum, 4.9.1887, 1 S., hs., Postkarte an Herrn Professor Dr. Ostwald | am Polytechnicum | in Riga | Russische Ostsee Provinzen, Briefmarke entfernt, Eingangstempel Р[ИГА] 28 | […] | 1887, Bild-/Textseite Strandansicht mit Unterschrift Nordseebad Borkum. | Verlag von W. Haynel, Emden u. Borkum., Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, NL Ostwald, Nr. 3087
4.IX.87
Ich lese eben Ihre Berufung nach Leipzig[1]. Meine Überraschung ist ebenso groß als meine Freude. Nun haben Sie das gewünschte Ziel so rasch und in so ehrenvoller Weise erreicht. Gewiß hat dazu auch der persönliche Eindruck beigetragen, den Sie auf der Berliner Naturforscherversammlung[2] gemacht haben, zu der Sie von Göhren aus gegangen ist.[a] Ich erinnere mich oft und gerne des gemeinsamen Zusammenseins[3] daselbst, und hoffe, daß sich bald die Gelegenheit ergeben wird, die Bekanntschaft zu erneuern, da wir nun so nahe sind. Nochmals die herzlichsten Glückwünsche und Grüße von Ihrem ergebenen
H. Vaihinger
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑Berufung nach Leipzig ] Ostwald, 1878–1882 Privatdozent für Chemie an der Universität Dorpat, 1882–1887 o. Prof. für Chemie am Polytechnikum Riga, war 1887–1906 o. Prof. für Physikalische Chemie an der Universität Leipzig (BEdPh).2↑Berliner Naturforscherversammlung ] vgl. Tageblatt der 59. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Berlin vom 18. bis 24. September 1886 (https://www.biodiversitylibrary.org/item/182979#page/1/mode/1up (19.8.2024)).3↑gemeinsamen Zusammenseins ] vgl. Ostwald: Lebenslinien. Eine Selbstbiographie. Berlin 1926/1927, S. 231–250 (1. Teil, 12. Kapitel; http://www.zeno.org/Naturwissenschaften/M/Ostwald,+Wilhelm/Lebenslinien (19.8.2024)): Dritte Reise. Als die Sommerferien [1886] herannahten, wurde meine Umgebung aufmerksam, daß ich den Eindruck eines Erschöpften und Erholungsbedürftigen machte. Ich beschloß daher, mit Arrhenius zusammen nach Deutschland zu reisen. Er ging nach Würzburg und Graz, während ich zunächst einige Wochen auf der Insel Rügen zubringen wollte. Später stand eine ungewöhnlich glänzende Naturforscherversammlung in Berlin bevor, auf der wir nochmals zusammenzutreffen gedachten. Auf Rügen habe ich dann in Saßnitz, Göhren und Binz äußerst angenehme Tage verbracht. In Göhren machte ich die Bekanntschaft des Philosophen Vaihinger, der schon damals Professor in Halle war. Ich erinnere mich gern der gemeinsamen Spaziergänge und Gespräche und fürchte nur, daß ich mit meinem unbedingten Naturalismus und meiner geringen Achtung vor philologischer Kleinarbeit dem Kollegen manchen Anlaß zum Mißfallen gegeben habe. Vom „als ob“ war, soweit ich mich erinnern kann, nicht die Rede. Die Hauptsache war aber diesmal das Malen nach der Natur. Ich hatte schon vor einigen Jahren schüchtern angefangen, nach der Natur Landschaftsbilder zu malen. […] Auf dieser Rügenreise erlebte ich zum ersten Male die segensreiche Wirkung, die das einsame Malen vor der Natur auf mein übermüdetes Gehirn ausübte. […] Die Berliner Naturforscherversammlung. Tatsächlich war ich völlig hergestellt, als ich dann nach Berlin ging, so daß ich die nicht geringen Anstrengungen der gelehrten Festlichkeiten bei regster Teilnahme ohne Nachteil überstehen konnte. In Berlin gab es mancherlei Belangreiches. Zunächst sah ich die meisten Kollegen wieder, die ich 1883 auf der Laboratoriumsreise flüchtig kennen gelernt hatte, und konnte jetzt etwas ausgiebiger mit ihnen bekannt werden. An den freundlichen Gesichtern, denen ich mich gegenüber sah, konnte ich entnehmen, daß dies den meisten willkommen war. Auf den Sitzungen trug ich einige von den Ergebnissen meiner Arbeiten vor […].▲