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- TitleHermann Siebeck an Vaihinger, Basel, 11.3.1883, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 6 a
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 6 a
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Hermann Siebeck an Vaihinger, Basel, 11.3.1883, 2 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXIII, 6 a
Basel d. 11.3.83.
Geehrter Herr College,
Den Ruf nach Gießen habe ich heute erhalten und bin, obgleich das Angebot nicht ganz so vortheilhaft ausgefallen ist, wie die Fama[1] behauptete, nicht abgeneigt, ihn anzunehmen – wenn ich noch fort kann. Es hängt in erster Linie alles davon ab, ob die hessische Regierung auf der Besetzung der Stelle zu Ostern besteht oder bis Michaelis warten will. Da meine Kündigungsfrist schon mit Neujahr abgelaufen ist und die hiesige Regierung meinen pecuniären Bedürfnissen erst kürzlich in sehr liberaler Weise durch eine Gehaltsaufbesserung entgegengekommen ist, so ist es in ersterem Falle sehr zweifelhaft, ob sie mich für Ostern noch freigiebt. Sollte ich in der Lage sein, in G[ießen] anzunehmen, so werde ich Ihre Interessen[2] nach besten Kräften vertreten. Nur | dürfen Sie das Eigenartige der hiesigen Verhältnisse nicht übersehen. Die Facultät hat gar kein Vorschlagsrecht, sie wird überhaupt officiell nicht gefragt. Die Cüratel[a] macht alles und diese wird sich allerdings voraussichtlich privatim bei mir (und jedenfalls auch bei Steffensen[3], obwohl er seit einigen Jahren emeritirt ist) erkundigen. In diesem Falle wird immer eine möglichst ausgiebige Liste verlangt, wobei natürlich das Urteil des Gefragten einen ziemlichen Spielraum hat. Die Sache complicirt sich noch dadurch, daß wir hier zwei schweizerische Privatdozenten haben, daß man Werth darauf legt, daß der zu Berufende pädagogische Praxis hat, daß die Einwirkung der hiesigen Parteiverhältnisse unberechenbar ist u. dergleichen[b]. Jedenfalls würde ich in erster Linie auf Sie und Glogau fallen.
Einstweilen, bis ich Ihnen näheres melden kann, bitte ich Sie über diese Verhältnisse nicht weiter zu sprechen. Mit besten Wünschen und Grüßen Ihr ganz ergebener
H. Siebeck.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
3↑Steffensen ] Karl Steffensen (1816–1888), seit 1854 an der Universität Basel, 1879 emeritiert (BEdPh).▲