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- TitleFritz Mauthner an Vaihinger, Freiburg, 22.2.1886, 4 S., hs. (andere Hd., mit eU), Briefkopf FRITZ MAUTHNER | GRUNEWALD, DEN | WANGENHEIMSTR. 46., Wasserzeichen ST. GEORG | M. K. PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 8 h, Nr. 1
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 8 h, Nr. 1
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Fritz Mauthner an Vaihinger, Freiburg, 22.2.1886, 4 S., hs. (andere Hd., mit eU), Briefkopf FRITZ MAUTHNER | GRUNEWALD, DEN | WANGENHEIMSTR. 46.[a], Wasserzeichen ST. GEORG | M. K. PAPIER, Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXII, 8 h, Nr. 1
Freiburg, 22.II.86.
Zähringerstraße 78.
Hochgeehrter Herr Professor!
Ich erhalte von Ihnen eine bloß geschäftliche Zuschrift[1]; da ich aber schon seit einigen Tagen nur schwer den Wunsch unterdrückt habe, Sie mit 2 literarischen Fragen zu überfallen, so hat der Empfang Ihrer Drucksache[2] zu Ihren Ungunsten entschieden.
Zunächst eine Anfrage, die ich nur dann zu beantworten bitte, wenn Ihnen die Antwort keine Mühe macht. Giebt es eine Untersuchung über die Beziehungen von Kant zu Vico? | Die Italiener behaupten mindestens eine innere Verwandtschaft. Ich bin jüngst angegriffen worden, weil ich Beziehungen zwischen Vico und Hamann angenommen hatte. Daher mein Interesse für die Frage, ob Kant Vico gekannt hat.
Meine zweite Belästigung ist weniger egoistisch. Ich besitze in meiner krausen Bibliothek ein Buch aus dem Jahre 1800 „Mancherley zur Geschichte der metakritischen Invasion“, worin Herders Metakritik – wohl zu scharf in der Form, aber nicht ganz mit Unrecht – als ein Plagiat gegen Hamann dargestellt wird. Sollte die Schrift bekannt sein, so habe ich mit dieser Frage nur einen Beweis meiner Unwis|senheit gegeben. Wäre die Schrift jedoch unbekannt, so könnte ein Hinweis für die Kantphilologie, noch mehr natürlich für die Hamannphilologie von Wert sein. Ich wende mich an Sie, weil Sie sich mit diesem Kreise in der „Altpreußischen Monatsschrift“ 1880[3] beschäftigt haben. Der Verfasser meines kleinen Buches ist Rinck. In der Vorrede wird erwähnt, daß der Franzose Vilters (sollte das nicht der de Villers[4] der Briefe III, pag[ina] 334 sein?) seine Schrift über die Kritik im Mai 1799 an Kant geschickt habe.
Ohne Zusammenhang mit dieser Belästigung bin ich so frei, Ihnen einige Allotria[5] in einer kleinen Sammlung zu über|senden. Ihr letzter Brief[6] läßt mich hoffen, daß Sie den Ernst hinter dem Scherze nicht nur verstehen, sondern auch gutheißen werden.
In ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebener
Fritz Mauthner
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Ihrer Drucksache ] nicht ermittelt, womöglich eines Sonderdruckes von Vaihinger: Zu Kants Widerlegung des Idealismus. In: Strassburger Abhandlungen zur Philosophie. Eduard Zeller zu seinem siebenzigsten Geburtstage. Freiburg i. Br./Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1884, S. 85–164.3↑in der „Altpreußischen Monatsschrift“ 1880 ] vgl. Vaihinger: Briefe aus dem Kantkreise. In: Altpreussische Monatsschrift 17 (1880), S. 286–299.4↑de Villers ] meint wahrscheinlich Charles de Villers (1765–1815; ADB), vgl. Vaihinger, Briefe aus dem Kantkreise, S. 286.▲