Bibliographic Metadata
- TitleVaihinger an Friedrich Zarncke, Straßburg, 13.6.1883, 4 S., hs., mit 2 Beilagen: NL 249/1/V/39–40 (Anton von Leclair an Friedrich Zarncke, 1 S., hs., linke obere Ecke ausgeschnitten); Postkarte an Herrn Gymnasialdirector | Dr A. v. Leclair | in Mies | Böhmen, Poststempel STRASSBURG I. ELS | 2. | 5 6 | * 83 c | 3–3¼ N., Universitätsbibliothek Leipzig, Nachlass Zarncke, NL 249/1/V/39
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- Physical LocationUniversitätsbibliothek Leipzig, Nachlass Zarncke, NL 249/1/V/39
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Vaihinger an Friedrich Zarncke, Straßburg, 13.6.1883, 4 S., hs., mit 2 Beilagen: NL 249/1/V/39–40 (Anton von Leclair an Friedrich Zarncke, 1 S., hs., linke obere Ecke ausgeschnitten); Postkarte an Herrn Gymnasialdirector | Dr A. v. Leclair | in Mies | Böhmen, Poststempel STRASSBURG I. ELS | 2. | 5 6 | * 83 c | 3–3¼ N., Universitätsbibliothek Leipzig, Nachlass Zarncke, NL 249/1/V/39
Straßburg 13. Juni 83.
Verehrtester Herr Professor!
Anbei erhalten Sie den Brief an Herrn Dr. v. Leclair an Sie vom 7 Juni zurück. Zugleich lege ich meine Karte an denselben bei, auf welche er sich in seinem Briefe mehrfach bezieht. Diese Karte ist laut Datum und Stempel am 5. d[es] Monats[a] abgesendet.
Wie Sie sehen, habe ich meinem Freunde v. Leclair genau das Gegentheil von dem geschrieben, was er mich sagen läßt. Ich schreibe ihm deutlich, „daß meine Recension noch | nicht abgegangen war“; er läßt mich das Gegentheil sagen und begründet darauf seine Bitte und um Abdruck der Recension.
Für diesen seltsamen Umstand gibt es nur die eine Erklärung, daß v. Leclair meine Karte sehr flüchtig gelesen hat; vielleicht las er statt „abgegangen“ etwa „abgezogen“; jedenfalls stand er bei der Lectüre unter der irrigen Voraussetzung, in welche er schon früher sich an Sie gewendet hatte, die fragliche Recension sei schon abgegangen. Diese Voraussetzung aber beruht auf dem Mißverständniß eines früheren Briefes an ihn, in dem ich gelegentlich Mittheilung davon machte, daß | mir zufällig seine Schrift zur Anzeige zugegangen sei, die Bemerkung, die Anzeige der Schrift werde abgehen, hat er eben damals verwechselt mit der Nachricht, sie sei abgegangen. Wie flüchtig mein Freund Briefe liest, zeigt ja das vorliegende Beispiel eclatant: da er mich das Gegentheil von dem sagen läßt, was ich ihm schreibe.
Daß ich Herrn v. Leclair, mit dem mich langjähriger literarischer Briefwechsel[1] und zugleich Freundschaft verbindet, von der fraglichen Anzeige gelegentlich vorläufig Kenntniß gegeben habe, kann ich nicht als eine versteckte Indiscretion betrachten. |
Genau wie in diesem Falle, so beruhen auch alle übrigen Vorwürfe gegen mein Verhalten – sowohl die ausgesprochenen, als auch die unausgesprochenen – auf unvollständiger Kenntniß des wahren Zusammenhanges der Thatsachen.
Hochachtungsvoll u. ergebenst
H. V.
[Anton von Leclair an Friedrich Zarncke]
Mies (Böhmen) am 7. Juni 1883
Sehr geehrter Herr Professor!
Eben theilt mir Herr Dr. H. Vaihinger in Strassburg mit, daß er wegen einer nicht zum Austrag gebrachten Principienfrage von der Mitarbeiterschaft am Lit[erarischen] Centr[al]-Bl[att] zurückgetreten sei u. daß somit seine schon vor geraumer Zeit an die Redaction eingesendete Anzeige[b] meiner „Beiträge zu einer monistischen Erkenntnißtheorie“[2] (Breslau, Köbner, 1882) kaum zum Abdruck gelangen dürfte.[c] H[err] Vaih[inger] hatte mir bereits früher mitgetheilt, daß er dabei Anlaß genommen habe, sich über meine erkenntnißtheoretischen Anschauungen überhaupt, wie sie auch in meinem früheren Schriften niedergelegt sind, des Näheren auszusprechen. Aus diesem Grunde namentlich ist mir die heute eröffnete Aussicht, daß nun im besten Falle die Schrift einem anderen Referenten würde zugewiesen werden, keineswegs angenehm. Ich unternehme es daher, an Sie, hochgeehrter Herr Professor, die dringende Bitte zu stellen, Sie möchten so gütig sein, die bewußte Anzeige, die Ihnen, so viel ich weiß, noch vor Eintritt der Differenz mit H[errn] Vaih[inger] zugekommen ist, doch noch zum Abdruck zu bringen. Ob ich damit etwas erbitte, was nach Ihren redactionellen Usancen schlechterdings unmöglich ist, kann ich nicht beurteilen und kann nur wünschen, daß es nicht der Fall sei.
Mit dem Ausdruck der allergrößten Hochschätzung, Ihr sehr ergebener
Dr. Ant. v. Leclair
k. k. Gymn[asial]-Director
[Vaihinger an Anton von Leclair]
Lieber Freund!
Ich bin wegen einer Principienfrage mit Prof. Zarncke in Differenz gerathen und werde nicht mehr im Lit[erarischen] Centr[al] Bl[att] recensiren. Da meine Recension, wegen der Priorität anderer Recensionen, welche auf Abdruck harrten, noch nicht abgegangen[d] war, wird Ihre Broschüre nun einem Andern zur Recension gegeben werden; das ist ja nicht schlimm: ihr vortrefflicher Inhalt wird Ihnen von jedem Fachmann Anerkennung eintragen.
Eiligst, aber herzlichst Ihr
H. Vaihinger
Straßburg 5.VI.83
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
1↑langjähriger literarischer Briefwechsel ] vgl. die Schreiben Anton von Leclairs an Vaihinger 1880–1916.2↑Anzeige meiner „Beiträge zu einer monistischen Erkenntnißtheorie“ ] in der Zeitschrift Literarisches Centralblatt ist darüber keine Besprechung erschienen▲