Bibliographic Metadata
- TitleBartholomäus von Carneri an Vaihinger, Graz, 29.12.1882, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 4 d, Nr. 7
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- Physical LocationStaats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 4 d, Nr. 7
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Bartholomäus von Carneri an Vaihinger, Graz, 29.12.1882, 3 S., hs., Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Aut. XXI, 4 d, Nr. 7
Gratz, 29. Dez[ember] 1882.
Hochverehrter Herr!
Theils wäre ich die Zeit über kaum zu einem eigentlichen Briefschreiben gekommen, theils hoffte ich immer, Ihnen etwas Bestimmteres mittheilen zu können. Daher mein langes Schweigen, wie sehr es mich auch gedrängt hat, Ihnen für Ihren liebenswürdigen Brief vom 11.[1] Dieses zu danken. Ich bin auf Ferien hier und komme erst am 15. Januar, wenn nicht schon am 12. nach Wien. Sollten Sie mir in der Zwischenzeit etwas zu sagen haben, so bitte ich nach Wildhaus zu adressiren.
Das Einzige[a] von Belang, daß ich erfahren habe, ist, daß in Wien Hofrath Zimmermann[2] sehr warm für Sie eintritt. Auf den Umstand, daß Sie kein | Österreicher sind, legen Sie zu viel Gewicht. Es ist eben der Hauptgrund, den der Minister angeführt hat, richtiger gesprochen, der einzige Grund und als solcher günstig, insofern die thatsächlich stattfindende Reciprocität ihn entkräftet. Eine vorläufige Erwerbung des Staatsbürgerrechts wäre, wie man mir sagt, unpassend, und eine persönliche Vorstellung – officiös sie zu veranlassen fehlen mir die Wege – überflüssig. Keinesfalls steht die Besetzung nahe bevor, und wie ich wieder in Wien bin, lasse ich gewiß nichts unversucht, um Herrn von Conrad[3] für Sie zu interessiren. Zwei Familien kommen, bis ich nach Wien zurückkehre, vom Land herein, mit welchen der Minister viel verkehrt. Auf diese kann ich indirect wirken und hoffe auch wen zu finden, der bei Hofrath Fiedler viel vermag. Leider kann ich direct nichts unternehmen; aber ich gebe durchaus die Hoffnung nicht auf, Ihre Angelegenheit entschieden zu fördern. Wie sehr es mich freuen | würde, können Sie nicht denken, weil Sie viel zu bescheiden sind, um den Werth zu ermessen, den die Sympathie für mich hat, die Sie meinen Bestrebungen immer entgegengebracht haben. Läge nur im Moment unsere Unterrichtsleitung nicht so tief im Argen und in so unglücklichen Händen. Herr von Conrad weiß ja selbst nicht, wo er den Kopf hat. Doch was komme ich Ihnen damit?
Lassen Sie sich ein recht glückliches Neujahr wünschen, das wenigstens den einen Wunsch Ihnen erfüllt! Bleiben Sie mir gut und seien Sie, hochgeehrter Herr, der aufrichtigen Hochachtung und Anhänglichkeit versichert, mit der ich zeichne Ihr ganz ergebener
B. Carneri.
Wie ich etwas von Belang erfahre, schreibe ich wieder.
Kommentar zum Textbefund
Kommentar der Herausgeber
2↑Hofrath Zimmermann ] Robert von Zimmermann (1824–1898), seit 1861 o. Prof. der Philosophie an der Universität Wien, 1874 zum Hofrat ernannt, 1886/1887 Rektor (https://geschichte.univie.ac.at/de/personen/robert-von-zimmermann-o-univ-prof-dr-phil (6.8.2024)); BEdPh).3↑Herrn von Conrad ] den österreichischen Unterrichtsminister, vgl. Carneri an Vaihinger vom 20.11.1882.▲